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erwiderte das Lächeln, senkte die Lider und sagte leise: „Vielleicht. Inspektor Hartman hätte ich das nicht gesagt, er ist viel zu stur, und das scheinen Sie nicht zu sein.“

      „Dank für die Blumen!“

      7

      Die US Straße 95 führte über die Brücke, den Julia Tuttle Causeway, von Miami hinweg über die Biscaye Bay nach Miami Beach. Das ist eine herrliche Strecke, bei Sonnenschein und wolkenlosem Himmel kaum an Reiz zu überbieten. Der Baron hatte jedoch nicht den richtigen Genuss daran, aber das lag weder am Wetter noch an Miss Gillmore. An ihr zuallerletzt. Und er musste sich eingestehen, dass sie auf ihn großen Eindruck machte. Sie war eine Frau, die einem Manne schon eine Menge geben konnte, anders als Miss Keil.

      Ein Dichter würde sagen: Miss Keil ist eine Rose, Miss Gillmore aber eine Orchidee, mit all ihrer Schönheit, Verlockung, dem verheißungsvollen süßen Duft und der gleichzeitigen Gefahr, denn manche Orchideen gründen ihre Wurzeln nicht in der Erde, sondern in einer anderen Pflanze, die sie umschlingen.

      Der Gedanke an den Vergleich erheiterte den Baron, und er musste lachen. Erstaunt sah ihn Miss Gillmore an. „Was ist mit Ihnen?“

      „Ich erinnerte mich an jemanden, nichts weiter.“

      „Dort ist der Club“, sagte James. „Etwas für Leute, die nach Geld stinken.“

      „Sie scheinen häufig in Clubs zu verkehren“, stellte der Baron fest und sah dabei Miss Gillmore an. „Heute Abend der Miami Shores Club, jetzt der Beach Kennel Club.“

      „Meine Bekanntschaften suche ich mir nicht unbedingt in den Slums, Baron Strehlitz!“, sagte sie abweisend. „Wäre Ihnen das vielleicht lieber?“

      James hielt vor dem weißen Holzgebäude des Clubs. Auf dem ebenso weißen Kies standen die teuersten Straßenkreuzer, aufgereiht wie Perlen an der Schnur.

      „Ein Playboy-Idyll“, meinte James und blinzelte hinüber zu den sich in Liegestühlen räkelnden braun getoasteten jungen Männern. Kleine hübsche Mädchen in Shorts – auch sonst nicht gerade üppig bekleidet – bedienten diese männliche Geldaristokratie.

      Miss Gillmore stieg aus, lächelte dem Baron zu, winkte James und stöckelte über den Kies genau in der Richtung der zum Grillen in der Sonne liegenden Männer. Einige wandten sich um, riefen ein müdes „Hallo!“, andere waren zu faul, auch nur den Kopf zu drehen.

      „Die legt los, wie?“, meinte James und starrte Miss Gillmore nach. „Sehen Sie nur, die schäkert mit jedem.“

      „Ich glaube, das hat bei ihr wenig zu sagen“, erwiderte der Baron und sah, wie Miss Gillmore sich zu einem anderen jungen Mädchen an den Tisch setzte.

      „Okay, soll ich losfahren?“ fragte James.

      Alexander nickte, und James setzte rückwärts auf die Fahrbahn. Während er umschaltete, tauchte vor ihnen ein weißer Cadillac auf.

      „Hier werden Schlitten gefahren, was?“, meinte James und wollte losfahren. Da fiel Alexander ein, dass er diesen Wagen schon auf dem Parkplatz des Hospitals gesehen hatte. Er zog sich den Hut in die Stirn und rutschte etwas tiefer auf den Sitz.

      James kapierte sofort und beugte sich nach vorn, als habe er etwas am Armaturenbrett zu hantieren.

      Da kam der Wagen schon an ihnen vorbei. Am Lenkrad saß Dr. Proud, neben ihm die glühende Rose Miss Keil.

      „Warten!“, sagte der Baron, drehte den Rückspiegel, sodass er nach hinten sehen konnte und beobachtete, wie der weiße Cadillac hielt, wie Proud und Miss Keil ausstiegen, hinüber zu den Tischen gingen, und sich dann bei Miss Gillmore niederließen. Das andere Mädchen erhob sich, winkte den Angekommenen zu und ging.

      „Sieht aus, als würden sie eine Filiale vom Hospital gründen, wie?“, meinte James.

      „Okay, fahren wir jetzt. Untersuchungsgefängnis.“

      James nickte nur und schob den Gang hinein. „Übrigens“, sagte er dann, „habe ich etwas bemerkt. Ich hätte es Ihnen früher gesagt, aber bisher war ja die Kleine immer dabei. Vorhin im Hospital sollte ich ja Gloria ein bisschen ausfragen.“

      „Wer ist denn das?“

      James lachte. „Miss Gloria Mitchell, OP-Hilfsschwester. “

      „Na und?“

      „Sie ist die Tochter von Julia Mitchell.“

      Der Baron knurrte böse. „Zweifellos ist sie die Tochter einer Mutter, was ist daran bedeutend?“

      James war nicht beleidigt. Übermütig erwiderte er: „Ja, natürlich, nur ist diese Mutter die Freundin von Dr. Ferrenc. Ihr Foto steht auf seinem Schreibtisch.“

      „Quatsch, die Frau ist höchstens achtunddreißig. Kann also gar nicht die Mutter … Moment mal, warum eigentlich nicht?“

      James lachte. „Sie ist die Mutter. Und Gloria, ich meine Miss Mitchell, lebt in Streit mit ihrer Mutter. Da!“ Er zog einen zerknitterten Brief aus der Tasche. „Der lag bei ihr herum.“

       Liebe Gloria,

       ich habe Deinen Brief erhalten und bin erschüttert über das, was Du mir mitzuteilen hast. Mein liebes Kind, wenn Mike je erfährt, warum Du bei ihm arbeitest, so hoffe ich nur, dass er Dir verzeiht und Deine Absicht als jugendlich-naive Dummheit ansieht. Er hat soviel für Dich getan, Deine ganze Ausbildung hast Du ihm zu verdanken. Dein Misstrauen und Deine Behauptungen sind geradezu beleidigend, auch für mich. Ich weiß nicht, was er sagen wird, wenn er dahinterkommt. Und wenn es Dir Freude macht, „zu beweisen, dass er kein Mann für mich wäre“, so lass Dir sagen, dass man mit neunzehn Jahren zu jung ist, um das beurteilen zu können. Er ist kein Schuft, wie Du so brutal schreibst. Ich kenne ihn lange genug, und ich weiß auch, dass er unzähligen Menschen das Leben gerettet hat. Es ist nicht wahr, dass er Operationen misslingen ließ. Wer hat Dir nur diesen Unsinn erzählt? Du schreibst da von sechs Fällen. Ohne zu wissen, wo und wann diese sogenannten Fälle passiert sind, kann ich Dir auch so sagen, dass es eine Lüge ist. Mike hat sich aufgeopfert für seine Patienten. Wenn ihm einmal etwas misslungen ist, dann nie absichtlich. Ich schäme mich für Dich. Vielleicht siehst Du eines Tages ein, wie dumm Dein Brief ist. Vielleicht aber hast du dann schon mehr zerschlagen, als jemals zu heilen ist. Dennoch alles Gute

       Deine Ma.

      Der Baron steckte den Brief ein und fragte: „Was weiter? Sie hat doch sicher auch etwas zu Ihnen gesagt, James?“

      „Hat sie, Boss, hat sie natürlich“, erwiderte James und stoppte elegant vor dem Untersuchungsgefängnis. Ein misstrauischer Cop stand vor dem Tor und blinzelte grimmig zu ihnen in den Wagen. Aber James griente ihn betont freundlich an, und siehe da, der Griesgram verzog das Gesicht zu einem Lächeln.

      „Wenn Sie endlich mit Ihren Mätzchen fertig sind, James, kommen Sie vielleicht einmal auf meine Frage zurück“, sagte der Baron hartnäckig.

      „Ja, sie hat mir gesagt, dass sie Dr. Ferrenc misstraut. Er wäre während der Operation an Koog ihrer Meinung nach zu ruhig, zu gelassen gewesen.“

      „Sie muss es ja wissen mit ihren neunzehn Jahren und bei ihrer ersten Operation, bei der sie als Hilfsschwester fungierte. Aber ich muss sehen, was sie mit den sechs Fällen meint. Na schön, warten Sie hier, ich will erst einmal mit Dr. Ferrenc reden.“

      8

      Das Gefängnis war ein Neubau. Man konnte es auf Anhieb für eine Schule oder ein Finanzamt halten, wären nicht die Uniformierten an allen Enden und Ecken gewesen. Licht und Luft kamen trotz versteckter Gitter in die Gänge. Auch in das hell getünchte Sprechzimmer, in dem der Baron auf Dr. Ferrenc wartete. Dann kam er, begleitet von einem jüngeren Beamten, der argwöhnisch in der Nähe blieb, als die beiden sich begrüßten.

      In dieser

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