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in Regress genommen!“

      „Mister Duarte, ich...“, flüsterte Hueldez, aber der Mann in Weiß bedeutete ihm mit einer kurzen, knappen Geste zu schweigen. „Gehe Sie einfach eine Weile spazieren, klar?“

      Hueldez wandte den Blick in Gutierrez’ Richtung.

      „Ist schon in Ordnung, Rex!“, sagte dieser.

      Duarte versetzte dem am Boden liegenden Türsteher einen Tritt. „Und nehmen Sie diese Stück Scheiße mit, Hueldez! Ich will mich mit Ihrem Boss mal ungestört unterhalten.“

      Ricky Balbo bleckte die Zähne wie ein Raubtier. Die obere Reihe war so gleichmäßig, dass sie falsch sein musste. Er ballte die Fäuste.

      „Ist schon gut!“, schritt jetzt Gutierrez ein. „Tut, was Mister Duarte wünscht!“

      „Ist das Ihr Ernst, Mister Gutierrez?“, vergewisserte sich Ricky Balbo.

      „Sí, claro!“, bestätigte Gutierrez.

      Balbo erhob sich. Zusammen mit Hueldez verließ er den Raum.

      „Ihr verschwindet auch besser!“, knurrte Duarte die beiden Girls an Gutierrez’ Tisch an. „Tut mir wirklich leid, normalerweise habe ich nichts gegen charmante Gesellschaft, aber diesmal stören mich eure Ohren…“

      Die beiden jungen Frauen ließen sich das nicht zweimal sagen und verzogen sich sofort – offensichtlich froh darüber, den Raum verlassen zu können. Gutierrez schluckte.

      „Jetzt sind wir allein, Gutierrez!“

      „Wollen Sie einen Schluck Champagner, Mister Duarte?“

      „Was gibt’s denn zu feiern?“

      „Was wollen Sie?“

      Duarte setzte sich an den Tisch und ließ sich dabei von einem seiner Leibwächter den Stuhl zurechtrücken. Den Zigarrenrauch blies er Gutierrez direkt ins Gesicht.

      „Unser beide Geschäfte sind – wie soll ich mich da angemessen ausdrücken? Ziemlich eng miteinander verwoben!“

      „Sí, es verdad“, murmelte Gutierrez fast tonlos. „Das stimmt…“

      „Und da werden Sie es doch sicher verstehen, dass ich anfange, mir Sorgen zu machen, wenn ein Kerl, der als Gutierrez’ Bluthund bekannt wurde, plötzlich ungeniert von einem Profikiller auf den Stufen des Gerichtsgebäudes niedergestreckt wird!“

      „Sie sprechen von Azzaro!

      „Natürlich spreche ich von Azzaro – und wie Sie hier so ruhig sitzen und Champagner schlürfen können, ist mir ehrlich gesagt unbegreiflich!“

      Einige Augenblicke lang herrschte Schweigen.

      Einer von Duartes Leibwächtern zapfte sich ungefragt ein Bier und trank es halbleer, bevor er den Mund verzog und es mit vor Ekel verzerrtem Gesicht stehen ließ.

      „Ich habe keine Ahnung, wer hinter dem Anschlag auf Azzaro steckt“, behauptete Gutierrez.

      „Wirklich nicht? Eigentlich liegt es nahe, dass jemand von Ihrer direkten Konkurrenz dahinter steckt. Jemand, der Sie treffen will und Ihnen dafür erst einmal einen Bauern aus dem Spiel nimmt. Aber ich nehme an, dass Azzaro in Ihrem ganz persönlichen Spiel sehr viel mehr als nur ein Bauer war – habe ich Recht?“

      „Hören Sie, Mister Duarte, Sie brauchen sich keine Sorgen zu machen. Ich habe meine Organisation im Griff und gegen Konkurrenz kann ich mich wehren…“

      „Mit diesem Jammerlappen von Bodyguard, der wie eine Vogelscheuche vor der Tür herumstand?“ Duarte lachte rau. „Das ist doch nicht Ihr Ernst. Hier kann doch jeder hereinspazieren und Sie umlegen, Gutierrez!“ Duarte beugte sich etwas weiter vor und sprach nun in gedämpftem Tonfall. „Sie stecken in Schwierigkeiten, Gutierrez. Und zufällig bin ich der Mann, der Sie raus hauen kann – oder haben Sie vielleicht Ihren Bluthund selbst umbringen lassen, weil er Ihnen lästig wurde? Weil er vielleicht zu gierig wurde und sich all die kleinen, schmutzigen Geheimnisse, die er mit Ihnen teilt, bezahlen lassen wollte?“

      „Sie erwarten doch nicht im Ernst, dass ich dazu jetzt etwas sage!“

      „Wenn erst die Homicide Squad oder das FBI auf der Matte stehen, werden Sie antworten müssen, Gutierrez und ich kann nur auch in meinem eigenen Interesse hoffen, dass Sie sich bis dahin Ihre Antworten etwas besser zurechtgelegt haben, anstatt Champagner zu schlürfen!“

      „Ich weiß Ihre Sorge um mich zu schätzen, Mister Duarte“, erwiderte Gutierrez, dem bereits der Schweiß auf der Stirn stand. Ihm war klar, worauf Duarte hinauswollte. Und das gefiel ihm ganz und gar nicht… „Ich komme sehr gut allein zurecht. Dass es zwischendurch mal ein paar Schwierigkeiten gibt, wissen Sie ja wohl auch aus eigener Erfahrung.“

      „Ich mache Ihnen ein Angebot“, sagte Duarte.

      Ein Angebot von der Sorte, die man nicht ablehnen kann!, dachte Gutierrez bitter. Genau so etwas hatte er erwartet. Aber nicht mit ihm! Er war entschlossen, Duarte die Stirn zu bieten – wenn auch vielleicht nicht gerade jetzt, da die Läufe mehrerer Maschinenpistolen vom Typ MP 7 auf ihn gerichtet waren.

      „Ich schütze Ihre Geschäfte, Mister Gutierrez und dafür bekomme ich einen Anteil von allem, was Sie an Gewinn einstreichen von sagen wir dreißig Prozent. Ich bin ja kein Unmensch und möchte natürlich auch, dass Sie existieren können. Aber für den Schutz muss ich nun einmal gewisse Unkosten vorstrecken… Sie haben sicher Verständnis dafür.“

      „Ich werde mir Ihren Vorschlag durch den Kopf gehen lassen, Mister Duarte…“

      Duarte schnipste mit den Fingern, woraufhin einer der Bodyguards seine MP7 an einen der anderen Gorillas weiterreichte. Der Kerl begann mit den Fingerknochen zu knacken.

      „Die direkte spanische Übersetzung des Wortes ‚Killer’ lautet ‚Matador’, wie jeder der in Spanish Harlem aufgewachsen ist, sich erinnern sollte“, begann Duarte. Er sprach mit leiser, wispernder Stimme, deren Klang Gutierrez an klirrendes Eis erinnerte. „Matador hört sich sehr viel poetischer an als Killer – finden Sie nicht, Mister Gutierrez?“ Duarte deutete auf den Kerl, der sich offenbar anschickte, Gutierrez zusammenzuschlagen. „Matador – das ist sein Spitzname. Er tötet langsam. Er weiß, wie man Schmerzen zufügt. Wenn er mit Ihnen fertig ist, werden Sie ein Krüppel sein, Gutierrez…“

      „Pfeifen Sie Ihren Dobermann zurück!“, zeterte Gutierrez.

      „Was soll ich machen? Er hatte in letzter Zeit wenig zu tun und braucht wieder Übung!“

      Matadors Pranke schnellte blitzschnell vor. Er packte Gutierrez’ Nase, drehte sie her herum. Gutierrez schrie. Blut lief ihm über das Gesicht.

      „Okay, okay...“, stieß Gutierrez schließlich hervor, nachdem er sich wieder gefasst hatte. „Dreißig Prozent sind in Ordnung.“

      „Fünfunddreißig“, verlangte Duarte. „Dreißig hätte ich genommen, wenn es ohne irgendwelche Schwierigkeiten zu einer Einigung gekommen wäre.“

      Gutierrez schluckte.

      Hass leuchtete in seinen Augen.

      Aber er konnte nichts tun.

      Nicht jetzt…

      Matador packte Gutierrez’ Handgelenk bis es knackte. Und der Wäscher von East Harlem schrie.

      „Wir sind uns also einig“, stellte Duarte fest.

      „Ja“, knurrte Gutierrez.

      Der dicke Mann im schneeweißen Anzug erhob sich. Ein triumphierendes Grinsen stand auf seiner Stirn. „Ich habe immer gerne mit Ihnen Geschäfte gemacht, Gutierrez. Und ich hoffe, dass das noch lange so bleibt – zukünftig auch gerne wieder in angenehmerer Gesprächsatmosphäre. Aber das liegt ganz bei Ihnen. Und jetzt noch eine Sache: Wer spuckt Ihnen ins Geschäft, Gutierrez? Wer immer es ist, ich blas ihn aus dem Weg…“

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