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zu entfachen und sich einfach gehenzulassen. – Aber nein, nicht jetzt, nicht hier, nicht vor aller Augen, vor allem nicht vor dem Blick des gebannt starrenden Aufsehers! Auch die anderen Mädchen rangen um Fassung. Sinnlich verklärt waren die Mienen, gierig funkelten die Augen, leise wiegten sich die Hüften, verzückte Laute perlten von halb geöffneten Lippen. Sie lösten die Häkchen von den Halsbändern, ließen die Gewänder hinabsinken und strichen sie glatt, als wäre das wichtig.

      Der Aufseher führte sie aus dem Raum und blieb am Fuß der Treppe stehen, ließ sie an sich vorübergehen, schaute ihnen allen ins Gesicht. So nahm auch er an ihren Gefühlen Anteil, wie es die Männer immer taten, die ewig an den weiblichen Freuden partizipieren mussten (oder an ihrem Leid), da ihnen die Tiefe des weiblichen Empfindens verwehrt blieb. Jeder Schritt gab der Lust neue Nahrung, ließ die Spalte den aufregend dicken, unnachgiebigen Dildo begierig umklammern. Noch nie hatte Silvia einen künstlichen Penis in sich gehabt, noch nie einen echten von dieser Größe, noch nie hatte sie mit gespicktem Schoß Schritt um Schritt gesetzt, noch nie beim Treppensteigen gegen einen aufwallenden Orgasmus ankämpfen müssen, es waren wirklich neue Erfahrungen, die sie hier machte.

      Claudia ging neben ihr her, leise seufzend, mit wiegenden Hüften, schwellenden Brüsten und bebenden Lippen auch sie. Ihre Blicke begegneten sich, sie tauschten ein verzücktes, verschämtes, flüchtiges Lächeln und schauten gleich wieder zur Seite, als sei das Bild, das sie sich boten, viel zu intim. Wie würde das nur werden, wenn sie sich irgendwann später wieder einmal begegneten, wie viele gemeinsame Geheimnisse sie dann zu wahren hatten, wie schwer es wohl sein würde, so zu tun, als verbinde sie nicht mehr als eine harmlose Bekanntschaft.

      Im Speiseraum wurden sie von der Herrin erwartet. Sie stand bei der Kommode, in ein bordeauxrotes Kleid gehüllt, das kürzer war als das von heute Mittag, es reichte nur bis knapp an die Knie und war weniger züchtig hochgeschlossen, gewährte Blick auf helle straffe Haut und den Ansatz des kleinen Busens. Ausdruckslos schaute sie zu, wie die Mädchen den Raum betraten und sich auf den Stühlen niederließen, langsam und vorsichtig, damit der Dildo nicht gar zu grob noch tiefer dringe, und mit demütig hochgerafftem Gewand. Die Tafel war ebenso schmucklos gedeckt wie heute Mittag, keine Blume, keine Kerze schuf eine etwas freundlichere Atmosphäre, aber wozu auch, das hier war nicht der rechte Ort für einen Anflug von Romantik.

      Das Essen wurde vom jüngeren der beiden Jungs für alles serviert. Er wirkte weniger smart als sein Kollege, ein bisschen unbeholfener, provinzieller, dafür ein bisschen sympathischer. Sein Haar war heller, seine braunen Augen schauten staunend (kein Wunder, bei dem Anblick, der sich ihnen bot), sein breites Gesicht mit den vollen Wangen aber zeigte nicht die Spur einer Regung. Geschäftig trug er auf, stellte die Hasenkeulen, die in einer ovalen braunen Servierschüssel lagen, und die Schüssel mit dem Kohl auf den Tisch, gab jedem der Mädchen eine Portion auf den Teller, routiniert wie ein geübter Kellner. Diskret wie ein solcher zog er sich sodann in die Küche zurück.

      „Ich wünsche euch guten Appetit“, sprach die Herrin.

      „Habt vielen Dank, Herrin“, erwiderten die Mädchen im Chor, in den auch Silvia murmelnd einstimmte mit dem Gefühl, sich zum Kindergartenkind zurückzuentwickeln. Als sie für einen Moment kurz aufschaute, sah sie den Blick der Herrin auf sich gerichtet. Ob diese ihre Zurückhaltung bemerkt hatte und sie als Sträuben gegen die Gebräuche interpretierte, womit sie nicht unrecht hätte? Sie ließ sich nichts anmerken, schaute nur streng, aber das tat sie ja immer, sagte nichts, reagierte nicht, schien keinen Grund zum Tadel zu sehen. Erleichtert senkte Silvia die Lider. Appetit aber hatte sie keinen, ob mit oder ohne Pimentkerne, sie konnte nicht essen, und mochte das Mahl auch noch so köstlich aussehen, zu sehr war ihr Körper mit sich selbst und seinen Gefühlen beschäftigt. Sie überwand sich trotzdem zu einigen kleinen Bissen, das war wohl Pflicht, legte Messer und Gabel dann aber aus der Hand, wunderte sich, wie die andern es fertigbrachten, ihre Teller immer weiter zu leeren, als gäbe es dieses aufwühlende Gummi in ihnen nicht.

      „Hast du keinen Hunger, Silvia?“ Klar wie Eis durchschnitt die Stimme der Herrin das Schweigen.

      Erschrocken schaute Silvia auf. „Nein, meine Herrin. Ich kann nicht essen.“

      „Schmeckt es dir nicht?“

      „Doch, meine Herrin, es schmeckt gut.“

      „Warum kannst du dann nicht essen?“

      „Weil ich nicht in Stimmung dafür bin, meine Herrin.“ Angestrengt versuchte sie der brüchigen Stimme Festigkeit zu geben, den tiefen Atem zu mäßigen und die Seufzer zu unterdrücken, die ihre Worte begleiteten, doch gelang es nicht.

      „Essen ist aber wichtig, man kann nicht ohne sein“, sinnierte die Herrin. „Aber natürlich sollte die Nahrung zur Stimmung passen, da hast du schon recht. Wir sollten dir etwas anbieten, das deinem Zustand entspricht.“ Ihr Blick wanderte zum Aufseher und ein diabolisches Lächeln umspielte ihre Lippen. „Silvia braucht eine Stärkung. Würden Sie ihr diese bitte reichen?“

      Er wusste genau, was sie meinte, brauchte keine nähere Erklärung, hatte auch keinerlei Scheu, der Aufforderung seiner Chefin nachzukommen. Er trat neben Silvias Stuhl, öffnete mit schnellem Griff den quer angebrachten Reißverschluss seines Slips, klappte das Leder herab und brachte seinen Penis hervor. Dicht vor Silvias Gesicht ragte er auf, groß, dick, erwartungsvoll.

      „Da ist deine Stärkung“, sagte die Herrin. „Nimm sie dir!“

      War das die Strafe für das halbherzige Gemurmel vorhin? Bang pochte Silvias Herz. Sie wusste, dass es ein Fehler war, wusste, dass sie es bereuen würde, was da aber verlangt wurde, überschritt die Grenze des Möglichen. Nein, sie wollte das nicht, konnte das nicht, nicht jetzt vor aller Augen und bei Tisch, sie ließ sich nicht alle Würde nehmen. Wie ferngesteuert wandte sich ihr Kopf zur Seite, weg von diesem aufdringlichen Geschlecht.

      „Willst du dich meinem Befehl widersetzen?“

      Silvia schwieg.

      Die Mädchen hatten aufgehört zu essen, Messer und Gabel waren niedergesunken, staunend, entsetzt, fassungslos ruhten ihre Blicke auf Silvia. Die Herrin aber blieb gelassen. Sie nickte dem Aufseher zu, dieser verschloss den Slip und setzte sich wieder auf seinen Platz. Fast fürsorglich klang ihre Stimme. „Silvia, kennst du Regel eins?“

      „Nein, meine Herrin, ich kenne die Regeln noch nicht.“

      „Du kannst sie noch nicht auswendig, das musst du auch nicht. Aber du kennst sie sinngemäß, nicht wahr?“ Natürlich kannte Silvia sie sinngemäß, aber das musste sie ja nicht zugeben. Sie wollte verneinen, doch kam ihr die Herrin zuvor. „Warte, bevor du antwortest. – Maria, wie lautet Regel achtzehn?“

      Erschrocken zuckte Maria zusammen, dieses Mal aber war sie gerüstet, musste nur einen kurzen Augenblick überlegen. „Es wird erwartet, dass die Mädchen niemals die Unwahrheit sagen. Alle Fragen der Herrin, des Gebieters und der Behüter müssen gewissenhaft, wahrheitsgemäß und ohne Auslassung beantwortet werden.“

      „Schön. – Isabel, die Anmerkung!“

      Die Antwort kam wie aus der Pistole geschossen: „Anmerkung a: Das Zuwiderhandeln gegen eine der Regeln wird mit Peitschenhieben bestraft, deren Anzahl von Fall zu Fall festgelegt wird. Anmerkung b: Verstöße gegen Regel achtzehn und neunzehn haben zusätzlich die Verhängung einer weiteren Strafe zur Folge, über die von Fall zu Fall entschieden wird.“

      „Also Silvia, jetzt sage mir, ob du die Regel eins sinngemäß kennst!“

      Die Verhängung einer weiteren Strafe … Dass ihr die Peitsche so gut wie sicher war, damit hatte sich Silvia schon fast abgefunden, soweit man sich damit abfinden konnte. Dieses andere aber, das war so unbestimmt, das ließ alles offen, gab Raum für Vorstellungen der schrecklichsten Art. Vermutlich hatte die Herrin einige Strafen parat, die man besser nicht erlebte. – Nur das nicht in Kauf nehmen, nur nicht gegen diese Regel achtzehn verstoßen. Dass man ihr unmöglich ihr Wissen oder Nichtwissen nachweisen konnte, spielte keine Rolle, denn es gab hier keinen Anwalt und kein übergeordnetes Gesetz, es gab nur das Urteil der Herrin und ihre unbekannten Strafen.

      Mühsam stieß Silvia die Antwort hervor. „Ja, meine

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