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lautet: „U Hadích Lázní 1153/44“. Zwei Tafeln neben dem Eingang erinnern an den berühmten Alpinisten. Vom Haus aus schweift der Blick auf das Steinbad, das heutige „Kaiserin-Elisabeth-Bad“, und den Schönauer Kurpark. Hinter dem Haus liegt die Stefanshöhe, heute „Janáckovy Sady“. Sie erhebt sich direkt am Hinterhof des Hauses mit einem 15 m hohen steilen Felsen, der heute mit einem Gitter gesichert ist. Hier dürfte der kleine Julius seine ersten Kletterübungen vollzogen haben.

      Die Familie Payer stammte seit vielen Generationen aus dem Ort Kriegern (heute: Kryry) bei Podborany (Krutský 1993, S. 52). Payers Vater, Franz Anton Rudolf, wurde am 7.4.1791 in Kriegern geboren. 1807 trat er als privater Kadett in ein Infanterieregiment ein. 1813 wurde er Leutnant. Ab 1815 diente er im Ulanenregiment Nr. 4, in dem er 1821 zum Oberleutnant und 1830 zum Rittmeister befördert wurde. Anfang 1832 wurde Franz Payer zum Infanterieregiment Nr. 26 „Herzog von Nassau“ versetzt und im gleichen Jahr im Rang eines Hauptmanns in den Ruhestand verabschiedet. Im Rahmen seines Militärdienstes war Franz Payer als Kartograf und Zeichner tätig, Fähigkeiten, die er seinem Sohn Julius weitervermittelte. Als Ruhesitz wählte der Pensionär Franz Payer den Kurort Teplitz-Schönau. Hier lernte er seine Frau Blandina Franziska John kennen, mit der er drei Söhne haben sollte. Das Paar heiratete erst nach der Geburt des zweiten Sohnes Julius. Anschließend zogen die Eltern vom „Morgenstern“ in das Haus „An der Weinlese“ in Teplitz, Grüne Straße (heute: Zelená) Nr. 24 um. Hier starb Franz Anton Rudolf Payer 1855 im Alter von 65 Jahren an einer Lebererkrankung.

      Mütterlicherseits entstammt Julius Payer der Familie John, die nach dem 30-jährigen Krieg von Seestadl (Ervenice) nach Teplitz zog (Krutský 1993, S. 53–55). Payers Großvater war Dr. Ludwig Alois John (1760–1834), Jurist, Schriftsteller und Chronist von Teplitz. Nach dem Studium der Rechte in Prag und Dresden wurde er Stadtsyndikus, Advokat und Rechtsvertreter der Fürsten Clary. Neben seinen juristischen Aufgaben entfaltete er eine reiche Tätigkeit auf den Gebieten der Literatur, Wohltätigkeit und Heimatforschung. Er publizierte tschechische Legenden mit Bezug zu Teplitz. Die Prager Universität verlieh ihm 1805 das Ehrendoktorat der Philosophie. Ludwig Alois John heiratete 1790 Philippina Rauscher, die Tochter des Teplitzer k. k. Postmeisters Franz Rauscher. Von den acht Kindern dieser Ehe erreichten nur der Sohn Eduard und die Tochter Blandina das Erwachsenenalter.

      Plakette am Geburtshaus Payers (F. Berger)

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      Blandinas Großonkel Dr. Johann Dionysus John (1764–1814) war Arzt, anerkannter Autor von ärztlichen Publikationen und erster Professor für Gerichtsmedizin an der Universität Prag. Aus Liebe zu seiner Heimatstadt gab er 1796 seine Professur auf und gründete in der Lindenstraße in Teplitz das John`sche Spital für arme fremde Kurbedürftige. 1814 wurde er ein Opfer seines Berufes. Nachdem er 289 Personen in Teplitz von Typhus geheilt hatte, starb er selbst daran. Dr. Johann John hatte zwei Töchter. Die Tochter Maria heiratete den späteren Bankoberkontrolleur Anton Pechwill. Dieser Ehe entsprangen vier Kinder, zwei Töchter und zwei Söhne namens Julius und Gustav.

      Gustav Pechwill (1819–1905), der Cousin zweiten Grades, war zeitlebens der engste familiäre Vertraute Julius Payers. Pechwill brachte es zum Hofrat im Wiener Finanzministerium. Der hochgebildete Jurist stand in brieflichem Kontakt mit Adalbert Stifter. Gustav Pechwill war mit Eugenie, geborene Knörlein aus Linz († 1936), verheiratet. Die Ehe blieb kinderlos. Eugenie Pechwill war Frauenrechtlerin. Sie gehörte seit 1906 dem Vorstand des Wiener Frauenerwerbsvereins an. Julius Payer betrachtete Gustav und Eugenie Pechwill als seine Familie. Dazu gehörte auch noch ein Neffe der Eugenie Pechwill, Rudolf von Gallois (geb. Linz 1862 – gest. Wien 1926). Die Korrespondenz von Julius Payer mit Cousin Pechwill, erhalten in der Österreichischen Nationalbibliothek, datiert von 1872 bis 1895. Dieses Konvolut von ca. 160 Briefen ist die wichtigste Quelle für mehr als zwei Lebensjahrzehnte Julius Payers.

      Die Familie der Blandina Franziska John gehörte zur Spitze der Teplitzer Gesellschaft. Payers Mutter wurde am 27.11.1803 im väterlichen Haus „Goldenes Kreuz“ am Schlossplatz von Teplitz geboren. Im fortgeschrittenen Alter galt Blandina John als geistesgestört. Sie wurde ab 1874 von der Familie Faber in Jannegg gepflegt, starb 1882 an Altersschwäche und wurde auf dem Friedhof von Jannegg (heute: Jeníkov) begraben. Ihr Bruder Eduard John, Julius Payers Onkel, wurde 1851 Bürgermeister von Teplitz. Er erwarb sich Verdienste um die Gründung der Sparkasse, um die Errichtung einer Schule in Teplitz und um den Bau der Eisenbahnstrecke Teplitz – Aussig. 1905 wurde eine Straße der Stadt nach ihm benannt.

      Zwei der drei Söhne von Franz und Blandina Payer, Julius und Hugo, zog es zum Militär, dem väterlichen Vorbild folgend. Der älteste hingegen, Richard Payer, war ein unsteter Geist. Er besuchte die technische Hochschule in Prag, hörte Vorträge über Boden- und Verwaltungskunde und wurde Leiter der Domäne Arnau am Riesengebirge. 1870 ging er nach Russland, um Güter an den Wäldern des Waldai zu verwalten. In der Folgezeit bereiste er St. Petersburg und Russisch-Polen, Ungarn, Slawonien, die Schweiz, Frankreich, Italien und Portugal. Die Bekanntschaft mit einem brasilianischen Politiker ermöglichte ihm am 1. Januar 1876 den Antritt einer Fahrt auf dem Dampfer „Amazonas“ von Lissabon nach Manaos. Dort erforschte Richard Payer von 1876 bis 1887 das weitere Becken des Amazonas. In den 1890er-Jahren lebte er zwischenzeitlich in Teplitz, Dammstraße 4 (heute: Na Hrázil), wo er als Kaufmann geführt wurde. Im Jahr 1904 unternahm er seine 16. Überfahrt von Amerika nach Europa und landete in Genua. Der unruhige Mann durchwanderte von 1905 bis 1910 die Zillertaler Alpen, die Steiermark und die Donaugegend, um sich dann in der Umgebung von Melk niederzulassen. Größeren Kontakt mit seinem Bruder Julius hatte er nicht mehr. Das letzte Lebenszeichen Richard Payers ist eine Kurznotiz im Neuen Wiener Tageblatt vom 9. September 1912. Er hatte eine Tochter namens Paula Payer, die 1915 als Sängerin in Bamberg wohnte.

      Der jüngere Bruder Hugo Payer (1844–1864) wechselte 1859 von der Kadettenschule in Marburg an die Militärakademie in Wiener Neustadt, gerade als sein älterer Bruder Julius diese verließ (Krutský 1993, S. 56). 1863 wurde er Leutnant Zweiter Klasse im Militärregiment Nr. 26. Nur zwanzigjährig starb er am 10. Juni 1864 an Tuberkulose im Militärsspital in Josefstadt, tief betrauert von seinem Bruder Julius, der ihn als seinen talentierteren Bruder betrachtete.

       SCHULISCH-MILITÄRISCHE LAUFBAHN

      Die erste höhere Lehranstalt Julius Payers war die Unterrealschule Hainburg. Im elften Lebensjahr wurde Julius Payer 1853 als Zögling in das Kadetteninstitut Lobzow bei Krakau gegeben (Katalog 1993, S. 99). In Österreich gab es vier Kadetteninstitute mit je 200 Schülern, aufgeteilt in vier Jahrgänge. Es war ihr Zweck, den Zöglingen einerseits einen guten Stand der allgemeinen Bildung zu vermitteln, andererseits ihnen diejenigen theoretischen Kenntnisse beizubringen, die ein späterer Offizier für seinen Beruf benötigte. Die Aufnahme erfolgte im vollendeten 11. Lebensjahr. Bedingung war der vorherige Besuch von vier Jahren einer Normalschule. Beim Schulgeld wurden Söhne von Offizieren und Militärbeamten bevorzugt. Es betrug im Falle Payers 12 Gulden jährlich. Der Lehrplan der allgemein bildenden Fächer umfasste unter anderem Französisch, Geografie, Geschichte und Freihandzeichnen. Dienstsprache des Heeres war die deutsche Sprache, in der auch die theoretische Prüfung abgehalten wurde. Nach erfolgreichem Abschluss des vierten Jahrgangs wechselte der Schüler in der Regel an eine von drei Militärakademien: Wiener Neustadt (Theresianische Militärakademie), Mährisch Weißkirchen (Artillerie-Akademie) oder Klosterbruck (Genie-Akademie).

      Als Absolvent der Kadettenschule in Lobzow bekam der 16-jährige Junge von seinem Klassenvorstand als Schulprämie ein Buch überreicht. Es war von Karl Brandes: „Sir John Franklin. Die Unternehmungen für seine Rettung und die nordwestliche Durchfahrt, Berlin 1854“. Dieses Geschenk sollte weitreichende Folgen haben. John Franklin – das ist mit großem Abstand der berühmteste Name, der mit den arktischen Expeditionen verbunden ist, nicht erst seit Sten Nadolnys „Die Entdeckung der Langsamkeit“. Das Verschwinden der Schiffe „Erebus“ und „Terror“ mit 128 Mann Besatzung bewegt bis heute die Gemüter (Bucher 2013, 83). Das Buch darüber, eines von Hunderten, die zu diesem Thema erschienen, entzündete in dem jungen Mann die Begeisterung für Schnee, Eis und Entdeckungen. Als Schulpreis an der Wiener Neustädter Militärakademie bekam Julius später eine

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