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auf dem anderen war er blind.

      Es war eine Tragik des Schicksals gewesen, dass sich der stets gesunde, tatkräftige junge Mann im Jahr 1295 eine schwere Vergiftung zugezogen hatte, deren Ursachen niemand kannte. Vielleicht hatten die Köche schon leicht verdorbene Lebensmittel verarbeitet oder aber ein gedungener Mörder hatte unter die Speisen Gift gemischt, denn plötzlich begann sich Albrecht in Krämpfen zu winden, so dass die herbeigeeilten Ärzte ihm purgierende und abführende Mittel verabreichten. Aber die Koliken wurden immer ärger und schließlich verlor der junge Mann das Bewusstsein. Alle, die ihn umstanden, waren sich darin einig: Albrecht war ein Todeskandidat. In dieser verzweifelten Situation kam man schließlich auf die Idee, den Herrscher an beiden Beinen verkehrt aufzuhängen, damit das Gift aus dem Körper fließen konnte. Wie lange Albrecht so hing, ist nicht bekannt. Er überlebte die Prozedur tatsächlich, ein Auge war aber zerstört worden.

      König Rudolf, Albrechts Vater, hatte mehr als genug Probleme zu lösen, kümmerte sich aber dennoch vorbildlich um seine Kinder, selbst die Braut hatte er für den noch nicht zehnjährigen Knaben ausgesucht, natürlich nicht nach deren Schönheit oder Liebreiz, sondern einzig und allein nach ihrer Mitgift. Obwohl mit Graf Theobald von Bar schon ein Heiratsvertrag abgeschlossen war, legte anscheinend Meinhard von Tirol noch ein Scherflein dazu, denn schließlich ehelichte Albrecht im Jahre 1274 dessen Tochter Elisabeth. Er hatte wohl daran getan, denn nicht nur der Schwiegervater war ein reicher und mächtiger Mann, sondern Elisabeth erwies sich als eine ungewöhnliche Frau, die wie durch ein Wunder die Geburt von 21 Kindern überlebt und in der Albrecht eine ideale Gefährtin gefunden hatte, die ihn, soweit es ihre Schwangerschaften ermöglichten, überallhin begleitete und ihm als starke Frau mit Rat und Tat zur Seite stand.

      Es gab ihm Leben Albrechts nämlich wenig Menschen, auf die er sich felsenfest verlassen konnte. Nachdem sein Vater im Jahre 1291 die Augen für immer geschlossen hatte, musste er rasch erkennen, dass die Herrschaft der Habsburger nirgendwo wirklich gefestigt war. Antihabsburgische Tendenzen entwickelten sich nicht nur im Reich, auch in Wien begann man sich gegen die Maßnahmen aufzulehnen, die Albrecht nach dem Tode seines Vaters durchzusetzen suchte.

      Helle Empörung flammte gegen ihn auf, als er der Stadt die Reichsunmittelbarkeit entzog, etwas, was er nach einiger Zeit wieder rückgängig machte. Um aber vor allem die Wiener Zünfte zu besänftigen, räumte er diesen weitgehende Privilegien ein, auf die sie sich noch zwei Jahrhunderte beriefen. Da Albrecht von Anfang an das Ziel verfolgte, überall im Land Neuerungen und Verbesserungen einzuführen, zog er von Stadt zu Stadt, um sich überall über die Zustände zu informieren. Als glänzender Organisator, der er war, begann er sein Reformprogramm beinah an Ort und Stelle. Aber so wie zu allen Zeiten erkannten seine Mitmenschen die zukunftsorientierten Absichten nicht, man machte ihm rundherum das Leben schwer. Rebellion gegen den jungen Herzog stand auf der Tagesordnung! In Ungarn und Böhmen, aber auch in der Steiermark formierten sich die Feinde, so dass es ihm nur durch wagemutige Bravourstücke zu zeigen gelang, wer immer noch Herr in den Landen war. Die Steirer führten die Liste der Aufmüpfigen an und erhoben sich mitten im Winter gegen Albrecht, da sie vermuteten, dass es dem Herzog nicht möglich sein würde, mit einem Heer über den tiefverschneiten Semmering zu ziehen. Sie hatten sich gewaltig in dem dynamischen, waghalsigen Mann getäuscht. Nachdem er und seine Mannen sich durch den tiefen Schnee gekämpft hatten, besiegte er die Steirer und zwang sie in seine Abhängigkeit.

      Diese schier unglaubliche Geschichte machte auch im Reich die Runde und stimmte die Kurfürsten immer bedenklicher, einen Machtmenschen wie Albrecht zum König zu wählen. Man wollte jedwedes Risiko vermeiden und wählte daher 1292 einen Mann zum König, der weder Macht noch Geld besaß: Adolf von Nassau. Hatte man vermutet, dass der verschmähte Habsburger die Wahl anfechten würde, so hatte man sich gründlich getäuscht. Albrecht unterwarf sich zunächst Adolf von Nassau und nahm seine Länder aus dessen Händen zu Lehen. Er wusste, Adolf von Nassau würde schon sehr bald einen entscheidenden Fehler begehen, der ihn dann selber zum König machen würde. Albrecht hatte sich nicht verrechnet. Die Kurfürsten setzten den Bettelkönig kurzerhand ab und wählten diesmal Albrecht zum deutschen König, dem man allerdings erst nach einem intriganten Zwischenspiel tatsächlich in Aachen die Krone aufs Haupt drückte.

      In Rom jedoch hatte der Handel großes Aufsehen erregt. Papst Bonifaz VIII. durchschaute die Lage sofort und wusste, dass ihm in Albrecht ein mächtiger Herrscher gegenüberstand, der seinen Willen mit allen Mitteln durchzusetzen suchte. Und das war etwas, was die machthungrigen Päpste der damaligen Zeit in keiner Weise schätzten. Bonifaz VIII. schritt gleich nach der Wahl Albrechts zur Tat: Er bekämpfte den neuen König auf allen Linien, bezeichnete ihn als Rebell und Thronräuber, als Majestätsverbrecher und Kirchenverfolger und forderte ihn auf, binnen sechs Monaten Rechenschaft über seine Taten abzulegen. Wahrscheinlich hatte der Papst die Absicht verfolgt, Albrecht herauszufordern. Aber er sollte sich gründlich geirrt haben. Denn der neue König zeigte sich lammfromm und erfüllte die Forderungen von Bonifaz bis ins Kleinste. Sein Ziel war es nämlich, in der nächsten Zeit die Hände frei zu bekommen und die habsburgische Hausmacht im Osten als auch im Westen zu vermehren, ja selbst die Herrschaft über Gebiete in Holland, Seeland und Friesland strebte er an, was natürlich die drei rheinischen Kurfürsten in Angst und Schrecken versetzte. Aber durch Handelserleichtungen brachte Albrecht die rheinischen Städte auf seine Seite, so dass es ihm gelang, selbst die Kurfürsten in die Schranken zu weisen.

      Albrechts Leben war ein einziger Kampf gegen die Feinde von außen, gegen die Kurfürsten und gegen den Papst. Für diese Auseinandersetzungen war er durch sein Temperament gerüstet, den Kampf gegen die Vorurteile, die in seiner Zeit herrschten, musste er absolut verlieren. Er war ein Gezeichneter! Und da man ihn selber auf Grund seiner ununterbrochenen Reisetätigkeit kaum zu Gesicht bekam, glaubten die Leute an die Schauermärchen, die landauf, landab kolportiert wurden. Wenn ihn dies auch nicht unmittelbar berührte, so fanden sich auch innerhalb seiner Familie Personen, die ihm nicht wohl wollten, wie der Sohn seines Bruders Rudolf Johann. Der junge Mann sah sich durch den Oheim um das Erbe seines Vaters betrogen und sann auf Rache, obwohl ihn Albrecht zum Mitregenten in den Stammlanden eingesetzt hatte. Als der König eines Abends in Winterthur ein Gastmahl gab, bei dem der Wein in Strömen floss, liess er zu vorgerückter Stunde jedem Gast einen Blumenkranz überreichen. Als man Johann das Gebinde überreichte, schleuderte er dem König die Blumen ins Gesicht und schrie, er wäre zu alt, um weiterhin mit Blumen abgespeist zu werden, er wolle das, was ihm zustünde.

      Ein Paukenschlag hatte das fröhliche Fest beendet, betreten verabschiedeten sich die Gäste, sie ahnten nicht, dass sie den König zum letzten Mal gesehen hatten. Denn schon am nächsten Tag lauerte Johann dem Oheim auf, der seine Gemahlin endlich wiedersehen wollte, ritt auf ihn zu und spaltete ihm, ohne ein Wort gesprochen zu haben, mit einem Hieb den Schädel.

      Johann Paricida – der Königsmörder – sollte seines Lebens nicht mehr froh werden. Zwar dauerte es bis September 1309, bis die offizielle Ächtung des Königsmörders in Speyer durch den neuen König Heinrich von Luxemburg bekannt gegeben wurde. Zu dieser Zeit weilte Johann allerdings schon in einem Kloster in Pisa, wo der Königsmörder selbst von den beinah alles verzeihenden Mönchen zutiefst verachtet wurde.

      Der Hagestolz und die Prinzessin

      An der Seite ihres griesgrämigen Gemahls Kaiser Friedrich III. stand der jungen Eleonore ein trauriges Schicksal bevor.

      »Den will ich und sonst keinen«, soll die kleine kapriziöse Prinzessin Eleonore von Portugal voller Freude ausgerufen haben, als die Abgesandten aus dem fernen Österreich die Werbung König Friedrichs um ihre Hand überbrachten und ihr ein Konterfei des eventuellen Zukünftigen überreichten. Was Eleonore in ihrer Spontaneität nicht ahnen konnte, war, dass sie, ohne lange zu überlegen, ihre Zukunft besiegelte, die sich als keineswegs rosig erweisen sollte. Denn der Bräutigam war ein überstandener Mann, der eigentlich auf Grund seines eigenbrötlerischen Wesens niemals hätte heiraten dürfen. Mit seinen 32 Jahren war er ein Junggeselle wie aus dem Bilderbuch. Ungewöhnlich groß, schritt er leicht gebeugt durchs Leben und wirkte mit seinem fahlen semmelblonden Haar schon von weitem ausgesprochen griesgrämig. Bis dahin war es noch keiner Dame bei Hofe gelungen, sein Herz zu entflammen, und es schien ganz so, als würde der königliche Sonderling ohne Erben diese Welt

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