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Das Leben läuft nicht nach Plan. Paloma Olszowka
Читать онлайн.Название Das Leben läuft nicht nach Plan
Год выпуска 0
isbn 9783347158559
Автор произведения Paloma Olszowka
Жанр Контркультура
Издательство Readbox publishing GmbH
Mama hat sich einen Traum erfüllt: sie ist Inhaberin eines Buchladens, der Liebesromane, Sachbücher und alles andere führt, was die Bücherwelt sonst noch zu bieten hat. Ich wünsche mir für meine Beziehung, dass mein Freund nicht so viel an seiner Arbeit hängt. Ich verstehe gar nicht, wie Mama ihn lieben kann!
Papas kritischer Blick reißt mich aus meinen Gedanken. „Aber ich KANN doch gar nicht das Abendbrot vorbereiten! Das weißt du doch, Papa!“ „Klar doch! Vielleicht können wir gemeinsam einiges umräumen, damit du besser drankommst. Ich weiß nämlich nicht, ob dieses Haus einen weiteren deiner Stimmungs-Tornados übersteht - schließlich sind die Wände nur aus Gips!“
„Haha! Wie lustig, Papa…“
Papa schiebt mich in die Küche und ich lache entspannt. Wir decken gemeinsam den Tisch.
Dann kommt Mama aus dem Buchladen nach Hause. Man hört den Schlüssel im Schloss und dann, wie ihre hochhackigen Schuhe auf dem Flurboden klacken.
„Hallo Franziska! Hallo Marki, mein Schatz!“ Sie gibt Papa einen Kuss auf die Stirn. Ich rolle ihr entgegen, um sie zu begrüßen und gebe ihr einen Kuss auf die Wange.
„Ich habe eine Überraschung für dich, Mama… schau' mal!“
„Was denn für eine?“, fragt sie gespannt.
„Verrate ich nicht!“, lache ich, „du musst in die Küche kommen!“
Dort angekommen, staunt sie nicht schlecht, weil wir schon den Tisch gedeckt hatten.
„Das glaub' ich ja nicht!“
Schließlich rufen wir Francesco, meinen großen Bruder, und meine kleine Schwester Christina zu Tisch.
Die Ruhe vor dem Sturm
Die Tage werden schon langsam wieder kürzer. Es ist spät am Abend, aber ich kann nicht einschlafen und schaue mir durch das Dachfenster über meinem Bett die Sterne an. Wie ich den nächsten Tag überstehen soll, kann ich mir beim besten Willen nicht vorstellen.
Es klopft an der Tür. Meine Mama kommt rein, um mir noch eine gute Nacht zu wünschen. Ich erzähle ihr, was mir so durch den Kopf geht: Beim Gedanken an meinen ersten Schultag wird mir ganz mulmig. In meinem Magen brodelt sich etwas zusammen. Morgen würde der erste Schultag nach meinem Unfall sein und ich muss zurück in meine Klasse - oh mein Gott! Ich habe so Angst! Dort sind alle meine alten Freunde. Aber ich weiß nicht, wie sie darauf reagieren und ob sie überhaupt noch meine Freunde sein wollen. Ob sie überhaupt mit meiner Behinderung zurechtkommen?
Meine Mutter sagt zu mir: „Francesco bringt dich morgen in die Klasse und holt dich in der Pause wieder ab. Ich werde noch mit ihm darüber sprechen, wobei er dir helfen soll. Und dann kann nichts schief gehen, glaub' mir - wir sind alle für dich da.“ Sie gibt mir einen Gute-Nacht-Kuss auf die Nase und geht zur Tür hinaus.
„Jetzt geht es mir schon ein bisschen besser", sage ich noch zu Mama, als sie an der Tür steht.
„Das freut mich.“ Ich schaue noch kurz die Sterne an, bevor ich einschlafe.
Am Morgen bekomme ich kaum meine Augen auf, weil ich es einfach nicht mehr gewöhnt bin, so früh aufzustehen. Meine Mutter kommt in mein Zimmer und sagt: „Guten Morgen mein Schatz, hast du gut geschlafen?“ Zum Glück habe ich in der Reha gelernt, wie ich mich am besten mit meiner Behinderung selbstständig fertig machen kann. Nur manchmal brauche ich noch ein bisschen Hilfe von Mama.
Zusammen stellen wir mein Outfit für den großen Tag zusammen: Meine Glücks-Jeans mit meinem Glücks-Oberteil. Mit vor Aufregung zitternden Händen fahre ich zum Esstisch. Dort sitzen schon Christina und Francesco und begrüßen mich.
„Hast du gut geschlafen, Franziska?“, fragt mein Bruder.
„Geht so…“ Ich nehme mir ein Stück Brot und beschmiere es mit Butter und Nutella. Lecker!
Christina nimmt meine Hand: „Du schaffst das schon!"
In zehn Minuten müssten wir zum Bus aufbrechen, mahnt Francesco. Mir wird schwarz vor Augen, weil ich so mega aufgeregt bin. Ich schüttele mich und komme langsam wieder zur Besinnung, sodass ich noch schnell mein Brot aufessen und ein Glas Kakao trinken kann. Dann geht es los. Mama hängt mir meine Schultasche an den Rollstuhl, bevor sie mir einen schönen Schultag wünscht. Francesco schiebt mich zur Tür hinaus und zur Bushaltestelle, wir steigen in den angekommenen Bus ein. Francesco hilft mir mit der Rampe in den Bus einzusteigen.
Zum Glück hat man im Bus einen Extraplatz für Rollstuhlfahrer. Dort fahre ich hin und stelle die Bremsen fest, damit ich mich nicht gleich hinlege. Die Busfahrer sausen manchmal wie die Chaoten durch die Gegend. Ich schaue noch einmal mit meinem Handspiegel, ob alles passt und mein Bruder fragt: „Was machst du da? Du siehst super aus für den ersten Schultag!“
Alte Begegnungen
Mir ist ein bisschen mulmig, als wir in das Schulgebäude fahren. Irgendwie schaffe ich das schon, ich habe doch bis jetzt alles geschafft! Ich setze mein freundlichstes Gesicht auf. Zum Glück ist meine Schule so modern, dass sie auch einen Aufzug hat - ansonsten müsste mein Bruderherz wohl oder übel eine Fitness-Einheit einlegen.
Seitdem ich im Rollstuhl sitze, fällt mir immer häufiger auf, wie viele Orte damit nicht gut erreichbar sind. Meine Mutter hatte Anfang des Jahres mit dem Schulleiter abgesprochen, dass in der Schule noch eine barrierefreie Toilette gebaut werden sollte - und glücklicherweise hat das Geld hierfür gereicht. Mein Schuleiter ist voller Mitgefühl und wollte alles versuchen, damit ich wieder in meine alte Schule zurückkommen kann. Dieser Wunsch ist nun Wirklichkeit geworden! Francesco und ich fahren zum Klassenzimmer. Zaghaft klopfe ich an die Tür. Frau Spiel, meine Klassenlehrerin, öffnet mir. „Guten Tag, Franziska, komm doch rein! Setz dich neben Max, da ist noch ein Platz frei.“ Mit Francesco mache ich aus, dass er mich zur Pause wieder abholen kommt.
Plötzlich merke ich, dass meine Klassenkameraden mich anstarren. Mein Magen will das Frühstück nicht in sich behalten und ich muss die Galle, die mir die Speiseröhre hochkommt, wieder herunterschlucken. An meinem Platz angekommen, weist uns Frau Spiel an: „Bitte die Deutschbücher raus, Seite drei! Lest euch den Text gut durch, denn ich werde gleich Fragen dazu stellen.“ Ich schlage mein Buch auf und fange an zu lesen, während Max mich erstaunt anguckt. All das bemerke ich gar nicht, weil ich so in das Buch vertieft bin.
„Buch zu! Was ist euch in dem Text aufgefallen?“, unterbricht mich Frau Spiel in meinen Gedanken.
Ich melde mich sofort. „Die Geschichte war spannend geschrieben.“
„Danke Franziska, kannst du auch sagen, was daran so spannend war?“
„Es war so spannend, weil die Geschichte auch uns hier hätte passieren können. Sie ist nicht so unwahrscheinlich, sondern ganz normal.“
Frau Spiel ist erstaunt und voller Stolz. „Sehr gut! Ich merke, du hast viel gelernt, als du weg warst.“
Dann ruft sie Max auf. Ich vergrabe mein Gesicht in meinen Händen: Wann ist endlich diese Stunde vorbei? Die brennenden Blicke meiner Klassenkameraden will ich nicht mehr sehen. Endlich ist Pause und Francesco fährt mich in den Pausenhof, während ich Ausschau nach Basti und meinen Freundinnen halte.
Am Tor des Pausenhofs erspähe ich schließlich Basti. Sofort erkenne ich seine Silhouette und seinen außergewöhnlichen Kleidungsstil. Er ist ein rockiger Typ, trägt immer schwarze Jeans mit Nietengürteln. Ich weiß noch, wie wir einmal zusammengestoßen sind. Damals habe ich mich über sein Erscheinungsbild amüsiert, aber jetzt tut es einfach nur weh, seine vertraute Gestalt zu sehen. Früher trug er seine langen Haare im Pferdeschwanz.
Auf dem Weg zu ihm wende ich mich noch einmal zu Francesco: „Ich muss mit Basti was klären.“
„Ok, komme einfach zu mir, wenn du fertig bist“, sagt mein Bruder und geht.
Vorsichtig fahre ich zum Tor. „Hallo Basti!“
Er dreht sich erschrocken um und sein Gesicht nimmt einen pinkfarbenen Ton an.