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Rückblick erkenne ich sogar herausfordernde Begebenheiten als Begeisterungsquellen, die mich an Wunder glauben lassen – wenn auch mit einiger Verzögerung. JETZT zeigt sich mir, dass selbst in dunklen Stunden Engel meinen Weg säumten, mir den Rücken stärkten, auch wenn ich es in meiner Verzweiflung nicht bemerkte.

      Das Schönste am fortgeschrittenen Alter ist, dass es uns Älteren einen immer höheren Standpunkt erlaubt. Der Blick kann jetzt weiter schweifen, überschaut größere Zusammenhänge und Entwicklungen. Mein wunder Punkt verwandelt sich im Licht der Überschau zum Wunder-Punkt. Und manches, was ich als Hürde erlebte, erkenne ich im Nachhinein als Sprungbrett zu Einsichten, die mir anders nicht vergönnt gewesen wären. Doch auch schon in jungen Jahren fand ich genug Gelegenheiten die Perspektive zu wechseln. Wie Hölderlin im Hyperion sagt: „Wer auf sein Elend tritt, steht höher…“ Dieser Höhengewinn gepaart mit der altersbedingten Überschau genügen, um mich erneut in Begeisterung zu versetzen über die nimmermüde weisheitsvolle Unterstützung auf meinem Weg.

      Begeisterung ist nicht den Glücklichen Vorbehalten, sie ist ein Weg ins Glück. Begeisterung erfasst jeden, der es schafft ins Weite zu blicken, ins Offene zu treten, an Höhe zu gewinnen, um das eigene Unglück, die eigene Verzweiflung in Licht und Wärme der Christus-Sonne getaucht zu erleben. Dann wird alles Quälende als wohl eingebettet in die Gesamtheit des Lebens und der Welt erkennbar, aus deren Schicksals-Liebesnetz nichts und niemand herausfallen kann. Begeisterung, für egal welches Thema, wird von einem Aufwind des Vertrauens begleitet, einem unverbrüchlichen Wissen um die schützenden Mächte des Daseins – selbst in Momenten, in denen man sich dessen gar nicht bewusst ist.

      Worte der Besinnung:

      Begeisterung ist die Liebesflamme des Geistes in uns.

      Leichtigkeit

       Wendet an den alten Grundsatz

       „Geist ist niemals ohne Materie, Materie niemals ohne Geist“

       in der Art, dass ihr sagt:

       Wir wollen alles Materielle im Lichte des Geistes tun,

       Und wir wollen das Licht des Geistes so suchen,

       dass es uns Wärme entwickele für unser praktisches Tun.

       Der Geist, der von uns in die Materie geführt wird,

       Die Materie, die von uns bearbeitet wird bis zu ihrer Offenbarung,

       Durch die sie den Geist aus sich selber heraustreibt;

       Die Materie, die von uns den Geist offenbart erhält,

       Der Geist, der von uns an die Materie herangetrieben wird:

       Die bilden dasjenige lebendige Sein, welches die Menschheit

       zum wirklichen Fortschritt bringen kann;

       Xu demjenigen Fortschritt, der von den Besten

       in den tiefsten Untergründen der Gegenwartsseelen

       nur ersehnt werden kann.17

      Rudolf Steiner

      Leichtigkeit ist ein Kraftquell der besonderen Art. Aus Sicht vieler Menschen ist Leichtigkeit ein Zustand, der „zu schön ist, um wahr zu sein“. Diese Einstellung ist der Erdenschwere der Selbstbezogenheit und der Verstandeslogik geschuldet, die zu einer Realitätsauffassung führt, die es nicht besser weiß.

      Wir sind als Erdenbürger und Schöpferwesen Bewohner zweier Welten, der irdischen und der geistigen. Beiden gehören wir vollgültig an, diese „Doppelstaatsbürgerschaft“ ist das größte Geschenk der Inkarnation. Es steht uns frei, mit welchem „Land“ wir uns mehr identifizieren, welchem Erbe wir den Vorrang geben oder ob wir uns in beiden gleichermaßen beheimaten. Wir Menschen dürfen uns Tag für Tag entscheiden, welchem Ruf wir folgen, dem der Schwere, unserem Erden-Erbe, oder dem der Leichte, unserem Geistes-Erbe. Oder ob wir das Beste aus beiden ziehen und individuelle Eigenwege in beiden Ländern gehen: indem wir immer und überall beides in uns vereinen. Leichtigkeit entspringt nicht einem Entweder-Oder, einer Entscheidung zwischen Leib und Geist, sondern ist die friedvolle Synthese von beiden. Sie ist der bewusst gewählte Weg der Mitte.

      Dieser entspricht dem christlichen Weg. In Christus-Jesus ist das Göttlich-Geistige vollgültig Mensch geworden in einem irdischen Körper. Es hat sich in die Enge irdischer Begrenztheit begeben, um sie dadurch aufzulösen. Es hat alles Irdische – und mit ihm die Erde – so verwandelt, dass wir seither ins Leichte schreiten dürfen auf unserem Weg unbegrenzter Entwicklung, den Christus durch alle Zeiten mit uns geht.

      Mit Christus in und um uns durchdringen wir den Körper und die Erde samt all ihren Geschöpfen und Lebensprozessen mit Geistigkeit, um sie zu durchlichten und zu „durchchristen“, wie Christian Morgenstern sagt.18

      Das Christliche nimmt die Materie mit, erfüllt sie und hebt sie so ans Licht, anstatt sie als minderwertig hinter sich zu lassen. Das erlöst sie aus ihrer materiellen Einseitigkeit, erlöst das Erdendasein von seiner naturgegebenen Schwere. Es muss fortan nicht mehr erlitten und gemieden, muss nicht mehr als Gefängnis erlebt und abgelehnt werden.

      Auf der anderen Seite weiß der, der den christlichen Weg geht, die Erdenschwere als Ankerpunkt für den Geist zu nutzen: Indem geistiges in irdisches Leben einziehen darf, wird es sich seiner selbst und seiner Schöpferkraft erst bewusst – vorausgesetzt es liebt das Erdendasein. Die Liebe des Geistigen zum Körper als Heimathafen auf Erden bewahrt es zeitlebens davor, sich in illusionäre Leib- und Erdenferne zu verlieren – eine Haltung, die sich aus der Angst vor allem Irdischen speist. Sie entspricht der Haltung, die uns die Kirchen alter Tage abverlangten.

       Angst vor dem Körper macht aggressiv und mündet in Ablehnung von allem Körperlichen und Mater iellen – das ist der luzifer ische Weg.19

       Die Angst vor dem Geist lässt uns ihn belächeln und leugnen, auch das, was er vermag. Das ist der ahrimanische Weg.20

      Jesus sagt: „Nehmet auf euch mein Joch und lernet von mir; denn ich bin sanftmütig und von Herzen demütig; so werdet ihr Ruhe finden für eure Seelen. Denn mein Joch ist sanft, und meine Last ist leicht.” Mit diesen Worten skizziert er den Kern der christlichen Botschaft: dass sie das Joch des Erdendaseins in einen Pfad der Leichtigkeit verwandelt.

      In Christus-Jesus ist das Schwere leicht geworden. JETZT haben wir die Wahl, die Leichtigkeit der Entwicklungsoffenheit als Wahrheit für unser Leben anzunehmen. Wir müssen nicht mehr der Lüge der Unveränderlichkeit irgendeiner Situation auf Erden glauben. Dass es eine Lüge ist, erkennen wir – wie jede Lüge – an ihrer Schwere.

      Worte der Besinnung:

      Leichtigkeit ist die Signatur der Wahrheit.

      Macht

       Ich vermag alles durch den,

       der mich mächtig macht.

      Paulus

      Früher war Mysterien-Wissen für Nicht-Eingeweihte tödlich, weil die Menschen es nicht hätten verkraften können. Heute grenzt es an Machtmissbrauch, Wissen, das uns als Menschheit weiterbringen könnte, zurückzuhalten, um eigene Machtinteressen zu verfolgen, vor allem aber, um Menschen damit zu manipulieren – eine durchaus gängige Vorgehensweise, der die Whistleblower unserer Zeit mutig entgegenwirken.

      Was allgemein unterschätzt wird, ist die Tatsache, dass es heute nicht mehr in erster Linie um Wissen geht – auch wenn die Informationsfluten uns das vorgaukeln wollen. Wahrhaft wirkmächtig ist der aus seinem Sein heraus Handelnde, egal, ob er gemeinwohlorientierte oder eigennützige Interessen verfolgt. Sind wir uns dessen bewusst, sitzen wir am Hebel der Macht. Wie Geld auch ist Macht per se nichts Schlechtes, im Gegenteil: Erst wofür man sie einsetzt, offenbart den wahren Charakter des Machthabers.

      Machtausübung im alten

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