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von Watson & Partners waren wie vom Erdboden verschluckt.

      „Mister Savage ist seit gestern nicht zu seiner Arbeit dieser neuen Nobel-Kanzlei erschienen, in die er sich eingekauft hat“, berichtete Orry. „Wahrscheinlich ist er untergetaucht. Aber über den JFK-Airport dürfte er kaum die Stadt verlassen haben. Dort wimmelte es doch nur so von unseren Leuten.“

      „Die anderswo vielleicht gefehlt haben“, murmelte unser Chef. Er machte ein sehr nachdenkliches Gesicht, ging ein paar Schritte auf und ab und vergrub dabei seine Hände in den Hosentaschen.

      Plötzlich schrillte eines der Telefone auf seinem Schreibtisch.

      Mister McKee nahm ab, führte ein sehr kurzes und knappes Gespräch, dem ich nur entnehmen konnte, dass jemand umgebracht worden war, man aber für genauere Angaben noch die Untersuchung durch den Coroner abwarten müsste.

      Schließlich legte Mister McKee auf und wandte sich an uns. Dabei verschränkte er die Arme.

      „Jeffrey Watson ist soeben in Plastik verschnürt auf einem Parkplatz an der Interstate Richtung Newark in New Jersey gefunden worden. Mit einer Kugel im Kopf und einem Einschussloch, dass ziemlich exakt in der Mitte der Stirn liegt.“

      „Dann können wir für Brian Savage wohl nur das Schlimmste befürchten“, vermutete Orry.

      23

      Die nächsten Stunden verbrachten Milo und ich in unserem gemeinsamen Dienstzimmer. Über das Internet fand ich heraus, welche Free Climbing Trainingsmöglichkeiten es in New York gab und stieß auf ein Studio mit der Bezeichnung Extreme Fun in der 42. Straße.

      „Was sagst du dazu – also wenn ich mich für diese Extrem-Kletterei interessieren würde, dann wäre dieser Laden hier die mit Abstand beste Trainingsmöglichkeit."

      Milo hob die Augenbrauen.

      „Und jetzt meinst du, dass unser Killer auf denselben Gedanken gekommen ist und vor kurzem schon mal dort war."

      „Ist das so abwegig?"

      „Fahren wir dich einfach mal hin. Solange wir zu unserem Einsatz im Central Park heute Abend nicht zu spät kommen, wird wohl kaum jemand was dagegen haben."

      „Dann nichts wie los!"

      Etwa eine halbe Stunde später hatten wir das Extreme Fun in der 42. Straße erreicht. Wir brauchten jedoch noch eine geschlagene Viertelstunde, bis wir in der Nähe endlich einen Parkplatz gefunden hatten.

      Der Mann, der uns bediente, war ziemlich hager und wirkte sehr durchtrainiert. An seinem Jogginganzug war ein Aufnäher mit dem Firmenlogo und seinem Namen befestigt. Danach hieß er Harry Donaldson. Wir zeigten ihm unsere Dienstausweise.

      „Jesse Trevellian, FBI“, stellte ich mich vor. „Dies ist mein Kollege Milo Tucker. Wir hätten ein paar Fragen an Sie.“

      Er sah uns erstaunt an.

      „Mit illegalem Anabolika-Handel oder dergleichen haben wir hier nichts zu tun. Wir sind ein sauberer Laden“, erklärte er.

      „Keine Sorge. Es geht nicht um Sie, sondern um einen Ihrer Kunden.“

      Ich griff in die Innentasche meiner Jacke und legte ihm ein Phantombild des Killers mit der LAKERS-Mütze vor.

      „Kennen Sie diesen Mann oder zumindest jemand auf den diese Beschreibung passt?“

      Er sah sich das Bild an, runzelte die Stirn. Schließlich nickte er.

      „Ja, es kommt einer her auf den diese Beschreibung passt. Das ist ein Free-Climber.“

      „Richtig“, bestätigte ich. „Haben Sie Name oder Adresse?“

      „Warten Sie! Ich kann Ihnen Namen und Adresse heraussuchen.“

      Er wandte sich um und ging an seinen Rechner. Er tippte auf der Tastatur herum und blickte anschließend angestrengt auf den Monitor.

      „Hier habe ich ihn. Er heißt George Simpson. Ich habe hier auch seine Adresse. Wenn Sie wollen, kann ich Ihnen alles ausdrucken.“

      „Das wäre sehr nett!“

      „Er kommt einmal die Woche. Also werden Sie ihn erst nächste Woche wieder hier antreffen.“

      24

      Den Unterlagen nach, die wir im Extreme Fun bekommen hatten, stand die Identität des Mannes mit der LAKERS-Mütze nun fest. Aber es stellte sich sehr bald heraus, dass die angegebene Adresse falsch war. Dasselbe galt auch für den Namen und das Geburtsdatum.

      In der vorliegenden Kombination gehörten Geburtsdatum, Name und Adresse zu einem Mann, der vor drei Jahren gestorben war, wie eine spätere Abfrage über unser Datenverbundsystem ergab. Es schien so, als müssten wir wieder ganz von beginnen, was die Suche nach dem Killer mit der LAKERS-Mütze betraf.

      Mister McKee ordnete allerdings an, dass vor dem Extreme Fun ein Observationsteam postiert wurde und das rund um die Uhr im Mehrschichtsystem, so dass das Studio in der 42. Straße stets unter Beobachtung stand. Sollte der Killer in nächster Zeit noch einmal trainieren wollen, so würde uns dies nicht verborgen bleiben.

      In der Zwischenzeit hatte ein Team unserer Spezialisten jenen Ort, an dem das Treffen zwischen Duarte uns seinem neuen Lieferanten stattfinden sollte, mit modernster Elektronik verwanzt, sowohl Kameras als auch sehr leistungsfähige Richtmikrofone waren in den umliegenden Bäumen und Büschen installiert worden.

      Die an diesem Einsatz beteiligten Agenten warteten in gebührendem Abstand. Schließlich durften weder Benny Duarte noch sein mysteriöser neuer Lieferant irgendwie Verdacht schöpfen, dass er beobachtet würde.

      Die Einsatzleitung hatte Special Agent in Charge Clive Caravaggio.

      Milo und ich saßen zusammen mit Clive, Orry, sowie Fred LaRocca und unserem Elektronikspezialisten Roger Peters in einem Spezial-Van des FBI, der bis unter die Decke mit Elektronik voll gestopft war. Auf mehreren Bildschirmen konnten wir verfolgen, was sich am Treffpunkt ereignete.

      Auf einem Bildschirm sahen wir, wie Benny Duartes schneeweiße Limousine die Transverse Road No. 1 entlangfuhr und dann in den kleinen, unbefestigten Weg hinein fuhr, der direkt in das Waldgebiet mit der Bezeichnung The Rumble führte.

      „Wir haben unsere Technik optimal platzieren können", meinte Roger Peters. „Wenn sich Duarte und sein Verhandlungspartner nicht im letzten Moment noch für einen anderen Treffpunkt entscheiden, müssten wir eigentlich alles mitbekommen, was sich in irgendeiner Form strafrechtlich verwerten lässt. Und zwar sowohl optisch als auch akustisch."

      Die Limousine hielt, nachdem sie einige hundert Meter in den Wald hinein gefahren war. Hier her verirrten sich normalerweise nur ein paar Jogger oder Mountainbiker.

      Ein zweiter Wagen tauchte auf.

      Es handelte sich um einen Van mit vier Insassen.

      Sie stiegen aus. Es waren Männer in dunklen Anzügen. Zwei von ihnen trugen MPis vom Typ Uzi über der Schulter.

      Die Unterhaltung wurde teilweise auf Spanisch geführt, weswegen bei diesem Einsatz der Simultandolmetscher Harry Alonso mit zu unserem Team gehörte. Da Benny Duartes Spanischkenntnisse jedoch offenbar alles andere als perfekt war, wechselten sie zwischendurch immer wieder ins Englische.

      Niemand nannte einen Namen. Aber wir hatten gute Aufnahmen von Duartes neuen Handelspartnern. Ich war mir sicher, dass zumindest einige dieser Männer in unseren Dateien zu finden sein würden. Schon aus unserem Spezial-Van heraus konnten wir Verbindung zu unserem Datenverbundsystem NYSIS aufnehmen. Die Aufnahmen unserer Kameras wurden vom Rechner unter telemetrischen Gesichtspunkten analysiert und mit hunderttausenden von gespeicherten Fotos in unseren Datenbanken verglichen. Der Vergleich bezog sich dabei nur auf die Übereinstimmung von zwölf festgelegten telemetrischen Daten, etwa dem exakten Abstand zwischen Oberlippe und Nase oder ähnlichem.

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