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ein Mörder!« schrie Chester.

      Da peitschte ein weiterer Schuß über den Hof, der Hal zurückwarf.

      »Ed!« stieß der Sterbende heiser hervor. »Ed! Bring die Kinder zurück! Ed…, du mußt sie ihm wegneh…«

      Aus kalten Augen blickte Cassedy auf sein zusammengesunkenes Opfer nieder.

      Die beiden Dodger waren, als sie den Schuß hörten, schon bis an den hohen Palisadenzaun gekommen.

      Die kleine Pforte, die durch ihn ins Freie führte, war natürlich verschlossen.

      Da peitschte der Schuß. Wyatt war an den Pfählen und hörte die Schreie des Getroffenen.

      »Damned! Doc, schnell!«

      Holliday sprang vor ihm an die Fenz, spreizte die Beine und schob seine Hände zu einem Tritt zusammen.

      Der Missourier mußte einen Anlauf nehmen.

      Ein harter, kurzer Ruck ging durch den Körper des Spielers, dann flog der dunkle Körper des Marshals über die Palisaden in den Hof.

      Cassedy und seine Männer hatten das Geräusch gehört und fuhren herum.

      »Da! Ein Mann!« schrie der Bandenführer.

      Zwei seiner Leute standen ihm im Weg.

      Wyatt wich bis an die Pforte zurück, den großen Buntline Revolver in der Linken. Mit der Rechten tastete er hinter sich nach dem Riegel, der die Pforte verschloß.

      Da sah er, daß der Mann, der seiner Erinnerung nach Winters hieß, sich, gedeckt durch seine Leute, davonstahl.

      »Stehenbleiben!« donnerte der Marshal über den Hof.

      Da blieben die Banditen stehen.

      Nur Cassedy nicht.

      Im Hechtsprung hatte er das Stallhaus erreicht und sich in die offenstehende Tür geworfen.

      »Doc, er ist im Stallhaus!« brüllte der Missourier, und da hatte er die Verriegelung auch schon aufgezogen.

      Holliday stieß das Pförtchen auf, lugte kurz mit seinem Revolver in den Hof, erkannte das Stallhaus und federte zurück.

      Die Banditen standen wie angenagelt da. Sie waren sich nicht klar darüber, wie viele Gegner sie da bekommen hatten.

      Und der große, dunkle Fremde wirkte so drohend und gefährlich, daß noch niemand wagte, ihn anzugreifen.

      »Mein Name ist Earp. Wyatt Earp…«

      Er kam nicht weiter.

      Der einundzwanzigjährige Frederic King schnellte zur Seite und riß den Revolver heraus.

      Aber er hatte keine Chance gegen den eisernen Mann aus Missouri. In seinen Schuß hinein röhrte der schwere Revolver Wyatt Earps und schlug ihm in den rechten Arm.

      King robbte weiter zur Seite.

      Da glaubte auch der rothaarige Sands-Mann John McColm, handeln zu müssen, denn er hatte genauso viel Grund, den Gesetzesmann zu fürchten wie King.

      McColm sprang zur Seite und warf sich im Fallwurf mit dem gezogenen Revolver wieder zurück. Ein übler, gefährlicher Trick.

      Wyatt Earp aber kannte ihn und hatte damit gerechnet.

      Auch McColm kam zu keinem Treffer.

      »Bleibt stehen, Männer! Der Hof ist umstellt. Wer leben will, gibt auf!«

      Drei der Tramps hoben die Hände. Es waren die Brüder Enders und der dicke Flerry.

      John Teck stand mit verkniffenem Gesicht da und blickte zum Stall hinüber. Dann schrie er: »Jack! Damned, reiß uns raus!«

      Aber Jack Cassedy hatte in diesem Augenblick alle Mühe, sich selbst rauszureißen. Doc Holliday kauerte unten neben dem Stall und wartete.

      Leider störte ihn der Lärm im Hof so sehr, daß er nicht bemerken konnte, wie sein Mann am Südende des Stalles vom Dach glitt und tief am Boden durch den Sand zu einer freistehenden Gerätehütte robbte.

      Als Cassedy sie erreichte, erhob er sich und konnte ungesehen entkommen.

      Holliday war eine Minute später auf dem Dach des Stalles. Leer!

      Er rutschte zurück und stieg in das große Fenster, durch das Cassedy entkommen war.

      Dann stand er in der Stalltür und sah den Marshal drüben im Dunkel an der schwarzen Fenz stehen. Vor sich hatte er sieben Männer.

      »Hände hoch!« zischte Holliday in ihre Rücken.

      Da endlich krochen die Hände der Banditen hoch.

      Holliday entwaffnete die Männer blitzartig, schleuderte die Revolver in eine unverdeckte Jauchegrube und meinte: »Der Vogel hat Luft bekommen, Marshal. Was wird mit denen hier?«

      »Ins Jail.«

      Sheriff Plumback war ein kleiner dicklicher Mann, der schon geschlafen hatte.

      Als er hörte, wer ihn da weckte, und um was es ging, verzog er säuerlich das Gesicht.

      Noch hatte der Marshal nicht erkannt, welches Nest er da ausgehoben hatte und wer der Gegner eigentlich war, mit dem er sich kurz entschlossen angelegt hatte.

      Plumback erkannte die Burschen alle genau. Es waren Cassedys engste Freunde.

      Kid grinste dem Sternträger zu, was bedeuten sollte: Wir machen das Spiel mal mit, und du hältst das Maul. Jack bringt schon alles in Ordnung!

      Der Marshal und sein Freund hatten es nicht gesehen.

      Wyatt Earp wartete, bis die sieben Männer in den Zellen steckten. Dann sagte er: »Kommen Sie mit, Sheriff?«

      »Wohin?«

      »Ich zeige es Ihnen.«

      Er führte den auf krummen Beinen daherwatschelnden Plumback in den Hof Cassedys.

      Vor die Leiche des Peons Halbom Chester, dessen Weg so rasch zu Ende gegangen war, dessen ehrgeizige und zugleich krankhafte Pläne hier durch zwei Kugeln durchkreuzt waren.

      »Wer ist der Mann?« krächzte der Sheriff.

      »Keine Ahnung. Ich weiß nur, daß der Tote Hal heißt. Und sein Mörder heißt Jack.«

      »Das ist verdammt wenig.«

      »Wenig? Finden Sie?« Wyatt blickte den kleinen Mann mit dem sechszackigen Stern forschend an. So forschend, daß Plumback es vorzog, sich abzuwenden, um sich mit umständlichen Bewegungen eine lange Strohhalmzigarre anzustecken.

      »Wem gehört dieses Haus?«

      »Einem Bekannten von mir, einem ehrenwerten Mann, dem Mayor von Garcia.«

      »Wie heißt er?«

      »Sommers.«

      Wyatt Earp tauschte einen raschen Blick mit dem Spieler.

      Der hatte sich gerade eine Zigarette angezündet, schnipste das Zündholz von sich und fand: »Gar nicht so schlecht, eine Jahreszeit war es auf jeden Fall.«

      Der Sheriff blickte ihn finster an.

      »Was meinen Sie, Mister…?«

      »Holliday, John Henry Holliday, Sheriff.«

      »Was?« wandte sich Plumback erschrocken an den Marshal. »Das ist Doc Holliday?«

      Wyatt Earp nickte, während er durch die Tür trat.

      »Ja, Doc Holliday. Ich hoffe, es freut Sie, Sheriff, seine Bekanntschaft zu machen.«

      »Doch, natürlich. Natürlich«, beeilte sich der Dicke unsicher zu beteuern.

      Der Marshal war indessen ins Haus gegangen und hatte die Frau aus der Küche geholt.

      »Bringen Sie die Kinder herunter!«

      »Welche Kinder?«

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