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energisch den Kopf, „ich möchte unten am Sandstrand nicht auch noch erschossen werden.“

      „Wir würden selbstverständlich nicht sofort gehen“, erwiderte Josuah Parker, „ich scheine mich mißverständlich ausgedrückt zu haben. Auch meine bescheidene Wenigkeit hängt am Leben. Erst bei Anbruch der Dunkelheit dürfte ein Überqueren der Lagune angebracht sein.“

      Hazel Belmont wirkte ungemein erleichtert. Sie ließ sich auf Deck nieder und wandte dem Sandstrand und der Landzunge den Rücken zu. Sie wollte May Owen auf keinen Fall sehen.

      „Sie haben sie sehr gemocht?“ begann Mike Rander die Unterhaltung, die einigen Aufschluß bringen sollte.

      „Sie war sehr nett“, erwiderte Hazel Belmont.

      „Waren Sie enger mit ihr befreundet? Kannten Sie sich von früher her?“

      „Natürlich kannte ich sie“, entgegnete Hazel Belmont, „ich glaube, ich sollte Ihnen jetzt alles erzählen, was ich weiß.“

      „Eine gute Idee! Zeit genug haben wir ja!“

      „Erwarten Sie nur keine Sensationen“, begann Hazel Belmont, „wir kannten uns vom Omahu-Hotel her.“

      „May Owen, Judy Harless und Sie?“

      „Wir haben dort als Hostessen gearbeitet. Das Omahu ist ein Hotel an der Küste mit sehr viel Fremdenverkehr. Keswick gehört der Laden, und wir sagten nicht nein, als er uns bat, uns von Broken engagieren zu lassen.“

      „Welchen Zweck verfolgte er damit? Er wird Ihnen doch irgend etwas erzählt haben, oder?“

      „Besonders neugierig waren wir nicht, wir freuten uns einfach auf die Abwechslung.“

      „Wollten Sie uns nicht die ganze Geschichte erzählen, Hazel?“ Rander grinste die Hostess an. Er hatte sofort herausgehört, daß sie ausweichen wollte.

      „Also gut … Hazel Belmont seufzte leise, „wir sollten Keswick diesen Aktenkoffer besorgen.“

      „Auf welche Art und Weise?“

      „Nun, wie schon?“ Sie sah Rander leicht gereizt an, „wir sollten mit ihm flirten, ihn ablenken und ihm den Tresorschlüssel ab luchsen.“

      „Verstehe!“

      „Gar nichts verstehen Sie!“ Sie war wütend geworden. „Sie halten uns wohl für Flittchen, wie?“

      „Wieso interessiert Sie meine Meinung? Sie werden Ihre Gründe gehabt haben, für Keswick zu arbeiten.“

      „Und ob wir Gründe gehabt haben!“ Sie sah den jungen Anwalt kurz an und blickte dann hinaus zum Riff. „Keswick ist ein gemeiner Kerl, aber das sieht man ihm wohl kaum an. Wir mußten mitmachen, ob wir nun wollten oder nicht. Er hatte und hat uns in der Hand! Schulden, ein paar Unkorrektheiten, die eben schon mal passieren! Ersparen Sie mir Einzelheiten! Wir mußten mitmachen! Und Broken engagierte uns ahnungslos vom Fleck weg!“

      „Hatten Sie Pamela Clayton oder Kathy Lombard früher schon einmal gesehen?“

      Sie schüttelte nur den Kopf.

      „Haben Sie noch Fragen, Parker?“

      „In der Tat, Sir, wenn Sie erlauben, möchte ich mich bei Miß Belmont erkundigen, woher die Damen über so ausgezeichnete Nahkampferfahrungen verfügen?“

      „Die eignet man sich notgedrungen an, wenn man allein ist und im Vergnügungsgewerbe arbeitet“, meinte sie bitter, „Sie haben wohl keine Ahnung, wie man sich seiner Haut wehren muß, wenn man nur einigermaßen aussieht.“

      „Weitere Fragen?“ Rander lächelte.

      „Ja, wenn’s genehm ist, Sir. Miß Belmont, Mister Edwards war der Chefbuchhalter von Mister Keswick?“

      „Ein Widerling!“

      „Darf ich nach den Gründen für diese Beurteilung fragen?“

      „Edwards katzbuckelte, wenn Keswick in der Nähe war, aber er drückte auf die Tube, wenn er allein war und bestimmen konnte. Ein widerlicher Schnüffler war er. Tut mir leid, daß ich nichts Besseres über ihn sagen kann. Ihm haben wir es zu verdanken, daß wir bei Keswick in die Kreide gerieten. Und wenn man es genau nimmt, hat er dafür gesorgt, daß es soweit kam!“

      „Haben Sie eine vage Vorstellung oder Ahnung, wer Edwards umgebracht haben könnte?“

      „Keine Ahnung“, antwortete sie und zuckte die Achseln, „ich weiß überhaupt nicht mehr, was ich von dem ganzen Wirbel halten soll. Ich weiß nur, daß es Keswick um die Aktentasche ging. Warum? Fragen Sie nicht mich! Es muß sich aber um eine dicke Sache gehandelt haben und immer noch handeln, sonst hätte man May deswegen ja nicht umgebracht!“

      *

      Parker befand sich auf dem Kriegspfad.

      Es war längst dunkel, als er zurück auf die Insel ging. Er hatte einen weiten, mühsamen Bogen geschlagen und darauf verzichtet, die Landzunge oder den Hauptstrand anzulaufen. Er wollte ungesehen bleiben und hoffte, daß ihm das auch gelungen war.

      Bis auf den aufkommenden Wind, der mit den Blättern der Palmen spielte, war auf der Insel nichts zu hören. Die Schiffbrüchigen hatten sich in ihre Verstecke zurückgezogen und verzichteten darauf, sich bemerkbar zu machen.

      Parker hütete sich hingegen, unangenehm aufzufallen. Auf völlig leisen Sohlen durchschritt er den Palmenwald. Er nahm sich sehr viel Zeit, schließlich stand ihm ja noch die ganze Nacht zur Verfügung.

      Von Zeit zu Zeit blieb er stehen und suchte das Gelände mit seinem Spezialfernglas ab. Ein Laie hätte dies bei der herrschenden Dunkelheit für Nonsens gehalten. Parker konnte sich auf diese Konstruktion aber verlassen. Sie arbeitete mit Infrarotlicht und erhellte für seine Augen das Blickfeld. Eingebaute Stromquellen – es handelte sich um Energiezellen höchster Leistung – sorgten für den notwendigen Betriebsstrom. Dank seiner Beziehungen hatte der Butler sich dieses relativ handliche Gerät aus einem wissenschaftlichen Labor besorgt. Es war bisher in seinem Spezialkoffer gewesen, und er hatte wirklich nicht daran gedacht, es für diese Zwecke einmal verwenden zu müssen.

      Sein Ziel waren die Lavafelsen. Dort vermutete er nach wie vor Keswick. Und auch Judy Harless, die sich mit Sicherheit zu ihrem Chef durchgeschlagen haben mußte.

      Parker hatte eine kleine Lichtung im dichten Palmenwald erreicht und legte eine Pause sein. Mit dem Infra-Glas suchte er die Lichtung ab und wollte schon weitergehen, als er plötzlich eine Bewegung ausmachte.

      Ein Strauch schwankte viel zu heftig, als daß dies vom Wind geschehen konnte. Wenig später erkannte er Pamela Clayton. Erstaunlicherweise führte sie eine Unterwasserharpune mit sich, die sie sehr fachgerecht trug.

      Pamela Clayton, angeblich von einem monströsen Ungeheuer mit einer Harpune beschossen, trug nun selbst dieses Unterwassergerät und pirschte sich ganz offensichtlich an den kleinen Bachlauf heran, der von der Felsenquelle gespeist wurde.

      An wen wollte sie sich heranmachen? Wollte sie sich mit Keswick anlegen?

      Parker, der durch sein Glas ausgezeichnet sehen konnte, horchte in sich hinein. Reagierte seine innere Alarmklingel? Sie meldete sich für gewöhnlich mehr als prompt, wenn akute Gefahr in der Luft lag. Diesmal verhielt diese innere Alarmanlage sich vollkommen still.

      Pamela Clayton warf sich plötzlich ins Gras und ging in volle Deckung.

      Josuah Parker griff mit der freien Hand nach seinem vorsintflutlich alten Colt und spannte den Hahn. Wollte Pamela Clayton irgendein ahnungsloses Opfer beschießen?

      In das Blickfeld des Infra-Glases kamen zwei andere Personen. Es handelte sich um Paul Broken, den Gastgeber dieses mörderischen Ausflugs, und um Kapitän Hank Curson.

      Paul Broken hielt offensichtlich eine Waffe in der rechten Hand. Sie schienen von Pamela Claytons Anwesenheit nichts zu ahnen, gingen an ihrem Versteck vorbei und hielten auf den Bachlauf zu.

      Leider vermochte der Butler nicht

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