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Und da er sich in seiner menschenscheuen Art nicht selbst dazu in der Lage fühlte, hörte er auf den Rat von Sigismund dem Münzreichen von Tirol, der ihm schließlich die blutjunge portugiesische Prinzessin als Gemahlin vorschlug. Nachdem schließlich die Hofastrologen, die von Friedrich zu Rate gezogen worden waren, auch durch ihr Horoskop bestätigten, dass Eleonore die richtige Frau für ihn sein würde, schickte er zwei vertrauenswürdige Geistliche ins ferne Portugal, wo sie die Braut in Augenschein nehmen sollten, denn Friedrich war nicht der Mann, der die Katze im Sack kaufte.

      Nachdem die Vorverhandlungen abgeschlossen waren und die reiche Mitgift der Braut ausgehandelt war, wurde die Hochzeit per procurationem, durch einen Stellvertreter des Bräutigams, abgehalten und Eleonore für die Brautfahrt übers Meer ausgerüstet. Sie sollte ihren Zukünftigen in Italien kennen lernen, wo auch die Hochzeit stattfinden würde. Die Überfahrt gestaltete sich für die portugiesische Prinzessin zu einem wahren Albtraum. Nicht nur, dass die Flotte in schwere Stürme geriet, wobei die kostbare Ladung, vor allem das Trinkwasser, über Bord ging, so dass am Ende nur noch die Weinfässer erhalten blieben, drohten auch Piraten die Schiffe zu kapern. Wie durch ein Wunder überstand Eleonore all die Schrecknisse und sehnte den Tag herbei, an dem der Bräutigam sie in die Arme schließen würde. Als Friedrich erfuhr, dass Eleonore zu ihm unterwegs war, blieb ihm nichts anderes übrig, als auch nach Italien aufzubrechen, wo man ihm allerorts feindselig begegnete, denn niemand konnte wirklich wissen, was er und seine Mannen im Schilde führten. Daher dauerte es lange, bis Friedrich die Stadtväter von Siena überzeugen konnte, dass er seine Braut erwarte und diese nicht gut auf einem freien Feld empfangen könne. Aber wenn der König auf den Flügeln der Liebe in die Stadt gekommen war, dann war er herzlich willkommen. Als die entzückende Eleonore dem Wagen entstieg, brauste Jubel auf, und man wartete gespannt darauf, dass der König seine reizende Braut in die Arme schließen würde. Aber Friedrich konnte nicht aus seiner Haut! Verklemmt, wie er war, schlug er die Augen nieder, und am ganzen Körper zitternd näherte er sich zögernd der Frau, die ihre Zukunft an seiner Seite verbringen sollte. Der Zug nach Rom gestaltete sich für Friedrich überraschenderweise zu einem Triumphzug, der allerdings nicht ihm, sondern seiner Braut galt. In der Ewigen Stadt war nicht nur die Hochzeit des ungleichen Paares geplant, Friedrich sollte hier auch nach den alten Traditionen durch Papst Nikolaus V. zum Kaiser gekrönt werden. Es sollte die letzte Krönung eines deutschen Kaisers in Rom sein. Über die Zeremonien der Kaiserkrönung berichteten die Chronisten ausführlichst. Dass aber gleichzeitig die Eheschließung Friedrichs mit Eleonore stattfand, die auch der Papst vornahm, darüber findet man wenig Aussagen. Friedrich gab sein Jawort beinahe widerwillig, dann trennte sich das Paar, denn der frisch gekrönte Kaiser wollte sich mit dem Vollzug der Ehe reichlich Zeit lassen, da er nicht die Absicht hatte, einen »welschen« Bastard zu zeugen. Wenn Friedrich freilich geahnt hätte, dass er durch die List von Eleonores Oheim, der als König in Neapel regierte, zu einer verspäteten Hochzeitsnacht geradezu gezwungen werden würde, hätte er die Reise dorthin sicherlich niemals angetreten. Alphons versuchte alles in seiner Macht stehende, Friedrich zu einem intimen Beisammensein mit seiner Frau zu überreden. Er ließ glanzvolle Bankette und spannende Turniere veranstalten, und nachdem alles nichts fruchtete, führte er ein Gespräch von Mann zu Mann, wonach sich Friedrich endlich bereit erklärte, am 16. April 1452 das öffentliche Beilager mit Eleonore zu halten. Man stellte mitten auf einem weiten Platz ein breites Bett auf, das Kaiser und Kaiserin im Beisein des Königs von Neapel und des gesamten Hofstaates bestiegen, beide bis an den Hals bekleidet. Dann zog Friedrich kurz die Decke über ihre Köpfe, so dass sie einen Augenblick lang vor der Öffentlichkeit verborgen waren, gab Eleonore einen flüchtigen Kuss – und die Ehe galt als vollzogen. Als Friedrich weiterhin keine Anstalten traf, sich näher mit seiner jungen Frau zu beschäftigen, war guter Rat für alle teuer. Man überbot sich mit Ideen, wie man den uninteressierten Kaiser ins Bett seiner Frau locken wollte, Liebeszauber wurden ausprobiert, man versprengte mit Parfum vermischtes Weihwasser in allen Räumen, und von früh bis spät erklangen schmelzende Liebeslieder in allen Gemächern. Die Folge war, dass Friedrich den ganzen Hofstaat der Hexerei verdächtigte, er ließ sich aber doch herbei, Eleonore zu sich kommen zu lassen. Wie Aeneas Silvius, der spätere Papst Pius II., ein Vertrauter des Kaisers, in seinen Aufzeichnungen, die pikante Details enthielten, berichtete, konnte Friedrich schließlich doch nicht den Reizen seiner entzückenden Frau widerstehen. Die weitere Zukunft Eleonores gestaltete sich düster, denn sie konnte von ihrem schrulligen Ehemann, der nach wie vor sein asketisches Leben fortsetzte, nicht erwarten, dass er nur im Mindesten auf die Bedürfnisse seiner Gemahlin Rücksicht nahm. Im Gegenteil: Er ließ ihr schwere Speisen vorsetzen, die sie nicht gewöhnt war und nicht vertrug, verbot ihr, ihre kostbaren Kleider zu tragen, und zwang sie zu einem Lebensstil, der ihr in jeder Hinsicht fremd war. Der bitterste Tag in ihrem Leben war sicherlich, als die Kaiserfamilie nach dem Tod des Ladislaus Postumus von den Wienern gefangen gehalten wurde, da man den dynamischen Bruder Friedrichs, Albrecht, auf dem Königsthron sehen wollte. Friedrich zog aus dieser unwürdigen Situation keine Lehre, inaktiv, wie er war, saß er auf seiner Burg in Wiener Neustadt und kümmerte sich wenig um die politischen Belange. Er machte die Nacht zum Tage und schlief dafür weit in den nächsten Tag hinein. Um seine junge Frau und seine beiden Kinder kümmerte er sich kaum, sie störten ihn nur bei seinen Versuchen, nicht nur aus den Sternen, sondern auch aus den Formen des Mäusekots, den er sammelte, die Zukunft zu lesen, und bei seinen alchemistischen Versuchen. Um an seiner Seite nicht ganz zu verkümmern, widmete sich Eleonore mit all ihrer Liebe ihren beiden Kindern Kunigunde und Maximilian, der einst die Nachfolge des Vaters antreten sollte. Für sie veranstaltete sie bunte Feste, zu denen sie die bedeutendsten Persönlichkeiten des Landes einlud, so dass sie dem spartanischen Hof durch die Anwesenheit von Künstlern und Wissenschaftern einen gewissen Glanz gab. Ihr Gemahl allerdings erblickte in diesen bescheidenen Lustbarkeiten nur Teufelswerk. Eleonore sollte nur 31 Jahre alt werden. Als sie am 3. September 1467 starb, vermisste die »Erzschlafmütze des Reiches«, wie der ewig zaudernde, entschlusslose Kaiser von seinen Zeitgenossen abfällig genannt wurde, seine kleine Gemahlin kaum.

      AEIOU – rätselhafter Code eines seltsamen Kaisers

       Was Friedrich III. mit diesen fünf Vokalen wirklich meinte, die sich auf verschiedenen Dokumenten finden, ist bis heute nicht geklärt. Optimisten allerdings kamen zu der Erkenntnis, dass nur gemeint sein könne: » Alles Erdreich ist Österreich untertan.«

      Nicht einmal in seinen kühnsten Träumen hätte der keineswegs zukunftsorientierte Kaiser Friedrich III. annehmen können, dass das österreichische Kaiserhaus wirklich einmal ein Weltreich beherrschen würde. Denn 1415, zum Zeitpunkt seiner Geburt in Innsbruck, waren die österreichischen Länder noch dreigeteilt und es war nicht abzusehen, dass ausgerechnet er, Friedrich, der unter der Vormundschaft seines Onkels aufgewachsen war, einmal die gesamten habsburgischen Länder regieren sollte. Nur ein Wunder konnte so etwas bewirken und an das glaubte der nüchterne Realist Friedrich am allerwenigsten. Er hatte jedoch nicht den Tod als Königsmacher einkalkuliert. Alle, die ihm das Leben schwer gemacht hatten, wie sein dynamischer Bruder Albrecht oder auch sein Mündel Ladislaus Postumus, sanken überraschend früh ins Grab, genauso wie die ungarische »Krähe« Matthias Corvinus, der ihn jahrelang in Atem gehalten hatte und der ganz plötzlich an einem Schlaganfall gestorben war. Vielleicht hatte der Kaiser einfach den Reiz der fünf Buchstaben entdeckt und sie ohne geheimnisvolle Absichten auf einzelne Zettel gekritzelt!

      Friedrich hatte keine beneidenswerten Aufgaben übernommen, als ihn die Kurfürsten tatsächlich zum König gewählt hatten, da sie wussten, dass er sich kaum um die Angelegenheiten im Reich würde kümmern können. Es war bei dieser für die Habsburger entscheidenden Königwahl viel Geld im Spiel gewesen, denn mit leeren Händen war es aussichtslos, sich um die deutsche Königswürde zu bemühen. Woher allerdings Friedrich die Summen nahm, die unter der Hand gefordert wurden, ist bis heute ein Rätsel. Vielleicht hatten die zu Reichtum gekommenen Fugger schon damals ihre Geldtruhen geöffnet, denn auch später zeigten sie sich Friedrich III. und seinem Sohn Maximilian gegenüber nicht gerade kleinlich. Beide staffierten sie samt einem Gefolge von 2500 Mann prächtig aus, damit der Kaiser in goldenem Wams standesgemäß zu den Verhandlungen mit Karl dem Kühnen auf dem Reichstag von Trier erscheinen konnte.

      Obwohl Friedrich zwar offiziell in den deutschen Landen das Heft nicht aus der Hand gab, verzichtete er zeitlebens

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