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hatte. „Warum haben Sie mich in dieser scheußlichen Maske gekidnappt?“

      „Um Ihre Sicherheit garantieren zu können, Madam.“

      „Jetzt verstehe ich überhaupt nichts mehr.“

      „Nun, ich war, um offen zu sein, der hoffentlich richtigen Ansicht, daß die wirklichen Kidnapper umdisponieren müssen, falls sie noch an einem Geschäft interessiert sind!“

      „Ah, jetzt geht mir ein Light auf.“ Helen Manners lächelte. Sie hatte sofort verstanden, „das hier soll eine Falle sein, wie? Sie wollen die wirklichen Kidnapper aus ihrer Reserve herauslocken. Aber wie?“

      „Es geht darum, Madam, die echten Kidnapper für ein Geschäft zu interessieren. Während diese Gesetzesübertreter mit meiner bescheidenen Person verhandeln, befinden Sie sich hier an Bord in Sicherheit.“

      „Wissen Sie denn, wer die wirklichen Kidnapper sind? Darauf kommt es doch wohl an, wie?“

      „Ich … ahne es, Madam. Und ich hoffe, daß ich Wege und Mittel finden werde, um diese Herren überzeugen zu können, daß ich über Sie verfügen kann. Nun hängt alles davon ab, ob Sie mitspielen wollen, Miss Manners.“

      „Aber selbstverständlich. Weiß mein Vater Bescheid?“

      „Bisher noch nicht.“

      „Mister Fielding?“

      „Auch Mister Fielding konnte ich bisher nicht verständigen, aber das alles läßt sich ja gewiß nachholen, denke ich. Wenn Sie das möglicherweise übernehmen würden, Madam? Drüben vom Haus aus könnten Sie diese beiden Anrufe erledigen.“

      „Seit wann befinde ich mich an Bord?“

      „Seit fast zwei Stunden. Wenn ich mir einen Rat erlauben darf, so sollten Sie die beiden Anrufe nicht länger hinauszögern. Ihr Herr Vater und Ihr Verlobter könnten sich sonst beunruhigen.“

      „Okay, Parker.“ Helen Manners erhob sich und lächelte, „mit solch einem Abenteuer hätte ich nicht gerechnet. Aber ich mache mit! Ich will endlich wissen, wer mich entführen will. Hoffentlich klappt Ihr Plan.“

      „Dessen, Madam, bin ich fast sicher.“

      *

      „Bitte, Madam, das Telefon!“

      Parker hatte Helen Manners hinüber zum vergammelt aussehenden Fischerhaus am Ende des Bootsstegs begleitet und öffnete die Tür zu der kleinen Wohnhalle.

      Im Innern dieses Hauses sah es sauber und aufgeräumt aus. Auf einem Wandschrank stand das Telefon.

      „Klappt es auch?“ fragte Helen ungläubig.

      „Selbstverständlich, Madam. Ich mietete ein Haus, in dem Sie sich wohlfühlen werden, falls Sie darauf bestehen, hier zu wohnen. Sie können selbstverständlich auch wieder zurück an Bord. Ich richte mich völlig nach Ihren Wünschen.“

      Helen wählte die Nummer ihres Vaters und setzte ihm knapp auseinander, was sich ereignet hatte und wo sie sich befand. Dann schien sie eine Frage bekommen zu haben. Sie wandte sich schnell zu Parker um, der den Raum diskret, wie er es nun einmal war, verlassen wollte.

      „Wo sind wir hier eigentlich?“ fragte sie dann, „mein Vater möchte es genau wissen!“

      „Oh, ich vergaß. Auf der Südseite von Long Point. Unmittelbar hinter dem alten Leuchtturm, Miss Manners. Darf ich Sie bitten, Ihrem Herrn Vater meine respektvollen Grüße auszurichten?“

      Helen lächelte und setzte ihrem Vater auseinander, wo sie sich befand.

      „Nein“, sagte sie, nachdem sie einen Moment zugehört hatte, „du brauchst dir wirklich keine Sorgen zu machen. Ich bin hier vollkommen sicher. Ich könnte mir keinen besseren Beschützer wünschen. Mister Parker meint, daß die Kidnapper ihm in die Falle gehen werden. Wirklich, Daddy, sorg’ dich nicht. Wie bitte, natürlich … ich bin wirklich freiwillig hier. Möchtest du Mister Parker sprechen?“

      Sie sah sich nach dem Butler um, doch Josuah Parker hatte das kleine Haus inzwischen verlassen. Helen Manners konnte ihn durch das Fenster sehen. Parker stand auf dem Steg und wartete respektvoll auf die Rückkehr seines Schützlings.

      „Er wird dich später anrufen“, sagte sie daher, „mach’ dir keine Sorgen. Es ist alles in bester Ordnung.“

      Sie legte auf, sah noch einmal durch das Fenster und wählte dann eine andere Nummer.

      Diesmal sprach sie schnell und hastig. Sie brauchte nur knapp eine halbe Minute, um das zu sagen, was sie zu sagen hatte. Dann legte sie auf und wählte eine dritte Nummer. Sie lächelte, als sie dabei zum Fenster hinausschaute. Parker schlenderte gerade zurück zum Haus.

      „Hallo, Larry!?“ rief sie etwas zu laut, „fein, daß ich dich erreiche. Natürlich hast du dir Sorgen gemacht. Ich glaube Dir jedes Wort. Ich bin mit Butler Parker unterwegs, den du ja wohl kennst. Wir sind hier draußen am Long Point in einem Fischerhaus, ganz in der Nähe des alten Leuchtturms. Warum? Das kann ich dir jetzt nicht auseinandersetzen. Daddy weiß Bescheid. Parker möchte die Kidnapper herausfordern und anlocken. Wie er das schaffen will? Keine Ahnung! Nein, alles in bester Ordnung. Ich melde mich wieder. Bis dahin!“

      Sie legte auf und nickte Parker zu, der nach kurzem Anklopfen eintrat.

      „So“, meinte sie, „Mein Vater und mein Verlobter wissen jetzt Bescheid. Ich glaube, wir gehen wieder zurück an Bord, was meinen Sie? Sind wir dort sicherer?“

      „Ich möchte es meinen, Madam. Zur Not kann man sich immer noch auf dem Wasserweg empfehlen, falls die Lage es erfordert. Möchten Sie schon vorausgehen?“

      „Ich warte lieber auf Sie“, sagte Helen Manners, „so ganz wohl fühle ich mich doch nicht. Sagen Sie, Parker, wußte Ihr Herr eigentlich Bescheid?“

      „Selbstverständlich, Madam, wenn auch mit einer gewissen Verspätung.“

      „Verspätung? Wie soll ich das verstehen?“

      „Erst als ich Mister Rander in der Maske des Gärtners niederschlug, wußte mein junger Herr Bescheid“, erläuterte der Butler würdevoll, „ich deutete diesen Niederschlag selbstverständlich nur an.“

      „Gut. Aber wie sollen die wirklichen Kidnapper nun erfahren, daß die Konkurrenz schneller war?“

      „Man wird Mittel und Wege finden, die dies gewährleisten“, antwortete der Butler ausweichend. „Sie können sich, dessen möchte ich Sie versichern, fest auf meine bescheidene Person verlassen. Ich hoffe dabei zusätzlich, daß meine Pläne und Absichten Ihren Wünschen entsprechen werden.“

      *

      Es war dunkel geworden.

      Josuah Parker saß an Deck des Kabinenkreuzers und rauchte eine seiner spezialangefertigten Zigarren.

      Ein Moskitoschwarm versammelte sich in einem verrotteten Strauch unmittelbar am etwas brackigen Wasser und beratschlagte, wie man dieses Opfer drüben auf dem Boot am besten konzentrisch angreifen konnte. Dieses Opfer sah ungemein verlockend aus. Die Moskitos konnten es kaum erwarten, sich auf diesen Leckerbissen zu stürzen.

      Sie einigten sich darauf, ihren Schwarm in drei Geschwader auf Zuteilen. Der erste Schwarm sollte die Aufmerksamkeit des Opfers erregen und es ablenken. Die beiden anderen Schwärme wollten anschließend von der linken Flanke und van hinten aus das Opfer überraschen und bis auf den letzten Blutstropfen aussaugen.

      Diese Überlegungen waren nicht ungeschickt. Sie entsprechen alter Moskitotradition und hatten sich bisher immer noch als äußerst erfolgreich erwiesen.

      Man verglich so etwas wie die allgemeine Uhrzeit, einigte sich auf eine X-Zeit und trennte sich. Während der Schwarm für den Frontalangriff noch etwas verharrte, strebten die beiden anderen Moskitogeschwader mit Höchstgeschwindigkeit in ihre Ausgangsstellungen.

      Parker ahnte selbstverständlich von alledem überhaupt nichts. Er beobachtete das dunkler werdende Ufer und fragte sich, wann

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