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wie so vielen anderen Schriftstellern die berufliche Höchststrafe des NS-Regimes ein: Seine Bücher wurden 1933 real-symbolisch verbrannt, er durfte nicht mehr veröffentlichen. Unter Pseudonym konnte er zwar noch einige Aufträge bearbeiten, so verfasste er z.B. die Bücher für Heinz Rühmann-Filme. Doch nachdem Hitler erfuhr, dass es Kästner war, der das Drehbuch zur Verfilmung des „Münchhausen“-Stoffs mit Hans Albers in der Hauptrolle geschrieben hatte, bekam er totales Schreibverbot.

      Das Kriegsende erlebte Kästner in Österreich. Er galt als nicht korrumpierter Autor und war deshalb in der Bundesrepublik schnell wieder erfolgreich. Er ließ sich in München nieder und zehrte von aktuellen und früheren Erfolgen. Emil Erich Kästner starb im Juli 1974.

       MÄRZ

       Über Organ und Lektor,Zahl und Grad,Fa Niente, Freie Auswahl und Weiße Kittel

       Zweiter Donnerstag im März – Weltnierentag

       Eine Niere für zwei

      Wenn man nicht nur ein „Rendezvous unterm Nierentisch“ (D 1987) vereinbart hat, sondern dazu auch noch ein rechtschaffenes „Züri-Gschnätzlets“ (außerhalb der Schweiz auch „Zürcher Geschnetzeltes“ genannt) serviert wird, dann ist es ein vollkommener Abend! Und wir sprechen hier natürlich von der köstlichen Variante, die auf der Basis von Champignons und Innereien zubereitet wird. Denken Sie daran, das Fleisch quer zur Faser in dünne Scheiben zu schneiden (auf gar keinen Fall panieren!) und vermeiden Sie es, diese nach dem Anbraten und dem Zufügen zur Sauce noch einmal aufzukochen. Ein Rösti hinzu auf den Teller – und die Belohnung ist ein butterweiches Nierengericht, das das Herz des Gourmets hüpfen lässt. Für die Leber empfiehlt sich ein prächtiger Pinot Noir Lac de Bienne 2017 vom Bielersee. Hände weg vom Niersteiner, gleich ob Kabinett oder Silvaner!

       Das ischtt ein feines Gschnätzlets, odrrr?

      Vorausgesetzt, Sie haben die Gelegenheit genutzt und die Dame oder den Herrn auf Herz und Nieren geprüft und ihr/ihm selbst haben Ihre Tischmanieren zugesagt, sollten Sie sich anschließend zum Telefonieren verabreden. Soll es dann mit Ihnen beiden funktionieren und ihre Interessen und Vorlieben harmonieren, lassen Sie es nicht beim Dinieren. Und vor allem: Sie sollten ihre Liebe nicht mit billigen Kalauern ruinieren.

      Auch wissenswert: Der Weltnierentag findet jährlich keineswegs am ersten (das machte beim Doppelorgan ja auch gar keinen Sinn), sondern am zweiten Donnerstag im März statt und wird veranstaltet von der International Society of Nephrology / Internationalen Gesellschaft für Nephrologie (ISN) und der International Federation of Kidney Foundations / Internationalen Gemeinschaft der Nierenstiftungen (IFKF). Denken Sie an Ihren Organspendeausweis und vor allem: Halten Sie Ihre Nieren feucht!

       8. März – Tag des Korrekturlesens

       Vermeiden Sie Felher!

      Viele tun es, aber immer noch viel zu wenige: Lesen, genauer: Korrekturlesen. Unendlich lang ist die Reihe der unentdeckten Tippfehler, die nur deswegen des Lesers Geduld und Mitarbeit strapazieren, weil der Autor oder sein beauftragter Tipper zu faul, der Verlag zu geizig war, einen oder mehrere Korrekturdurchgänge zu machen (oder der Korrekturleser war inkompetent, gibt es ja auch).

      Wie kann es dazu kommen? Wie so oft, so weiß auch hier Wikipedia die Antwort:

      „Die Kontaktfläche eines Fingers besteht aus dem Roll-, Nick- und, der nicht immer genau die Oberfläche einer Tastatur oder eines Touchscreens trifft. Bei hoher Arbeitsintensität kann es dann zu Fehlbedienungen kommen, die bei mangelnder Selbstkontrolle oder Konzentration zur Datenfreigabe fehlerhafter Eingaben führen. Die Häufigkeit an Tippfehlern (englisch frequency of errors) ist ein Kriterium bei der Messung des Tippverhaltens.“

      [https://de.wikipedia.org/wiki/Tippfehler, Aufruf am 24.03.2020]

      Es gibt also immer eine Ausrede für schlechte Ausdrucksformen, und sei es nur, dass die Griffel schief gestanden hätten. Oder schlichte Überarbeitung. Und was war der Grund in diesem Beitrag über den Tag des Korrekturlesens? „Als Revision bmezeichnet man dabei die letzte Kontrolle vor dem Druck.“ Die hat offenbar auch hier nicht stattgefunden.

      Wie beglückend dagegen ein formvollendeter Text, frei von formalen Schwächen. Er flößt uns Vertrauen ein, auch in seinen inhaltlichen Gehalt, und macht uns überdies klar, wie sehr Autor und Verlag ihren Leser respektieren.

      Schreibfehler kommen vor, doch statt daraus zu lernen, machen sich viele Menschen über denjenigen lustig, dem sie unterlaufen sind. Das ist gehässig, oberlehrerhaft, einfach schlechter Stil. Das sollte unbedingt unterbleiben, einen Schreiber, und sei es nur einen Schildermaler dem Gespött preiszugeben. Muss er unbedingt auf das Buchcover schauen, bevor er das Werk an- und auspreist? Muss der Versager natürlich nicht:

       Das hat das Buch von Bastian (jetzt ganz vorsichtig, bloß nicht ausrutschen!)

       Sick nun doch nicht verdient (noch mal gutgegangen, f.ck auch!)

      Nein, nein, ihnen sei unser Mitgefühl gewiss, und wir wollen das Thema auch gar nicht vertiefen. Einen vielleicht noch: Die Süddeutsche Zeitung titelte am 14. Februar 2018 nach einem Verkehrsunfall auf der A5 nahe dem Autobahnkreuz Walldorf: „Polizei setzt bei Verkehrsunfall Schachverständiger ein.“ Die Meldung kam direkt aus dem dpa-Newskanal und war wohl deswegen mit allzu heißer Nadel gestrickt, sonst wäre die Grammatik nicht derart misslungen. Im Zuge der Aufklärung der Umstände durch einen qualifizierten Großmeister ist es hoffentlich nicht zu Bauernopfern gekommen, auch wenn eine große Rochade gleich zu Beginn oft geboten scheint. Im vorliegenden Fall A5 ist die Aufgabe dabei noch recht einfach: Hier zieht Weiß an (A5 auf B6) und setzt im 74. Zug matt. Verstehen Sie?

      Sollte also mal etwas suboptimal laufen, ereifern wir uns nicht. Wem wäre so etwas wie dem Tölpel hier noch nicht passiert? Der markiere die erste Linie:

       Gott, es ist doch klar, was gemeint ist!

      Ein letztes noch, und dann noch ein allerletztes, dann ist aber auch wirklich gut:

       Etikettenschwindel. Umgekehrt muss man sich die Enttäuschung einmal vorstellen!

      Und hier ist gleich die ganze Infrastruktur misslungen.

       14. März – Pi-Tag

       Kreißsaal? Welcher Kreißsaal?

      Machen Sie die Ohren auf, Sie taube Nuss! Nicht Kreißsaal, Kreiszahl ist das Zauberwort. Oder die Zauberzahl, eben: Pi. Ihren Ehrentag kann man gar nicht vergessen: Es reicht vollkommen aus, sich seines grundständigen Schulwissens zu entsinnen (für Unterrichtsverweigerer: zu googeln), um drauf zu kommen, dass die legendäre Kreiszahl 3,1415926535 8979323846 2643383279 (und ewig irgendwie so weiter) lautet. Und weil es sich der Mathematiker gern einfach macht, belässt man es bei den ersten beiden Nachkommastellen und erhält als Datum: den 3. Januar? Den 31. April? Nein, so einfach ist die Angelegenheit wieder nicht, ist ihr Schöpfer doch Amerikaner mit Namen Larry Shaw. Und die zählen wenigstens die Jahrestage anders: aus 11.9. wird aus nine-eleven, aus 31.4. entsprechend fourteen-three. So einfach ist das.

      Noch entspannter gestaltet sich das

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