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sein. Miß Lombard.“

      „Wann geht der Juckreiz wieder zurück?“ fragte sie und sah nun plötzlich sehr hilflos und kindlich aus, „das ist kaum zum Aushalten! Es ist wie Nesselfieber!“

      „Sie dürfen versichert sein, daß der Juckreiz sich ab morgen wieder legen wird.“

      „Warum haben Sie mich mit dem Pfeil beschossen? Das war gemein, wenn Sie es genau wissen wollen.“

      „Warum, um mit einer Gegenfrage zu antworten, pirschten Sie sich an Mister Rander und an meine Wenigkeit heran? Sie kamen, das darf ich wohl unterstellen, bestimmt nicht aus dem Grund, Mister Rander eine gute Nacht zu wünschen.“

      „Denken Sie doch, was Sie wollen! Aber was den Pfeil angeht, Parker, so werden Sie dafür noch bezahlen, das schwöre ich Ihnen!“

      „Und was den Revolver angeht, so möchte ich gern wissen, von wem er stammt. Sollten Sie ihn Mister Keswick abgenommen haben, als er Miß Owen auf der Waldlichtung belästigte?“

      „Ja, wenn Sie’s genau wissen wollen.

      „Welche Rolle haben Sie in diesem Trauerspiel übernommen, Miß Lombard? Ich weiß, daß Sie keineswegs auf der Seite von Mister Keswick stehen, oder sollte ich mich da irren?“

      „Und wer sind Sie? Auf welcher Seite stehen Sie? Ich will ehrlich einräumen, daß ich gerade aus Ihnen nicht klug werde, Mister Parker.“

      Kathy Lombard sprach nun völlig sachlich und konzentriert. Ihr anfänglicher Zorn hatte sich gelegt. Oder wollte sie dem Butler nur etwas Vorspielen?

      „Ich bin der Butler Mister Randers“, erläuterte Parker, „und ich befasse mich in meiner reichlich bemessenen Freizeit mit der Aufklärung von Verbrechen. Sollten Sie meinen Angaben keinen Glauben schenken, so können Sie später Erkundigungen über meine bescheidene Person einziehen … Für welche Detektei sind Sie tätig?“

      „Für die Midways“, sagte sie automatisch und lief im gleichen Moment dunkelrot an. Sie hatte sich verplappert und wahrscheinlich wirklich nicht gelogen.

      „Dann freue ich mich ehrlich, eine Kollegin getroffen zu haben, wenn ich es so ausdrücken und umschreiben darf, Miß Lombard … Ermitteln Sie gegen Mister Broken oder gegen Mister Keswick?“

      „Kein Kommentar“, sagte sie abweisend, „und wenn Sie jetzt nicht gehen, stehe ich einfach auf …“

      „Damit zwingen Sie mich tatsächlich, den Rückweg anzutreten, Miß Lombard. Ein Appell an meine Korrektheit wird von meiner bescheidenen Wenigkeit sofort honoriert!“

      Er lüftete seine schwarze Melone und wandte sich ab. Bevor er ging, warf er ihr den gesicherten Revolver wieder zu. Er landete neben ihr auf dem Wannenrand.

      Parker hatte kaum drei, vier Schritte getan, als hinter ihm ein Schuß krachte!

      *

      Mike Rander war schläfrig geworden.

      Er hatte es sich auf dem Heck der „Seejungfrau“ so bequem gemacht, wie es sich eben einrichten ließ. Während er Hazel Belmont zuhörte, die fast etwas zu gleichförmig aus ihrem wild bewegten Leben erzählte, fielen ihm ein paarmal die Augen zu. Er riß sich zwar immer wieder zusammen, doch er wußte, daß er früher oder später fest einschlafen würde.

      Er stand auf und nickte Hazel Belmont zu, die ihn nun erstaunt ansah.

      „Ich steige mal für ein paar Minuten ins Wasser“, sagte Rander, „die Sonne macht schläfrig!“

      Der junge Anwalt hechtete ins Wasser und brachte sich wieder in Form. Er schwamm ein paar Runden um das Wrack und dann zurück zum Heck. Er legte seine Hände um die schief liegende Bordkante und zog sich hoch.

      In diesem Moment sah er über sich ein großes Stück Brett, das von Hazel Belmont gehalten wurde. Er wollte sich zurückdrücken und dem Schlag entgehen, doch dazu reichte es nicht mehr. In seinem Kopf explodierte eine Bombe, deren Licht grellweiß war. Dann rutschte er ab und sank unter Wasser.

      Hazel Belmont beugte sich über das Wasser und sah zu, wie er tief nach unten wegsackte. Besinnungslos, nicht fähig, sich gegen das Wasser in seinen Lungen zu wehren …

      *

      Sie hing schlaff über dem Rand der natürlichen Wanne und rührte sich nicht.

      Parker registrierte dies alles mit einem schnellen Blick und ging in Deckung. Den vorsintflutlich alten Colt hielt er schußbereit in der Hand. Irgendwo ganz in der Nähe, wahrscheinlich dort drüben in Höhe der ersten Palmen, mußte der Schütze stehen.

      Ein Strauch bewegte sich.

      Parker ließ sich nicht täuschen. Ein Schütze, der aus dem Hinterhalt schoß, würde solch einen Fehler niemals begehen, dazu mußte er einfach zu gerissen sein. Diese Bewegung sollte den Butler täuschen und seinen Blick in die falsche Richtung lenken.

      Josuah Parker entschloß sich spontan zu einem Glücksschuß.

      Dröhnend röhrte der Colt auf. Das Abschußgeräusch erinnerte an das eines mittelschweren Minenwerfers.

      Fast synchron damit war ein unterdrückter Aufschrei zu hören. Dieser Schrei war echt, das hörte der Butler mit geübtem Ohr sofort heraus.

      Parker feuerte einen zweiten Schuß ab, der absichtlich nur in das leere Unterholz fuhr und dort einen Strauch verwüstete. Da er wußte, daß der Schütze durch diesen Schuß abgelenkt worden war und es nicht riskierte, seinen Kopf aus der Deckung zu nehmen, schritt Parker fast würdevoll hinüber zum nahen Palmenwald und nahm die Spur des Schützen auf.

      Er brauchte nicht lange nach ihm zu suchen.

      Judy Harless lag flach auf dem Boden und begutachtete gerade ihre leichte Wunde. Es handelte sich um einen Streifschuß am rechten Oberschenkel, der zwar einen Blutverlust bedeutete, der aber sonst nicht gefährlich war.

      Sie griff nach ihrer Waffe, als Parker plötzlich neben ihr stand. Sie hatte ihn überhaupt nicht gehört.

      Parker ließ seinen Universal-Regenschirm senkrecht nach unten fallen.

      Die Spitze bohrte sich zwischen ihren Fingern in den Sand. Judy Harless’ Hand zuckte fast entsetzt zurück, als besitze sie ein Eigenleben.

      „Ich gehe wohl richtig in der Annahme, daß dies der Revolver ist, mit dem auf Miß Kathy Lombard geschossen wurde, ja?“

      „Sie widerlicher Schnüffler“, fauchte sie, „ich hätte zuerst auf Sie schießen sollen.“

      „Und warum taten Sie es nicht?

      „Weil … Weil … Ach, das geht Sie nichts an!“

      „Sie wollten sich wohl streng an die Anweisungen von Mister Keswick halten, nicht wahr?“

      „Fragen Sie, was Sie wollen, ich werde nicht antworten!“

      „Entschuldigen Sie mich, Miß Harless, ich muß mich jetzt um Miß Lombard kümmern. Hoffentlich hatte Sie genau soviel Glück wie Sie!“

      Er nahm die Schußwaffe an sich, lüftete höflich seine schwarze Melone und ließ sie einfach zurück. Er wußte, daß sie ohne fremde Hilfe nicht weit kam.

      Kathy Lombard stöhnte leise, als Parker sie erreicht hatte. Er hob sie fast zärtlich aus der Wanne, wie ein Vater sein Kind, trug sie hinüber zum nahen Wald und legte sie dort vorsichtig ab. Dann untersuchte er die Verletzung.

      Kathy Lombard konnte von Glück reden. Der Schuß hatte sie über dem linken Schlüsselbein getroffen. Es handelte sich auch hier nur um eine an sich völlig harmlose Wunde, um einen Streifschuß, der schnell vergessen war.

      Parker ging zurück zu Judy Harless.

      Überraschenderweise war es ihr doch gelungen, das Weite zu suchen. Ob mit oder ohne fremde Hilfe, konnte Parker nicht beurteilen. Er verzichtete auf die Verfolgung. Jetzt war erst einmal Kathy Lombard an der Reihe.

      *

      Mike

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