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und jetzt ist er sogar noch zum Dieb geworden«, redete sie weiter, »so mußte es ja mal kommen. Ich kann nicht verstehen, warum Levells Firma ihn das Lohngeld von der Bank holen ließ. Reiner Leichtsinn, Mister Parker, wenn Sie mich fragen!«

      »Sie kennen demnach auch Mrs. Levell?«

      »Eine bedauernswerte Frau. Ich habe sie eigentlich immer bemitleidet, verstehen Sie?«

      »Ich fürchte, nicht ganz, Mrs. McLean.«

      »Haben Sie sie schon mal gesehen? Eine kleine, verschüchterte Frau, die nichts zu sagen hat. Und ausgerechnet sie muß jetzt die ganze Geschichte ausbaden. Muß die Suppe auslöffeln, die ihr Mister Levell eingebrockt hat.«

      »Ihr Mann scheint da etwas anderer Meinung zu sein, Mrs. McLean.«

      »McLean«, sie nannte stets nur seinen Hausnamen, »McLean ist naiv, falls Sie das noch nicht bemerkt haben sollten. Er hält Hank Levell für einen anständigen Menschen. Daß ich nicht lache! Er hat sich mit den 250 000 Dollar abgesetzt und wird irgendwo in der Welt ein neues Leben beginnen.«

      »Hallo, Mister Parker«, rief McLean in diesem Moment von der Tür her. Er strahlte den Butler an und warf dann seiner Frau einen fast scheuen Blick zu. Was bei seinen körperlichen Ausmaßen irgendwie irritierte. Wie gesagt, McLean glich einem Grislybär, doch er stand völlig unter der Fuchtel seiner kleinen, fast zarten Frau.

      »Ich erkläre Mister Parker gerade, wie sehr du auf dem Holzweg bist, was diesen Levell betrifft«, sagte sie spitz, »aber ich hatte dich ja schon immer vor diesem Mann gewarnt.«

      »Hatten Sie dafür möglicherweise bestimmte Gründe?« erkundigte sich Parker bei Mrs. McLean.

      »Gründe … Gründe …!« Sie schnaufte verächtlich, »braucht man dazu Gründe? So etwas spürt eine Frau! Levell ist in meinen Augen ein Gauner und Herumtreiber, der seine Frau im Stich gelassen hat. Du wirst es noch einsehen, McLean!«

      »Wie du meinst«, sagte der Sergeant gehorsam und nickte.

      »Wann heiratete Ihr Bekannter Levell?« fragte Parker, sich an den Grislybär wendend.

      »Vor etwas über einem Jahr«, lautete die Antwort, »er lernte Mabel in einem Fahrstuhl kennen.«

      »Womit ihr Unglück prompt begann«, schaltete Mrs. McLean sich bitter ein, »ich bin sicher, sie hätte damals die Treppe benutzt, wenn sie das alles vorausgeahnt hätte!«

      *

      Parker hatte das Reihenhaus der McLeans verlassen und schritt gemessen auf seinen hochbeinigen Wagen zu.

      Dabei beobachtete er automatisch die nähere Umgebung des Hauses. Es war dunkel geworden, doch die Straßenbeleuchtung reichte aus, um Einzelheiten in der weiteren Umgebung des Hauses zu erkennen.

      Verdächtiges vermochte Parker nicht festzustellen, doch seine innere Alarmglocke meldete sich wieder mal. Irgend etwas stimmte nicht. Eine Gefahr lauerte. Er vermochte aber noch nicht zu sagen, worum es sich handelte.

      Mit einem Schuß aus dem Hinterhalt rechnete Parker allerdings nicht. Dazu gab es nach seiner Berechnung vorerst keine Veranlassung. Noch hatte er den Fall Levell ja nur oberflächlich angekratzt und sammelte nur Informationen, um sich überhaupt ein Bild zu machen.

      Er setzte sich ans Steuer seines Wagens und wußte Bruchteile von Sekunden später, um welche Gefahr es sich handelte. Diese blitzschnelle Erkenntnis hing mit dem Rückspiegel seines Wagens zusammen, in dem die Gesichter von zwei Mitfahrern vage zu erkennen waren.

      Es handelte sich um Männer, die im Fond Platz genommen hatten, obwohl Parker sie auf keinen Fall zu dieser Fahrt eingeladen hatte. Sie hatten die Tatsache genutzt, daß der Butler die Wagentüren – gegen seine sonstige Gewohnheit – nicht abgeschlossen hatte.

      Aber die beiden Männer wollten nicht nur mitgenommen werden. Sie meldeten sogar noch Ansprüche an, die Parker auf keinen Fall akzeptieren wollte und konnte.

      Diese Ansprüche bestanden darin, daß einer von ihnen seine rechte Hand hob. Sehr vorsichtig und sehr verstohlen. In dieser Hand befand sich eine Schußwaffe vom Kaliber 45. Der Lauf sollte laut Rückspiegel gegen den Hinterkopf des Butlers gepreßt werden.

      Parker jedoch war schneller.

      Sein schwarz behandschuhter Zeigefinger drückte bereits einen Knopf auf dem reichhaltig ausgestatteten Armaturenbrett des Wagens. Blitzschnell schoß daraufhin die schmale Trennscheibe zwischen Wagenfond und seinem Sitz nach oben.

      Der Mann mit dem 45er zuckte überrascht zusammen, als die Waffenmündung plötzlich gegen dickes Panzerglas stieß. Er wollte sich mit der Tatsache nicht abfinden, daß er von Parker abgeschnitten war. Wütend hämmerte er mit dem Lauf der Waffe gegen das dicke und unempfindliche Panzerglas.

      Parker verriegelte inzwischen elektrisch die beiden hinteren Wagentüren, deren Füllungen ebenfalls aus dickem Panzerglas bestanden. Die beiden Männer ahnten zu diesem Zeitpunkt noch nicht, daß sie sich bereits in einem rollenden Gefängnis befanden.

      Noch redeten sie miteinander.

      »Drück doch ab!« fauchte der Mann, der nach wie vor in seiner Wagenecke saß und bisher keine Aktionen gezeigt hatte.

      »Panzerglas«, meldete der Mann mit der Waffe.

      »Los! Mach schon!«

      »Ich laß mir doch keinen Querschläger um die Ohren pfeifen«, gab der Mann mit der Schußwaffe gereizt zurück, »wir steigen aus, und zwar an der nächsten Ampel.«

      Parker war in der erfreulichen Lage, die Unterhaltung mitverfolgen zu können. Natürlich hatte er längst das Mikrofon im Fond eingeschaltet. Er bekam jede Nuance des Zwiegesprächs mit.

      Die erwartete Ampel näherte sich, sie stand auf Rot.

      Parker ließ den Wagen langsam aufrollen und wartete auf die Umschaltung.

      Die beiden Insassen seines Wagens mühten sich inzwischen verzweifelt mit den Klinken ab. Sie drückten und rüttelten an ihnen herum. Doch die Türen rührten sich nicht. Man hätte sie wohl nur mit einem Hochleistungsschweißbrenner zu offen vermocht.

      »Schlag doch endlich die Scheiben ein!« schrie der Mann ohne Waffe nervös.

      »Panzerglas«, meldete sein Partner mit dem 45er lakonisch.

      »Das wird Conally uns niemals abnehmen«, meinte der Mann ohne Schußwaffe. Er ließ sich erschöpft und resigniert in seine Wagenecke zurücksinken.

      »Pete wird uns dafür in kleine Scheiben schneiden«, stöhnte der Mann mit dem 45er. Er wischte sich den Schweiß von der Stirn und hämmerte dann wie besessen gegen die Trennscheibe.

      Parker hatte die beiden Namen Conally und Pete inzwischen zur Kenntnis genommen. Erfreulicherweise sagten sie ihm sehr viel. Er kannte nämlich einen stadtbekannten Mann der Unterwelt, der sich Pete Conally nannte. Und Parker war der durchaus richtigen Ansicht, daß er gerade eine äußerst wichtige Information frei Fahrersitz erhalten hatte.

      *

      »Und was wurde aus den beiden Kerlen?« fragte Mike Rander, als Parker bis zu diesem Punkt der Geschichte gekommen war. Der Butler hielt sich im Studio seines jungen Herrn auf und hatte Bericht erstattet.

      Sue Weston hatte sich stenografische Notizen gemacht, um für Rander später ein Erinnerungsprotokoll anfertigen zu können. Sie hatte die Frage Randers gehört und sah den Butler erwartungsvoll lächelnd an.

      »Verständlicherweise, Sir, war ich an der weiteren Mitnahme der beiden Herren nicht mehr interessiert«, erwiderte Parker.

      »Wo stecken sie jetzt?« wiederholte Rander seine Frage.

      »Ich war so frei, Sir, sie aussteigen zu lassen.«

      »In welchem Zustand?« Rander kannte schließlich seinen Butler.

      »Nun, Sir, die beiden erwähnten Herren waren nicht gerade sehr sicher auf den Beinen.«

      »Sie haben sie

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