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      Roger hebt den Colt und lässt ihn wieder sinken.

      „Du bist verrückt“, murmelt er. „Ich habe noch nie auf einen Mann eingeschlagen, der den Kopf dazu hinhält.“

      „Dann bist du eben doch kein echter Keefe. Binde mich wenigstens und stecke mir einen Knebel in den Mund. Ich kann den anderen dann erklären, dass du mich vorher niedergeschlagen hast. Sie werden das schon fressen. Nichts glauben sie lieber, als dass einer schlechter ist als der andere.“

      Roger greift nach ein paar Stricken, die im Regal liegen. Er kann noch immer nicht begreifen, dass Matt so anders ist, als er ihn einschätzte. Aber er hat dessen Colt in der Hand. Es gibt keinen Zweifel. Er nimmt die Stricke heraus, und Matt setzt sich auf das Bündel Säcke und hält die Hände nach hinten. Als Roger ihn gefesselt hat, sagt er:

      „Mein Taschentuch ist ziemlich sauber. Schieb es mir in den Mund.“

      Roger macht das und richtet sich auf.

      „Danke, Matt“, murmelt er.

      Der Cowboy nickt.

      Roger dreht den Docht der Lampe herunter, dass die Flamme verlöscht. Tiefe Dunkelheit umgibt ihn. Er hört Matt atmen, möchte noch etwas zu ihm sagen, weiß aber nicht was.

      So schiebt er sich zur Tür hinaus und schließt sie hinter sich.

      Im Flur ist es dunkel. Irgendwo sind Geräusche. Vielleicht oben im Haus. Es kann auch drüben im Bunkhaus sein.

      Roger geht an der Wand entlang bis in die Küche, öffnet das Fenster und springt hinaus. Er sieht den frischen Grabhügel, unter dem zwei Männer liegen. Der eine hatte den Tod verdient. Und er, Roger, hatte geschossen, ohne zu überlegen. Aber vielleicht hat der andere den Tod auch verdient. Nur, was wird der dritte denken, der den Schuss abfeuerte?

      Roger schiebt sich an der Hauswand nach links, bis er gegenüber der Remise ist. Ja, er wird fortreiten. Aber wohin? Zu Pegg? Dort werden sie ihn zuerst suchen.

      Trotzdem muss er hin reiten. Er muss ihm sagen, welche Gefahr ihm droht.. Ihm und Helen. Vielleicht kann er wenigstens ihr klarmachen, dass man nicht mit dem Kopf durch die Wand kann.

      Mit einem Sprung ist er bei der Remise. Es ist immer noch sehr still auf der Ranch. Er kann die Zügelholzstange drüben am Brunnen sehen, an die er ihn schnallen lassen wollte.

      Roger muss sich zwingen, nicht daran zu denken. Er schiebt den Colt in den Hosenbund und geht in die Remise hinein.

      Fünf Minuten später ist er mit seinem Pferd hinter dem Haus. Das frische Grab bleibt zurück. Er steigt auf und reitet langsam davon. Als er die Höhe der Bodenwelle erreicht, ist es hinter ihm immer noch still.

      Roger schnalzt mit der Zunge und sprengt davon.

      25

      „Es ist Roger“, sagt Helen. „Dad, du kannst das Gewehr wegstellen.“

      Sie kommt zögernd aus dem Haus und tritt auf ihn zu. Sie forscht in seinem rauen Gesicht und sieht, dass es nicht nur um sie, sondern auch in seinen Augen Nacht ist.

      „Was hat es gegeben, Roger?“

      Roger blickt über Helen hinweg und sieht den krummen Siedler aus dem Haus kommen. Pegg hat die Parkerflinte doch noch in der Hand, als würde er dem Frieden nicht trauen.

      „Es war nicht sehr schön“, murmelt Roger. „Zwei mussten sterben. Mein Vater wollte mich auspeitschen lassen. Doch es kam nicht dazu. Einer seiner Leute hat mir geholfen. Pegg, ich glaube, jetzt ist es Zeit!“

      Helen wendet sich um und sucht nach einem Zeichen der Zustimmung im wie zerhackt aussehenden Gesicht ihres Vaters.

      „Zeit?“, murmelt der.

      „Ja. So wie jetzt war er noch nie. Ich gehe fort, weil ich mich zum sinnlosen Sterben zu jung fühle. Er kommt bestimmt. Ich habe ihm nichts gesagt, aber er kommt! Pegg, nur ein Narr kann gegen ihn und sein Rudel kämpfen wollen. — Helen, du kommst doch mit mir?“

      Das Mädchen schaut zwischen den Männern hin und her.

      „Ich weiß nicht, Roger. Es kommt auf meinen Vater an.“

      „Du willst ihn nicht alleinlassen, nicht wahr?“, fragt er.

      „Ja. Ich kann nicht. Dad, wollen wir es nicht oben in Montana versuchen?“

      „Dort sitzen die letzten Indianer. Da ist es nicht besser als hier.“

      „Es ist die Rede davon, dass in Oklahoma Land zum Run freigegeben wird“, wendet Roger ein.

      „Na und? Darum werden sich Arbeiter aus dem Osten schlagen. Nein, das ist alles keine Zukunft. Und womit willst du anfangen? Hast du Geld?“

      „Nein“, gibt Roger bitter zu. Er denkt daran, dass Andy nicht ganz so arm war wie er, als er die Ranch verließ.

      „Da siehst du es. Von mir aus geht. Ich bleibe. Ich weiß jetzt, wie sich alles beenden lässt.“

      Das Mädchen schüttelt den Kopf, als es Rogers drängenden Blick bemerkt.

      „Allein kann ich ihn nicht lassen. Aber du solltest reiten, Roger. Vielleicht tut er uns gar nichts.“

      „Geh nur mit ihm, Helen. Euch jungen Menschen gehört doch die Zukunft. Ich bin alt und will hier sterben.“

      „Nein, ich kann nicht. Roger, es tut mir leid.“

      Er sieht die Tränen, die aus ihren Augen rinnen, und er weiß, wie schwer ihr dieser Entschluss fällt. Und weil er nicht weiß, was er nun noch sagen soll, wendet er sein Pferd und reitet schweigend davon.

      26

      Berton Keefe zeigt die kräftigen Zähne, als er Matt anblickt.

      Der Cowboy hebt die Schultern und lässt sie wieder fallen.

      „Ich kann auch nichts dafür, Boss. Ich dachte, er wäre fertig. Aber er war es nicht. Plötzlich fiel er mich an.“

      „Wie lange ist es ungefähr her?“, stößt der Rancher mühsam beherrscht hervor.

      „Zwei Stunden etwa.“

      „Dann kriegen wir ihn noch. Sattelt die Pferde! Matt, du kommst mit uns. Und wenn eine Kleinigkeit an deiner Geschichte nicht stimmt, erlebst du die Hölle!“

      „Was soll denn nicht stimmen?“

      „Das weiß ich jetzt noch nicht. Sorge dafür, dass der Wagen in drei Minuten im Hof steht!“

      Matt geht. Als er den Wagen aus dem Schuppen rollt und die anderen Männer mit den Pferden kommen, sehen sie den Reiter, der aus der Nacht auftaucht und sich langsam nähert.

      „Wer ist das?“, fragt der Rancher. „Achtung, das kann er sein!“

      In diesem Moment fällt der Reiter aus dem Sattel. Die Männer im Hof bewegen sich nicht.

      „Seht nach!“, kommandiert der Rancher. Er rollt seinen Stuhl an die Treppe und schaut hinter den Männern her, die ihre Waffen in den Händen halten. Als sie zurückkommen, tragen sie einen Mann.

      „Es ist Sam Haie!“, ruft einer.

      Berton Keefe schweigt, bis die Männer den Verletzten auf die Bank auf der Veranda gelegt haben. Haie schaut ihn an.

      „Was ist, Sam?“

      „Die Rinderdiebe. Sie . . . kamen wieder. Sie haben . . . alle erschossen. Bei mir . . . war es Zufall, dass ich . . . noch lebe.“

      „Wie viel waren es?“

      „Ich . . . weiß nicht, Boss.“

      Berton Keefe blickt über die starr stehenden Männer hinweg.

      „Alle

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