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haben?«

      »Dieser Kindskopf roch Lunte, Parker, aber ich wette, dahinter sind Sie bereits von allein gekommen. So, und jetzt ist Schluß der Sendung, ich möchte nicht von einer Fangschaltung erwischt werden.«

      Es knackte in der Leitung, worauf der Butler den Hörer behutsam auflegte und zurück zu Agatha Simpson ging, die sich in ihrem großen Wohnraum entspannte.

      »Der Entführer, nicht wahr?« fragte sie.

      »In der Tat, Mylady«, gab der Butler zurück. »Der Herr verfügt über eine äußerst sympathisch klingende Stimme.«

      »Ich kenne sie«, sagte Lady Simpson und verzog angewidert ihr Gesicht. »Er hat das Lösegeld erhöht, nicht wahr?«

      Parker nickte und berichtete, was er am Telefon gehört hatte. Als er die Summe von fünfhunderttausend Pfund nannte, spitzte Mylady die Lippen und hatte die feste Absicht, einen leisen Pfiff auszustoßen, was ihr aber nicht recht gelang.

      »Eine Unverschämtheit«, sagte sie dann, »aber es geht um Kathy. Wir werden sie selbstverständlich auslösen.«

      »Man dürfte die feste Absicht haben, Miß Porter umzubringen«, sagte Butler. »Ich möchte nicht den Teufel an die Wand malen, Mylady, doch man sollte den Tatsachen stets fest ins Auge schauen.«

      »Dann tun Sie gefälligst etwas dagegen.« Sie funkelte ihn kriegerisch an.

      »Man hat meine bescheidene Person, wenn ich es so ausdrücken darf, hier im Haus festgenagelt, Mylady. Ich fürchte, der Entführer wird sich vor Zeit zu Zeit vergewissern, ob ich tatsächlich noch zu Hause bin.«

      »Dann werde ich eben die weiteren Nachforschungen in die Hand nehmen«, entschied Parkers Herrin. »Auf mich scheint dieser Flegel ja keinen Wert zu legen.«

      »Mylady bringen sich vielleicht in Gefahr.«

      »Diese Aussicht animiert mich nur«, freute sich die ältere Dame und erhob sich. »Machen Sie sich nur keine Sorgen, ich bin kein Kind mehr!«

      »Und wo, wenn ich bescheiden frage darf, wollen Mylady den sprichwörtlichen Hebel ansetzen?«

      »Ja, wo eigentlich?« gab Agatha Simpson verdutzt zurück und setzte sich wieder. »Ich hoffe, Sie helfen mir da weiter, Mister Parker. Oh, ich weiß! Ich werde die Atelierhalle bewachen. Wann soll das Geld abgestellt werden? Doch bestimmt noch heute, im Laufe des Tages, nicht wahr?«

      »Damit ist allerdings fest zu rechnen, Mylady«, antwortete der Butler gemessen. »Auf fünfhunderttausend Pfund wird kein Mensch unnötig lange warten wollen.«

      »Warum ausgerechnet auf dem Dach einer Atelierhalle?« sinnierte die Detektivin laut. »Wie will der Entführer denn an das Geld herankommen? Umständlicher geht es wohl kaum.«

      »Wenn Mylady gestatten, möchte ich mir die Kühnheit nehmen, ein wenig zu widersprechen«, sagte Parker. »Ich darf darauf verweisen, daß man es mit gelernten und hochkarätigen Kaskadeuren zu tun haben dürfte. Sie werden sich ihre Möglichkeiten sehr genau überlegt haben.«

      *

      Der Große und der Dickliche führten Kathy in das Farmhaus, dem Ziel ihrer langen Autofahrt. Der Mann und die Frau im Fahrerhaus des Kleinbusses ließen sich auch jetzt nicht sehen. Sie waren an der Wahrung ihres Inkognitos sehr interessiert.

      Kathy schaute sich neugierig um.

      Das Farmhaus mußte sich ihrer Schätzung nach im Nordosten von London befinden. Sanfte, grüne Hügel und kleine Waldstücke säumten das Tal, in dem das Haus lag. Nachbarn schien es hier nicht zu geben.

      Kathy sah kein weiteres Haus.

      Die beiden Vampire in Zivil brachten sie diesmal in einen kühlen Keller, der wohl als Vorratsraum diente. Auf Regalen standen Gläser mit Eingemachtem. Die beiden Vampire banden Lady Simpsons Gesellschafterin an einem Regal fest, und Kathy merkte schon nach wenigen Sekunden, daß sie recht unordentlich arbeiteten. Sie verschnürten sie nicht nach allen Regeln der Kunst und gingen, als ein dritter Mann den Raum betrat.

      Dieser Mann mußte der eigentliche Entführer sein.

      Er hatte sich als Vampir hergerichtet, um sein Gesicht unkenntlich zu machen, und trug einen weiten, dunklen Umhang, der seine Figur verbarg. Sein Gesicht war hinter einer Plastikmaske, die eine wirkungsvolle Kreuzung aus Frankenstein und Vampir darstellte. Dieses Vorgesicht war derart häßlich, daß es schon nicht mehr unheimlich wirkte. Es war geeignet, die Lachmuskeln ein wenig zu reizen.

      »In ein, zwei Stunden sind Sie frei«, sagte er mit undeutlicher Stimme, was durch die eng anliegende Maske bedingt war. »Lady Simpson wird Sie auslösen.«

      »Daran habe ich keinen Augenblick gezweifelt«, gab Kathy zurück. »Wer sind Sie nun eigentlich? Morgan Patch, Herman Briggs oder vielleicht Mister Petters?«

      »Das ist doch unwichtig«, antwortete der Vampir. Er trat vor sie und zog den locker liegenden Regenmantel langsam von ihrer Schultern. »Sie sehen sehr gut aus, Miß Porter.«

      »Wollen Sie meine Hilflosigkeit ausnutzen?«

      »Warum nicht?« gab er zurück und lachte dazu leise. »So etwas wie sie läuft einem nicht alle Tage über den Weg.«

      »Sie müssen sehr verklemmt sein«, forderte Kathy ihn bewußt heraus, »aber bitte, bedienen Sie sich! Ich kann mich ja doch nicht wehren.«

      Sie setzte alles auf eine Karte, schüttelte den Mantel endgültig von ihren Schultern und präsentierte sich in ihrer Nacktheit. Der Vampir schnaufte ein wenig, trat zurück und schien sein Opfer anzustarren. Leider war von einer Regung nichts zu erkennen, die Maske verbarg das Gesicht zu gut.

      Er ging jetzt vor und berührte ihre Brust. Kathy lachte spöttisch. Diese widerliche Geste durfte ihr nach außen hin nichts ausmachen. Nur wenn sie willig erschien, konnte sie ihn vielleicht abschrecken.

      Es gelang!

      Er ohrfeigte sie und trat wieder zurück. Er stierte sie an und schien zu überlegen, was er tun sollte.

      »Sind Sie wirklich so kaltschnäuzig, wie Sie tun?« frage er dann zweifelnd.

      »Irgendwie tun Sie mir fast leid«, erwiderte Kathy gelassen. »Normalerweise scheinen sie bei Frauen kein Glück zu haben. Werden Sie von Ihrer Partnerin eigentlich sehr gegängelt?«

      »Ich könnte Sie auspeitschen!«

      »Natürlich, ich kann mich ja nicht wehren.«

      »Ich könnte Sie töten!«

      »Sie können alles, was Sie sich nur wünschen«, steigerte Kathy noch zusätzlich. »Genießen Sie doch endlich Ihre Überlegenheit! Sie haben sie bestimmt nötig.!«

      Er wollte sie erneut schlagen, doch er bremste sich im letzten Moment.

      »Sie widern mich an«, stellte er dann ärgerlich fest.

      »Ich empfinde auch nicht gerade Sympathie für Sie!«

      »Sie werden noch um Gnade wimmern, darauf können Sie sich verlassen!«

      »Sie komischer Supermann«, höhnte Kathy. »Ihre Partnerin scheint Sie ja vollkommen zu beherrschen.«

      Er wollte antworten, doch da hörte er auf der Kellertreppe ein Geräusch. Er wandte sich hastig ab und lauschte. Dann nahm er schnell den Regenmantel und legte ihn behelfsmäßig um Kathys Schultern. Wenig später erschien der Vampir mit den blonden Locken. Es war die Frau, die sich bereits auf dem Dachboden sehen ließ.

      »Es ist soweit«, sagte sie. »Das Geld liegt in einer halben Stunde auf dem Atelierdach. Wir brauchen es nur abzuholen.«

      »Können Sie zaubern?« erkundigte sich Kathy und musterte den weiblichen Vampir.

      »Wir können fliegen«, gab der Vampir mit den blonden Locken zurück. »Damit wird Ihr komischer Beschützer bestimmt nicht rechnen.«

      »Sie sind Kaskadeure, nicht wahr?«

      »Haben

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