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sagte Rander offen. „Ich kann’s einfach nicht verstehen, warum Sie sich mit ihm verlobt haben. Verzeihen Sie mir meine Offenheit!“

      „Schon geschehen“, gab sie zurück und wurde ernst, „aber bestehen Sie nicht darauf, daß ich Ihnen antworte.“

      Mike Rander hätte dazu aber auch ohnehin keine Zeit gefunden, denn plötzlich trat hinter einem mannshohen Strauch eine Gestalt hervor, die an einen Gärtner erinnerte. Dieser Gärtner war jetzt völlig unrasiert und sah dazu noch ungepflegt und abgerissen aus. Er hielt einen Colt in der Hand, dessen Lauf auf den Anwalt gerichtet war.

      „Keine Zicken!“ sagte der Gärtner mit harter Stimme, „ich werde sonst verdammt unangenehm.“

      Helen Manners wich vor dem Gärtner unwillkürlich zurück und klammerte sich an Randers Oberarm fest.

      „Umdrehen!“ sagte der Gärtner zu Helen und zu Rander. Dann, als Anwalt Rander diesem Befehl sofort nachkam, schlug er mit dem Lauf seines Colts zu.

      Mike Rander fiel auf die Knie, wollte sich noch einmal erheben, schaffte es aber nicht mehr. Er sackte seitlich auf den Boden und blieb regungslos liegen.

      Helen Manners schien den Befehl des Gärtners vergessen zu haben. Sie starrte auf den jungen Anwalt und wirkte wie versteinert.

      „Los, ’rüber zum Boot!“ kommandierte der Gärtner.

      „W … w … was wollen Sie von mir?“ stöhnte Helen Manners mit versagender Stimme, wie es sich für solche Situationen nun einmal gehört.

      „Was wohl schon?“ gab der Gärtner zurück, „los, Mädchen, rühren Sie sich! Beeilung, wenn ich bitten darf!“

      „Sind Sie von Roy …?“ fragte Helen und leckte sich die Lippen wie eine Katze.

      „Na, und?“ Der Gärtner war nicht in Stimmung, Konversation zu machen. „Machen Sie endlich, ich habe keine Zeit! Jeden Moment können hier die Bullen auftauchen!“

      Aber … ich … Roy hat doch gesagt.“

      „Wird’s bald!“

      „Nein!“ Helen Manners war nicht gewillt, die Einladung auf das Boot draußen am Steg anzunehmen. Sie stampfte mit dem linken Fuß auf den Boden und sah jetzt aus wie ein trotziges Kind. „Nein … es hat sich überholt. Hat Roy Ihnen nichts gesagt?“

      „Dann eben nicht. Der Gärtner hielt plötzlich in der freien Hand eine Art Sprühdose, die allerdings nicht größer und dicker war als ein handelsüblicher Filzschreiber. Bevor Helen Manners eine schützende oder abwehrende Arm- und Handbewegung machen konnte, fühlte sie auf ihrer Gesichtshaut einen feuchten, nebelartigen Niederschlag, der ihr sofort den Atem benahm. Sie stöhnte leise, wurde schwach in den Knien und fiel anschließend haltlos in die vorsorglich ausgebreiteten Arme des Gärtners.

      Dieser Gartenbauarbeiter trug sie schnell und kraftvoll hinüber zum Boot, brachte sie unter Deck, löste die beiden Leinen des Bootes, warf den Motor an und steuerte den Kabinenkreuzer hinaus in die Bay.

      Weder Helen Manners, die noch tief und fest schlief, noch der Gärtner sahen Mike Rander, der sich gerade erhob, sich nachdenklich über den Kopf strich und kopfschüttelnd dem schnell davonjagenden Boot nachschaute.

      *

      „Nun haben die Kidnapper es also doch geschafft“, sagte Herbert Manners eine knappe Stunde später. Er saß im Salon seines großen Hauses und sah unbeweglich zum Fenster hinaus. Er hatte gerade von Mike Rander und Sheriff Anderson erfahren, was sich draußen am Ferienbungalow des jungen Anwalts zugetragen hatte.

      „Es steht einwandfrei fest, daß Ihre Tochter und Fielding meine Beamten absichtlich abgeschüttelt haben“, antwortete Anderson, „absichtlich, Mister Manners, ich wiederhole das noch einmal …!“

      „Ich mache Ihnen ja keine Vorwürfe. Herbert Manners drehte sich langsam um und machte eine müde Bewegung mit der Hand, „wenn Helen sich etwas in den Kopf setzt, führt sie es auch aus. Ich kenne doch meine Tochter.“

      „Und die Entführer haben sich wirklich noch nicht gemeldet?“ wunderte Sheriff Anderson sich laut und sah Mike Rander dabei unsicher und irgendwie verstohlen an.

      „Nein“, lautete Manners Antwort. „Bisher haben diese Leute sich nicht gerührt. Ich weiß aber, daß ich die verlangte Summe zahlen werde. Und daran wird mich kein Mensch hindern, verstehen Sie mich, Sheriff?“

      „Sie wollen also, daß wir uns ’raushalten?“

      „Richtig, Anderson! Ziehen Sie Ihre Leute zurück! Ich will nicht, daß die Polizei sich einmischt. Sie müssen mich verstehen … Das geht wirklich nicht gegen Sie … Im Grund bin ich eigentlich froh, daß die Würfel jetzt gefallen Bind. Jetzt weiß ich wenigstens, woran ich bin.“

      „Okay, Mister Manners …! Sheriff Andersons war einsichtig und hatte Verständnis, „sollten Sie mich vielleicht doch noch brauchen, wissen Sie ja, wo ich zu finden bin. So long!“

      Er nickte Manners und Mike Rander zu, um dann den Raum zu verlassen. Wenig später hörte man seinen Wagen, der sich schnell entfernte. Mike Rander hatte nun endlich Gelegenheit, sich mit Herbert Manners privat zu unterhalten, zumal Larry Fielding noch nicht eingetroffen war.

      „An Ihrer Stelle, Mister Manners“, schickte er voraus, „würde ich mir nicht zu große Sorgen machen!“

      „Versuchen Sie es erst gar nicht, mich trösten zu wollen.“

      „Ich weiß sehr genau, was ich sage, Mister Manners …“

      „Wie soll ich das verstehen?“ Manners war aufmerksam geworden und sah den jungen Anwalt prüfend an.

      „Darüber werden wir gleich reden“, meinte Anwalt Rander, „vorerst liegt mir daran, mit Ihnen einen kleinen Spaziergang zu unternehmen. Kommen Sie!“

      „Was soll das alles? Und das Telefon? Wenn die Kidnapper mich sprechen wollen?“

      „Sie werden sich vorerst nicht melden. Verlassen Sie sich auf mich! Kommen Sie, Manners, draußen sind wir ungestört! Ich muß jetzt von Ihnen erst einmal ungeschminkt hören, was mit Fielding los ist.“

      „Mit Larry? Warum fragen Sie nach ihm?“

      „Weil Fielding mir nicht gefällt“, sagte Rander offen, als er zusammen mit Manners hinaus zum Swimmingpool „ich kann nicht verstehen, wieso Ihre Tochter sich an diesen Burschen gehängt hat.“

      „Das ist doch wohl ihre eigene Sache, oder?“

      „Machen Sie mir nichts, vor, Manners!“ Mike Rander schüttelte ernst den Kopf, „ohne zwingende Notwendigkeit würde Helen sich niemals diesem Burschen angeschlossen haben. Warum hat er Sie in der Hand?“

      „Larry? Mich!? Sagen Sie, Rander, sind Sie verrückt?“

      „Wahrscheinlich nicht, Manners. Ich wiederhole noch einmal, wieso hat Fielding Sie oder Ihre Tochter in der Hand? Womit zwingt er Ihre Tochter zur geplanten Heirat? Wenn ich Ihrer Tochter helfen soll, muß ich die ganze Wahrheit kennen.“

      Herbert Manners antwortete nicht sofort. Er ging eine Weile schweigend neben Mike Rander her und rang mit sich, die Wahrheit zu bekennen. Sie schien ihm unangenehm genug zu sein. Schließlich aber kam er zu einem Entschluß.

      Er deutete auf die Gartenstühle neben dem Umkleidezelt am Schwimmbecken und begann dann mit seiner Erklärung.

      „Es stimmt, Fielding hat mich in der Hand“, sagte er in einem fast unbeteiligten Tonfall, als spräche er von einem anderen Menschen, „er hat mich in der Hand und zwar auf dem Umweg über Helen. Sie ist und war schon immer ein schwieriges Mädchen. Sehr impulsiv und auch, wenn ich ehrlich sein soll, sehr starrköpfig. Vielleicht habe ich mir niemals die Zeit genommen, mich um sie zu kümmern. Nach dem Tod ihrer Mutter lebte sie ihr eigenes Leben … und dieses Leben war nicht immer sehr korrekt.“

      „Sie rutschte also zu irgendeinem Zeitpunkt aus, wie?“

      „So ungefähr,

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