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auf dem Sattelhorn seines Tieres, was ihm eine Gänsehaut über den Körper jagte. Grant, viel weniger pingelig

      als Burton, packte das Tier am Schwanz und schleuderte es zum stinkenden Müllhaufen hinüber.

      Sie saßen auf. Burton ritt schneller als die anderen und atmete auf, als er die letzte, bereits halb zusammengebrochene Hütte hinter sich hatte.

      17

      Zwischen Wassertank und Holzstößen lag wie eingeklemmt eine windschiefe Hütte mit einem kleinen Corral und zwei schweren Pferden darin. Vor dem Anwesen stand ein alter Wagen, mit dem der Eisenbahner wahrscheinlich das im Gehölz nebenan geschlagene Holz herankarrte.

      Die drei Banditen ritten langsam auf den Schienenstrang und die dahinterliegende Behausung zu. Ihre Gewehre steckten in den Scabbards.

      „Hat er eine Frau?“, fragte Grant.

      „Er haust allein hier“, erwiderte Merrill. „Hoffentlich ist er da. Wir müssten ihn sonst suchen.“

      Noch bevor sie die Schienen überquerten, öffnete sich die Tür der windschiefen Hütte. Sie hing an spröde gewordenen Lederbändern, die knarrende Geräusche von sich gaben.

      Der Eisenbahner war ein gekrümmter, älterer Mann mit grauen Haaren und einem gleichfarbigen Bart. Aus weit auseinander stehenden Augen blickte er missmutig und wachsam auf die Fremden.

      „Ganz freundlich“, murmelte Merrill.

      Die beiden anderen grinsten.

      Der Eisenbahner hielt eine Sharps 52 in der Hand, die er anschlug, als Merrill als erster auf den Gleiskörper ritt. Schotter klirrte unter den Hufen. Merrill lenkte sein Pferd auf der anderen Seite langsam von der Schiene, die, wie es ihm schien, auf einem ehemaligen Büffelpfad verlegt worden war, auf dem man nur die Unebenheiten mit Steinen ausgeglichen hatte.

      „Halt, Fremder!“, befahl der Mann mit dem angeschlagenen Gewehr scharf.

      Merrill zügelte sein Pferd und stützte die Hände auf das Sattelhorn. Zu seinen beiden Seiten hielten die anderen an.

      „Was ist denn das für eine gastfreundliche Begrüßung?“ Grant hob scheinbar staunend eine Braue an.

      „Was wollt ihr?“, grollte der alte Mann. „Hier gibt es nichts, für das sich Fremde interessieren könnten.“

      „Unsere Wasserflaschen sind leer.“ Burton warf einen Blick auf den hohen, auf Stelzen stehenden Wassertank.

      „Was da drin steht, kann keiner genießen“, erklärte der Mann vor der Hütte. „Das ist nur Regenwasser für die Tanks der Loks.“

      „Dann haben Sie sicher eine Pumpe“, sagte Merrill.

      „Nein, auch nicht. Trinkwasser bringt mir der Versorgungszug mit. Jede Woche einmal. Was ich noch da habe, ist wenig und alt. Wird euch kaum schmecken.“

      Die Banditen schauten sich gegenseitig an.

      „Merkst du was, Frank?“, fragte Grant. „Der will uns offenbar abwimmeln!“

      „So unhöflichen Menschen begegnet man in der Wildnis nur selten“, gab Merrill zurück.

      „Am besten, ihr reitet bis Bradshaw weiter“, fuhr der Eisenbahner fort. „Eure Gäule sehen gut aus. Die schaffen das spielend. Und es sind auch nur noch ein paar Meilen.“

      „Nach Norden oder nach Süden?“, fragte Burton.

      „Nach Norden, Mister. Immer an den Schienen entlang. Könnt ihr nicht verpassen.“

      „Ich habe es gar nicht gern, wenn jemand so unhöflich ist“, sagte Burton. Seit sie das Rattennest verlassen hatten, beflügelte den spindeldürren Killer ein nicht zu übersehender Auftrieb, der die tückischen Augen in seinem Geiergesicht mit glitzerndem Leuchten erfüllte.

      „Ihr gefallt mir nicht, damit ihr das wisst!“, grollte der alte Mann von der Hütte.

      „Jetzt wird er sogar frech!“, empörte sich Grant.

      „Entschuldigen Sie die Störung, Sir.“ Merrill tat, als wolle er sein Pferd, nach Norden wenden und vor Burton vorbeireiten. Dabei geriet er zwangsläufig noch dichter an den alten Mann heran, hatte ihn neben sich und warf sich vom Sattel aus auf die Gestalt.

      Erschrocken schrie der Eisenbahner auf, verlor sein Gewehr und wurde umgerissen. Merrill landete auf ihm.

      Grant sprang von seinem Braunen und hob die Sharps auf. Burton saß ab und hielt die Pferde fest.

      Merrill rollte von dem alten Mann, stand auf und zerrte den Eisenbahner auf die Füße. Der Mann taumelte. Grant holte mit der Sharps aus und knallte dem Mann den Kolben in den Rücken.

      Aufschreiend stolperte der Mann in die Hütte und brach zusammen.

      „Tony, binde ihn, damit du auch was tust.“ Merrill wischte sich die Hände an der Hose ab.

      Burton ließ die Zügel los, ging in die Hütte, schleifte den wimmernden alten Mann in eine Ecke und fesselte ihn an Händen und Füßen.

      „Banditen!“, zeterte der Mann. „Ich hab doch gleich gesehen, dass mit euch was nicht stimmt.“

      „Halt’s Maul, sonst setzt es noch was“, sagte Burton finster.

      „Banditengesindel!“

      Burton schlug dem alten Mann ins Gesicht.

      Merrill trat ein, näherte sich und starrte auf den Gefesselten hinunter. „Wann ist der Zug hier?“

      „Der Teufel soll euch holen!“

      Merrill beugte sich vor und schlug zu. Der Kopf des Alten prallte gegen die Wand.

      Draußen führte Grant die Pferde hinter den Corral und band sie an den schief hängenden Bretterzaun.

      „Wann kommt der Zug?“, fragte Merrill mit beinahe stoischer Ruhe.

      Fluchend versuchte der Eisenbahner die gefesselten Hände zu bewegen.

      „Wir können im Herd auch Feuer entfachen und dich auf die Platte setzen“, sagte Burton grinsend.

      Grant ging um den Corral herum und kletterte zum Wassertank hinauf, was eine primitive Lattenleiter ermöglichte. „He, Frank, das Ding ist halb voll!“

      Merrill ließ den Ruf unbeachtet.

      Der Alte fluchte lästerlich.

      „Also gut, dann zünde ich jetzt Feuer im Herd an.“ Burton wandte sich der Feuerstelle zu.

      „Er trifft am Abend ein“, murmelte der alte Mann widerwillig. „Sozusagen mit der Nacht.“

      „Na also.“ Merrill richtete sich auf. Als er vor die Hütte trat, stand Grant wieder am Corral, entledigte sich seiner Kleider und stieg die Lattenleiter wieder hinauf.

      „Was ist denn mit dir los?“, rief Merrill.

      „Es ist lau und ziemlich sauber, Frank. Und halbvoll der Tank. Gerade richtig für ein Bad!“ Grant sprang lachend über den Rand in den Tank. Wasser spritzte heraus.

      „Mann, das ist vielleicht eine Idee!“, rief Burton und wollte sich ebenfalls der verstaubten Kleidung entledigen.

      „Halt!“, befahl Merrill. „Immer nur einer.“

      „He, Andy, beeil dich ein bisschen!“

      Der Halunke im Tank plätscherte, sang dabei Kneipenlieder und spritzte so sehr mit dem kostbaren Nass, dass Burton befürchtete, für ihn bliebe nicht genügend Wasser in dem großen Holzbottich.

      Merrill ging um die Hütte, die Holzstöße und den Corral herum. Er wollte sich für alle Fälle die Umgebung ansehen. Als er wieder beim Tank anlangte, stieg Grant hinunter und Burton gleich darauf nackt wie

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