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hast?«

      Entsetzt starrte sie ihn an. »Ich soll… was?«

      »Du brauchst es gar nicht abzustreiten«, meinte Martin, dann wurde sein Ton auf einmal sehr bitter. »Irgendwann mußte es ja so kommen. Ich bin in meinem Beruf einfach zuviel unterwegs.«

      »Martin, du siehst doch Gespenster«, erklärte Elke eindringlich. »Ich war wirklich nur bei Babs, und wenn du mir nicht glaubst, dann ruf sie halt an.«

      Aber Martin winkte ab. »Sie ist deine Freundin. Die würde dich doch niemals bloßstellen. Außerdem merke ich schon lange, daß es zwischen uns nicht mehr so ist, wie es einmal war. Ständig erzählst du mir irgend etwas von Unterleibsschmerzen… gib doch zu, daß du von mir nichts mehr wissen willst.« Traurig senkte er den Kopf. »Ich hatte allerdings einmal gedacht, unsere Liebe wäre stärker.«

      Niedergeschlagen ließ sich Elke auf das Sofa fallen. »Du begreifst überhaupt nichts, Martin. An meiner Liebe zu dir hat sich wirklich nichts geändert, und die Unterleibsschmerzen… die sind einfach schrecklich. Seit Wochen laufe ich von Arzt zu Arzt, aber keiner kann die Ursache dafür finden.« Bekümmert sah sie ihn an. »Und nun mißtraust du mir auch noch.«

      Martin wurde plötzlich unsicher. Was Elke da sagte, hörte sich nicht so an, als wäre es erfunden. Sollte er ihr tatsächlich unrecht tun? Andererseits… in der Ehe seines Bruders hatte es damals genauso angefangen. Erst am vergangenen Wochenende hatten er und Raimund darüber gesprochen. Raimunds Frau hatte auch ständig über Schmerzen geklagt und war angeblich von Arzt zu Arzt geeilt, doch in Wirklichkeit hatte sie sich während dieser Zeit immer mit einem Arbeitskollegen getroffen. Jetzt standen Raimund und Ina direkt vor der Scheidung, und Martin hatte das untrügliche Gefühl, daß es mit ihm und Elke auch bald so enden könnte.

      *

      Blaß und mit ängstlichem Blick lag Waltraud Schütz in der Waldsee-Klinik in ihrem Bett. Jetzt wurde die Tür aufgerissen, und ihr Mann Eberhard, der Bürgermeister Steinhausens, stürzte ins Zimmer.

      »Ja, Traudl, was machst du denn für Sachen!« stieß er aufgeregt hervor. »Ich dachte, mich trifft der Schlag, als ich vom Landratsamt zurückgekommen bin und die Nachricht vorgefunden habe, die Dr. Daniel bei meiner Sekretärin hinterlassen hat. Hattest du etwa einen Unfall?«

      Waltraud schüttelte den Kopf und kämpfte schon wieder gegen die aufsteigenden Tränen.

      »Ich habe eine Entzündung, sagte Dr. Daniel. Und wahrscheinlich Eiter in der Gebärmutter.« Hilfesuchend tastete sie nach der Hand ihres Mannes. »Eberhard, ich habe schreckliche Angst.«

      »Dr. Daniel ist der beste Arzt, den es gibt«, erklärte Bürgermeister Schütz eindringlich und versuchte damit nicht nur seine Frau, sondern in erster Linie auch sich selbst zu beruhigen. »Der kriegt das schon wieder hin.«

      In diesem Moment wurde die Tür geöffnet, und Dr. Daniel trat herein.

      »Guten Tag, Herr Bürgermeister«, grüßte er, doch zu sehr viel mehr kam er überhaupt nicht, denn Bürgermeister Schütz überfiel ihn regelrecht mit Fragen.

      »Meine Frau wird doch wieder gesund, oder? Ich meine, das mit dieser Entzündung und dem Eiter… das kann doch nichts Bösartiges sein.«

      Dr. Daniel umging die direkte Antwort auf diese Frage, weil ein Gebärmutterhalskrebs nicht völlig auszuschließen war.

      »Ihre Frau bekommt Antibiotika gegen die Entzündung, und morgen früh werde ich einen Drain legen, damit der Eiter ablaufen kann«, erklärte er. »Zumindest im Moment besteht noch kein Grund zur Besorgnis.«

      Bürgermeister Schütz war sichtlich erleichtert, und auch bei Waltraud zeigten Dr. Daniels ruhig gesprochene Worte ihre Wirkung. Sie begann sich zu entspannen.

      »Wie vertragen Sie die Tabletten, die Sie heute mittag und jetzt am Abend bekommen haben?« wollte Dr. Daniel von seiner Patientin wissen.

      »Nicht sehr gut«, antwortete Waltraud. »Mir ist schrecklich übel, und zweimal mußte ich mich schon übergeben. Das letzte Mal unmittelbar nachdem ich die Tablette geschluckt hatte.«

      Dr. Daniel machte eine kurze Notiz in der Krankenakte, die er mitgebracht hatte.

      »Ich lege Ihnen eine Infusion«, entschloß er sich nach kurzem Überlegen. »Damit wird die Übelkeit zwar nicht verschwinden, aber der Wirkstoff, der für den Genesungsprozeß sehr wichtig ist, gelangt auf diese Weise sofort ins Blut und wird nicht gleich wieder erbrochen.« Er lächelte. »Das ist schließlich nicht Sinn der Sache.« Dann wandte er sich Bürgermeister Schütz zu. »Ich muß Sie bitten, in der Zwischenzeit draußen zu warten.«

      Der Bürgermeister kam dieser Aufforderung sofort nach, und auch Dr. Daniel verließ den Raum, um das Infusionsbesteck zu holen.

      »Seien Sie ehrlich, Herr Doktor«, bat Bürgermeister Schütz, als sie auf dem Flur standen. »Ist die Krankheit meiner Frau wirklich so harmlos?«

      »Harmlos ist eine Entzündung nie, vor allem, wenn sie mit einem Eiterherd einhergeht«, entgegnete Dr. Daniel, zögerte kurz und entschloß sich dann für die Wahrheit. »Ich kann bei Ihrer Frau eine Krebserkrankung leider nicht ausschließen, wenn ich sie auch eher für unwahrscheinlich halte.«

      Bürgermeister Schütz erschrak zutiefst. »Ist das… ihr Todesurteil?«

      »Um Himmels willen, nein, Herr Bürgermeister«, wehrte Dr. Daniel energisch ab. »Ich sagte doch, daß ich es für unwahrscheinlich halte, aber Tatsache ist leider auch, daß die Abstrichuntersuchung einen zweifelhaften Befund ergeben hat, doch das könnte von der Entzündung kommen. Letzte Sicherheit wird allerdings erst der morgige Eingriff geben.«

      »Helfen Sie meiner Frau«, bat Bürgermeister Schütz in eindringlichem Ton.

      Dr. Daniel nickte. »Das habe ich vor.« Dann legte er eine Hand auf den Arm des Bürgermeisters. »Selbst wenn sich morgen ein ungünstiger Befund ergeben sollte, ist noch längst nicht alles verloren. Wenn sich der Krebs noch im Frühstadium befindet, gibt es durchaus Heilungschancen.«

      *

      »So, Frau Schütz, jetzt werden wir ein bißchen schlafen«, erklärte die Anästhesistin Dr. Erika Metzler, die Ehefrau des Klinik-Chefarztes, mit einem freundlichen Lächeln. Da sie Mutter eines zweijährigen Sohnes war, arbeitete sie nur stundenweise in der Waldsee-Klinik, ging aber auf in ihrem Beruf. »Sie müssen auch gar keine Angst haben. Ich werde Ihnen nicht weh tun.«

      »Werde ich wieder aufwachen?« fragte Waltraud Schütz leise.

      »Aber natürlich, Frau Schütz«, antwortete Erika beruhigend. »Sie bekommen für diesen Eingriff keine starke Narkose, und ich werde die ganze Zeit bei Ihnen sein und aufpassen, daß Ihnen nichts passiert, aber das haben wir doch gestern schon ausführlich besprochen.«

      »Ich habe trotzdem Angst«, flüsterte Waltraud. »Ich bekomme doch zum ersten Mal überhaupt eine Narkose.«

      »Ich weiß schon, Frau Schütz, aber Sie werden sehen, eine Narkose ist gar nicht so schlimm, wie Sie jetzt vielleicht denken. Es ist ganz ähnlich wie schlafen, und davor haben Sie ja auch keine Angst, nicht wahr?«

      Waltraud nickte nur, doch als sie die Spritze in Erikas Hand sah, wäre sie am liebsten davongelaufen. Aber dann ging alles ganz schnell. Ehe Waltraud sich versah, hatte Erika den Inhalt der Spritze direkt in die Infusionskanüle gedrückt, und im nächsten Moment war die Patientin auch schon eingeschlafen.

      »Sind Sie soweit, Erika?« wollte Dr. Daniel wissen, der jetzt an den OP-Tisch trat.

      »Ich muß die Patientin noch intubieren«, entgegnete Erika. »Es waren noch ein paar beruhigende Worte nötig, bevor ich sie schlafen schicken konnte.«

      Dr. Daniel nickte. »Ich weiß schon. Sie hat schreckliche Angst vor diesem Eingriff.«

      In der Zwischenzeit hatte die OP-Schwester Waltrauds Beine in die hochgestellten Bügel gelegt und den Körper der Patientin mit sterilen grünen Tüchern abgedeckt, dann legte sie mit geübten Griffen einen Katheter.

      »Tubus

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