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zu niesen. Es schüttelte ihn jedesmal derart durch, daß er immer wieder von den Knien abrutschte und haltlos auf dem Boden landete.

      Als Parker die untere Loge erreicht hatte, sah er kurz nach dem ersten Catcher.

      Dieser Mann, der von Parkers Ziernadel getroffen worden war, pflegte noch der tiefen Ruhe. Er war überhaupt nicht ansprechbar.

      Parker lüftete höflich seine schwarze Melone, als er das kleine Kassenhäuschen passierte.

      Die üppige Blondine, die nichts ahnte, würdigte ihn nicht eines Blickes. Ein Mann mit dem Aussehen Parkers war in ihren Augen ein totales Nichts.

      *

      »Sind Sie sicher, daß es die Stimme Ihres Mannes gewesen ist?« fragte Mike Rander eindringlich, »überlegen Sie genau, Mrs. Levell!«

      »Vollkommen sicher«, sagte sie, »und ich glaube, daß das Gespräch von weit her kam. Seine Stimme klang nicht besonders laut. Wie bei einem Stadtgespräch, zum Beispiel.«

      »Sie könnte also auf keinen Fall imitiert worden sein?« schaltete Sue Weston sich ein.

      »Auf keinen Fall«, gab Mrs. Levell zurück, »er brauchte Redewendungen, die typisch für ihn sind, verstehen Sie?«

      »Warten wir ab, ob er sich noch mal melden wird«, sagte Rander. Er und Sue Weston befanden sich in dem Wohnraum der Levell-Wohnung und hatten es geschafft, Mrs. Levell etwas zu beruhigen. Sie rauchte jetzt eine Zigarette, nippte an einem Glas Milch und beobachtete fast konzentriert das Telefon.

      Sue Weston taxierte sie ab.

      Mrs. Levell sah wieder nicht vorteilhaft aus. Sie trug ein einfaches, aber viel zu weites Hauskleid, das bis über die Knie reichte. Das Haus war ungepflegt. Von einem Make-up war nicht die Spur zu erkennen.

      Sue räusperte sich leicht, worauf Mrs. Levell zusammenfuhr. Sie schien mit ihren Nerven am Ende zu sein.

      »Entschuldigung«, sagte Sue und stand auf, »wo finde ich das Badezimmer?«

      »Am Ende des Korridors, rechts«, sagte Mrs. Levell, die schon wieder das Telefon hypnotisierte. Sue nickte dankend und verließ den kleinen Wohnraum mit den billigen Versandhausmöbeln. Sie hatte keineswegs die Absicht, sich die Nase zu pudern, sie wollte sich das Schlafzimmer der Levells ansehen. Sie war einfach neugierig. Sie kam nicht von dem Gedanken los, daß Rander und ihr so etwas wie Theater vorgespielt wurde.

      Sie fand das Schlafzimmer auf Anhieb.

      Es gab die beiden Einzelbetten, die von einem niedrigen Schränkchen getrennt wurden. Auf diesem Schränkchen machte sich ein Teddybär breit, der den übrigen Kitsch hoch überragte. Dieser Kitsch bestand aus Nippes-Figuren, gestickten Deckchen und zwei Nachttischlampen, die die Form kleiner Tänzerinnen hatten. In ihren ausgestreckten Händen hielten sie die Lampenschirme, die mit Troddeln und Fransen verziert waren.

      Im Zimmer roch es nach billigem Parfüm.

      Sue schaute zur Tür. Sie hoffte, sich noch etwas Umsehen zu können. Mike Rander mußte wissen, daß sie Zeit brauchte. Und sicher würde er sie in irgendeiner Form warnen, falls Mrs. Levell ihr folgen wollte.

      Doch davon war nichts zu hören.

      Sue öffnete vorsichtig den Wandschrank und sah sich die Kleider an. Sie suchte vor allen Dingen nach einer Garçonkappe, wie Parker sie beschrieben hatte.

      Zu ihrer Überraschung fand sie diese Kappe in einem Seitenfach des Wandschranks. Die Kappe war brandneu und sicher nicht billig gewesen. Sie paßte tatsächlich nicht in diesen Schrank, in dem billige Konfektionskleidung hing. Es handelte sich um einige Kleider, Kittel und um zwei einfache Mäntel.

      Die Wäsche von Mrs. Levell war auf keinen Fall das, was man Reizwäsche hätte nennen können. Alles wirkte ein wenig bieder und auch hausbacken. Zu bieder und hausbacken, wie es Sue durch den Kopf schoß. Sie konnte sich einfach keine Frau vorstellen, die nicht wenigstens ein paar gewagte und freche Dinge für den Intimbereich eingekauft hatte, wobei man durchaus offen lassen konnte, ob sie solche Dinge auch tatsächlich verwendete.

      Sue hörte das Läuten des Telefons und beeilte sich, zurück in den Wohnraum zu kommen.

      Mrs. Levell hielt bereits den Hörer in der Hand.

      »Hank?« fragte sie gerade mit leiser, ängstlicher und erwartungsvoller Stimme, »Hank, bist du es?«

      Mike Rander hatte sein Ohr dicht an die Rückseite des Hörers gebracht, um mitzuhören. Er sah Sue, die jetzt vor ihm stand, aus erwartungsvoll geöffneten Augen an.

      »Warum kommst du nicht zurück?« fragte Mrs. Levell gerade, »die Polizei glaubt, du hättest das Geld unterschlagen, Hank! Sie halten dich für einen Dieb. Bitte, komm zurück!«

      Sue ließ sich leise in einen der einfachen Sessel gleiten und wartete ab, bis das Gespräch beendet war.

      Das geschah schneller als erwartet.

      »Hank … Hank …!« sagte Mrs. Levell gerade aufgeregt und wesentlich lauter, »Hank, bist du noch am Apparat? Sag doch etwas! Hank, hörst du mich?«

      »Aufgelegt«, kommentierte Mike Rander und richtete sich auf, »hörte sich so an, als sei ihm etwas dazwischengekommen, Mrs. Levell!«

      »Ich habe einen Schuß gehört«, erwiderte Mrs. Levell und rang die Hände, »haben Sie ihn nicht auch gehört, Mister Rander? Das muß doch ein Schuß gewesen sein.«

      »Vielleicht nur eine Tür, die ins Schloß gefallen ist«, meinte Rander lahm und ohne Überzeugungskraft. Es war offensichtlich, daß er an diese Tür nicht glaubte.

      *

      Parker war noch nicht in der Laune, zurück in die Dachgartenräume seines jungen Herrn zu gehen.

      Er saß am Steuer seines hochbeinigen Monstrums und näherte sich der Straße, in der sich die Geschäftsräume einer bestimmten Detektei befanden.

      Etwa zehn Minuten später wußte er, daß er diesen kleinen Umweg nicht umsonst gemacht hatte. In den Räumen der Detektei Stilson brannte noch Licht.

      Parker ließ seinen Wagen etwa hundert Meter hinter dem Haus stehen und ging zu Fuß zurück.

      Die Haustür war geöffnet, was ihn nicht weiter wunderte.

      Parker ging über die Treppe nach oben und blieb abwartend vor der Tür Nummer 125 stehen.

      Stimmen waren zu hören. Lana Clint war dabei, die wütend zu sein schien.

      »… kann ich euch wirklich nicht verstehen«, meinte sie, »wer ist schon dieser Parker? Ein Mann, der mal Glück gehabt hat. Ich lasse mich von ihm nicht ins Bockshorn jagen.«

      »Du kennst den Butler nicht«, erwiderte Stilson wehleidig, »dieser Kerl ist mit allen Wassern gewaschen. Haben wir doch heute erst erlebt. Ich bin dafür, daß wir die Sache Levell fallenlassen. Dabei springt für uns nichts heraus.«

      »Wer verzichtet schon freiwillig auf 125 000 Dollar?« schaltete sich jetzt der Hippie Paul ein. Seine Stimme war unverkennbar. »Lana hat recht. Wir dürfen nicht klein beigeben. Und wenn Parker Ärger macht, müssen wir ihm eben auf die Füße treten!«

      »Und wie, wenn man mal fragen darf?« Stilson, der Chef der Detektei, wollte Einzelheiten wissen.

      »Ein paar Wochen Krankenhaus sind gar nicht zu verachten«, erwiderte Hippie Paul, »das muß doch zu schaffen sein. Dieser Parker ist doch nicht unverwundbar.«

      »Okay, einverstanden, Paul, aber dann kannst du ihm die paar Wochen Krankenhaus auch verschreiben.« Stilsons Stimme klang erleichtert.

      »Worauf du dich verlassen kannst, Stilson.« Hippie Paul war guter Dinge, was den Krankenhausaufenthalt des Butlers anging, »ich werde das übernehmen. Und Lana wird mir dabei helfen.«

      »Parker muß so schnell wie möglich ausgeschaltet werden«, erklärte Lana Clint mit Nachdruck, »wir brauchen freie Bahn, wenn wir uns an die Levell hängen wollen.«

      Parker

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