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Der neue Sonnenwinkel Jubiläumsbox 1 – Familienroman. Michaela Dornberg
Читать онлайн.Название Der neue Sonnenwinkel Jubiläumsbox 1 – Familienroman
Год выпуска 0
isbn 9783740927844
Автор произведения Michaela Dornberg
Жанр Языкознание
Серия Der neue Sonnenwinkel
Издательство Bookwire
»Nein, Mama, entspann dich, du hast nichts vergessen, und ich habe mir erlaubt, einfach so hereinzuplatzen. Ehrlich gesagt, weil ich gehofft hatte, dass Stella ihre berühmte Käsetorte gebacken und mitgebracht hat. Ich hatte an meiner früheren Schule einen Termin. Dort will sich eine Studienrätin aus privaten Gründen verändern, und ich suche händeringend jemanden für die Fächer Geschichte und Philosophie. Sie scheint eine gute Lehrerin zu sein, und ich hoffe, dass sie sich dafür entscheiden kann, an meine Schule zu kommen.«
Stelle verstand sich ausnehmend gut mit ihrem Bruder, was gewiss daher rührte, dass sie als Kinder nur sich gehabt hatten.
»Natürlich wird sie kommen«, sagte sie sofort, »du bist ein fantastischer Schulleiter, und deine Schule hat, dank dir, einen ausgezeichneten Ruf. Schön, dass du da bist, Fabian.«
Rosmarie klingelte, ließ ein weiteres Gedeck bringen, und dann genoss Fabian erst einmal den Kuchen.
»Himmlisch«, sagte er, »wärest du nicht meine Schwester, würde ich dich allein wegen deiner Käsetorte heiraten.«
»Ricky backt sie besser«, wiederholte Rosmarie sich.
»Nein, Mama, nicht besser …, anders. Aber erst einmal komme ich nicht in den Genuss eines von meiner Frau gebackenen Kuchens. Ricky ist voll mit den Vorbereitungen für das Studium beschäftigt.«
»Es hat noch nicht einmal begonnen, und schon kriegt sie es nicht geregelt«, wandte prompt Heinz Rückert ein, der von dieser Idee ebenso wenig hielt wie seine Frau. Welch verrückte Idee, plötzlich studieren zu wollen, und das als Mutter von vier Kindern!
»Sie bekommt es geregelt, Papa. Ricky ist eine Strategin im Planen und Koordinieren. Wir müssen uns keine Sorgen machen, sie bekommt alles unter einen Hut. Und Kuchen, den kann man auch kaufen, wenn man ihn unbedingt essen will. Ich finde es großartig, dass Ricky etwas für sich tun will. Und meine volle Unterstützung hat sie auf jeden Fall. Wir werden übrigens nun doch noch in den Urlaub fahren.«
»Das auch noch?«
»Wohin?«
»Ich freue mich.«
Die Stimmen schwirrten durcheinander, und das nutzte Dr. Fabian Rückert, um rasch einen Schluck Kaffee zu trinken.
Als wieder Ruhe eingekehrt war, sagte er: »Wir fahren wieder nach Frankreich, genau gesagt in die Bretagne, auf die Halbinsel Quiberon. Dort fühlen wir uns wohl, dorthin fahren wir gern, und Monsieur Crespel von der Agentur hat uns sofort angerufen, als ein Ferienhaus, auf das wir scharf waren, wieder im Angebot war, weil die Leute, die es haben wollten, aus gesundheitlichen Gründen zurücktreten mussten. Der Mann hatte einen Betriebsunfall und liegt im Krankenhaus. Tja, was des einen Leid ist des anderen Freud.«
»Ist das nicht alles ein bisschen viel?«, wollte seine Mutter wissen. »Man kann nicht alles haben.«
Fabian warf seiner Mutter einen langen Blick zu.
»Das sagst ausgerechnet du, Mama?«
Stella hätte sich niemals getraut, so etwas zu sagen, Fabian schon, doch ihrem Sohn gegenüber waren die Rückerts auch nachsichtiger.
Warum auch immer, sie schienen es eher mit den Jungens zu haben.
Die Lage entspannte sich immer mehr, weil Fabian es einfach nicht zuließ, dass jemand etwas in den falschen Hals bekam und die Stimmung eskalierte.
Er war wirklich ein guter Lehrer, der ganz entspannt auch seine Eltern und seine Schwester im Griff hatte.
Heinz Rückert hätte es viel lieber gesehen, dass sein Sohn in seine Fußstapfen getreten wäre. Doch Fabian hatte sich durchgesetzt, sie nicht, und deswegen war sie vermutlich auch ein wenig auf der Strecke geblieben, weil die Erwartungshaltung ihres Vaters, die plötzlich auf ihr lag, sie erdrückt hatte.
Konnte es sein, dass er sich Enkel wünschte, weil er hoffte, dass einer von ihnen seine Nachfolge antreten würde?
Dieser Gedanke schoss Stella plötzlich durch den Kopf, und das machte ihr so richtig bewusst, wie zwanghaft ihre Eltern doch waren.
Letztlich wurde es doch noch ein schöner Nachmittag, es wurde sogar gelacht. Und als Stella den Rest des Käsekuchens wieder mitnehmen wollte, weil er doch nicht so besonders schmeckte, erlebte sie eine Überraschung. Ihre Eltern wollten davon nichts wissen.
Gemeinsam mit Fabian verließ Stella die Villa.
»Gut, dass du gekommen bist. Du hast mich gerettet, Fabian«, sagte sie und umarmte ihn. »Es wird immer unerträglicher mit ihnen, zu allem kommt jetzt ganz offensichtlich auch noch der Altersstarrsinn.«
»Schwesterlein, du musst dir nicht alles zu Herzen nehmen, und du musst nicht auf alles eingehen, was sie sagen. Irgendwann beruhigen sie sich wieder. Sie sind halt wie sie sind. Grüß Jörg und die beiden Grazien, und wenn das Wetter so bleibt, dann könnten wir eigentlich auch mal wieder grillen. Das finden alle Kinder toll.«
Stella nickte.
»Und meine ganz besonders euren Pool. Aber das mit dem grillen ist eine gute Idee. Ich erkläre mich auch bereit, für das Fleisch zu sorgen und für Salate und einen Nachtisch. Ricky hat wirklich eine Menge an der Backe. Ich wundere mich immer wieder, wie sie das schafft und dabei auch noch so gut aussieht und stets gut gelaunt ist. Ihr seid so eine richtige Vorzeigefamilie, kluge, schöne Eltern, vier liebreizende Kinder, eines besser geraten als das andere. Du hast Glück gehabt, Bruder. Und es war sehr klug von dir, Ricky sofort sicherzustellen, als die Auerbachs in den Sonnenwinkel gezogen sind. Es gab noch andere junge Männer, die heiß auf Ricky waren.«
»Aber sie wollte nur mich. Es war halt die magische, die unvergleichliche Liebe auf den ersten Blick. Auch wenn es mit dir und Jörg anders gelaufen ist, und ihr einen kleinen Anlauf gebraucht habt, beklagen musst du dich auch nicht. Ich finde, sie sind etwas Besonderes, die Auerbachs, und wir hatten beide Glück, in diese herzliche Familie einheiraten zu dürfen.«
Das konnte Stella nur bestätigen.
»Wir hatten außerdem großes Glück, dass wir nicht auf unsere Eltern gekommen sind. Warum sind sie bloß so? Haben sie Angst, Gefühle zu zeigen? Es stimmt doch alles nicht, diese protzige Villa in ihrem Alter, dieser Geiz. Sie sind nicht mehr die Jüngsten, glauben sie, das ewige Leben zu haben? Warum fangen sie nicht einfach an zu leben? Ich verstehe das nicht.«
»Ich auch nicht, Schwesterherz, aber ich habe aufgehört, mir darüber Gedanken zu machen. Sie sind wie sie sind, wir werden sie nicht ändern, und ich fürchte, sie von sich aus auch nicht. So, ich muss, lass uns telefonieren, wann wir das mit dem Grillen starten wollen.«
Fabian umarmte seine Schwester noch einmal ganz herzlich, dann stieg er in sein Auto und fuhr los.
Ehe Stella in ihr Auto stieg, warf sie einen Blick zurück. Ihre Mutter stand am Fenster und blickte mit verkniffenem Gesicht nach draußen.
Ach Gott, warum machte sie sich das Leben so schwer? Warum stand sie sich selbst im Weg?
Stella winkte ihr zu, doch ihre Mutter zeigte keine Reaktion.
Welche Laus war ihr nun schon wieder über die Leber gelaufen?
Es war doch alles recht friedlich abgegangen, seit Fabian gekommen war.
Konnte sie nicht ertragen, dass sie und ihr Bruder sich so herzlich zugetan waren, dass sie sich umarmten?
Sie würde auch ihre Mutter gern umarmen, ganz gewiss, doch die müsste es zulassen.
Es hatte keinen Sinn, Stella stieg ebenfalls in ihr Auto und dann fuhr sie los, ohne sich noch einmal umzudrehen.
Sie fühlte sich müde, erschöpft wie nach einem langen Arbeitstag, dabei war sie nur für ein paar Stunden bei ihren Eltern gewesen.
Stella wollte nicht schon wieder Vergleiche anstellen, doch es ging nicht anders.
Die Auerbachs waren so ganz anders.