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Silvia - Folge 1. Jürgen Bruno Greulich
Читать онлайн.Название Silvia - Folge 1
Год выпуска 0
isbn 9783956951176
Автор произведения Jürgen Bruno Greulich
Жанр Языкознание
Серия Silvia
Издательство Bookwire
Damit aber war erst ein Teil der vormittäglichen Arbeit erledigt, weiter ging es unten, wo sie die Toiletten und den Duschraum zu putzen hatten. Noch öfter als in der Küche ließen sich die lustvollen Laute dabei vernehmen, da sie sich über Toilettenschüsseln beugen, vor Bidets knien und sich zu den Duschwänden und Spiegeln recken mussten, Bewegungen, bei denen der Poformer aufreizend drängte und drückte, wie lebendig geworden.
Auch der Schminkraum wurde gereinigt, den Silvia noch nicht gesehen hatte. Er war sowohl vom Dusch- wie auch vom Mädchenraum erreichbar und in dunklem Rot gehalten. Sechs Stühle standen vor runden Spiegeln, die zusätzlich zum weißen Deckenlicht von Strahlern beleuchtet wurden, auf gläsernen Ablagen gab es ein reiches Angebot von Cremes, Lidschatten, Lippenstiften, Parfüms und was frau noch so alles zur Verschönerung brauchte. Darum durften sie sich aber erst später kümmern, zuvor mussten sie noch die Schuhe putzen und anschließend die Lust-, nein Vorbereiter auf Männerwünsche und das Symbol der Sinnlichkeit säubern, die Belagerer, die noch immer geduldig an den Gittern warteten, bis sie an die Reihe kamen. Mit einem feuchten Tuch in Händen näherte sich Silvia den Kugeln, nahm sie skeptisch von der Ablage und hörte sie dumpf klacken. Was war das?
Isabel, ihre Zellennachbarin, bemerkte ihre Ratlosigkeit und nahm sie ihr unbekümmert: „Das Klacken kommt von kleineren Kugeln, die sich in ihrem Innern befinden. Sie kullern gegen die äußere Wand und versetzen sie in Schwingung, die man, nein, die frau dann spürt. – Sie sind neu für dich, nicht wahr?“
„Allerdings. Ich wusste nicht, dass es so etwas gibt.“
„Na ja, so ging’s mir auch, bevor ich hierherkam. Aber sie sind sehr angenehm.“
Sorgsam wischte Silvia sie ab, obgleich es nichts abzuwischen gab, keinen Fleck auf der metallenen Haut, keine Spur von irgendetwas, nicht einmal ein Staubkorn. Behutsam, als fürchte sie, dass sie zerbrechen könnten, legte ihre Hand sie in die Vertiefung zurück. Das nächste Stück bedurfte keiner Erklärung, das verstand sie auch so. Mit ehrfürchtig spitzen Fingern nahm sie den „Freudenslip“ vom Haken. Welch eine stolze Nachbildung männlicher Kraft sie da in Händen hielt, er war größer als der von Wolfgang, um einiges sogar, faltig war der Schaft, wulstig die Spitze. Und das zum Essen? Wie sollte man mit diesem Ding in sich auch nur einen Bissen hinunterbekommen? Sie umschloss ihn mit dem Tuch, ließ es sanft auf- und abgleiten, obgleich es auch an ihm nichts zu reinigen gab. Aber wenn man es so verlangte? Na ja, irgendwie würde das Essen auch damit möglich sein, ermutigte sie sich, es war ja schließlich auch kein Problem gewesen, das schwarze Ding dort hinten zu tragen, wo sie es sich ganz und gar nicht hatte vorstellen können. Es war so vieles hier möglich, viel mehr, als sie je geglaubt hatte … Sie hängte den Slip an den Haken zurück und lehnte die Spitze des Godemiché an die metallene Platte an, die man eigens dafür ans Gitter geschraubt hatte, damit er nicht unwürdig nach unten hänge.
Eines fehlte noch, davon musste, nein, durfte sie jetzt Abschied nehmen. Sie ahmte das Beispiel der anderen Mädchen nach, fasste mit beiden Händen nach der Abschlussplatte dort hinten und zog den Pfropfen behutsam heraus, begleitet von erlösten, erregten, für einen Moment auch schmerzhaften Seufzern. Warm lag er in ihrer Hand und an ihm gab es etwas zu wischen. Sie reinigte ihn gründlich mit dem feuchten Tuch, trocknete ihn sorgsam ab und stellte ihn auf die Ablage, wo er bis morgen bleiben würde.
Die Mädchen nahmen eine Dusche, durch die gläsernen Wände vom Aufseher gewissenhaft beobachtet, und zogen danach die bereitliegenden knöchellangen Gewänder über, die denen von gestern glichen, aber nicht weiß waren, sondern dunkelblau wie die Schürzen.
„Jeder Tag hat seine eigene Farbe“, bekam Silvia von Jasmin erklärt. „Und Montag ist Dunkelblau.“
„Dann sind sie sozusagen unsere Kalender“, stellte Silvia fest und linste scheu zum Aufseher hinüber, der sich glücklicherweise nicht für sie zu interessieren schien. So also fand sie den Mut zu weiteren Worten: „Es könnte die Welt untergehen und wir würden es hier nicht mitbekommen.“
„Na ja, vielleicht würde es uns die Herrin mitteilen …“
Ein mahnendes Räuspern des Aufsehers berichtete ihnen, dass er aufmerksamer war als gedacht, und mit einem unschuldigen Blick zu ihm hinüber beendeten sie das Gespräch.
Von der Unbarmherzigkeit des Kerkermeisters
Im Schminkraum nahmen sie Platz vor den Spiegeln, um das Make-up aufzufrischen, denn natürlich sollten sie hübsch aussehen, nicht wie verhärmte Sklavinnen, sondern wie reizvolle Dienerinnen. – Aber wessen Dienerinnen eigentlich? Dienerinnen ihres Gebieters natürlich, wenn sie wieder zu Hause waren, aber hier? Dienerinnen der Regeln selbstredend, wessen sonst! Vielleicht, so spekulierte Silvia, während sie die Lippen mit einem dunkelroten Stift nachzog, vielleicht hatte gar nicht die Herrin die Regeln verfasst, vielleicht war es umgekehrt: Vielleicht hatten sich die Regeln die Herrin geschaffen und mit ihr die „Behüter“ und dieses ganze prächtige Schloss. Vielleicht lebte sie in einer virtuellen Welt, in der die Regeln Gott waren, allmächtig und unfehlbar. – Aber nein, dieser Lippenstift in ihren Fingern war echt, echt war das zarte Gewebe ihres Gewandes, so echt wie ihre Haut, die es kaum verhüllte. Diese Welt hier war ebenso real wie die „wirkliche“ Welt draußen.
Wie sollte es sein, das Make-up? Natürlich konnte sich Silvia nicht genau an den Text des Unterabschnittes dieser schier unendlich langen Regel erinnern, deren Nummer ihr ebenfalls nicht mehr einfiel.
„Regel dreizehn, Abschnitt c“, klärte Claudia sie auf und Jasmin zitierte: „Die morgendliche Dusche und das Schminken: Sie dienen der Reinlichkeit und der Attraktivität der Mädchen. Das Make-up soll dezent und geschmackvoll sein.“
„Ah ja, dezent und geschmackvoll, das war’s. – Falls ich lästig fallen sollte mit meinen Regeln, dann sagt ihr Bescheid, ja?“
„Regeln können nicht lästig sein“, klärte Isabel sie auf und Claudia ergänzte: „Wir müssen sie sowieso ständig wiederholen, damit sie uns präsent bleiben.“
„Sonst kann es passieren, dass man sie nicht mehr weiß im entscheidenden Moment“, fügte Maria betrübt hinzu.
Alle schauten bedauernd zu ihr hin, zu der Ärmsten, einschließlich des Aufsehers, wie Silvia schien, die sein Gesicht im Spiegel sah. Nur nicht wieder zu ihm hinstarren, auch nicht durch den Spiegel! Sie legte einen Lidschatten auf, nicht zu stark, damit das Make-up geschmackvoll blieb, und tönte mit ein bisschen Rouge die Wangen, die blassen, die schon Kerkerfarbe annahmen; vielleicht aber lag es nur am Licht.
So etwas wie Leerlauf gab es in der morgendlichen Planung nicht, denn nach dem Schminken war es schon an der Zeit für die Vorbereitung zum Mittagessen. Wie sie das einnehmen mussten, hatte Silvia gestern Abend im Regelbuch gelesen und nicht vergessen, und daran, dass die metallenen Bänder am Hals und den Gelenken nicht nur perverse Zierde waren, sondern auch ganz praktischen Zwecken dienten, hatte es sowieso keinen Zweifel gegeben. Gründe genug für das nächste Unbehagen, von denen sich eins ans andere reihte.
Jasmin wurde zur Handlangerin des Aufsehers, es war ihre Aufgabe, die Mädchen in Ketten zu legen. Silberhell rasteten auch diese Verschlüsse ein, ließen sich nicht mehr öffnen, es war ein raffiniertes, funktionales, fast elegantes System, für das Silvia allerdings die Bewunderung fehlte. Die Ketten verbanden alle Gliedmaße miteinander, vereint in einem großen Ring vor dem Bauch. Sie fesselten die Füße und die Hände aneinander, wurden am Hals angeschlossen und noch einmal in der Mitte der Fußfessel, damit diese angehoben wurde und nicht auf dem Boden schleifte, und sie beließen einige Bewegungsfreiheit, erlaubten