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ist unterwegs. Kann ich ihm etwas ausrichten?«

      »Ich … Hören Sie … Man hat …« Sie stotterte herum. Die Auskunft Randers schien sie vollends durcheinander gebracht zu haben.

      »Hat Ihr Mann sich gemeldet, Mrs. Levell?« fragte Rander sie daraufhin rundheraus.

      »Wieso? Wie?« Rander hatte den Nagel auf den Kopf getroffen, wie ihrer verwirrten Reaktion zu entnehmen war.

      »Sie können Vertrauen zu mir haben, Mrs. Levell«, sagte Rander schnell, »Mister Parker und ich arbeiten immer Hand in Hand. Ich weiß, daß er Ihnen helfen will.«

      »Hank … ich meine, mein Mann … Er hat sich wirklich gemeldet«, gab Mrs. Levell daraufhin zu. Sie schien erleichtert darüber zu sein, daß sie über diese Tatsache mit einem Menschen reden konnte. »Vor einer knappen Stunde kam sein Anruf. Zuerst wollte ich ihn verschweigen. Ich habe lange mit mir gerungen, glauben Sie mir.«

      »Was hat Ihr Mann gesagt?«

      »Er sagte, ich solle mir keine Sorgen machen. Er sprach nur sehr wenig.«

      »Von wo aus rief Ihr Mann an, Mrs. Levell?«

      »Das sagte er nicht, obwohl ich ihn danach gefragt habe. Er sagte nicht viel. Wissen Sie, ich glaube, daß er nicht so sprechen konnte, wie er wollte.«

      »Was sagte er noch?«

      »Hank will in den nächsten Tagen zurückkommen. Er sagte, ich brauchte mir keine Sorgen zu machen.«

      »Fragten Sie ihn nach der Viertelmillion?«

      »Natürlich, aber darauf antwortete er nicht. Sagen Sie mir, was ich jetzt machen soll, Mister Rander. Muß ich nicht die Polizei anrufen? Obwohl er mir das streng verboten hat?«

      »Ich fürchte, daß die Polizei bereits Bescheid weiß«, sagte Rander und dachte an Captain Madford, »will Ihr Mann sich noch mal melden?«

      »In den nächsten beiden Stunden«, sagte Mrs. Levell. »Ich bin völlig durcheinander. Hoffentlich passiert Hank nichts. Seine Stimme klang so mechanisch. So leiernd, als hätte er Mühe, die Worte zu formulieren, verstehen Sie, was ich meine?«

      »Wenn Sie erlauben, Mrs. Levell, werden meine Sekretärin und ich sofort zu Ihnen kommen.«

      »Ja, bitte«, sagte sie mit ängstlicher Stimme, »allein in der Wohnung würde ich es jetzt nicht mehr aushalten. Bitte, kommen Sie schnell! Ich habe Angst um Hank.«

      *

      Parker sah ebenfalls durch die Glasscheibe, und zwar in einen angrenzenden Raum, der die Dimensionen eines mittleren Saales aufwies.

      In diesem Saal standen ein paar Spieltische, die nicht umlagert waren. Es wurde Roulette gespielt, und die Einsätze konnten sich sehen lassen.

      Die Spieler trugen durch die Bank dunkle Anzüge, Smokings und Abendkleider. Sie stammten sicher aus begüterten Kreisen und suchten teure Zerstreuung.

      »Schlecht besucht heute«, sagte die Frau zu Conally.

      »Der Abend fängt ja erst an«, stellte Conally richtig, »wichtiger ist, wann Cary und Hal sich endlich melden.«

      »Was versprichst du dir eigentlich davon?« wollte die Frau wissen.

      »250 000 Dollar«, gab Conally lächelnd zurück, »ich gehe jede Wette ein, daß Parker schon auf ’ner heißen Spur ist. Aber das wird er uns ja bald sagen können, Liz. Auf die Jungs kann ich mich verlassen.«

      »Ich fürchte, ein wenig Wasser in den Wein Ihrer Hoffnungen gießen zu müssen«, schaltete Josuah Parker sich in diesem Augenblick ein. Als Conally prompt herumwirbelte und ihn entsetzt anstarrte, lüftete der Butler höflich seine Melone.

      Die Frau mit dem schwarzen Haar und den dunklen, verhalten glühenden Augen wandte sich wesentlich langsamer um. Ihr Gesicht wirkte neutral, fast ausdruckslos, als sie den Butler musterte. Sie schien auf jeden Fall bessere Nerven zu haben als Conally, der jetzt tief nach Luft schnappte.

      »Ich möchte auf keinen Fall stören«, entschuldigte sich der Butler in seiner höflichen und ruhigen Art, »ich komme nur, um Sie über Ihre beiden Mitarbeiter Cary und Hal zu informieren. Ich fürchte, sie sind im Moment nicht in der Lage, Ihnen Bericht zu erstatten.«

      »Wie … Wie kommen Sie hier herein?« sagte Conally, der sich endlich etwas gefangen hatte.

      »Aber das ist doch jetzt völlig unwichtig, Pete«, mischte sich die junge schwarzhaarige Dame in die Unterhaltung ein, »ich freue mich, daß Mister Parker gekommen ist.«

      »Sie kennen meine bescheidene Wenigkeit?«

      »Von Erzählungen und Beschreibungen her«, sagte sie und lächelte kokett.

      »Hoffentlich enttäusche ich Sie nicht zu sehr.«

      »So, wie Sie aussehen, Mister Parker, habe ich Sie mir genau vorgestellt«, erwiderte Liz lächelnd, »Sie haben Cary und Hal außer Gefecht gesetzt, nicht wahr?«

      »Es ließ sich leider nicht vermeiden«, gab der Butler zurück, »aber ich darf Ihnen versichern, Madam, daß ihnen nichts angetan wurde, das sie nicht überwinden würden.«

      Conally war halt ein Gangster, der es einfach nicht lassen konnte. Für ihn zählte nur die nackte Gewalt. Er schob sich langsam zu seinem Schreibtisch hinüber. Und sein Ziel war mit Sicherheit die obligate Schreibtischschublade, in der sich höchstwahrscheinlich eine Schußwaffe befand.

      Worauf Parker fast beschwörend den Kopf schüttelte.

      »Wenn ich mir einen Rat erlauben darf«, sagte er dazu zu Conally, »so sollten Sie Abstand von überraschenden Angriffen nehmen. Sie sollten inzwischen bemerkt haben, daß ich als interessierter Besucher gekommen bin.«

      Sicherheitshalber war Parker dem Gangsterboß an den Schreibtisch gefolgt. Seine schwarz behandschuhten Hände spielten mit einem ordinären Leimtopf, der neben einer Federschale stand.

      Es war ausgerechnet die schwarzhaarige junge Dame, die jetzt aggressiv wurde.

      Sie hatte sich eine echte Chance ausgerechnet, Parker außer Gefecht setzen zu können. Und sie wollte diese Chance sofort nutzen. Sie hielt plötzlich einen soliden Aschenbecher in der rechten Hand und war ganz wild darauf, ihn auf dem Kopf von Parker abzustellen.

      Sie kickste erschreckt auf, als Parker ihr den Leimpinsel durch das frisch bemalte Antlitz zog.

      *

      Sie schnappte nach Luft, leckte nach dem weißen Leim und spuckte ihn wütend wieder aus. Ihr war die Sicht genommen, und sie warf den Aschenbecher wütend und ziellos durch das Zimmer.

      Womit Conally nicht gerechnet hatte.

      Er verdrehte die Augen gegeneinander, schielte außerordentlich und stöhnte dann leise auf. Was damit zusammenhing, daß der schwere Aschenbecher auf seiner Nasenwurzel gelandet war. Conally wurde schwach in den Beinen und fiel rücklings in einen günstig stehenden Sessel.

      Die junge Dame namens Liz wischte sich inzwischen die verleimten Augen aus und schob sich dabei hilflos durch das Zimmer. Sie konnte nicht sehen, daß Parker die Gunst des Augenblicks nutzte, um sie weiter zu beschäftigen.

      Zuerst benutzte er den Pinsel, mit dem er weitere Leimstriche durch ihr Gesicht zog.

      Anschließend verleimte er das Kleid auf ihrem Rücken und goß den zähen Rest in ihren großherzigen Ausschnitt.

      Liz führte daraufhin einen fast vollendeten Tanz auf und griff nach ihrer Kleidung, die sich bereits innig mit ihrer Haut verband. Dazu stieß sie kleine und spitze Schreie aus.

      Parker, der eigentlich schon genug gehört hatte, entschloß sich zum Gehen. Er wollte nicht weiter stören. Er wußte, daß die beiden Strolche Cary und Hal von Conally auf ihn angesetzt waren, um auf diesem Umweg an die 250 000 Dollar heranzukommen. Conally wollte nur im trüben fischen. Für das Verschwinden von Hank Levell kam er nach Lage der Dinge nicht in Betracht.

      Der Catcher, der Parkers

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