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schob Jay einen Zettel hinüber.

      „Danke“, sagte der Ex-Cop.

      Er packte Tambinos Handgelenk und legte ihm Handschellen an.

      „Hey, was soll das denn?“

      „Mister Greg Tambino, Sie sind verhaftet, weil Sie der Planung eines Mordanschlags auf Mister James Gutierrez verdächtigt werden. Sie haben das Recht zu schweigen, aber wenn Sie auf dieses Recht verzichten, kann alles, was Sie von nun an sagen, gegen Sie verwendet werden!“

      „Und ich habe Ihnen vertraut!“, knurrte Tambino.

      „Mir kommen die Tränen“, sagte Leslie. „Sie wollten uns benutzen, damit wir für Sie Benny Duarte aus dem Weg räumen. Das machen wir auch – aber Sie werden davon nicht mehr profitieren!“

      „Ich schlage vor, Sie packen so schnell wie möglich aus“, meinte Jay. „Ihr Komplize Hueldez ist doch wohl die treibende Kraft bei dem Versuch gewesen, Gutierrez umzubringen…“

      28

      Wir lagen pünktlich rund um den angegebenen Schrottplatz in Paterson, New Jersey auf der Lauer. Der Schrottplatz lag in einem Industriegebiet am Rand dieser vor den Toren des Big Apple gelegenen Kleinstadt. Hier wurde schon seit Jahren keine reguläre Schrottverwertung mehr betrieben. Die Presse und Kräne rosteten ebenso vor sich hin wie die zahllosen Autos. Der überwiegende Teil war einfach von seinen Besitzern hier abgestellt worden. Manche hatten auch gleich noch ihr Altöl oder abgefahrene Reifen entsorgt. Ein paar Baracken verfielen langsam.

      Etwa dreißig FBI-Beamte legten sich in Deckung. Im weiteren Umkreis waren Einheiten der New Jersey State Police alarmiert um gegebenenfalls Straßensperren errichten zu können und die Gangster an der Flucht zu hindern.

      Der Mann, von dem wir inzwischen wussten, dass er Batista hieß, war pünktlich. Diesmal kamen die Kolumbianer mit zwei Fahrzeugen, einem Van und einem Pick-up.

      Insgesamt acht Männer, davon alle schwer bewaffnet, stiegen aus und blickten sich um. Batista sah auf die Uhr.

      „Der wird ungeduldig“, raunte Milo mir zu, aber unsere Kollegen konnten das alles über Kragenmikro und Ohrhörer mitbekommen.

      Eine Minute verging. Eine zweite.

      Batista griff zum Handy.

      Schon Sekunden später klappte er das Gerät wieder zusammen und steckte es weg.

      „Andiamos!“, rief Batista laut und vernehmlich, woraufhin seine Männer wieder in die Wagen stiegen.

      Wir hatten jetzt die Wahl: Wir konnten jetzt zuschlagen. Dann hatten wir Batista in der Falle, aber Duarte ging uns durch die Lappen. Was wir bisher an Beweismaterial aufgezeichnet hatten, reichte zwar, um Duarte erst einmal festzusetzen, aber es war nicht genug, um ihn wirklich mit juristischen Mitteln auszuschalten.

      Aber wenn wir jetzt einfach abwarteten, konnte es sein, dass wir am Ende völlig mit leeren Händen dastanden und selbst der Spatz namens Batista uns noch aus der Hand flog.

      Keine einfache Entscheidung.

      In diesem Fall hatte sie Clive Caravaggio zu treffen, der stellvertretende Chef des FBI Field Office New York. Und er entschied sich dafür zuzuschlagen. Über Ohrhörer bekamen wir unseren Einsatzbefehl und kamen aus der Deckung. Der Pick-up wurde gestartet, setzte mit durchdrehenden Reifen zurück, aber ein paar Schüsse aus unseren SIGS, die die Reifen platzen ließen, machten ihn fahruntüchtig.

      Eine MPi knatterte los. Wir feuerten zurück. Zwei der Gangster sanken getroffen zu Boden, während wir zwischenzeitlich wieder in Deckung gehen mussten.

      Batista selbst erwischte es an der Schulter.

      Es dauerte nicht lange und er gab auf. Widerstandslos ließen sich die Gangster einer nach dem anderen festnehmen. Der städtische Emergency Service von Paterson war bereits unterwegs.

      Im Inneren des Pick-ups fand sich das Kokain - sorgfältig in Kisten verpackt. Auf den ersten Blick sahen diese Kisten aus, als wären sie mit Blumenerde gefüllt. Aber wer ein paar Finger tief grub, wurde fündig und stieß auf die Zellophanbeutel mit schneeweißem Pulver.

      Kaum, das wir Batista und seine Leute festgenommen hatten, traf eine Nachricht von der Federal Plaza ein, die uns wie ein Hammerschlag traf.

      Es war nämlich keineswegs so, dass Benny Duarte die Lunte gerochen hatte und einfach nicht zum Treffpunkt gekommen war, während er seine Geschäftspartner seelenruhig in die Falle tappen ließ.

      Alles sprach dafür, dass er tatsächlich vorgehabt hatte, nach Paterson zu fahren.

      Er war in der Tiefgarage des Hauses, in dem sich seine Wohnung befand, erschossen worden, als er gerade die Limousine besteigen wollte.

      Mit einem exakten Treffer in die Mitte der Stirn.

      „Natürlich!“, meinte Milo. „Duarte passt perfekt auf Gutierrez’ Mordliste…“

      „Richtig – und da gibt es noch jemanden“, stellte ich fest.

      „Du sprichst von Hueldez?“ fragte Clive.

      „Wenn wir herausfinden konnten, dass er hinter dem Attentat auf Gutierrez steckte, dann konnte Gutierrez das vielleicht auch und schickt nun seinen Todesengel los, um Hueldez zu töten…“

      „Gutierrez’ großes Reinemachen“, murmelte Milo. „Der Kerl macht seinem Namen ‚Wäscher von Harlem’ wirklich alle Ehre.“

      „Ja“, knurrte ich grimmig. „Nur, dass es diesmal eine reichlich blutige Wäsche ist…“

      „Also nichts wie zum Buena Vista!“, meine Clive. „Wir müssten Hueldez jetzt ohnehin verhaften.“

      29

      Wir erreichten eine Stunde später das Buena Vista und fanden Hueldez in seinem Büro. Er war perplex, als wir ihm seine Rechte vorlasen.

      Zeitgleich waren andere Kollegen unsere FBI Field Office sowie der City Police unterwegs, um die Liste von Gutierrez’ Immobilien abzuklappern, die Brian Savage uns inzwischen überlassen hatte, nachdem mit dem zuständigen Bezirksstaatsanwalt eine Einigung zu Stande gekommen war.

      Wir hatten Hueldez gerade in einer der Gewahrsamszellen im Bundesgebäude an der Federal Plaza untergebracht, als die Nachricht eintraf, dass Gutierrez von Kollegen der City Police verhaftet worden war. Dem Vernehmen nach war Gutierrez sehr überrascht, dass man ihn in seiner Wohnung in der Lower East Side gefunden hatte, die er seit Tagen nicht verließ und die Wohnung offiziell jemand ganz anderem gehörte.

      „Bleibt nur der Killer mit der LAKERS-Mütze“, murmelte Milo, als wir uns in unserem gemeinsamen Dienstzimmer niederließen. Sobald dieser erfuhr, dass sein Auftraggeber verhaftet worden war, würde er einfach untertauchen. Auf Nimmerwiedersehen. Vielleicht würde man wieder von ihm hören, wenn er von einer anderen Unterweltgröße oder wer immer bereit war, den Killerlohn zu entrichten, ihm einen Auftrag gab.

      Die kalte Perfektion, mit der der Mord an Ray Azzaro begangen worden war, sprach für sich.

      Der Kampf gegen das Verbrechen ist mehr als ein gewöhnlicher Job. Der Gedanke, dass ein Killer wie jener Mann, von dem wir nur wussten, dass er wie hunderttausende in den USA eine LAKERS-Mütze trug und dass ihm mal ein paar Zehen abgenommen werden mussten, frei herumlaufen würde, machte mich innerlich ganz rasend. Das war schwer erträglich.

      Dann platzte Max Carter plötzlich in unser Zimmer.

      „Jesse, die Idee mit den Fernreisen in Hochgebirgsgegenden war ein Volltreffer!“, rief Max. „Ich habe über die von dir vorgeschlagenen Parameter noch die Listen der Fluggäste hinzugenommen, auf die das FBI ja inzwischen Zugriff hat. Und jetzt höre und staune, Jesse!“

      „Spann mich nicht auf die Folter!“

      „Auf einen Mann

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