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und immer wieder im gleichbleibenden Rhythmus, der ihr Zeit ließ zur Furcht vor jedem neuen Hieb. Dann endlich blieb der nächste Biss aus, das Tier belauerte sie stumm, sprang sie nicht mehr an, kaum konnte sie es glauben. Ihr Rücken stand in Flammen, loderndes Feuer, das ihre Widerspenstigkeit verzehrte und nur die Asche des Gehorsams übrig ließ. Kein zweites Mal wollte sie so etwas erleben, jedem Ansinnen würde sie fortan Folge leisten, alles tun, was man von ihr verlangte. – Die Spannung wich aus ihrem Körper, stöhnend kam sie auf den Absätzen der Schuhe zu stehen. Ihre Armbänder wurden von den Ketten befreit und die Hände sanken herab.

      Geleitet vom blonden Aufseher, ging sie zu ihrer Zelle, ließ sich bäuchlings auf die Pritsche sinken. Peitschenhiebe! Als sei sie ein wildes Tier, vom wilden Tier gezähmt. Sie zitterte am ganzen Körper, fühlte ihre Ohnmacht. Man konnte sie peitschen, wann immer man wollte, es gab keine Rettung, es gab nur Fügsamkeit, bedingungslose, erlösende Unterwerfung.

      Sie fühlte eine Hand zärtlich über ihr Haar streicheln, roch den Duft eines dunklen, geheimnisvollen Parfüms und vernahm tiefe Atemzüge. Mühsam schaute sie hoch und sah Claudia neben der Pritsche stehen. Ihr Gewand war hochgeschlagen und am Halsband befestigt, aus dem wollig braunen Schamhaar lugte das silberne Kettchen hervor. Sanft schob sie Silvias Hände zu den Pritschenecken und kettete sie fest. Silvia fühlte ein tröstliches Streicheln am Kopf, dann kitzelndes Haar auf dem Po, warme Lippen zwischen den Beinen, eine Zungenspitze am Schoß. Sinnlichkeit mischte sich in den Schmerz wie Balsam, der das brennende Feuer kühlte. Sie hörte ein gedämpftes Klacken, spürte, wie die Kugeln in sie gedrängt wurden, empfing sie stöhnend. Noch einmal wurde ihre Scheide von der zärtlichen Zunge liebkost und von warmen Lippen geküsst, dann mussten sie Abschied nehmen, glitten sanft über den Po und zur Taille, liebkosten die geschundene Haut und zogen sich zurück.

      Claudia verließ die Zelle und die Gittertür wurde sanft verschlossen, von der gleichen Hand, die eben noch die Peitsche geschwungen hatte. Es blieb still für einen Moment, ehe sich der Schlüssel im Schloss drehte und sie hörte, wie sich der Aufseher entfernte. Sie bettete das Gesicht aufs Laken und lauschte ihrem Schmerz, der kaum abklang, und auf das anregende Schwingen im Schoß, das ihn linderte. Ob die Auspeitschungen deshalb vor der Mittagspause erfolgten, damit das Opfer anschließend mehr verspürte als nur Leid? Es wäre eine perfide Milde, doch immer noch besser als gar keine. Sie fühlte, wie sich ihre Schenkel verlangend am Laken rieben, und wünschte sich, dass Claudia bei ihr sei, sehnte sich nach ihren Liebkosungen. Niemals hätte sie gedacht, dass sie sich so etwas von Claudia einmal wünschen würde, von ihrer Bekannten, mit der sie sich hin und wieder ganz harmlos zu einem Kinobesuch oder einem kleinen Plausch getroffen hatte. Nie hätte sie für möglich gehalten, dass sie sich nach ihr einmal sehnen würde wie nach einer zärtlichen Geliebten. Hier in diesem Haus aber war anscheinend alles möglich …

      ***

      Später, während der freien Stunden im Kaminzimmer, schmerzte Silvias Rücken noch immer, weniger quälend nun, aber immer noch leise brennend und damit höchst motivierend zum intensiven Studium der Regeln. Maria und Isabel halfen ihr dabei, so gut sie konnten, hörten sie ab, soufflierten, wenn sie den Anfang nicht fand oder den Faden verlor, bedachten sie mit einem tröstlichen Blick, wenn sie zusammenzuckte unter einer aufflackernden Welle von Schmerz, und sprachen ihr Mut zu, wenn sie glaubte, diese Texte der Unterwerfung niemals behalten zu können.

      Claudia und Jasmin schrieben Briefe aus dem Urlaub an die nichtsahnenden Verwandten und Bekannten. Wenn die wüssten … Ja dann? Was würden sie empfinden, Verachtung, Mitleid, einen heimlichen Reiz? Alles davon vermutlich und noch einiges mehr, je nach Person. Aber sie wussten nicht, durften nicht wissen, sollten nicht wissen. Es ging sie nichts an. Die Welt dieses Hauses erschloss sich nur der, die sie erlebte, ließ sich einer Außenstehenden wohl kaum vermitteln.

      Claudia, die Zärtliche, die ganz offenbar am weiblichen Geschlecht ihren Gefallen fand, schickte hin und wieder ein liebevolles Lächeln zu Silvia herüber, wahrte aber Distanz wie zu allen anderen auch, hütete sich davor, auch nur andeutungsweise gegen Regel acht zu verstoßen. Wie lautete diese noch mal genau? Silvia wollte ins Buch schauen, doch hielt Isabel sie davon ab: „Was suchst du denn?“

      „Regel acht.“

      „Ah ja? – Die hatten wir vorhin schon. An die erinnerst du dich noch.“

      „Hm … es ist den Mädchen nicht gestattet, sich einem Mitmädchen unsittlich zu nähern … – „Insbesondere …“, half Maria. – „Insbesondere ist es untersagt, sie zu küssen oder unkeusch zu berühren. Eine Ausnahme ist nur der Helferin im Rahmen ihres Dienstes erlaubt.“

      „Du machst gute Fortschritte“, lobte Maria.

      Isabels Blick huschte verstohlen zu Claudia hinüber. „Manche Helferin nutzt diese Ausnahme besonders angenehm …“

      Maria wirkte etwas bekümmert. „Während manche eher ihre Probleme damit hat. Aber man kann sich auch daran gewöhnen.“ Forschend schaute sie Silvia an. „Hast du schon mal mit einer Frau …?“

      „Nein, habe ich nicht. Aber wie du schon sagtest: Auch daran kann man sich wohl gewöhnen.“ Unangenehm war diese Vorstellung ihr nicht, bemerkte Silvia, fast im Gegenteil. Woran sie noch nie gedacht hatte oder höchstens mal ganz verstohlen im Geheimen, das übte plötzlich einen nicht zu ignorierenden Reiz aus. Vorsicht, Regel acht!

      Wie im Flug verstrich die Zeit, viel zu schnell, wie Silvia fand. Sie mochte es, hier im Kaminzimmer zu sitzen, keinen bestimmten Anforderungen unterworfen und mit Muße zu einem Blick hinaus in den Park. Es hatte aufgehört zu regnen, der Himmel wurde ein bisschen heller; die Sintflut blieb aus. Offenbar hatten die Regeln eingesehen, dass es niemanden mehr zu „erziehen“ gab, wenn sie die Welt ertränkten.

      Beim Kochunterricht wurden die Mädchen über die Geheimnisse der Zubereitung von Lammfleisch aufgeklärt. Misstrauisch schaute der Koch zwischendurch zum Aufseher hinüber, dieser aber saß friedlich wie ein Lamm bei der Tür, enthielt sich jeglicher Bemerkung und schien dem Vortrag auch gar nicht zu folgen. Vielleicht war er müde von des Tages Arbeit und wartete auf die Ablösung. Der Blonde erschien pünktlich, um die Mädchen in Empfang zu nehmen und sie hinunterzugeleiten, damit sie sich aufs Abendessen vorbereiteten.

      Eine Stärkung, angenommen

      Die Zeit des Freudenslips brach an, des Erweckers sinnlicher Gefühle, der dazu beitrug, die sexuelle Erregung zum Dauerzustand zu machen. Was würde nach der Zeit hier sein, fragte sich Silvia, während sie die Gürtelschnalle verschloss und ihr unkontrolliertes Seufzen einzudämmen versuchte, ob sie dann frigide würde, überreizt und gegen die Lust immun? Oder würde das Gegenteil geschehen, würde sie gar nicht mehr genug bekommen und liebestoll von einem Geschlechtsakt zum nächsten taumeln? – Na ja, mit ihrem Wolfgang sicherlich nicht, dazu fehlte ihm der jugendliche Elan. Oh. Man durfte nicht spöttisch über den Gebieter reden und vermutlich auch nicht denken. Ob die Gedanken auch überwacht wurden? Nichts wies darauf hin, der Aufseher schien sie jedenfalls nicht zu bemerken. Ein Glück. Noch immer schmerzte ihr Rücken. Nicht ein zweites Mal sollte der Dildo sie vom Essen oder vom Befolgen sonstiger Anweisungen abhalten. Wie hatte sie von ihrem famosen Lehrer gelernt: Vor dem erlittenen Schmerz muss man keine Angst haben. – Nur wenn er als Möglichkeit seiner Erneuerung in die Zukunft weist, kann er Angst erzeugen und Gefügigkeit bewirken. Er wies in die Zukunft und bewirkte Gefügigkeit. Alles, was man verlangte, würde sie augenblicklich tun, nur nicht noch einmal einen Befehl ignorieren, auch die spöttischen Gedanken sollte sie sich abgewöhnen …

      So gerüstet, stieg sie mit den anderen die Stufen hoch, eine sinnliche Prozession, die mit wiegenden Hüften an den marmornen Wächtern vorbeistöckelte. Am Kopf der Treppe stand fast frauhoch eine anmutige Gestalt in einem dünnen langen Gewand, das denen der Mädchen ähnelte. Üppig war ihre Figur, entblößt die linke Brust und geheimnisvoll das Lächeln ihrer vollen Lippen. Es war die Aphrodite Pandemos, die Göttin der sinnlichen Liebe, die hier ihren Platz gefunden hatte, nicht die himmlische und reine Aphrodite Urania, für die es hier im Haus keine Verwendung gab. Ihr gegenüber standen drei nackte Mädchen Arm in Arm, die Chariten, die Erfreuende, die Blühende und die Glänzende, Töchter des Zeus und der Eurynome, die den Menschen das Leben verschönen und die Aphrodite umgeben

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