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Automotor heulte wütend auf. Schlagartig erloschen die Scheinwerfer, die vom Zusammenprall mit dem Scherengitter zertrümmert worden waren.

      Der Fahrer legte den Rückwärtsgang ein und wollte den Wagen rollen lassen.

      Er hatte die Wucht des Zusammenpralls unterschätzt. Das verbogene und teils auseinandergerissene Scherengitter war wie eine Falle, die ihre Beute nicht mehr hergab.

      Parker ließ seine Beine hinunter, hakte den Bambusgriff aus dem Gitter und marschierte dann fast gemessen über das Dach des ruckenden Wagens hinüber zum Kofferraum.

      Es war schon fast amüsant, wie ruhig und gelassen der Butler über den Kofferraum hinunter auf den Gehweg stieg.

      Er nahm die Gelegenheit wahr, in den Wagen zu sehen.

      Am Steuer des Chrysler – um ihn handelte es sich, wie Parker inzwischen entdeckt hatte – saß ein guter, alter Bekannter.

      Hippie Paul mit der Lennon-Brille mühte sich verzweifelt ab, den Wagen vom Scherengitter zu lösen.

      Neben ihm hockte Lana Clint, die sich die Stirn massierte. Sie schien gegen die Scheibe geschlagen zu sein und machte einen nicht mehr ganz gesunden Eindruck.

      Parker verschwand zwischen am Straßenrand abgestellten Wagen und sah den Bemühungen Pauls zu, dem es endlich gelungen war, den Wagen vom Scherengitter zu lösen.

      Lana war inzwischen ausgestiegen und suchte nach Parker. Sie machte einen leicht verwirrten Eindruck, was zu verstehen war, denn das Opfer, eben noch in einer absolut ausweglosen Situation, war einfach nicht mehr vorhanden. Es schien sich in Luft aufgelöst zu haben.

      Sie hastete wieder in den Wagen, der zurück auf die Straße stieß.

      Parker blieb in Deckung eines kleinen Lasters stehen und sah dem davonpreschenden Wagen nach, während weit in der Ferne bereits die Sirene eines Polizeistreifenwagens zu hören war.

      Der aus der Nachtruhe aufgeschreckte Pfandleiher und Besitzer des Scherengitters hatte inzwischen die Polizei alarmiert.

      *

      Seinen Arm legte er um ihre Schulter und tat sehr heimatlich.

      Sue war wie verkrampft.

      Sie ahnte, daß sie gegen diese Umarmung nichts unternehmen durfte. Ihre einzige Chance bestand darin, dem Gangster etwas vorzugaukeln. Er mußte das Gefühl bekommen, daß sie einem kleinen und intimen Abenteuer nicht abgeneigt war.

      Seine Füße standen auf Rander, der vor ihm und Sue auf dem Wagenboden lag. Rander war ebenfalls gefesselt. Ob er bereits wieder zu sich gekommen war, konnte Sue nicht beurteilen.

      Der zweite Gangster saß am Steuer des Wagens, der hinüber in den Ostteil der Stadt gefahren wurde. Beide Männer hatten inzwischen ihre Gesichtsmasken abgelegt. Sue hatte die Burschen vorher noch nie gesehen. Es waren echte Unbekannte für sie.

      »Meine Hände«, sagte sie und stöhnte, als er mit ihrem Nackenhaar spielte.

      »Das gibt sich, Süße«, turtelte der Gangster neben ihr, »man gewöhnt sich an alles.«

      Dann beugte er sich vor, nahm hart ihren Kopf herum und küßte sie gierig.

      Um ein Haar hätte Sue falsch reagiert und ihn mit ihrer Schulter zurückgestoßen. Sie nahm sich zusammen und erwiderte zwar nicht seinen Kuß, das wäre zu auffällig gewesen, aber sie ließ immerhin erkennen, daß sie angeblich beeindruckt war.

      »Puh …!« sagte sie gespielt atemlos, als er sie wieder freigab.

      »Laß den Quatsch, Ronnie«, fuhr der Mann am Steuer dazwischen.

      »Wieso Quatsch?« Ron grinste, »die Kleine scheint Temperament zu haben.«

      »Finger weg!«

      »Du bist wohl behämmert, wie?« Ron beugte sich vor zum Fahrer, »wer hat hier wem was zu sagen, he?«

      »Schon gut«, sagte der Mann am Steuer und hob gleichzeitig die Schultern, »laß dich nur nicht leimen!«

      »Aber ich doch nicht, Clive!« Ron lachte leise auf, »ich weiß doch, wie man mit Katzen umgeht!«

      Dann zog er Sue wieder an sich und ließ seine linke Hand unter ihren Pullover gleiten.

      Sue bäumte sich auf und stöhnte.

      Was Ron gründlich mißverstand. Erfreuerlicherweise übrigens, wie Sue konstatierte.

      »Ganz schön heiß«, sagte er, »aus uns kann noch was werden, Süße.«

      »Wohin … Wohin bringen Sie uns?« fragte Sue, Sie ignorierte seine Hand, was ihr nicht leicht fiel.

      »Kleiner Ausflug«, meinte Ron, »Stadtrundfahrt … Und dann ’ne kleine Party, einverstanden?«

      »Ich habe Angst«, gestand Sue ehrlich und laut.

      »Ich auch – nämlich vor mir«, erwiderte Ron, wozu Clive vorn am Steuer meckernd auflachte.

      *

      Die Polizei hatte den Tatort vor dem Scherengitter längst verlassen. Sie hatte einige Spuren gesichert, den aufgeschreckten Pfandleiher vernommen und ein paar Zeugen aus den benachbarten Häusern befragt.

      Herausgekommen war nichts, wie Parker es aus der vorsichtigen Distanz bemerkt hatte. Er hatte sich nicht sehen lassen und die Szene von seinem hochbeinigen Wagen aus beobachtet. Er stieg aus, als die beiden Streifenwagen in einer Seitenstraße verschwunden waren.

      Seit dem Mordversuch an ihm waren gut und gern fünfundvierzig Minuten verstrichen.

      Die Straße machte wieder einen verschlafenen und dunklen Eindruck. Parker glaubte, jetzt wieder aktiv werden zu können. Sein Ziel war das graue und schäbige Haus, in dem es eine Detektei gab.

      Auf der Treppe selbst war er noch unbefangen und bewegte sich normal. Als er aber den kleinen Korridor vor sich hatte, in dem sich die Räume der Detektei befanden, schaltete er auf höchstes Mißtrauen um.

      Parker ging von der Voraussetzung aus, daß Stilson irgendein Alarmsystem installiert haben mußte. Er dachte an das Gespräch von Stilson, dem Hippie und Lana Clint. Auf Kommando hatten sie eine Unterhaltung geführt, die Parker interessieren mußte. Sie hatten auf ein ganz bestimmtes Stichwort hin dieses Gespräch geführt.

      Parker untersuchte sorgfältig den Eingang zum Korridor, der früher mal eine Tür gewesen war. Die Holzrahmen waren noch zu sehen. War hier das Alarmsystem versteckt?

      Sein Verdacht bestätigte sich sehr schnell.

      Es gab so etwas wie eine unsichtbare Lichtschranke. Links und rechts in Kniehöhe angebracht, entdeckte er im Rahmenholz zwei Linsen, die sich genau gegenüber lagen. Ob diese Lichtschranke eingeschaltet war, vermochte er nicht zu sagen. Sicherheitshalber ging er von dieser Annahme aus.

      Er benutzte seinen Universal-Regenschirm als Sprungstab. Mit einem leichten Anlauf schwang er sich über die Lichtschranke und stand dann im eigentlichen Korridor. Bis zur Tür Nummer 125 war es jetzt nicht mehr weit.

      Parker kannte bisher nur die beiden eigentlichen Arbeitsräume der Detektei. Seiner Ansicht nach befanden sich Stilsons Privaträume hinter den Türen Nummer 126 und Nummer 127.

      Sein Besteck war Superklasse.

      Es befand sich in einem kleinen Lederbeutel und setzte sich aus verchromten Spezialschlüsseln zusammen. Nach ungefähr zwanzig Sekunden hatte er die Tür Nummer 126 aufgesperrt.

      Vorsichtig öffnete er sie und starrte in die Mündung einer kurzläufigen 38er.

      Sie war so groß wie ein mittleres Scheunentor, wie Parker empfand.

      *

      Die nächtliche Stadtrundfahrt endete auf einem weiten Platz, wo dicht an dicht ein Wohnwagen neben dem anderen stand. Es handelte sich um Kleinstmodelle, um Luxusausführungen und um riesige Trailer, die schon Häuser auf Rädern glichen.

      Der Wagen hielt vor

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