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ja, sie hat sich darüber ausgelassen, daß Sie sich mit Mr. Morton angefreundet haben.«

      »Sie schwatzt viel, wenn der Tag lang ist«, sagte Tom.

      »So wird es sein. Wenn man sie abschüttelt, rächt sie sich mit gehässigen Bemerkungen«, meinte Antonia. »Aber ihretwegen reise ich nicht ab. Es ist eine dringende Familienangelegenheit in Kanada zu erledigen.«

      »Kanada ist auch eine Reise wert, und es ist nicht so heiß wie hier. Aber man muß die Welt kennenlernen, damit man Vergleiche ziehen kann.«

      »Und zu Hause ist es am schönsten«, meinte Tammy sehnsüchtig. »Wir haben uns nun doch entschlossen zu heiraten, damit die Familie zufrieden ist.«

      »Das freut mich für Sie«, sagte Antonia, und dabei dachte sie, wo sie wohl einmal zu Hause sein würde. Hier würde sie auf die Dauer nicht leben wollen.

      Sie wollte noch nicht zu weit in die Zukunft denken.

      *

      Der Freitag war gekommen. Sie fuhren sehr früh los, weil Antonia noch ihren Mietwagen abgeben mußte. Es war ihr eine große Beruhigung, daß Niklas sie begleitete. Ihn konnte so leicht nichts aus der Ruhe bringen, auch nicht das Geschnatter des Autoverleihers, der unbedingt mehr herausschlagen wollte, weil der Wagen früher zurückgegeben wurde. Niklas regelte das in aller Ruhe.

      Auf dem Flughafen ging es auch heiß her, weil die Inlandsmaschine ausgebucht war, aber noch einige Touristen mitfliegen wollten, die wohl falsch informiert worden waren.

      Endlich konnten sie starten. Der Flug bis Lissabon war unruhig, und Antonia atmete erleichtert auf, als sie landeten und in einen Jet umsteigen konnten.

      »Ich hätte es mir wahrhaftig nicht träumen lassen, daß aus einer Urlaubsreise eine Weltreise werden würde«, seufzte Antonia. »Die Algarve war mir eigentlich schon weit genug. Jetzt weiß ich nicht mal mehr, wie ich darauf gekommen bin.«

      »Es war Schicksal, Antonia«, sagte Niklas.

      Sie nickte. »Eigentlich wollte ich nach Korsika, aber dann hörte ich, daß dort Urlauber überfallen worden waren und habe umdisponiert. Aber wo ist man eigentlich sicher? Es geschieht doch, was einem bestimmt ist.«

      Das dachte sie auch, als sie in Genf gleich mit der Nachricht erschreckt wurden, daß eine Maschine, die von New York nach Genf gestartet war, vor der Küste Kanadas abgestürzt war.

      »Entsetzlich, die armen Menschen«, flüsterte Antonia erschüttert.

      »Hast du jetzt Angst vor dem Flug?« fragte Niklas.

      »Wir sind doch zusammen«, erwiderte sie, »ich habe keine Angst, wenn du bei mir bist.«

      Sie fuhren zuerst zum Hotel. Überall wurde von dem Flugzeugunglück gesprochen.

      »Es muß schrecklich sein, wenn man auf liebe Menschen sehnsüchtig wartet, und dann kommt eine so grauenhafte Nachricht«, murmelte Antonia. »Und da fragt man sich auch, warum ereilt so viele Menschen auf einmal dieses Schicksal?«

      »Denken wir einmal daran, wie viele Menschen auf den Straßen in aller Welt im gleichen Augenblick sterben. Sie sind nicht zusammen, aber sie unterliegen auch einer Bestimmung.«

      Sie waren in sehr nachdenklicher Stimmung, als sie nach einer kurzen Ruhepause und einem kleinen Imbiß zur Bank gingen, die ganz in der Nähe lag.

      Antonia wurde mit einer Höflichkeit empfangen, die sie unsicher machte. Sie brauchte nur einige Unterschriften zu leisten, dann wurden ihr fünftausend Dollar und für den gleichen Betrag Reiseschecks ausgehändigt.

      Antonia war völlig benommen. »Nimm du das lieber an dich, Niklas«, bat sie, »in meinem Kopf drehte sich alles. Mr. Aldamare scheint ein sehr geschätzter Geschäftsfreund gewesen zu sein, und Genf ist doch eigentlich nicht so weit von München, daß er sich an Mama hätte erinnert können. Ich weiß nicht mehr, was ich denken soll.«

      »Vorerst sollte dir genügen, daß du seine Erbin bist. Irgendeine Erklärung, warum er sich nicht um dich gekümmert hat, wird er dir schon hinterlassen haben.«

      »Vielleicht war auch alles anders, als Mama erzählte. Eigentlich hat sie ja nur erzählt, daß mein Vater tot ist. Verheiratet waren sie ja nicht.«

      »Immerhin hat er sich erinnert, daß er ein Kind hat, oder…«, Niklas geriet ins Stocken, »oder er hat es erst später in Erfahrung gebracht.«

      »Machen wir noch einen kleinen Bummel«, lenkte sie ab. »Ich brauche etwas Warmes zum Anziehen. Hier ist es bedeutend kälter als an der Algarve. In Kanada wird es noch kälter sein.«

      Es gab genügend elegante Geschäfte. Niklas konnte aber feststellen, daß der Geldsegen Antonia nicht in den Kopf gestiegen war. Das meiste war ihr viel zu teuer, was sie sah. Sie dachte praktisch, und es ärgerte sie, daß sie dennoch eine ganze Menge Geld ausgeben mußte.

      »In München hätte ich gewußt, wo es preiswerter ist«, sagte sie.

      »Du kannst alles tragen und siehst immer hinreißend aus«, stellte Niklas fest. »Jetzt möchte ich auch etwas kaufen.«

      »Ich habe ein paar schicke Pullover gesehen und möchte dir gern einen schenken.«

      »Ich habe an etwas ganz anderes gedacht«, sagte er mit einem versteckten Lächeln und steuerte auf einen Juwelier zu.

      Als sie das Geschäft verließen, hatten sie beide an den Ringfingern einen schlichten goldenen Ring.

      »Das war für mich sehr wichtig«, sagte Niklas. »Fühlst du dich überrumpelt?«

      »Die Verkäuferin hat nicht schlecht geschaut«, lachte Antonia. »Meistens tragen die Männer doch gar keine Ringe.«

      »Für mich ist es auch das erste Mal, und ich werde ihn immer tragen«, versprach er. Dann küßte er sie mitten auf der Straße.

      *

      Wenn Antonia es auch nicht zugeben wollte, am nächsten Tag bestieg sie doch mit sehr gemischten Gefühlen den Jet, der sie und Niklas nach Kanada bringen sollte. Es fror sie, als die Stewardeß dann erklärte, wie im Notfall die Schwimmwesten und die Sauerstoffmasken angelegt werden müßten. Wenn sie das auch bei früheren Flügen schon gehört hatte, jetzt hatte es doch plötzlich eine zwingendere Bedeutung erhalten.

      Unwillkürlich klammerte sie sich auch an Niklas, als die Maschine startete. Gleich waren sie auch schon über den Wolken.

      Mit geschlossenen Augen lehnte sie an Niklas’ Schulter. Sie hatte nicht am Fenster sitzen wollen und wollte auch nicht hinausschauen. Unter ihnen war schon der Atlantik. Es war merkwürdig ruhig in der Maschine.

      Niklas fragte sich, was in den Köpfen der Crew vor sich gehen mochte, die Kollegen, vielleicht Freunde verloren hatten. Die Stewardessen und Stewards brachten Speisen und Getränke, mußten immer gleichbleibend freundlich sein, auch wenn ihnen Fragen gestellt wurden, die Geschehenes berührten, die ins Herz trafen.

      Niklas und Antonia sprachen nicht viel. Sie saßen mit geschlossenen Augen, ihre Hände ineinander verschlungen. Ab und zu streichelten Niklas’ Lippen Antonias Stirn oder Wange, oder er drückte ihre Hand.

      Was würde ich ohne ihn machen, dachte sie. Zweifel kamen in ihr auf, ob sie diesen Flug dann überhaupt angetreten hätte.

      Aber die Stunden gingen vorbei, und als der Aufruf zur Landung kam, wurde es auch lebhaft in der Maschine. Das Ziel vor Augen, kam Freude auf.

      Antonia war von dem Flug etwas benommen. Ihre Beine kribbelten, und ihr Mund war trocken. Niklas gab ihr einen Traubenzucker.

      Doch der erste Eindruck von Quebec war überwältigend, und die Fahrt zum Hotel Chateau Frontenac machte Antonia wieder munter.

      Komfortabler konnten sie wirklich nicht untergebracht werden, eine Suite von drei Zimmern stand zu ihrer Verfügung. Da war sogar Niklas beeindruckt, der schon viele Luxushotels gesehen hatte.

      »Jetzt werde ich wohl wieder Sie zu dir sagen müssen, Madame«, scherzte

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