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Job mehr finden.“

      Roger mustert den Mann von unten herauf. Es ist auch einer von denen, die mit Andy recht gut standen. Vielleicht lügt der Mann trotzdem nicht.

      „Dein Vater schläft“, redet der Mann weiter. „Er hat es nötig. Und wenn er aufwacht, solltest du klüger sein. Was hast du mit dem Strohkopf zu tun? Nichts!“

      „Hat er dir aufgetragen, eine andere Masche zu versuchen?“, fragt Roger.

      „Quatsch! Ich sage dir das von mir aus. Ich weiß auch, dass du gar nicht wie ein Schollenbrecher denkst. Es ist dir nur um das Mädchen zu tun. Ich habe schon mehr Männer gekannt, die wegen eines Mädchens alles hinter sich ließen. Glaube mir, die meisten haben es bereut.“

      „Bist du fertig?“

      „Ja. Er hat mir das bestimmt nicht aufgetragen. Aber eines weiß ich: er ist so hart, dass er dich eher totschlagen lässt, als die Geschichte auf halbem Wege ruhen zu lassen. Er will es wissen. Und er wird es auch erfahren, wenn du am Leben bleibst.“

      „Hast du auch schon Männer gekannt, die ihre Söhne totschlagen lassen?“

      „Ich habe Männer gekannt, die im Zorn ihre ganze Familie ausrotteten. Nur damit du nicht denkst, so etwas würde es nicht geben.“

      Roger zieht sich an einem Regal in die Höhe, bis er steht.

      „Mach keinen Blödsinn!“, warnt ihn der Mann .„Ich schlage dich bestimmt zusammen, wenn du versuchst an mir vorbeizukommen. Ich tue das nicht gern. Aber mein Job ist mir mehr wert als deine Gesundheit. Jeder denkt hier zuallererst an sich. Das muss wohl so sein.“

      Roger lehnt sich mit dem Rücken gegen das Regal. Er weiß, dass der Cowboy seinen Worten die Tat folgen lässt. Was soll er auch weiter tun? Soll er jetzt im Spätsommer, wo in wenigen Tagen der Herbst anfängt, seine Sattelrolle packen und fortreiten? Wohin? Wo könnte er die Ranch finden, die um diese Zeit Männer braucht, die nicht schon auf ihrer Lohnliste stehen.

      „Wenn du es ihm sagst, wird Pegg verschwinden“, redet der Weidereiter weiter. „Dann wird auch Vester Buck verschwinden. Und dann ist Frieden. In fünf Jahren redet kein Mensch mehr davon.“

      Roger blickt auf sein leeres Holster. Es ist ihm, als wäre er Banditen in die Hände gefallen. Vielleicht ist es das gleiche. Kann es wirklich sein, dass er achtundzwanzig Jahre lang mit einem Mann zusammenlebte, den er für seinen Vater hielt und der sich nun als Raubtier entpuppt.

      Nein, Berton Keefe ist immer so gewesen. Er hat sich nicht verändert und nicht entpuppt. Er hat nur auf einmal feststellen müssen, dass seine Söhne gegen ihn arbeiten. Und vielleicht will er ihn nun mit allen Mitteln umkrempeln, weil er Andy verloren hat.

      „Leg dich wieder hin“, knurrt der Mann an der Tür. „Du hast auch Schlaf nötig. Und wenn du nicht schlafen kannst, dann lass dir alles noch einmal durch den Kopf gehen. Es gibt für dich nur diesen einen Weg. Irgendwann wirst du mir dankbar sein, dass ich es dir erklärte.“

      „Irgendwann könnte der Tag kommen, an dem ich diese Ranch führe“, antwortet Roger. „Und dann jage ich euch alle zum Teufel!“

      „Auf den Hof mit ihm!“, donnert der Rancher „Los, holt die Peitschen!“

      Roger zuckt zusammen und versucht, sich in den Fäusten seiner Bezwinger zu drehen. Das entmenschte Gesicht seines Vaters leuchtet ihm hassvoll entgegen. Nein, sie werden nirgends den Weg finden, auf dem sie sich noch einmal im Guten treffen können. Berton Keefe denkt das nur. Er lebt in der Vorstellung, dass Land, Wasser und Menschen ihm gehören. Er denkt wohl, dass ihm jeder zu gehorchen hat und er ist so engstirnig, nicht zu begreifen, was den Menschen über das Tier hinaushebt.

      Harte Fäuste stoßen ihn die Treppe hinunter und auf den Zügelholm vor dem Brunnen zu.

      Hank Brent kommt mit einer Peitsche von der Remise, die er auf und ab wippen lässt.

      „Schneller!“, schreit der Rancher.

      Sie pressen ihn gegen den Holm. Einer hat Stricke und will Rogers Handgelenk anbinden, als ihn dessen Faust mitten ins Gesicht trifft.

      Roger wirbelt herum. Ungeahnte Kräfte sitzen plötzlich in ihm. Er reißt dem Mann, der dicht neben ihm steht und einen Moment verblüfft ist, den Colt aus dem Holster. Und in der Sekunde, als Hank die Peitsche hoch schwingt, donnert der Schuss peitschend über den Hof und treibt den Rowdy rückwärts, bis er über die hohen Absätze seiner Texas-Stiefel stolpert.

      Unfähig sich zu bewegen, umstehen die Männer ihn und starren gebannt auf Hank, der sich aufzurichten versucht, aber wieder zurücksinkt.

      Roger schiebt sich am Zügelholm entlang. Er will zum Korral, obwohl er weiß, dass es ein unmöglicher Versuch ist.

      Hank stöhnt noch einmal laut, dann fallen seine Hände schlaff auf den staubigen Boden.

      „Mein Gott, er ist tot“, murmelt jemand.

      Da trifft ein Gewehrlauf Rogers Rücken.

      „Bleib stehen“, sagt eine kalte Stimme. „Wegen dir lassen wir uns nicht von deinem Vater durch die Mangel drehen!“

      Die Cowboys nähern sich langsam. Roger lässt den Colt fallen, weil er einsieht, dass er weder sich noch sonst jemandem nützt, wenn er sich töten lässt. Und sie werden ihn jetzt töten, wenn er noch Widerstand zeigt.

      Aber als sie heran sind, wirbelt er doch herum und schlägt das Gewehr zur Seite. Er macht das, ohne zu überlegen. Er sieht ein verkantetes Gesicht und hört den Schuss. Als er zuschlägt, ist hinter ihm ein Stöhnen. Er fliegt wieder herum und sieht einen Mann die Hände auf den Leib pressen.

      „Matt!“, ächzt der Mann. „Warum hast... du ... das getan?“

      Dann fällt er um.

      Ein Schlag trifft Roger und wirft ihn vorwärts. Er stolpert über Hanks Leichnam und hört seinen Vater sagen:

      „Bringt ihn wieder hinein.“

      Als sie ihn hoch zerren, starrt er seinen Vater an und schreit:„Warum denn? Warum sollen sie mich hineinbringen? Mach doch endlich ein Ende! Lass deine Killer die Peitschen holen und auf mich einschlagen, bis ich tot bin! Aber mach es richtig, damit ich dich nicht noch umbringen kann!“

      „Bringt ihn hinein“, sagt der Rancher müde und streicht sich durch das Gesicht.

      „Los, vorwärts!“, knurrt eine Stimme hinter Roger, und schon trifft ein Schlag seinen Rücken und lässt ihn nach vorn stolpern.

      22

      „Ich will verdammt sein, wenn mir das gefällt“, knurrt der Cowboy und rammt seinen Spaten ins trockene, harte Erdreich. Er schielt zu seinem Kameraden und dann auf die beiden Toten, die sie in eine wasserdichte Plane gerollt haben.

      „Denkst du, mir gefällt das?“, schnauft Matt. „Ich habe Roger erklären wollen, dass es ein schlimmes Ende nehmen wird. Aber er ist eben ein Keefe mit einem Eisenschädel.“

      „Hättest du ihn mit der Peitsche geschlagen?“, fragt der andere.

      „Warum?“

      „Ob du ihn geschlagen hättest?“

      „Ich glaube, nein.“

      „Ich doch, obwohl ich weiß, dass man nur Vieh damit antreibt. Ich bin ein Schwein. Für vierzig Dollar im Monat werde ich hier noch zum Mörder, wenn ich noch lange bleibe.“

      „Ich habe ihm erklärt, dass wir jetzt nicht gehen können. Aber geschlagen hätte ich nicht mit.“

      Die Spaten fahren wieder knirschend in den Boden.

      „Es gibt noch einen einzigen Weg“, sagt Matt nach einer Weile.

      „So? Ich denke, es gibt überhaupt keinen Weg mehr. Es wird erst aufhören, wenn der Vater den Sohn umgebracht hat. Oder

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