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Zeit alle Probleme lösen würde. Nur selten zeigte er sich in der Öffentlichkeit, so dass man zwar wusste, man hatte einen Kaiser, aber niemand sah ihn je von Angesicht zu Angesicht.

      Auch in den österreichischen Ländern war Friedrich unpopulär, obwohl er sich jahrelang redlich bemühte, die wirren Zustände in den Griff zu bekommen. Selbst seine Astrologen, unter denen sich auch Enea Silvio de Piccolomini, der spätere Papst Pius II. befand, deren Urteil er vor allen wichtigen Entscheidungen einholte, konnten dem Kaiser keine günstigen Ratschläge geben.

      Friedrich hatte die 30 längst überschritten und war immer noch unvermählt, ja er erweckte den Eindruck, dass er nicht nur an Frauen höchst uninteressiert war, sondern dass er in weiblichen Wesen mit ihren Reizen direkte Werkzeuge des Teufels erblickte, die einen Mann vom rechten Wege abbringen und direkt in die Hölle führen würden. Entsetzt schlug er die Hände vors Gesicht, wenn sich ihm eine aufgeputzte schöne Dame näherte, die ihm gerne tiefe Einblicke gewährt hätte.

      Große Verwunderung machte sich deshalb breit, als der eingefleischte Junggeselle schließlich in Rom 1452 die entzückende Eleonore von Portugal heiratete, für die er allerdings wahrscheinlich herzlich wenig empfand. Ihre beiden Charaktere waren zu grundverschieden, als dass Friedrich erkennen konnte, welch wirklichen Goldschatz er in seiner Burg in Wiener Neustadt beherbergte, während er in seinen dunklen Gemächern, die seine Frau nicht betreten durfte, unablässig versuchte, Gold herzustellen oder Lebenswasser zu brauen.

      Selbst in den schwierigsten Zeiten, als die Kaiserfamilie von den Wienern gefangen genommen worden war und man gezwungen war, Hunde, Katzen und sogar Ratten zu verspeisen, machte Eleonore nicht nur den Kindern, sondern auch ihrem niedergeschlagenen, untätigen Gemahl Mut. Aber Friedrich war nicht der Mann, dem eine Familie etwas bedeutete, obwohl ihn dies nicht hinderte, in die Kindererziehung stets tadelnd einzugreifen. Spartanisch sollten Maximilian und seine Schwester Kunigunde erzogen werden, derb und vor allem einfach sollte die Kost der beiden sein. Gemüse und Obst aus den eigenen Gärten, die der Kaiser selber pflegte, standen auf dem Speiseplan, zum Trinken gab es ausschließlich Wasser.

      Friedrich war in jeder Hinsicht asketisch veranlagt, die Mönchskutte hätte ihm besser gepasst als der pompöse, mit funkelnden Edelsteinen besetzte Kaisermantel, über dessen tatsächlichen Wert die Schätzungen auseinandergingen. Aber es gab wenige Dinge im Leben, die Friedrich III. magisch anzogen wie der Glanz der Edelsteine. Als er als junger Mann nach Jerusalem zog, um Ritter des Hl. Grabes zu werden, verkleidete er sich wie ein armer Mann und erwarb auf diese Weise zu äußerst günstigen Preisen die schönsten Edelsteine. Obwohl man über diese Kostbarkeiten munkelte, durfte sie niemand in Augenschein nehmen. Selbst der eigene Sohn musste lange nach dem Tod des Vaters nach den Steinen suchen lassen, bevor er die Schätze hinter den Wandvertäfelungen einer Kirche in Nürnberg und auf Burg Strechau fand.

      Die Beziehung zwischen Friedrich III. und seinem Sohn Maximilian war von Kindheit an ausgesprochen frostig, aber in entscheidenden Situationen beeinflusste der Kaiser die Zukunft Maximilians positiv. So war er auf die Idee gekommen, dass der Sohn die Erbin Burgunds heiraten sollte, und vermochte auf dem Reichstag von Trier die Vorgespräche mit dem Vater der Braut, Karl dem Kühnen, so zu führen, dass dieser einer verwandtschaftlichen Zukunft, die beiden Seiten Vorteile bringen sollte, hoffnungsfroh entgegensah. Auch als Maximilian von der Genter Bevölkerung nach dem frühen Tod Marias in einen Zwinger gesperrt worden war, eilte der Vater mit einem Reichsheer als Retter in höchster Not herbei.

      Nur ganz selten trat Friedrich offiziell auf den Plan, wobei er die Wahl seines Sohnes Maximilian zum römischen König im Jahre 1486 bei den Kurfürsten durchsetzte, obwohl sich seine politischen Vorstellungen grundsätzlich von denen des Sohnes unterschieden. Für Friedrich bedeutete Tradition alles, während Maximilian mit Elan in eine neue Zeit schritt. Erst kurz vor seinem Tode in Linz kam es zu längeren Gesprächen zwischen den beiden Männern und Maximilian erkannte, dass der Vater wohl ein Leben lang eigentümlich gewesen war, aber doch in vielem recht hatte.

      Der letzte in Rom gekrönte Kaiser des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation regierte 58 Jahre – eine Ewigkeit. In den letzten Jahren hatte er sich nach Linz zurückgezogen, wo niemand mehr so richtig Notiz von ihm nahm. Erst als das Gerücht publik wurde, dass der Herrscher an Brand erkrankt war, registrierte man erstaunt, dass der Kaiser noch lebte. Die Ärzte sahen keine andere Möglichkeit, das Leben des Kaisers zu retten, als die Amputation des Beines. Da Friedrich als Abstinenzler eine Betäubung durch Alkohol abgelehnt hatte, sägten ihm Meister Hans Suff von Göttingen und Hilarius von Passau das Bein ab, während drei Wundärzte versuchten, den sich gegen die grausame Prozedur wehrenden Greis festzuhalten.

      Wie durch ein Wunder überlebte der Kaiser diese barbarischen Methoden, als er aber schon fast genesen war, verlangte er nach reifen Melonen, von denen er gierig eine große Menge aß. Anschließend trank er mehrere Becher eiskalten Wassers, was zu schweren Koliken führte, gegen die die Ärzte kein Mittel kannten. Kaum hatte Friedrich III. im August 1493 die Augen für immer geschlossen, glorifizierte man den seltsamen Kaiser und riet seinem Sohn, kein aufwändiges Leben zu führen. Denn: »Das hat dein reicher vater nit getan. Des chluegheit soltu sehen an …«

      Maximilian I. durfte das Geschenk der Braut an ihrem Körper suchen

      … Der Erzbischof hatte es erlaubt. – Als der Habsburger Maria von Burgund heiratete.

      Man schrieb das Jahr 1477. Für den Habsburgerkaiser sollte es ein ganz besonderes werden, denn Friedrich III. hatte mit dem Herzog von Burgund eine Heirat vereinbart, die für die nahe und ferne Zukunft des Hauses von besonderer Bedeutung sein würde. Ein guter Stern stand wahrscheinlich Pate, als Kaiser Friedrich III. auf die Idee gekommen war, für seinen Sohn Maximilian um die reiche Erbin von Burgund bei deren Vater, Karl dem Kühnen, zu werben. In ganz Europa war landauf, landab bekannt, dass Maria als einzige Tochter des Burgunderherzogs ein nicht schätzbares Vermögen an Ländern, Städten und Bargeld mit in die Ehe bringen würde. Daher war man allerorts mehr als verwundert, als man erfuhr, dass ausgerechnet der ältliche, weltfremde Kauz von einem Kaiser politische Weitsicht erkennen ließ, als er Karl den Kühnen bei einem glanzvollen Treffen in Trier davon überzeugte, dass einzig und allein sein Sohn Maximilian der richtige Mann für die junge Burgunderprinzessin sein würde. Beinahe wären die schön ausgeklügelten Pläne zunichte geworden, denn als Karl der Kühne ganz überraschend in der Schlacht bei Nancy fiel und seine Tochter als Vollwaise plötzlich allein in der Welt stand, begann von einem Tag auf den anderen ein allgemeines Rennen nach Burgund. Denn: Wer als Erster kam, der würde Maria zum Altar führen. Der Sohn des Königs von Frankreich zählte zwar erst sieben Lenze, aber was spielte das Alter für eine Rolle, wenn es um die Reichtümer Flanderns ging? Natürlich erkannte Maximilian, ein Bild von einem schönen ritterlichen Jüngling vom Scheitel bis zur Sohle, im fernen Österreich sofort die Gefahr, die ihm drohte, aber zunächst war es für ihn unmöglich, sich aufs Pferd zu schwingen, nach Westen zu reiten und die ihn sehnsüchtig erwartende Braut in die Arme zu schließen. Er war nach den Sitten der damaligen Zeit verpflichtet, einen standesgemäßen Brautzug aufzustellen und in jeder deutschen Stadt, durch die sein Weg führte, Feste, Turniere und andere Lustbarkeiten zu finanzieren. Aber wie beinahe immer waren die Geldtruhen seines Vaters gähnend leer, so dass der schöne Jüngling nur auf ein Wunder – oder die Hilfe anderer – hoffen konnte. Zwei Städten war es zu verdanken, dass Maximilian schließlich doch den Wettlauf um Maria von Burgund gewinnen konnte: Die Augsburger hatten immer schon eine besondere Schwäche für den charmanten Prinzen gehabt, der in seinem Wesen so ganz anders als sein griesgrämiger Vater war. Die Stadtväter machten so manches Geldstück locker, aber auch Naturalien wurden dem Prinzen als Wegzehrung mitgegeben, so dass er ohne weitere Verzögerung bis Köln gelangen konnte. Dort aber war seine Barschaft in jeder Hinsicht verbraucht, als er mit 600 Berittenen in die Stadt einzog. In allerletzter Minute kam ihm ein rettender Engel zu Hilfe: Die Stiefmutter Marias, Margarethe von York, die nur das Beste für die beiden jungen Leute wollte, sandte 100.000 Gulden aus ihrer Privatschatulle, damit Maximilian so schnell als möglich nach Gent gelangen konnte. Der Brautzug, der die letzte Strecke des Weges mit Maximilian zurücklegte, war für einen Kaisersohn durchaus ansehnlich: »Es kamen auch underwegen zu dem jungen, weißen kunig vil erzbischof, bischof und fursten mit einer sondern anzal

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