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daran haben. Ich rufe Sie an, wenn der Wetterbericht Sonne verspricht, und Sie werden mir dann hoffentlich keinen Korb geben. Einverstanden?« Seine Hand kam über den Tisch und legte sich leicht über ihre.

      Julia senkte die Lider. War es nicht, als ginge Wärme von dieser leichten Berührung auf sie über? Sie nickte schwach, und sie empfand wieder einmal, daß Mathias Walden es gut mit ihr meinte.

      *

      »Ist das jetzt dein Freund, Mama, mit dem wir wegfahren wollen, Mama? So wie Papa die Jennifer hat?« Fragend sah Florian zu seiner Mutter empor.

      Julia errötete ein wenig. »Nein, mein Schatz, so ist es nicht. Herr Walden ist nur ein Bekannter von mir. Du hast ihn auch einmal kurz gesehen, als wir bei Anette in der Wohnung waren. Später hat er mir den Olli geschenkt, damit ich nicht so allein bin.«

      »Das war aber nett von ihm«, befand Florian und nahm das

      Hündchen auf den Arm, um es hinterherzutragen.

      Mathias war schon aus dem Wagen gestiegen, sein kleiner Neffe folgte ihm, erwartungsvoll sah er Julia entgegen.

      »Hallo, Benjamin«, sagte sie, nachdem sie Mathias Walden begrüßt hatte. »Ich habe gehört, daß du ein eifriger Hörer des Kinderfunks bist.«

      »Hmhm. Nur müßten mehr von Ihren Geschichten kommen, die sind nämlich am schönsten.« Mit glänzenden Augen sah er sie an. Braun waren sie, wie die seines Onkels. »Schreiben Sie auch mal was, wo ich, der Benjamin, drin vorkommt? Das fänd’ ich lustig.«

      »Darüber läßt sich reden«, gab Julia in scherzhaftem Ton zurück. Sie stiegen ein, die Jungen auf den Rücksitz, Olli nahmen sie zwischen sich.

      Sie wollten zur ›Alten Mühle‹ fahren, einem Ausflugsrestaurant, wo man heute, bei schönstem Frühlingssonnenschein, draußen würde sitzen können.

      Während der Wagen auf der Landstraße dahinglitt, hörten Julia und Mathias den Reden der Kinder zu, die rasch vertraut miteinander wurden.

      »Ich hätte auch gern einen Hund«, sagte Benjamin. »Aber solange mein Schwesterchen noch so klein ist, will meine Mama das nicht.«

      »Ich hab den Olli ja auch nicht immer, nur wenn ich grad mal bei meiner Mama bin. Bei meinem Vater im Haus gibt’s keinen.«

      »Wieso?« fragte Benjamin etwas verwirrt. »Wohnen deine Eltern denn nicht zusammen?«

      »Nö, die sind doch geschieden«, antwortete Florian.

      »Oh!« machte Benjamin erschrocken. »Das muß aber schlimm für dich sein.«

      »Och, eigentlich nicht.« Florian zuckte die Achseln. »Zuerst war’s schon komisch. Da war ich ziemlich durcheinander. Aber das ist lange her. Da war ich auch noch kleiner. Jetzt ist es so auch ganz schön.«

      Benjamin blieb stumm. Sein Onkel sah im Rückspiegel, daß er mit verwundert-nachdenklichem Gesicht den Worten des anderen nachlauschte. Er würde es nicht so hinnehmen wie dieser Florian, ging es ihm durch den Sinn. Benjamin war zart besaitet. Nur gut, daß da keine Gefahr bestand, daß seine heile Welt in Stücke brechen könnte. Die Ehe seiner Schwester war glücklich.

      Julia hatte indessen mit blasser Miene seitlich zum Fenster hinausgesehen. Er fand es ›ganz schön‹, ihr Florian, so, wie es war. Aber das wußte sie ja. Und wieder sagte sie sich, daß es besser so war, als wenn er ein unglückliches Kind wäre.

      Als sie ihr Ziel erreichten, waren noch nicht allzuviel Sonntagsausflügler da. Die kamen erst später am Nachmittag, da hatten sich die Jungs schon an Kuchen und Eis gütlich getan. Nun sollten sie sich bewegen, und auch die Erwachsenen verlangte es nach einem Spaziergang. Florian und Benjamin sprangen mit Olli voraus. Da war das alte Mühlrad am rauschenden Bach, daran führte ein Weg entlang zu einem Laubwald im frischen Grün.

      »Wie unbefangen Kinder doch miteinander umgehen«, lächelte Mathias, mit einem Blick auf die Übermütigen, denen der Spaniel mit wehenden Schlappohren nachrannte. »Sie haben sich gleich angefreundet.«

      »Florian hatte noch nie Kontaktschwierigkeiten. Sie betrachtete er auch schon als seinen Freund, Herr Walden, weil Sie mir das Hündchen gebracht haben. Das hat ihm gefallen.«

      Ein paar Meter gingen sie schweigend weiter, dann sagte Mathias plötzlich: »Ich wäre Ihnen auch gern ein Freund, Frau Rodenbach. In dem Sinne, daß wir uns öfter mal sehen und ein gutes Gespräch zusammen führen. Oder in ein Konzert gehen, wo wir doch beide klassische Musik lieben. Zu zweit genießt man das noch mehr als allein.«

      Julia wandte ihm das Gesicht zu. Sie konnte es sich kaum vorstellen, daß dieser gutaussehende Mann allein war. Aber er hatte ihr ja kürzlich von einer verlorenen Liebe erzählt. Mathias spürte ihren Blick. Er sah ihr in die Augen, die so tief und unergründlich waren. – Und viel zu ernst.

      »Lassen Sie mich ein wenig Farbe in Ihr Leben bringen«, bat er verhalten. »Sie sollten sich nicht länger verstecken. Ende des Monats ist die Premiere der ›Zauberflöte‹. Soll ich Karten dafür besorgen?«

      »Nicht für die Premiere«, zuckte Julia zurück. »Dort würde ich all jene treffen, deren Namen ich noch trage.« Ihre Lippen verzogen sich. »Es gehört bei ihnen dazu, verstehen Sie.«

      Mathias nickte. Wie verwundet sie immer noch war! Dann lenkten die Kinder ihre Aufmerksamkeit auf sich.

      »Nicht so wild, ihr beiden!« rief Mathias ihnen zu. »Hört jetzt mal auf, dem Olli Stöckchen zu werfen. Der kommt ja kaum noch mit auf seinen kurzen Beinen. Gebt ihm mal ein bißchen Ruhe.«

      »Och, das hat ihm doch Spaß gemacht, Onkel Mathias«, meinte Benjamin. Aber er hob den hechelnden kleinen Hund doch zu sich empor und streichelte ihn besänftigend.

      Langsam wurde es Zeit für die Heimfahrt. »Bis bald«, sagte Mathias Walden mit Betonung, als er sich von Julia verabschiedete.

      Kurz darauf kam Florians Vater, um seinen Sohn wieder zu sich zu holen. Stille war wieder um Julia. Das Hündchen lag in seinem Korb und schlief nach den Abenteuern dieses Tages. Wenigstens er bleibt mir, dachte Julia und bereitete sich ihr einsames Abendessen.

      *

      In der Folgezeit trafen sich Julia und Mathias öfter. Sie gingen in die Oper, in ein Konzert, und sie ließen den Abend bei einem Glas Wein ausklingen. Oder sie unternahmen an einem der warmen Frühsommerabende einen Spaziergang, der eine hübsche Gastwirtschaft zum Ziel hatte. Julia lebte auf in diesen Stunden, in denen sie sich mit Mathias über vielerlei Dinge angeregt unterhalten konnte und sie eine ferne Zärtlichkeit in seinen Augen las, die ihr Herz berührte und es schneller schlagen ließ. Wie lange hatte sie das nicht mehr empfunden!

      Freundschaft hatte er ihr geboten, die sie dankbar annahm. War es nicht schon mehr geworden? Liebe wagte sie es nicht zu nennen. Und dennoch erblühte da etwas ganz zart in ihr, das dem gleich kam.

      An diesem Abend empfand sie es besonders, als sie nebeneinander hergingen, Mathias leicht ihren Arm genommen hatte, weil der Waldweg uneben war und sie vorhin beinahe über eine Wurzel gestolpert wäre.

      Nach einem kurzen Schweigen sagte Mathias: »Übernächsten Monat werde ich meine Kanzlei für drei Wochen schließen. Ich mache dann Urlaub in Spanien. Hätten Sie nicht Lust, mitzukommen, Julia?« Sie nannten sich jetzt beim Vornamen.

      Überrascht, daß er ihr einen gemeinsamen Urlaub vorschlug, hob Julia den Kopf. Ein leises Rot war ihr über die Wangen gehuscht. »Sie wollen mich mitnehmen?« fragte sie verwirrt.

      Lächelnd nickte er ihr zu. »Wäre es nicht schön, einmal viel Zeit füreinander zu haben, weit weg vom Alltag?«

      »Ja, schon… Aber warum wollen Sie ausgerechnet nach Spanien? Im Hochsommer ist es doch sehr heiß dort, und es sind unendlich viele Urlauber unterwegs, weil es die Zeit der Schulferien ist.«

      »Eben darauf muß ich Rücksicht nehmen, weil zwei meiner Angestellten schulpflichtige Kinder haben. Aber ich werde abseits vom Touristenstrom sein. Ein Freund von mir hat sich vor Jahren eine Finca, ein altes Bauernhaus, in einem Dörfchen nahe Valencia

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