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ziehen!“, schrie ich. „Das kann ich unmöglich halten!“

      Der Alte ließ wieder locker, aber er hatte noch ein Seil. Auch diese Schlinge konnte er anbringen, diesmal am rechten Bein von Fukas.

      Nun sah ich, wie vier Arme aus dem Fenster langten und eine Sesselmatratze an einem Strick unters Fenster ließen. Ich begriff.

      Der Kopf des Alten tauchte wieder auf.

      „Hören Sie gut zu, da oben! Wenn ich rufe, lassen Sie los! Er wird herabfallen, aber wir haben ihn am Strick. Und er prallt gegen die Matratze, da kann ihm nichts, passieren.“

      „Er bricht sich die Knochen, warten Sie noch!“, keuchte ich, und ich merkte, dass meine Finger die Last kaum noch halten konnten.

      Oben schlang jemand einen Strick um mein Handgelenk. Dann tauchte plötzlich jemand neben mir auf. Ich sah nicht allzu viel von ihm, nur Bluejeans und Turnschuhe. Doch plötzlich fasste der Mann mich um die Brust und rief nach oben: „Ich habe ihn! Komm, Tony!“

      Zu mir sagte diese jugendlich klingende Stimme: „Halten Sie aus, Mister, mein Bruder wird den da unten mit anpacken.“ Tony kam tatsächlich. Ich sah nur seinen Arm, der in einer Lederjacke steckte, und seine sehnige Hand, die sich in Fukas’ Jackett krampfte. Und nun riefen Tony und sein Bruder: „Anziehen!“

      Higgins zog oben an meinem Handgelenk, und der unbekannte Bursche in Bluejeans versuchte, mich ebenfalls hochzustemmen.

      Zug um Zug kamen wir dem Fenster näher. Endlich merkte ich, wie meine rechte Hand, die Fukas hielt, entlastet wurde. Jemand zog Fukas an mir vorbei durchs Fenster.

      Dann zogen sie auch mich hinein, und in diesem Augenblick ertönten unten auf der Straße die Sirenen der herbei rasenden Feuerwehr.

      8

      Ich rieb mir mein Handgelenk und die Finger. Mir war, als trüge ich Prothesen. Doch mit der Zeit begann es zu kribbeln, und die Blutzirkulation kam wieder in Gang.

      Mir gegenüber standen die beiden jungen Burschen, der Tony mit der Lederjacke und der andere im knallroten Hemd und Bluejeans. Halbstarke, wie sie immer wieder leichtfertig genannt werden. Die Jungs waren okay, so verwegen sie äußerlich auch anmuteten.

      Ich drückte ihnen die Hände und widmete mich dann Higgins, der neben einem Mann in weißem Kittel kniete. Der wiederum befasste sich mit Betty Collins. Er untersuchte ihre Kopfverletzung.

      Higgins schaute zu mir auf. „Sie lebt, Rex! Nur bewusstlos. Der Doc sagt, die Wunde wäre gar nicht so schlimm.“

      Das war ja mal eine freundliche Überraschung. Die Cops und Feuerwehrleute, die gleich darauf ins Zimmer stürmten, kamen mir zwar nützlich, doch trotz allem recht deplatziert vor. Diesmal hatte der Sensenmann ins Leere geschlagen. Wenn auch nur um Haaresbreite.

      Die Collins war noch bewusstlos, als sie auf einer Bahre in ein Ambulanzauto geschafft wurde. Fukas nahm ich mir sofort vor.

      Tom Higgins tat, als gehöre er zur Familie und kam gleich mit in den kleinen Nebenraum, der zur Agentur gehörte. Zwischen Stößen von Pressefotos und veralteten Plakaten ließen wir uns nieder. Zwei der Cops postierte ich vor dem Zimmer, um unliebsame Überraschungen auszuschalten.

      Tom Higgins setzte sich auf einen Plakatstapel, und ich untersuchte den notdürftig verbundenen Fukas nach Waffen. Er hatte keine.

      „Inspektor, ich habe ein Recht darauf, ins Hospital gebracht zu werden!“, protestierte Fukas.

      „Fukas, Sie haben Betty Collins zu töten versucht. Ich habe sie sogar für tot gehalten. Warum, Fukas, warum haben Sie das getan?“

      „Ich musste es tun“, erklärte er und ließ den Kopf sinken. Sein von Kalk bestäubtes Haar war wirr und feucht. Ich sah, dass auch sein Hemd klatschnass war. Angstschweiß von vorhin? Er zitterte.

      Fukas war kein Mördertyp. Ein kleiner Gangster, kein Mörder. Warum mochte er es getan haben?

      „Sie mussten?“, fragte ich zweifelnd. Higgins nickte. „Ja, er musste. Packen Sie aus, Fukas!“

      Ich blickte Higgins stirnrunzelnd an. „Sie halten jetzt mal den Mund, Tom! Also reden Sie, Fukas!“

      Er hob den Kopf, sah mich aus rot unterlaufenen Augen an. „Ich muss etwas trinken ... nur einen Schluck.“

      „Holen Sie ihm bitte ein Glas Wasser, Tom.“ Ich machte eine Kopfbewegung zur Tür hin. Higgins lächelte und zögerte. Ich wusste warum. Und Fukas schrie es auch heraus: „Nein! Kein Wasser, zum Teufel! Wollen Sie mich umbringen, Inspektor!“ Und dann flehte er winselnd: „Einen Schluck, nur einen Schluck Whisky!“

      „Sie sollten aufhören damit, Fukas. Jetzt nicht. Ich muss von Ihnen sowieso noch eine Blutprobe nehmen lassen, damit wir wissen, ob Sie unter Einfluss von Alkohol gehandelt haben, oder nicht. Fukas, sehen Sie mich an!“

      Er blickte mir in die Augen. Er war ein Wrack. Ein Trinker, dem man ansah, dass er ohne sein gewohntes Quantum nicht leben zu können glaubte. Das Zittern wurde stärker, und in seinen Augen lag nackte Gier.

      Ich packte ihn am Hemdkragen. „Fukas, warum, haben Sie die Collins töten wollen?“

      Higgins stand auf. „Er hat Geld bekommen. Stimmt das, Fukas?“

      Fukas sah Higgins an. „Nein, nein!“, schrie er. „Kein Geld. Sie wollen mich aufs Glatteis bringen. Nichts wissen Sie, gar nichts. Da weiß McAllister eher etwas.“

      Er sackte wieder in sich zusammen, aber ich glaubte ihm trotz Allem den Grad seiner Sucht nicht. Fukas war ein Trinker, das stimmte. Aber so weit, dass er völlig zum Wrack geworden war, konnte es auch wieder nicht sein. Vor ein paar Stunden hatte er noch ganz anders ausgesehen. Hier steckte mehr dahinter. Ich hielt ihn eher für verzweifelt. Und da er ohnehin kein sehr nervenstarker und seelisch gefestigter Mensch war, wirkte sich das doppelt schlimm aus.

      Higgins sah mich an und sagte erklärend: „Die Collins hat es fertiggebracht, ihren Anwalt aus dem Bett zu trommeln. Und der hat über den Haftrichter Kaution hinterlegt.“

      „Was Sie nicht sagen, Tom. Sie war ja noch gar nicht verhaftet. Ich hatte sie zum Verhör …‟

      „Eben“, unterbrach er. „Der Richter war der Meinung, für zwanzigtausend Dollar würde sie zu jedem Verhör der Welt zurückkommen und nicht fliehen. Sie hat den Pass hinterlassen, und der Anwalt hat Bürgschaft geleistet. Ich erfuhr von einem Ihrer Leute, was passiert war und kam gerade richtig, als sie entlassen wurde. Dann machte sie sich auf den Weg hierher. Ich lud sie ein. Als wir hier ankamen, um, wie die Collins behauptete, einen Koffer zu holen, der ihr gehörte —, genau in diesem Augenblick tauchte Fukas auf. Es ging ganz schnell. Er schoss auf Betty Collins und zwang mich, die Hände zu heben, nachdem er mir eine Kugel haarscharf über den Kopf geknallt hatte. Dann kamen Sie. Ich wette, die Collins wusste, dass er hier war. Aber nicht, was er mit ihr vorhatte.“

      „Na schön. Und wie sieht es mit Ihnen aus, Fukas?“

      Er jammerte wieder, dass seine Hand schmerzte. Das wollte ich nicht anzweifeln, aber erst musste ich wissen, was hinter der Geschichte steckte.

      „Fukas, Sie spielen um Kopf und Kragen! Mit Ihrem Whisky und der Verletzung an der Hand ist es nicht schlimm. Sie haben auf die Collins vorsätzlich geschossen, das ist ein Mordversuch. Bis heute haben Sie solche dreckigen Sachen nicht gemacht. Sind Sie jetzt nicht mehr der kleine Fisch, sondern ein Killer?“

      Er fuhr hoch. „Nein, Mr. McAllister, nein! Sie hat mich erpresst!“

      „Was Sie nicht sagen! Für Märchen ist mir die Zeit zu schade, Fukas. Ich will ein wenig nachhelfen. Sie wollten vielmehr die Collins erpressen, nicht wahr? Und als sie mit Mr. Higgins ankam, fühlten Sie sich verraten und haben geschossen. So war es doch, wie?“ Ich versuchte an seinem Verhalten zu erkennen, ob meine Vermutung ins Schwarze trat.

      Aber er hob nur den Kopf, sah

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