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mit seiner Reibeisenstimme.

      Und als Hal nicht gehorchte, brüllte Ed: »Laß den Colt fallen, Hal. Er kann dir doch nichts tun!«

      Ein Backhander traf Ed und warf ihn zurück.

      Und jetzt bekamen die beiden Chesters mehr Schläge, als sie bisher in ihrem ganzen Leben zusammengenommen bekommen hatten.

      Hal schob die Männer, vom Boden aufstehend, zurück und blieb schwankend vor Cassedy stehen.

      »Das bereust du, Jack!« keuchte er. »Ich habe dir eine Falle gestellt! Du hast mich unterschätzt…«

      Als Kid erneut mit einem schweren Prügel auf Halbom einhieb, stieß Cassidy ihn zurück und zog Hal an sich heran.

      »Mach das Maul auf, Kleiner, sonst breche ich dir sämtliche Knochen.«

      Hal blickte ihn aus schillernden Augen an.

      Und der große Jack Cassedy, der Führer der gefürchteten Sands, wußte plötzlich, daß er da einen Menschen vor sich hatte, der aus dem gleichen Holz geschnitzt war wie er selbst.

      Lächelnd stieß er ihn vor sich her.

      »All right, Hal. Hebe deinen Revolver auf. Es war nur ein Spaß. Du verstehst doch Spaß? Eine Prüfung gewissermaßen, weißt du. Leute, die mit mir geschäftlich verkehren, werden erst geprüft.«

      »Schöne Prüfung«, knurrte Ed, der eben seinen Banditen von sich schob und aufstand.

      »So, Hal, nun pack aus und halte mich nicht auf«, mahnte Cassedy. »Schließlich sind wir jetzt Partner und teilen.«

      »Teilen?« Hal Chester hatte ein Gesicht wie ein Teufel.

      »Nein, Mister, davon war keine Rede. Sie bekommen ein Drittel, das ist mehr als genug.«

      Cassedy hatte ein Zucken um die Winkel seines schmallippigen, häßlichen Mundes. Er mußte sich sehr beherrschen, die Maske nicht wieder fallen zu lassen.

      »Ja, du kannst recht haben. Und wo ist also das dritte Kind?«

      Hal verschränkte die Arme vor der Brust und lehnte sich gegen den Wagen.

      »Eher schlage ich dir den Schädel ein, Cassedy, ehe ich es dir sage.«

      Er lachte den Bandenführer entwaffnend an. Der entgegnete nur: »Mein Name ist Sommers, Hal.«

      »Es ist mir einerlei, wie du dich nennst, und jetzt zum Geschäft! Ich hole die Kinder in genau zehn Tagen hier wieder ab. Das Geld bringe ich dann mit.«

      »Wieviel?«

      »Sie können in Tucumcari an der City Hall die genaue Zahl der Dollar lesen, die ich von den beiden Vätern verlange.«

      »Von den drei Vätern«, meinte Cassedy verbessern zu müssen.

      »Irrtum, Mister. Für Sie sind es nur zwei. Für die anderen natürlich drei.«

      »Die anderen? Wer ist das?«

      »Meine Sache.«

      Wieder hatte Cassedy alle Mühe, sich zu beherrschen, um diesen fahlen Burschen da nicht auszulöschen.

      Hal Chester war von der Art des Bandenführers, vom gleichen Schrot und Korn. Ganz sicher wäre er eines Tages ein ebenso gefährlicher Bandenführer geworden wie Jack Cassedy, wenn…

      Dieses Wenn ritt soeben von Süden her in die Stadt.

      In Gestalt von zwei Männern.

      Der eine ritt einen Falbenhengst. Es war ein hochgewachsener Mann mit markant geschnittenem Gesicht und blauen Augen.

      Er trug ein graues Katunhemd, eine schwarze Halsschleife, eine schwarze Levishose und einen schwarzen, flachkronigen Hut. An beiden Hüften hing je ein schwerer fünfundvierziger Revolver.

      Es war niemand anderes als der berühmte Marshal Earp von Dodge City.

      Und neben ihm, auf einem Rappen, ritt Doc Holliday, der Gambler und Gunfighter, der gerade so wie der Missourier seit einer Reihe von Jahren in Dodge City lebte.

      Ausgerechnet vor Cassedys Haus hielt Wyatt Earp an, stieg vom Pferd, warf Holliday seine Zügelleinen zu und sah durch die noch offenstehende Haustür die Frau mit den beiden weinenden Kindern im Flur.

      »Pardon, Madam…«

      Die Alte stürmte auf die Haustür zu und warf sie ins Schloß.

      »Nette Leute«, hörte der Marshal den Spieler vom Sattel aus spötteln. »Man sollte sich überlegen, ob man sich hier nicht ein paar Wochen zur Erholung einmietet.«

      »Wie wäre es, wenn Sie mal nach einem Boardinghouse suchen gingen, Doc!« sagte der Marshal und kam auf die Straße zurück.

      Der Spieler feixte.

      »Wenn ich etwas suchen gehe, einerlei was es sein soll – es entpuppt sich am Schluß dann immer als Kneipe.«

      Wyatt nahm sein Pferd am Zügel und führte es am Hof vorbei. Da hörte er dumpfe Schläge und unterdrückte Rufe. Auf der Straße war kein Wort zu verstehen, zumal nebenan eine Strohschneidemaschine gedreht wurde.

      Da rief Holliday: »Hier, da haben wir ja alles: Bar und Boardinghouse. Die Bar für mich, das Boardinghouse für Sie.«

      Der Gambler rutschte aus dem Sattel und warf nun seinerseits dem Marshal die Zügel zu.

      Das Haus war schon verschlossen, aber auf das mehrmalige Klopfen des Georgiers erschien ein junger Wirt. Er hielt eine Stallaterne hoch, so daß er den späten Gast beleuchten konnte.

      »Zwei Zimmer?« fragte er und musterte Holliday. »Ja, habe ich. Hier gleich über der Balustrade. Zwei gute Zimmer, pro Raum drei Dollar.«

      »Für eine Woche ein tragbarer Preis«, schlug der Spieler schnell zurück.

      Der Wirt grinste.

      »Well, sagen wir zwei Dollar.«

      »Kann ich die Räume sehen?«

      Der Mann ging voran.

      Als Holliday die beiden Zimmer besichtigt hatte, erklärte er, während er sich eine Zigarette anzündete: »Sie sind keine fünfzig Cents wert, aber jeder von uns schenkt Ihnen per Tag einen halben Dollar, dann machen Sie ein glänzendes Geschäft. Außerdem werde ich meinen Whisky bei Ihnen trinken, falls er genießbar ist.«

      Der Wirt witterte Geldkundschaft und ließ sich auf den sauren Preis von einem Dollar pro Nacht und pro Nase ein.

      Holliday ging zu dem Marshal vors Haus zurück.

      »Die Zimmer gehen, den Whisky kenne ich nicht.«

      Wyatt Earp fragte: »Und die Pferde?«

      »Die kommen natürlich in den Stall«, entschied Holliday mit einer Handbewegung zum Wirt. »Unser freundlicher Gastgeber wird sie selbstverständlich sofort versorgen. Überhaupt ist er ein zuvorkommender, netter Mann, und ich werde mir das mit dem mehrwöchigen Aufenthalt dort überlegen!«

      Die Worte gingen dem Schankwirt Babe Laughton ein wie Honig.

      Trotz seiner dürftigen Bekleidung eilte er sofort auf die Pferde zu, um sich ihrer anzunehmen.

      Seine Gäste blickten ihm solange nach, bis sie die Tiere im Stall versorgt wußten, und gingen dann in das Haus.

      Doc Holliday stieß oben eine Zimmertür auf – da fiel drüben der Schuß.

      Die beiden Dodger eilten ans Fenster und vermochten einen Blick auf die gespenstische Szene drüben im Hof zu werfen.

      »Kein Licht machen«, mahnte Wyatt den Spieler.

      »Wo werde ich denn. Hier gibt es doch zum Sonderpreis von einem Dollar offenbar noch eine ländliche Komödie dazu.«

      So beobachteten die beiden Männer die Vorgänge auf dem gegenüberliegenden Hof, soweit sich dies über die ganze Breite der Mainstreet hinweg tun ließ.

      Der

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