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du hast eine Ahnung, nicht wahr?“

      „Nein.“

      „Du lügst! Warum willst du ihn decken? Ich will nichts als die Wahrheit wissen! Ich bin der Boss! Oder denkt ihr beide, meine Macht wäre dahin, weil ich an den Rollstuhl gefesselt bin?“

      „Ich weiß es nicht“, beharrt Roger. „Du hättest ihn selbst fragen müssen.“

      17

      Grau dämmert der Morgen herauf, als der Reitertrupp sichtbar wird.

      „Die haben lange gebraucht“, knurrt der Rancher, der seinen Stuhl wieder auf die Veranda gerollt hat und über seine geröteten, tief in den Höhlen liegenden Augen streicht. „Verdammt lange. Mit fünf Boys könnte man sie in die Flucht schlagen. Aber es ist wahr. Es geht nicht. Man kann einen Mann mitten in einer Stadt nicht einfach niederschießen. Es gibt tausend andere Wege, ihn zu erledigen. Andy war ein Narr!“

      Roger lehnt an der Hauswand und blickt an seinem Vater vorbei auf die anreitenden Männer. Es sind fünfzehn, wie er zählen kann. Sie kommen fast zögernd in den Hof geritten, aber sie kommen.

      Im Bunkhaus blitzt Licht auf. Knarrend öffnet sich die Tür, und das verschlafene Gesicht eines Cowboys zeigt sich.

      „Was ist los, Boss?“, ruft der Mann.

      „Nichts, das dich interessieren könnte“, schnaubt der Rancher. „Wie viele seid ihr auf der Ranch?“

      „Drei.“

      „Dann reitet zu unseren Herden und kümmert euch darum!“

      „Ja, Boss.“ Der Cowboy geht ins Bunkhaus zurück.

      Der Reitertrupp ist bis zur Veranda gekommen und hält an. Die Männer haben Gewehre in den Händen und sind bemüht, entschlossen auszusehen. Ben Harlin, der Sattler aus Collins, hält genau in ihrer Mitte, und die Blicke der anderen richten sich auf ihn.

      Die Bunkhaustür bewegt sich wieder. Drei Männer kommen heraus und gehen zum Korral, wo sie ihre Pferde einfangen.

      Ben Harlin öffnet den Mund und schließt ihn wieder, als Berton Keefe abwinkt.

      Die Cowboys satteln ihre Pferde und reiten fort. In der ganzen Zeit ist kein Wort gesprochen worden.

      „Ich weiß, was Sie sagen wollen, Harlin“, brummt der Rancher mit müder, brüchiger Stimme, ehe er anhaltend zu husten beginnt.

      Harlin wartet. Als sich der Rancher mit seinem Taschentuch über den Mund wischt, sagt er: „Es war ein Mord, Mister Keefe. Und es ist gut, wenn Sie es schon wissen und keine Schwierigkeiten machen wollen. Ein Mann ist bereits nach Silver City, um den Richter zu holen. Wir werden eine Jury bilden. Wir versprechen Ihnen, dass Andy ein fairer Prozess gemacht wird.“

      Der Rancher lächelt auf eine sonderbare Art.

      „Wenn ihr ihn bekommt, nicht wahr?“

      Harlin beugt sich noch weiter vor. Irritiert schaut er von Berton Keefe auf Roger. Aber der mischt sich nicht ein.

      „Was?“, will Harlin wissen. „Was wollen Sie damit sagen?“

      „Andy ist fortgeritten. Er wird das Land verlassen.“

      Einer der Männer repetiert seine Winchester.

      „Das ist nicht wahr!“, schreit er.

      „Geht ins Haus und überzeugt euch davon. Vielleicht kennt ihr auch sein Pferd. Ihr werdet weder ihn noch das Tier finden. Er ist fort. Fragt Roger, er weiß es auch.“

      Die Blicke der Männer richten sich auf Roger und es scheint, als sollte er nun etwas sagen. Aber er schweigt immer noch.

      Da steigt der Sattler ab. Entschlossen betritt er die Freitreppe, steigt sie hinauf und bleibt an der Haustür stehen.

      „Kommt“, sagt er über die Schulter.

      Zögernd steigen noch ein paar Männer ab und kommen die Treppe herauf. Alle bleiben an der Tür stehen, als hätten sie Angst, über die Schwelle zu treten.

      „Immer geht“, sagt der Rancher. „Aber stellt mir das Haus nicht auf den Kopf. Jeder soll wissen, dass ich nicht der Mann bin, der einen Mörder deckt.“

      Die Männer gehen ins Haus hinein. Sie sind sechs. Die anderen sitzen noch auf den Pferden.

      Nach zwanzig Minuten sind die Männer aus Collins alle wieder im Hof versammelt.

      „Ja, er scheint abgehauen zu sein“, knurrt der Sattler. „Ein Keefe, der geflohen ist!“

      Berton Keefe zuckt wie unter einem Peitschenhieb zusammen, sagt aber nichts. Zusammengesunken sitzt er in seinem Rollstuhl.

      „Aber das nützt ihm nichts! Der Richter wird kommen und sein Urteil über ihn sprechen.“

      „Hinter den Grenzen des Territoriums hat es keine Gültigkeit“, wendet ein anderer ein.

      „Wenn ihr fertig seid, dann verschwindet“, sagt der Rancher müde. „Eure Geschichten könnt ihr euch unterwegs oder in der Stadt erzählen. Und noch etwas: denkt daran, dass es ein harter Schlag für einen Mann ist, wenn er seinen Sohn verliert!“

      Die Männer steigen noch immer zögernd auf die Pferde. Einer geht zum Bunkhaus, ein anderer zum Schuppen. Schließlich sitzen alle auf ihren Reittieren.

      „Dreißig Jahre lang hat ein Urteil Gültigkeit!“, schnarrt der Sattler. „Dreißig Jahre, Mister Keefe!“

      „Verschwindet!“, bellt der Rancher.

      Die Männer wenden die Pferde und reiten davon. Sie verschwinden in den aufsteigenden Bodennebeln wie Schemen.

      „Es ist kalt“, sagt der Rancher, als der Hufschlag verklungen ist. „Frierst du auch?“

      „Nein.“

      „Ist es dir so gleichgültig?“

      „Ich habe nicht darüber nachgedacht, Dad. Und es ist wohl auch zu spät dazu.“

      „Es ist dir also gleichgültig. Es berührt dich nicht, wenn du an jeder Hütte seinen Steckbrief kleben siehst!“

      „Kannst du daran etwas ändern?“

      Der Rancher lässt ein böses, fauchendes Knurren hören.

      „Niemand kann etwas dafür“, spricht Roger weiter. „Zumindest ich nicht.“

      „Ich aber, was?“

      „Wir wollen darüber nicht streiten.“ Roger will ins Haus.

      Er bleibt stehen, als sein Vater sagt: „Du kümmerst dich um unsere Rinder. Es hat sich nichts geändert. Und eines Tage werden sie es doch vergessen haben!“

      18

      „Nein“, sagt Helen Pegg. „Ich habe einen ganzen Tag lang versucht, es ihm zu erklären. Er geht nicht fort.“ Sie zuckt die Schultern und versucht zu lächeln. Doch es gelingt ihr nicht.

      Roger schaut über ihren Kopf hinweg in die Ferne, in der Andy irgendwo verschwunden ist. Wohin mag er geritten sein?

      „Vielleicht wird nun auch alles anders“, hört er das Mädchen sagen. „Dein Vater wird zur Vernunft kommen.“

      „Wegen Andy?“

      „Ja.“

      „Ich glaube das nicht. Es wird sein, wie es immer war. Er hat viele Männer in den Tod getrieben, Frauen und Kinder unglücklich gemacht und mit nichts in die Wildnis hinausgetrieben. Keiner weiß, was aus ihnen geworden ist. Nein, er hat niemanden ermordet und wird nicht verurteilt werden. Aber er ist genau wie Andy, nur hat er mehr Macht. Und er ändert sich nicht. Er will das Tal. Er will seinen Kopf durchsetzen. Es hat sich nichts geändert.“

      „Würdest

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