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Jim!"

      Bount wandte leicht den Kopf, so dass er den einen beobachten konnte. Er hielt den Revolver fest umklammert und schussbereit, während der zweite herankam.

      Bount fühlte seine Nähe.

      Aber er dachte nicht im Traum daran, sich Handschellen anlegen zu lassen!

      "Hände zusammen!", befahl der Officer, aber Bount wirbelte statt dessen blitzartig herum und packte ihn am Arm und am Hals.

      Es ging alles so schnell und unerwartet, dass der arme Kerl gar nicht reagieren konnte. Aber Bount hatte keine andere Wahl. Ein schneller Griff und er hatte den Revolver aus dem Holster gezogen und richtete ihn auf den zweiten Polizisten - Jim.

      Den andern hielt er im Würgegriff wie einen Schutzschild vor sich.

      "Waffe fallenlassen!", befahl der Privatdetektiv. Jim schluckte, schaute für eine Sekunde fragend zu seinem Partner herüber, dessen Gesicht rot angelaufen und von Furcht gezeichnet war. Dann nickte er. Sein Revolver plumpste in den Sand am Straßenrand und eine Sekunde später auch die Automatic, die er Bount abgenommen hatte.

      "Sie wissen gar nicht, was sie sich da einbrocken, Mister!"

      Bount machte eine Handbewegung mit der Waffe.

      "Zum Streifenwagen!", befahl er knapp.

      Dort angekommen jagte er als erstes ein paar Kugeln in die Funkanlage. Dann ließ er die beiden Polizisten sich hinsetzen und kettete sie mit den Handschellen am Lenkrad fest. Vom Highway aus würden sie aussehen, wie eine Patrouille, die gerade eine Geschwindigkeitskontrolle durchführte.

      "Tut mir Leid, Jungs, aber ich fürchte, ihr werdet hier eine Weile Dienst schieben müssen", meinte er. Zum Schluss öffnete er noch die Motorhaube und sorgte mit ein paar Handgriffen dafür, dass der Streifenwagen sich auf keinen Fall in Bewegung setzen konnte.

      26

      Als Bount den Highway verließ hatte sich bereits die Dämmerung wie grauer Spinnweben über das karge Land gelegt. Der Übergang zur Nacht würde ziemlich abrupt von statten gehen, das war ihm bekannt. Aber die Nacht konnte ihm helfen. Sie war ein Verbündeter.

      Als es dann dunkel wurde, ließ Bount den Toyota unbeleuchtet. Er hatte nicht die geringste Lust, sich schon von weitem anzukündigen.

      Schließlich stellte er den Geländewagen bei einer Gruppe knorriger, halbverdorrter Bäume ab. Manche hatten ziemlich skurrile Formen, was vielleicht auf Blitzschläge zurückzuführen war.

      Von nun an ging es nur noch zu Fuß weiter. Bount steckte die Taschenlampe unter den Blouson und überprüfte den Sitz der Automatic.

      Er hatte die Karte zuvor gut studiert und das war auch notwendig, um sich hier bei zunehmender Dunkelheit nicht hoffnungslos zu verlaufen.

      Bald schon funkelten die ersten Sterne am dunklen Himmel. Der Mond stand als leuchtende Sichel da. Eine klare, kalte Nacht würde es werden.

      27

      Der Raum war völlig dunkel.

      Kimberley Morgan war allein und hatte furchtbare Angst. Sie wusste, dass der Tod unweigerlich auf sie warten würde. Nur der Zeitpunkt stand noch nicht fest.

      Jede bestialische Einzelheit des Rituals war gegenwärtig und verfolgte sie in ihren Alpträumen.

      Sie wusste nicht, ob es Tag oder Nacht war. Jede zeitliche Orientierung hatte sie verloren, seit man sie in diesem dunklen Raum gefangen hielt. Kimberley hatte kaum geschlafen und wenn, dann zumeist aus Erschöpfung. Zu sehr nagte die Angst in ihr. Todesangst.

      Wenn sie nicht von der Erschöpfung wie betäubt war, dann kroch ihr das Grauen kalt den Rücken hinauf. Sie wusste, dass sie kaum noch Grund hatte, sich irgendwelche Hoffnungen zu machen.

      Lebendig begraben bin ich, ging es ihr durch den Kopf. Wie in einer dunklen Gruft...

      Sie erhob sich von ihrer Liege und tastete sich an der Wand entlang.

      Es muss doch einen Weg geben, hämmerte es in ihr.

      Morris... Was mochte wohl aus Morris Clansing geworden sein? Hatte er es geschafft? Oder hatten sie ihn gekriegt. Vielleicht war er in einem anderen, dunklen Raum, genau wie sie, und wartete darauf, seinem Herrn und Meister geopfert zu werden - Satan.

      Dann hörte sie plötzlich ein Geräusch. Schritte.

      Kimberley erstarrte, während jemand den Schlüssel im Schloss herumdrehte. Vielleicht brachten sie ihr jetzt etwas zu Essen und zu Trinken. Möglich war aber auch, dass sie sie abholten, um sie für die Opferung vorzubereiten. Die Tür ging auf. Kimberley war wie geblendet von dem aus dem Flur hereinflutenden Licht.

      Es dauerte ein paar Sekunden, bis sie sich daran gewöhnt hatte. Der Puls ging ihr bis zum Hals und hämmerte wie verrückt.

      Dann erkannte sie die hochaufgeschossene Gestalt eines schwarzbärtigen Mannes.

      "Ray!", stieß sie hervor, aber der Schwarzbart wandte den Blick zur Seite. Er wollte es ganz offensichtlich tunlichst vermeiden, der Gefangenen direkt in die Augen sehen zu müssen. Jedenfalls wusste Kimberley nun, dass ihr noch eine weitere Galgenfrist blieb, denn wenn sie jetzt hätte sterben sollen, dann wäre James, der Hohepriester selbst, gekommen.

      Ray, der Schwarzbart, hielt ein Tablett in den Händen, auf dem ein Teller mit Suppe stand.

      Er reichte es Kimberley.

      Noch zögerte sie, es auch zu nehmen. Ihre Augen funkelten voller Angst und Hass.

      "Na, wie fühlst du dich bei dem, was du tust, Ray!" Er schwieg. Und das machte sie rasend. Ray war einer der Priester und er war eigentlich immer sehr nett zu ihr gewesen.

      "Da fällt dir nichts ein, was?"

      "Ich darf nicht mir dir sprechen, Kimberley", sagte er schluckend. "Das weißt du so gut wie ich..."

      "Steht schon fest, wann ich umgebracht werde?"

      "Du musstest wissen, was du tust Kimberley. Und du kannst nicht sagen, dass du die Folgen nicht gekannt hast..."

      "Das ist keine Antwort."

      Aber sie wusste insgeheim schon jetzt, dass sie darauf auch keinerlei Antwort mehr bekommen würde.

      Ihre Blicke begegneten sich für einen ganz kurzen Augenblick und dann kam es Kimberley in den Sinn, dass dieser Moment vielleicht ihre allerletzte Chance war... Sie konnte sich nicht einfach so zur Schlachtbank führen lassen, ohne wenigstens etwas versucht zu haben. Selbst, wenn die Chance minimal war...

      Sie tat, als wollte sie das Tablett abnehmen, aber statt dessen ließ sie die Hände hochfahren und schlug es ihm ins Gesicht. Die Suppe war heiß. Er schrie auf.

      Für den Bruchteil eines Augenblicks war der Schwarzbart unfähig, irgendetwas zu tun und das nutzte Kimberley verzweifelt. Sie stieß ihn zur Seite und rannte den Flur entlang.

      Hinter sich hörte sie Ray.

      Er ächzte und kam hinter ihr her.

      Kimberley war lange genug bei Satans Kindern, um sich hier auszukennen und genau zu wissen, wohin sie laufen musste.

      An der Tür, die ins Freie führte, stand ein bewaffneter Wächter, der aber nicht sonderlich aufmerksam war. Er stand mit dem Rücken zu ihr und bevor er richtig gemerkt hatte, was eigentlich los war, hatte sie ihn mit dem Schwung ihres Spurts schon der Länge nach niedergestreckt. Er riss seine Waffe hervor, aber bis er sie im Anschlag hatte, war Kimberley schon im Freien. Draußen war es dunkle Nacht.

      Kimberley lief ohne nachzudenken in die Finsternis hinein. Nur weg von hier! Das war ihr einziger Gedanke. Namenlose Furcht trieb sie voran und mobilisierte ungeahnte Kräfte in ihr.

      Ihr Blick ging flüchtig über die kleine Ansammlung von Gebäuden, die das Zentrum von Satans Kindern bildeten.

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