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schon her; Dr. Ferrenc hat jetzt andere Sorgen, als sich Ihre Verse anzuhören.“

      „Dann werde ich wiederkommen, wenn er Zeit hat. In zwei Stunden vielleicht.“ Entschlossen machte Ferguson kehrt und ging.

      „Na so was!“, entfuhr es Miss Keil. „Dieser Kerl wird langsam komisch.“ Sie griff zum Telefon, um Dr. Ferrenc von diesem Vorfall Mitteilung zu machen.

      Indessen verließ Steve Ferguson das Jackson Memorial Hospital in der North-West 20 th Street. Draußen schien eine glutrote Abendsonne, die Vögel zwitscherten, junge Mädchen in duftigen Kleidern promenierten mit lässigen jungen Männern, Autos quälten sich durch den abendlichen Stoßverkehr, und Steve Ferguson murmelte unmutig vor sich hin: „Man müsste an einem so schönen Abend etwas Besseres tun, als eine Stunde zu warten, bis dieser Ferrenc für einen Zeit hat.“

      Steve Ferguson brauchte keine Stunde zu warten. Keine halbe Stunde. Nur noch zehn Minuten lang lief er auf der North-West 20 th Street auf die Biscaye Bay zu. Dann holte ihn das Auto, das schon seit etwa fünf Minuten langsam hinter ihm gewesen war, ein. Ein schwarzer Packard. Er hielt lautlos, hinten öffnete sich ein Schlag, und ein Mann, den Steve Ferguson sehr gut kannte, sagte: „Hallo, Mr. Ferguson, da sind Sie ja! Nun kommen Sie, Dr. Ferrenc wartet auf Sie!“

      Steve Ferguson beugte sich zum Wagen, stieg ein, und da flog schon der Schlag zu. Der Wagen fuhr ruckartig an und raste los.

      Zwei Männer saßen vorn, einer hinten, der, den Steve gut kannte. Doch bevor er eine Frage stellen oder sonst etwas sagen konnte, erhielt er einen betäubenden Schlag, und mehr spürte

      Steve Ferguson nicht. Es war das letzte Gefühl in seinem Leben, dieser harte Schlag an seine Schläfe. Aus der Betäubung sollte er nie wieder erwachen. Eine Hand fuhr in seine Jackentasche und riss den Zettel mit dem Bericht hervor. Dann bohrte sich eine Injektionsnadel in seinen Arm. Er spürte nicht, wie das tödliche Gift in seine Blutbahn gedrückt wurde.

      3

      Auf dem Miami International Airport stand ein umfangreiches Empfangskomitee, zwei weiß gekleidete junge Mädchen mit Blumensträußen eingeschlossen. Ein roter Teppich lag auch, doch das alles galt nicht Baron Strehlitz, sondern Frank Sinatra, der mit ihm in der gleichen Maschine gesessen hatte.

      Zu seinem Abholer musste Alexander von Strehlitz sich erst durchdrängeln, zumal sich sämtliche Pressefotografen vor dem Zoll versammelt hatten, um Frankieboy ins Bild zu bekommen. Auf den Baron wartete nur ein griesgrämig dreinblickender Mensch von etwa fünfzig Jahren, mit Warzen auf Wangen und Kinn und einem schlotternden Anzug an seinem dürren Körper.

      Er zeigte keine freudige Erregung, als er den Baron erkannte, aber immerhin kam er ein paar Schritte auf ihn zu. Inspektor Hartman von der Homicide Guard war dem Baron das letzte Mal vor drei Jahren in Miami begegnet.

      Sein griesgrämiges Gesicht verhärtete sich noch um eine Nuance, dann gab er dem Baron die Hand und meinte trocken: „Es bleibt mir wohl einfach nicht erspart, Sie wiederzusehen, Baron Strehlitz. Sie haben mächtige Freunde, die von Ihnen Wunder erwarten, obgleich Sie kein Profi sind.“

      Alexander musste lachen. „Machen Sie sich nichts draus!“, sagte er spöttisch.

      Als sie dem Ausgang zustrebten, kam freudestrahlend James Morris auf den Baron zu.

      „Na, wenigstens einer, der sich über mein Kommen freut.“ Sie schüttelten sich ausgiebig die Hände, und James erkundigte sich nach Le Beau und Robert.

      „Dreimal dürfen Sie raten, James, wo sich die beiden herumtreiben. Le Beau ist mit einem Schiff unterwegs und spielt Hahn im Korb mit vielen hübschen Bienen. Und Robert ist auf einer Expeditionsreise, um seiner Leidenschaft, dem Fotografieren, zu frönen.“

      „Nun, ich hoffe, der Flug mit Frankieboy hatte etwas Abendfüllendes für Sie gehabt“, sagte James.

      „Ich wüsste, was mir mehr Schmerzen machen würde“, erwiderte Alexander, und James sah ihn aus runden Kulleraugen wie ein enttäuschtes Kind an.

      „Kommen Sie, Baron, meine Zeit ist unbezahlbar, und für Sie gibt es Arbeit“, erklärte Hartman. Offenbar hielt er sie für Müßiggänger.

      Draußen stand ein stratoblaues Pontiac Cabriolet Le Mans. Hartman und der Baron ließen sich im Fond nieder, während James den Platz hinter dem Lenkrad einnahm und sanft losfuhr, dann aber Gas gab und davonschoss.

      „Fahren Sie wie ein Mensch, Morris! Ich habe Familie!“, bellte Hartman, aber das entlockte dem liebenswürdig grienenden James nur eine gemurmelte Bemerkung, die sich anhörte, wie „alter Knurrhahn“ oder so ähnlich.

      Dann erzählte Hartman dem Baron die Story. Es fiel ihm nicht leicht, den Fall dem Baron übertragen zu müssen, das betonte er wieder und wieder. Bei ihm, so sagte er, wäre alles in besten Händen. Es begann den Baron schon zu langweilen, und so sagte er ziemlich barsch: „Wie wäre es, Hartman, wenn Sie gelegentlich einmal mit dem Film anfingen!“

      Er musterte Baron Strehlitz bissig von der Seite, erzählte aber schließlich.

      „Kapitänleutnant Howard Koog hatte einen Leistenbruch. Die Marine schätzt keine Offiziere mit Leistenbruch. Besonders aber dann nicht, wenn einer die Aufgaben hat, mit denen Koog vertraut war. Koog hat in Cape Kennedy ein geheimes Aufgabengebiet. Er ist Geheimnisträger 1a. Also Leistenbruch, habe ich gesagt. Er legt sich aufs Schafott, alles ist ganz harmlos – denkt er jedenfalls. Aber während der Operation wird die Atmung mies. Der Narkotiseur ist ein cleverer Junge und bekommt mit dem Notgerät die Geschichte am Sarg vorbei. Tja, und weil sie nicht wissen, wie das passieren konnte, holen sie einen Techniker der Instrumentenfirma. Der Mann heißt Steve Ferguson. Er untersucht die Geschichte und macht die Feststellung, dass hier faule Eier gelegt worden waren. Jemand hat in den Sauerstoffapparat Mescal geträufelt. Einen Absud von Mescal, so sagen die Chemiker. Das heißt, dass der Patient von so einer starken Dosis Rauschgift stirbt. Er wäre ja auch gestorben, aber das Atmungsgerät setzte durch Zufall aus. So musste der Narkotiseur das Notgerät einschalten. Und das war okay. Damit kam Koog am Exitus vorbei.“

      „Hat der Techniker Anzeige erstattet?“

      „Nein, der Techniker wird seither vermisst. Nach seiner Geräteprüfung hat er das Hospital verlassen und ward nie mehr gesehen. Auch sein Bericht nicht.“

      „Und woher…“

      Hartman legte dem Baron beschwichtigend die Hand auf den linken Unterarm. „Nicht so hastig, lieber Freund. Also der Mann hat Dr. Ferrenc, das ist der Chefarzt …“

      „Wie heißt der Chefarzt?“, fragte der Baron, als hätte er den Namen noch nie gehört.

      Hartman sah ihn forschend an. „Dr. Ferrenc.“

      Alexander von Strehlitz sagte nicht, dass er nur deshalb seine Beziehungen bei den Mächtigen in diesem Land genutzt hatte, weil sich diese Sache um Dr. Ferrenc drehte, mit dem ihn eine ganz besondere Story verband.

      Vor Hartman musste sich der Baron zusammennehmen, denn er war ein ausgekochter Bursche, der kam sofort dahinter. Und so bezwang er seine Unruhe und sagte so gleichgültig, wie er nur konnte: „Habe nur gehört, dass er ein guter Chirurg sein soll. Hatte mal einen Bekannten, der von ihm operiert worden ist.“

      „Hmm, soll wirklich gut sein, aber jetzt … Na ja, hören Sie zu!“ Er brannte sich seine inzwischen erloschene Zigarre wieder an und fuhr fort: „Dr. Ferrenc war offenbar nicht anwesend, und so stieß Ferguson auf die Sekretärin von Ferrenc. Diese alberne Gans spielt dort so ein bisschen Hollywood. Ferguson muss ihr wohl die Auskunft verweigert haben und wollte später wiederkommen. Jedenfalls ist er dann aber entführt worden oder sonst wie abhanden gekommen. Eine junge Schwester fand aber im Operationssaal eine Tafel, auf der ziemlich deutlich der Bericht stand, den Ferguson geschrieben hatte. Und zwar handelt es sich um eine Plastiktafel, von Ferguson wohl als Unterlage benutzt. Er hat sicherlich sehr aufgedrückt beim Schreiben, jedenfalls ist alles recht gut zu erkennen. Die junge Schwester ging damit zu einem Dr. Proud, das ist der

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