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Das Leben läuft nicht nach Plan. Paloma Olszowka
Читать онлайн.Название Das Leben läuft nicht nach Plan
Год выпуска 0
isbn 9783347158559
Автор произведения Paloma Olszowka
Жанр Контркультура
Издательство Readbox publishing GmbH
Sie führt mich durch einen langen Gang, an dessen Ende sich ein großer Aufzug befindet. Wir fahren in die zweite Etage.
Antonias Zimmer ist wunderschön. Ich staune nicht schlecht. Ihre Eltern müssen sehr reich sein, die Möbel sehen teuer aus. Sie hat einen tollen Geschmack: die Einrichtung ist in dunklen Farben gehalten und versprüht einen geheimnisvollen Charme, was einen tollen Kontrast zur lilafarbenen Wand bildet.
In der Mitte des Raumes hängt ein Boxsack von der Decke, auf den ich spielerisch einschlage - noch nie zuvor habe ich einen Boxsack angefasst. Antonia erzählt, dass sie manchmal mit Wutanfällen zu kämpfen und mit dem Sport eine gute Methode gefunden hat, damit umzugehen. Ich traue mich nicht, weiter nachzubohren, was sie in ihrer Vergangenheit erlebt hat - irgendwann, so habe ich die Hoffnung, erzählt sie es vielleicht von sich aus. Antonia lacht beim Anblick, wie ich verzweifelt versuche, auf den Boxsack einschlagen.
„Du musst noch ein bisschen üben…“ Ganz unerwartet beginnt sie, von den Erlebnissen ihrer Kindheit zu erzählen. Sofort merke ich, wie schwer es ihr fällt.
„Weißt du, ich war schon immer etwas anders als andere Frauen. Ich habe mich immer eher als Junge gefühlt. Nicht, dass ich auf Mädchen stehe - knackig finde ich nur die Jungs.“ Sie lacht leise. „Aber ich bin nicht das typische Mädchen, das Bravo liest und jedem dahergelaufenen Typen schöne Augen macht. Ich finde, jeder Mensch sollte so akzeptiert werden, wie er ist. Ich habe es einfach nicht so mit dem Schminken. Bei den Clubtreffen mache ich das nur mit, damit ich nicht so auffalle und besser in dieser Welt Fuß fasse. Ich hoffe so sehr, dass meine Familie irgendwann akzeptiert, wie ich bin. Manchmal habe ich einfach das Verlangen, mich in einen anderen Körper zu stehlen … kennst du das Gefühl?“
Ich bin sprachlos. „Ja“, stoße ich nach einer ganzen Weile hervor. Noch nie fiel es mir so leicht, mich zu öffnen. Plötzlich erzähle ich Antonia von meinem Unfall. Bei ihr habe ich das Gefühl, dass uns ein unsichtbares Band zusammenhält. Nachdem ich ihr von allen Stolpersteinen meiner Vergangenheit berichtet habe, umarmt sie mich ganz fest.
„Du bist gut so, wie du bist: mit deinen schwarzen langen Haaren, deine schönen grünen Augen und deiner zarten Figur.“
Ich grinse. „Ja, vielleicht hast du Recht.“
Antonia knufft mich in den Arm. „Wir sollten jetzt langsam wieder runter gehen, Frau Weiss kommt sicher gleich wieder.“
Mit dem Aufzug fahren wir in die Eingangshalle.
„Solange wir warten, können wir Computer spielen“, schlägt Antonia vor. Sie führt mich in einen Computerraum und fragt, ob ich schon mal Magic Mike im Kino gesehen hätte. Ich schmunzele über beide Ohren. „Der ist ziemlich heiß, der Magic Mike! Eine richtige Augenweide … er hat einen guten Bizeps. Aber der Gaeton ist auch nicht schlecht, oder?“
Ich werde rot. „Ja, kann schon sein…“, antworte ich und wir spielen schließlich das Computerspiel.
Es dauert eine ganze Weile, bis Frau Weiss wiederkommt. Sie findet uns erst, als wir uns bemerkbar machen.
„Vielleicht bis bald…“, seufzt Antonia mir zu und drückt mich zum Abschied.
„Du bist gut so, wie du bist!“, flüstere ich. Wir tauschen schnell Telefonnummern aus. „Ich melde mich, wenn ich wieder zu Hause bin.“
Schnell drücke ich ihr noch einen Kuss auf die Wange. Sind es Tränen, die da in ihren Augenwinkeln schimmern? Vielleicht hoffe ich das auch nur. „Tschüss, bis bald…“ Ich will gar nicht von ihr loskommen. Doch meine Mutter wartet auf mich. Frau Weiss bringt mich zurück in den Raum. Mama bemerkt mich erst gar nicht, bis sie mit gerunzelter Stirn aufblickt und mich fragt: „Und, gefällt es dir hier, Schatz?“
„Ja, supi!“
Frau Weiss verabschiedet sich noch: „Franziska, ich würde mich freuen, falls du bald wiederkommst! Eine schöne Heimreise!“ Meine Mutter und Frau Weiss verabreden, am Telefon weitere Details zu besprechen.
Wir fahren zum Aufzug und ins Erdgeschoss. Beim Öffnen der Aufzugtür fällt mein Blick wieder auf Gaeton und ich gucke verlegen weg.
„Komm, lass uns endlich gehen!“, raune ich Mama an. Draußen vor dem Gebäude angekommen, gestehe ich mir ein, dass er doch ein süßer Typ ist. Vor lauter Aufregung fahre ich vor den Baum und stoße mir die Stirn.
Mama schaut nicht schlecht: „Was machst du denn da? Willst du etwa den Baum küssen?!“
Ich verliere kein Wort mehr darüber, dass ich fast wieder Bauchkribbeln bekommen hätte. Wir fahren nach Hause.
Kochabend
In der Hauseinfahrt erwartet mich schon mein Exfreund. Er steht da wie ein begossener Pudel. Ich steige aus dem Auto und Basti kommt immer näher. Ich fahre blitzschnell weg. Aus dem Fenster sehen wir nach einer Weile, dass er sich endlich verzieht.
Meine Schwester begrüßt mich und fragt, wie es gewesen ist.
„Gut!“ Ungeduldig frage ich meine Mutter, wann es Essen gebe.
„Ich habe keine Lust zu kochen. Wie wäre es, wenn du das mal mit Christina zusammen machst?! Wir haben doch diesen tollen Thermomix.“
Unser Thermomix ist ein Gerät für fortgeschrittene Hausfrauen, die damit ihre ausgefallenen Kochkünste zum Besten geben. Es gibt sogar ganze Parties, auf denen sich Amateure und Nerds austauschen, was es alles Neues gibt und sich gegenseitig Kochbücher ausleihen. Mama bereitet im Thermomix immer meine Lieblingssuppe zu - die Kartoffelsuppe ist echt ein Knaller!
„Damit kannst du bestimmt auch etwas herzaubern, wenn dir Christina etwas unter die Arme greift“, schlägt Mama vor.
Meine Schwester stimmt zu und ich murre: „Na gut!“
„Macht euch doch Musik an, damit geht alles leichter!“, fügt Mama noch hinzu.
Hungrig fahre ich in mein Zimmer, suche eine CD aus und drücke die Play-Taste. Das Bosse-Album „Mein Kranich“ schallt durch das ganze Haus und bis in die Küche.
Dort hole ich, mit Mamas Hilfe, das Kochbuch aus dem Schrank und suche mir das Rezept „Frisch verliebt" heraus. Christina verdreht genervt die Augen, während ich das Rezept vorlese. Wir holen alle Zutaten für süße Pfannkuchen in Herzförmchen aus dem Kühlschrank. Damit die Pfannkuchen die richtige Form bekommen, stechen wir mit einem Teller einen runden Kreis aus und helfen mit einem Messer nach.
Endlich mit dem Kochen fertig, decken wir um halb sieben den Tisch. Ich verschlinge vier meiner Pfannkuchen mit Genuss und natürlich darf der berühmte Nutella-Zimt-Belag nicht fehlen. Danach bin ich so geschafft von dem ereignisreichen Tag, dass ich mich nur mit Mühe und Not überreden lasse, noch zehn Minuten mit Christina zu spielen. Ich warte dann noch auf meinen Bruder.
Francesco hatte noch lange Nachmittagsunterricht und dann war er noch mit seinen Kumpels lernen, und deshalb kommt er erst um neun nach Hause. Ich liebe ihn für seine beschützende Größe. Seine muskulöse Statur zeichnet sich auf seinen T-Shirts ab, die er oft mit einer blauen oder schwarzen Lieblingsjeans kombiniert. Auch seine Frisur gefällt mir. Die braunen wuscheligen Haare, die tiefschwarzen Augen und das Lächeln, das jedes Frauenherz dahinschmelzen lässt, geben ein hübsches Gesamtbild ab. Die Größe muss er von meinem Papa geerbt haben. Die Mädchen fliegen reihenweise auf ihn - für mich ist und bleibt er jedenfalls mein starker großer Bruder.
„Francesco, weißt du, was dir heute Mittag entgangen ist?!“
„Nee, erzähl' mal! Das klingt jetzt schon interessant!“
„Mein Ex-Freund ist in der Mittagspause vorbeigekommen und wollte wahrscheinlich gucken, ob ich da bin.“
„Ach was! Das glaube ich nicht!“
„Doch! Bestimmt hat er die erste Nachmittagsstunde verpasst, weil er gewartet hat, bis ich wiederkam, das war erst so gegen fünf