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Mitteln zur Körperpflege angehalten. Wir hatten auf unserer Bude keinen solchen Stinker, aber in unserer Kompanie war irgendwann Nächtens mal Lärm, da hatten andere Kameraden so einem, der die Körperpflege wohl arg vernachlässigte, den „heiligen Geist“ gebracht. Auch etwas, was es heute nicht mehr gibt weil es Körperverletzung ist, und wenn heute ein Vorgesetzter so etwas zulässt, steht er wegen der Duldung der Misshandlung von Schutzbefohlenen unversehens vor dem Kadi. Der heilige Geist funktionierte in aller Regel so, dass so ein Kamerad, der durch mangelnde Körperpflege auffällt, einen Sack oder in Ermangelung dessen, seine Schlafanzugsjacke über den Kopf gezogen bekommt, damit er hinterher nicht sagen kann, wer ihn zur Dusche veranlasst hat. Einige seiner Stubenkameraden verabredeten sich dann und mitten in der Nacht ging´s dann los. Der Kamerad wurde aus seiner Koje gezogen und unter die Dusche getragen; unter die kalte Dusche versteht sich. Manche Kameraden haben es in der Tat übertrieben, denn die rieben dem Delinquenten den Hintern mit Schuhcreme ein, damit er auch wusste, dass er sich gründlich reinigen musste. Ja, es gab da schon verschiedene Facetten, die es wirklich nötig machten diesem Treiben ein Ende zu bereiten und es unter Strafe zu stellen.

      Wenn ich daran denke, dass ich zur Marine gegangen war, um mich eigentlich vor dem Marschieren drücken zu wollen, dann merkte ich spätestens jetzt, dass das ein Reinfall war. Angefangen hat alles mit einem fünf Kilometermarsch, um Glücksstadt herum, und später kam dann der „Härtemarsch“ das waren dann 30 Kilometer. Alle fünf Kilometer stand ein SanKa, (Sanitätsfahrzeug) um die Fußkranken einzusammeln. Blasen hat man sich gelaufen, um bloß keine Schwäche zu zeigen und sich dann hänseln zu lassen. Auch eine Kampfbahn gehörte zum Ausbildungsrepertoire, da lernten wir rüber zu gehen, was genau so ablief, wie man es im Fernsehen sieht. Man robbt unter Stacheldraht durch Pfützen, balanciert auf einem Balken, läuft springend durch Autoreifen, klettert über eine Brettermauer, obwohl man leicht darum herum hätte gehen können und schließlich hangelt man sich an Tampen (Tauen) über einen Graben wie Tarzan nur mit dem Unterschied, der hatte nur einen Lendenschurz um, wir mussten das mit Rucksack und Knarre machen.

      Ach ja dann war da noch das Wache gehen, am Bootsschuppen, an der Elbe. Kurz vor Ende der Grundausbildung war ich mal wieder mit Wache am Bootshafen dran dummerweise regnete es, und ich rutschte auf diesem schmalen, matschigen Weg aus, dabei fiel mir die Braut des Soldaten, das Gewehr auf das Handgelenk. Die Folge davon war, dass ich mir das Handgelenk gebrochen hatte und damit war ich Außendienst und Sport befreit. Ich musste also nicht mehr über die Kampfbahn und konnte auch nicht am Rudern teilnehmen. Also ärztlich verordnete Ruhe dachte ich. Schattenseite war, dass ich zur Kombüse (Küche) abgeteilt wurde. Ich durfte also Kartoffeln schälen, während meine Kameraden bei herrlichem Wetter auf der Elbe pullten (ruderten). Aber auch das ging zu Ende und wir wurden zur weiteren fachbezogenen Ausbildung in die verschiedenen Ausbildungsbereiche kommandiert. Aufgrund meiner Vorausbildung sollte ich Versorger werden also Nachschubgehilfe. Zu dem Zweck wurde ich nach List auf Sylt, zur Versorgungsschule versetzt. Auf der Versorgungsschule wurden die Smutjes (Köche, man sagt: Schmuts), die Sanis (Sanitäter) und die Bürohengste, also die, die für den Spieß die Büroarbeiten machen, ausgebildet.

      Sylt, wenn man sich heute den Namen auf der Zunge zergehen lässt, dann hat man nicht mehr vor Augen, dass da oben in List mal eine große Bundeswehreinheit stationiert war. Heute soll aus der Marineschule ein Internat für die Kinder der Besserverdiener werden. Würde ich ein Buch über meine Zeit bei der Bundesmarine schreiben, müsste ich allein dem Thema „Erlebnisse während der Dienstzeit auf Sylt“ ein ganzes Kapitel widmen, aber hier passt es nicht so ganz, vielleicht findet sich später eine Gelegenheit nochmal darauf zurück zu kommen. Jedenfalls wurde ich dort oben gut ausgebildet, um für den Nachschub mit Material für die Flotte zu sorgen. Nach Abschluss der Ausbildung wurde ich zu den Marinefliegern abkommandiert, zum Flugplatz Jagel, bei Schleswig. Fliegen durften bei der Marine nur Offiziere, also wieder einmal, gar keine Chance. Ich war bei der Marine an Land, noch deutlicher, bei der fliegenden Marine angekommen. Ja, auch die Marine hatte außer Hubschraubern, die meistens zur Seenotrettung eingesetzt wurden und den paar U-Boot-Jägern, große mit Technik vollgestopfte Maschinen, die sehr oft nicht einsatzfähig waren, auch richtige Jagd- und Aufklärungsflugzeuge, damals den Starfighter und später den Tornado. Dadurch, dass es immer mal wieder NATO-interne Vergleiche und Wettkämpfe gab, wussten wir, dass unsere Marineflieger im Vergleich mit anderen fliegenden Einheiten nicht schlecht abschnitten. Also war ich im Grunde da angekommen, wo ich eigentlich nicht hin wollte an Land und bei den Propellerputzern. Aber das war durch die Fachlichkeit der Marine besser, ich war im Nachschub tätig. Aber ab und zu marschieren musste ich trotzdem. Einmal im Jahr wurde auch bei der Marine marschiert.

      Am Wochenende fuhr ich mit der Bahn über die Rendsburger Hochbrücke nach Hause, nach Hildesheim und jedes Mal, wenn ich auf der anderen Seite der Brücke ankam dachte ich, dass die Brücke jetzt eigentlich in sich zusammenstürzen könnte, aber sie steht heute noch und das ist gut so, denn inzwischen spielt sich mein Leben seit über vierzig Jahren diesseits der Brücke ab und oft genug fahre ich mittlerweile über die Brücke in der Hoffnung, dass sie auf der Heimreise immer noch steht. So ändern sich die Zeiten.

      Damals war das Leben in der Kaserne recht langweilig. Wir waren in Doppelstuben, also keine 6-Mannzimmer mehr, untergebracht und unsere Buden befanden sich in kleinen Holzbaracken, auf dem Flugplatz. Man konnte fast zu Fuß nach Schleswig laufen, was aber ganz selten jemand tat. Wie schon gesagt, Schleswig war die nächst gelegene Stadt, wo auch am Wochenende etwas los war. Anfangs fuhr ich am Wochenende meistens nach Hildesheim, aber da man als junger Soldat nicht viel Sold erhielt, wurde auch das weniger und dann blieb man eben auch mal in Schleswig.

      Die Unterkünfte des Geschwaders waren auf zwei Orte verteilt. Die Schlafstätten einiger Staffeln lagen in Kropp und der kleinere Teil in Jagel, wo auch der Flugplatz war. Wache mussten wir hier nicht gehen, dafür gab es zwei Wachdienste, ein ziviles Wachunternehmen, bei dem meistens ältere Landwirte als Nebenerwerb Streife gingen und die graue Wache, das sind Angestellte der Bundeswehr gewesen, die im 24-Stundendienst liefen. Längst hatte nach 1989, nach der Umstrukturierung der Bundeswehr, auch hier der Arbeitsplatzabbau um sich gegriffen. Heutzutage gehen nur noch zivile Wachen und auch die in erheblich reduziertem Umfang.

      Ja, reduzierter Umfang und da schlägt in mir wieder das Herz des Gewerkschafters durch. Ein Paradoxon, denn gerade nachdem die Bundeswehr nach der Wiedervereinigung umstrukturiert wurde, wurden Arbeitsplätze abgebaut. Der breiten Öffentlichkeit ist bis heute weitestgehend unbekannt, wie viele Arbeitsplätze allein der Bund still und leise abgebaut hat. Der Bund als Arbeitgeber hat allein zwischen 1991 und 2008 den Personalbestand (nicht nur bei der Bundeswehr, sondern allgemein) um etwa ein Drittel abgebaut und das ging alles still und heimlich. andere Behörden sind diesem Beispiel gefolgt. So hat der gesamte Öffentliche Dienst fast zwei Drittel aller Arbeitsplätze abgebaut. Die Reduzierung der Bundeswehr, die Privatisierung des Post- und Fernmeldewesens, die Privatisierung der kommunalen Krankenhäuser. Wobei die Privatisierung der kommunalen Krankenhäuser der größte Schwachsinn der Geschichte war, weil man damit dem Gewinnstreben der Gesundheitsindustrie Tür und Tor geöffnet hat.

      Aber allein dieses Thema würde mittlerweile ein Buch füllen. Wenn man aber die Anzahl der Beschäftigten im Öffentlichen Dienst mit vielen anderen Ländern der westlichen Welt vergleicht, sind die Arbeitsplätze im Öffentlichen Dienst der Bundesrepublik, Bund, Gemeinden eingerechnet, inzwischen auf dem letzten Platz angelangt. Selbst Amerika hat im Verhältnis mehr Beschäftigte im Öffentlichen Dienst, als wir. Auch Schweden und Frankreich – wobei Frankreich eigentlich eine zentralistisch geführte Verwaltung hat, dennoch hat auch die französische Republik wesentlich mehr Beschäftigte im öffentlichen Bereich, als die Bundesrepublik Deutschland.

      Ja, auch dieser Rückblick gehört zur Bundeswehr, zur Geschichte der Bundeswehr und zur Beleuchtung des Hintergrundes, wie es einmal war, als wir damals noch eine Friedens- und Verteidigungsarmee waren. Aber nun zurück zum Flugplatz. Wir, die wir in Jagel untergebracht waren, orientierten uns mehrheitlich nach Schleswig und so blieb es nicht aus, dass ich gemeinsam mit anderen Kameraden nach Schleswig hinein fuhr. Praktischerweise hatte die Fahrbereitschaft der Bundeswehr eine Busroutine eingerichtet. Der Flugplatz wurde in zwei Schichten betrieben, dadurch wurde die Nachtschicht der Soldaten, die verheiratet waren und in Schleswig wohnten, mit bundeswehreigenen Bussen nach Schleswig gebracht und wenn es gerade gut passte, konnte man kostenlos

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