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und die Brownies zu Amy. »Du hast gekocht.«

      »Ja«, murmelte Amy und blickte zu ihm auf. Für Yannick und dich. Bitte sei wieder guter Laune! Sei fröhlich und nett!

      »Schön«, sagte Markus, und wenn er dabei wirklich gelächelt hätte, dann hätte er Amys stumme Bitte erhört. »Auf dem Balkon müsste es eigentlich ganz angenehm sein.«

      Also deckten sie den Balkontisch. Mit einem vorsichtigen Blick über die Balkonbrüstung stellte Amy fest, dass jetzt niemand mehr im Garten unter ihnen war.

      »Es sieht sehr lecker aus«, sagte Markus und meinte es ehrlich, und jetzt lächelte er, und Amy lächelte zurück, in der Hoffnung, dass ihn das noch fröhlicher machen würde, und haderte ganz kurz mit sich, dann schlang sie die Arme um ihn. Sie war so klein, dass sie ihren Kopf genau auf seiner Brust ablegen konnte.

      Sie spürte Markus’ Hand auf ihrem Kopf, wo er ihn sanft streichelte, und das war etwas ganz Besonderes für sie, wo er doch so selten da war und noch seltener in einer liebevollen Stimmung. Es war stets, als würde ein kalter Stein für einen ganz kostbaren Moment warm werden.

      »Und du hast auch die Fenster schon geschmückt«, raunte er.

      Amy blinzelte zu ihm hoch. »Das ist dir aufgefallen?«

      »Na klar! Du bist doch … die gute Fee in diesem Haus.«

      Amy musste lächeln und schloss einen Moment die Augen, um diese Worte in sich aufzusaugen.

      Dann kam Yannick nach draußen, und Amy konnte fast spüren, wie der Stein wieder erkaltete. Sie löste sich von Markus und sie setzten sich hin.

      »Es riecht echt lecker«, sagte Yannick zu Amy und griff nach der Salatschüssel. »Und so gesund …!«

      Markus schaufelte sich mit einer Miene, die wieder so versteinert war wie bei seiner Ankunft, Spinatrollen auf den Teller. Dann klingelte sein Handy. Markus legte die Gabel, mit der er gerade das erste Stück seiner Spintrolle in den Mund hatte schieben wollen, auf seinen Teller zurück, erhob sich und meldete sich auf dem Weg ins Wohnzimmer mit den Worten: »Kettler, was gibt’s?«

      Yannick und Amy sahen ihm einen Moment durch die Scheibe dabei zu, wie er erst dastand und lauschte, dann verschwand und kurz darauf mit Notizzetteln zurückkam. Kettler war sein neuer Headcoach. Dieses Gespräch würde lange dauern. Es war wieder alles wie immer. Der Alltag war wieder eingekehrt.

      Yannick schob sich eine ganze Spinatrolle auf einmal in den Mund und schmatzte Amy an. »Die riechen nicht nur lecker, die sind auch lecker. Dir kann ich das ja sagen, ohne dass du mich gleich für den faulsten, verfressensten, ungesündesten Menschen auf der Welt hältst.« Es klang Bitterkeit in Yannicks Stimme mit.

      Amy senkte den Blick und schob ein Maiskorn auf ihrem Teller hin und her. »Dann waren die Tests also nicht so gut.« Yannick antwortete nicht, doch sein Blick gab Aufschluss genug.

      »Ehrlich, Amy … ich freue mich überhaupt nicht aufs Training«, murmelte er irgendwann und starrte seine halbe Blätterteigrolle an, als wäre ihm der Appetit mit einem Mal vergangen.

      »Vielleicht musst du nur … erst wieder reinkommen …«

      Yannick sah Amy einen Moment an, dann umspielte ein Lächeln seine Mundwinkel. »Wenn ich dich nicht hätte, Hasenherz. Dann wäre ich schon längst verrückt geworden mit Papa. Rennt immer mit so einer Fresse durch die Gegend, kann sich scheinbar nicht einmal über seine Chance in der ersten Liga freuen, aber meint, mir ein Vorbild sein zu wollen, was einen motivierten Sportler angeht. Als würde mir sein Leben eine Profikarriere schmackhaft machen! Ich sage dir, was ich gleich mache: Ich fresse das halbe Blech von den Brownies, die mich unfit und krank und träge machen, ganz alleine. Und danach rauche ich eine Zigarette. Mein Beitrag zu dem Thema.«

      Amy starrte Yannick an, wartete auf ein Anzeichen, das ihr verriet, dass er das nicht ernst meinte, aber es gab keins. Er war nicht einfach nur verärgert, er war bitter, in seiner Miene schimmerte etwas wie Provokation, wie Rebellion. Ein ganz neuer Ausdruck an ihm.

      Das erste Auswärtsspiel

      Leon fand es natürlich wahnsinnig »cool« und »geil« und »mega«, dass sein neuer Nachbar und Sohn einer Legende, für die er Markus zu halten schien, auch sein neuer Mannschaftskamerad sein würde. Er hatte ihn sofort der ganzen Kabine vorgestellt und so getan, als sei er unwahrscheinlich stolz darauf, Yannick schon vor den anderen kennengelernt zu haben. Dann hatte er unter Beweis gestellt, dass er tatsächlich so gerne redete, wie Yannick es befürchtet hatte, und ihn jedem einzelnen vorgestellt, als würden sie verschiedene Sprachen sprechen und nur Leon könnte alle verstehen und dolmetschen. Es war sofort klar, dass Leon einer der Clowns und Stimmungsmacher in der Mannschaft war.

      In den nächsten Tagen widmete sich Leon dann während des Trainings immer ganz besonders Yannick. Er erweckte aber dabei nicht den Eindruck, einfach nur nett zum Neuen sein und ihm die Aufnahme ins Team erleichtern zu wollen, sondern er schien Yannick wirklich gerne zu haben. Für Yannick, der es gewohnt war, zwar gemocht, aber eher ein bisschen als der ruhige, zurückhaltende, träumerische Bücherfreak abgestempelt zu werden, war das eine neue Erfahrung, von der er aber feststellen musste, dass er sie mochte. Er musste sich sehr schnell eingestehen, dass er Leon auch gerne hatte. Er war eigentlich sogar ein ziemlich netter Kerl. Vielleicht sogar, weil er so viel redete. Yannick bekam in seinem Beisein dadurch nämlich nie das unangenehme Gefühl, jetzt wohl mal etwas sagen zu müssen, und außerdem besaß Leon eine derart angenehme Art zu sprechen, dass man ihm den ganzen Tag hätte zuhören können.

      Auch die übrige Mannschaft war ganz nett, wenn man von den hohen Erwartungen absah, die sie an Yannick Sladowski gestellt hatten, ganz so, als wäre sein Vater wer weiß wer gewesen. Gerecht geworden war Yannick den Erwartungen natürlich nicht, doch zu Yannicks Erleichterung waren seine Kameraden nicht noch einmal darauf zurückgekommen und nicht einmal Leon hatte ihn später darauf angesprochen.

      Auf der einen Seite war es schön, wieder auf dem Eis zu stehen, doch auf der anderen Seite ertappte Yannick sich während der ersten Trainingsstunden immer wieder dabei, dass er unkonzentriert war und mit den Gedanken ganz woanders. Er hatte sich auch jedes Mal regelrecht dazu aufraffen müssen, zum Training zu gehen. Irgendwie wäre er lieber zu Hause geblieben und hätte gelesen, einfach nachgedacht oder in seinem neuen Zimmer herumgeräumt.

      Er und Amy hatten jetzt alle Kartons ausgepackt. Am besten gefielen Yannick wie immer die Bücherregale. Er sortierte seine Bücher immer nach Themen und hatte zwei ganz besondere Regalbretter: Auf einem standen alle Bücher, die Veronica Treu geschrieben hatte, auf dem anderen seine Remarque-Bücher. Amys besondere Aufmerksamkeit galt ihrem dicken, edlen Märchenbuch, das einen Goldschnitt, ein glitzerndes Lesebändchen und gold-glitzernde Verschnörkelungen hatte, und ihren romantischen Liebesromanen. Keine dieser locker-leichten erotischen Romanzen, sondern die wirklich herzzerreißenden, tief unter die Haut gehenden, vor Kitsch – jedoch nicht zu dick und auffällig aufgetragenem – triefenden Geschichten. Aschenputtel war ihre absolute Lieblings-Liebesgeschichte, die praktischerweise auch gleichzeitig ein Märchen – natürlich ihr Lieblingsmärchen – war. Von Yannick angesteckt, konnte sie sich aber auch für Bücher wie Drei Kameraden begeistern – denn schließlich war Yannicks Lieblingsbuch auch eine Liebesgeschichte, und eine sehr herzzerreißende, tief unter die Haut gehende noch dazu.

      Die Geschwister hatten einen sehr ähnlichen Geschmack, weil sie sich vielleicht auch gegenseitig von Anfang an geprägt hatten. Sie hatten Filme zusammen geschaut, sich Bücher vorgelesen, dem anderen von ihnen vorgeschwärmt und sich trotz anfänglicher Zweifel oft anstecken lassen und ihre eigenen Geschichten gemeinsam gesponnen.

      Sie besaßen sehr viele Filme und Bücher. Sie lasen nur gedruckte Exemplare. Es gab für sie kaum etwas Schlimmeres als Ebooks. Ein Buch ohne duftende, raschelnde Seiten zwischen den Fingern und ohne ein Cover fürs Regal war doch kein Buch! Und Bücher konnten so schön aussehen. Manchmal hielt Yannick ein Buch einfach in den Händen und betrachtete es. Am schönsten waren dicke, gebundene Bücher mit Lesebändchen. Die sahen einfach am edelsten aus. Man durfte sich zwar niemals auf das Cover verlassen, wenn man auf der Suche nach einem guten Buch war,

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