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entspricht den Tatsachen … Sobald ich Ihre Wunde versorgt habe, werde ich Mister Rander folgen …“

      „Es geht ja schon“, sagte Keswick, als Parker sich um ihn kümmern wollte. Doch der Butler blieb hartnäckig. Er kontrollierte den Einschuß und stellte fest, daß die Wunde bereits verharscht war.

      „Ich werde Ihnen Mrs. Forest schicken“, sagte Parker und lüftete die Melone, „ich hoffe, daß auf diesem Eiland bald Ruhe und Frieden einziehen werden!“

      Mister Forest war viel zu eifrig, wie Rander verärgert feststellte. Sie hatten sich tatsächlich ein gutes Stück an Pamela Clayton heranarbeiten können. Sie saß auf der Nordseite der kleinen Insel auf einem vorspringenden Felsen und sah auf das Meer hinaus. Irgendwie hatte Rander den Eindruck, daß sie mit ihren Gedanken weit, weit weg war.

      Und es war unverkennbar, daß sie das Harpunenabschußgerät in der Hand hielt.

      John Forest vergaß für einen Moment seinen kleinen Bauch und fühlte sich wohl als Einzelkämpfer. Er sprang aus der Deckung hervor und rannte dann auf Pamely Clayton zu.

      Sie merkte kaum etwas, zumal Forests Schritte von der dröhnenden Brandung übertönt wurden. Dann aber schien sie gespürt zu haben, daß Gefahr drohte. Sie nahm den Kopf herum, sah Forest und griff blitzschnell nach dem Unterteil der Harpune.

      „Sie haben Keswick umgebracht!“ schrie Forest aufgebracht, „dafür werden Sie hängen!“

      Pamela Clayton zog sich weiter auf den Felsen zurück. Sie richtete die Spitze der gespannten Harpune auf Forest, der jetzt sicherheitshalber stehengeblieben war.

      „Geben Sie auf! Freiwillig!“ schrie Forest und übertönte die Brandung, „werfen Sie die Harpune weg!“

      Pamela lachte. Dann zog sie sich noch weiter auf den steilen Felsen zurück. Forest wurde wieder mutig und folgte ihr.

      „Warten Sie, Forest!“ rief Rander, „bleiben Sie stehen! So warten Sie doch! Machen Sie doch keinen Blödsinn!“

      Forest war wie von Sinnen.

      Er hob ein paar Felsbrocken auf und schleuderte sie auf Pamela Clayton. Er warf erstaunlich zielsicher. Schon der zweite Stein traf Pamela an der Schulter.

      „Forest! Zurück!“ Rander sah, daß Pamela sich nicht weiter zurückdrängen lassen wollte. Forest schien überhaupt nichts gehört zu haben. Er drang immer weiter auf sie ein. Der Abstand zwischen ihnen verringerte sich von Sekunde zu Sekunde.

      Als Forest wieder Steine nach Pamela warf, dann loslief, um sie im Nahkampf zu überwältigen, verlor Miß Clayton die Nerven. Sie zielte und schoß!

      Die Harpune zischte dicht an Forest vorbei, der sich im letzten Augenblick überraschend geschickt und geistesgegenwärtig zur Seite geworfen hatte. Die Harpune krachte gegen einen Felsen, und ihr Schaft zersplitterte.

      Forest stand hastig wieder auf und griff weiter an.

      Pamely Clayton wandte sich um und flüchtete bis an die äußerste Spitze des Felsens. Dann drückte sie sich ab, vollführte einen sehr gekonnten Kopfsprung und verschwand in der Brandung.

      „Das überlebt sie nicht …“, sagte Rander. Er hatte endlich eingeholt und blieb schwer atmend neben ihm stehen.

      „Dort … Dort ist sie!“ Forest deutete nach unten. Pamela Clayton hatte die Brandung unterschwommen und befand sich nun parallel zur Steilküste. Innerhalb weniger Minuten verschwand sie hinter einer vorspringenden Felsnase.

      „Wer hätte das gedacht“, meinte Forest und schüttelte nachdenklich den Kopf, „dabei hielt ich Miß Clayton für ein besonders nettes Mädchen. Hätten Sie geglaubt, daß sie eine Mörderin ist!?“

      *

      „Eine erstaunliche Geschichte“, sagte Josuah Parker, nachdem sein junger Herr die Erzählung beendet hatte. „Miß Pamela Clayton als Mörderin! Ich muß ehrlich einräumen, Sir, daß ich beeindruckt bin.“

      „Und ich erst, Parker!“ Rander massierte sich das unrasierte Kinn. „Jetzt brauchen wir sie nur noch zu finden, dann dürfte auch dieser Fall erledigt sein.“

      „Ich bin davon überzeugt, Sir, daß man der Mörderin eine Falle stellen kann …“

      „Und wie soll die aussehen?“

      Rander und Parker hatten sich von den übrigen Schiffbrüchigen zurückgezogen und befanden sich wieder auf dem Heck der „Seejungfrau“.

      „Man müßte Mister Broken diskret überwachen, Sir!“

      „Broken? Glauben Sie denn, auch er würde noch angegriffen werden?“

      „Ich rechne fest damit, Sir!“

      „Moment mal, jetzt komme ich nicht mehr so recht mit, Parker. Wieso auch Broken? Ist Pamela Clayton denn eine Amokläuferin? Was hat sie von den Morden?“

      „Wenn Sie erlauben, Sir, werde ich Ihnen meine Theorie unterbreiten, die allerdings keinen Anspruch auf Richtigkeit oder Vollständigkeit erheben kann.“

      „Da bin ich aber gespannt, Parker … Ich lasse mich überraschen. Was haben Sie ausgebrütet?“

      „Mir gefallen verschiedene Dinge nicht, Sir … So zum Beispiel die Wunde in Mister Keswicks Rücken.“

      „Wieso denn das? Er kann noch von Glück sagen, daß die Harpune ihm nicht das Lebenslicht ausgeblasen hat.“

      „Diese Wunde, Sir, ist nur oberflächlicher Natur!“

      „Sie meinen, sie sei nur vorgetäuscht worden?“

      „In der Tat, Sir … Diese Wunde wurde Keswick nur zum Schein beigebracht.“

      „Und von wem?“

      „Von dem Ehepaar Forest, Sir!“

      „Aber das sind doch reine Vermutungen, Parker!“ Rander sah seinen Butler entrüstet an. „Wie kommen Sie zu dieser Behauptung? Sie muß sich doch auf irgendwelche Tatsachen gründen.“

      „Gewiß, Sir. Ihrem Bericht über Miß Pamela Clayton entnehme ich, daß Mister Forest sich als ein sehr beherzter und angriffslustiger Mensch entpuppte.“ „Weil er keine Ahnung hatte, wie gefährlich eine Harpune ist.“

      „Ich bedaure unendlich, Sir, widersprechen zu müssen. Weil Mister Forest durchaus wußte, wie gefährlich solch eine Harpune ist. Ich bin fest davon überzeugt, daß er Miß Pamela Clayton nur deswegen so bedrängte, um sie zu diesem Schuß zu verleiten.“

      „Sie meinen, er hätte mir etwas vorgespielt?“

      „Ich fürchte, Sir, daß es so gewesen ist.“

      „Nun weiter … Das allein überzeugt mich nicht.“ Rander wirkte etwas verstimmt.

      „Ich erinnere an das Verhalten von Mrs. Ethel Forest, Sir. Sie erwies sich in den vergangenen Stunden als eine überaus beherzte Frau …!“

      „Gibt es solche Frauen etwa nicht?“

      „Gewiß, Sir … Aber in Anbetracht der unsicheren Zustände auf dieser Insel hätte sich eine Haushälterin wie Mrs. Ethel Forest wesentlich zurückhaltender und ängstlicher zeigen müssen. Das Gegenteil war der Fall … Sie genierte sich nicht, mitten in der Nacht durch den Palmenwald und durch das Unterholz zu gehen … Diese Selbstsicherheit und Furchtlosigkeit kann meines Erachtens nur einen einzigen Grund haben.“

      „Schön, lassen Sie die Bombe platzen, Parker! Sie wissen wieder einmal alles besser.“

      „Durchaus nicht, Sir … Aber ein alter Mann beobachtet vielleicht etwas schärfer … Mrs. Forest bewegte sich deswegen so furchtlos, weil sie den Mörder und geheimnisvollen Schützen kennt, der die schallgedämpfte Waffe verwendet.“

      „Sie selbst also!?“

      „Oder Mrs. Forests Gatte, Sir!“

      „Angenommen, Sie

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