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freute sich über ihre Begeisterung, half sie ihr doch zu verdrängen, was ihr am nächsten Tag bevorstand. Sie rechnete mit einem Spießrutenlauf, und nun, da er näherrückte, verspürte sie plötzlich doch so etwas wie Angst vor der eigenen Courage. Wenn sie ihre Kräfte nun überschätzt hatte? Von Afrika aus hatte das Ganze zunächst einmal wie eine nicht allzu aufregende Angelegenheit ausgesehen – erst im Laufe der Zeit war ihr aufgegangen, worauf sie sich wirklich eingelassen hatte.

      Am meisten fürchtete sie sich vor der Reaktion ihres Vaters. Sie wuss­te nicht, ob ihre Mutter in der Zwischenzeit mit ihm gesprochen hatte. Vermutlich nicht, er war heute noch in London. Er würde in jedem Fall außer sich sein. Sie seufzte, ohne es zu merken.

      »Mach dir nicht so viele Sorgen, Tina«, sagte Christian in ihre Gedanken hinein.

      Sie lächelte ihm zu. Was für ein angenehmer Junge er doch war – zurückhaltend und intelligent, genau wie Anna. Beide waren ebenso überrascht gewesen wie ihre Mutter, dennoch waren sie viel lockerer mit der Situation umgegangen. Na ja, dachte Bettina, sie sind auch nicht unmittelbar von meinen schwarzen Zwillingen betroffen, so wie meine Eltern. »Ich mache mir aber Sorgen«, erwiderte sie nach einer Weile. »Meine Mutter ist eigentlich hart im Nehmen. Wenn sie schon beinahe in Ohnmacht fällt beim Anblick der Zwillinge – was wird dann erst mein Vater sagen? Und all unsere lieben Verwandten und Bekannten?«

      »Klatschen und tratschen«, meinte Anna. »Lass sie doch. Hauptsache, dir und den Zwillingen geht es gut. Sie sind toll, Tina.«

      »Danke, ich finde sie auch toll.«

      »Warum willst du eigentlich nicht verraten, wer der Vater ist?«

      »Wozu soll ich das tun? Es kennt ihn hier ja doch keiner.«

      »Das stimmt. Aber wenn deine Eltern wüssten, was er macht, wie du ihn kennengelernt hast und so – dann wäre es für sie bestimmt leichter.«

      Bettina schüttelte den Kopf. »Ich habe meine Gründe, Anna. Gute Gründe. Kein Mensch wird den Namen von Miriams und Pauls Vater aus mir herauskriegen, bis er selbst nach Deutschland kommt.«

      »Hat er das vor?«

      »Oh ja, das hat er.«

      Anna fing einen Blick des kleinen Fürsten auf, mit dem er ihr sagte, sie solle das Thema fallenlassen – und das tat sie dann auch. Ungern zwar, denn Geheimnisse hatten sie schon immer gereizt, aber sie wollte Bettina ja auch nicht auf die Nerven gehen mit ihren Fragen.

      Als sie den Zoo am Spätnachmittag verließen, waren sie sich jedenfalls darin einig, dass sie einen weiteren schönen Tag in Frankfurt verbracht hatten.

      *

      Alexa konnte nicht aufhören zu weinen. Seit Bettina mit Anna, Christian und den Zwillingen die Villa verlassen hatte, weinte sie, und es war Sofia bisher nicht gelungen, ein Argument zu finden, das wirklich Trost geboten hätte. »Wir sind erledigt, Sofia. Gesellschaftlich erledigt. Zwei uneheliche Kinder hat sie sich aus Afrika mitgebracht – und will noch nicht einmal sagen, von wem.«

      »Das würde ja auch nichts ändern«, stellte Sofia sachlich fest. »Und ich kann, ehrlich gesagt, noch immer nicht begreifen, was du so schrecklich findest. Gut, ich gebe zu, ich wäre an deiner Stelle auch nicht gerade begeistert gewesen im ersten Augenblick, aber wenn man erst einmal Zeit hatte, sich an den Gedanken zu gewöhnen, muss man doch zugeben, dass es Schlimmeres gibt. Die Kinder sind entzückend, Bettina scheint es gut zu gehen – und das ist doch eigentlich die Hauptsache, oder?«

      Alexa schniefte. »Klar, vom Verstand her sage ich mir das auch, aber mein Gefühl will einen Schwiegersohn aus hiesigen Adelskreisen, Sofia. Eine schöne große Hochzeit – und dann erst die Kinder. Nun sind all unsere Pläne über den Haufen geworfen worden. Und was das Allerschlimmste ist: Kein Sterbenswörtchen hat sie gesagt. Ist neun Monate lang schwanger, bekommt zwei Kinder, feiert deren ers­ten Geburtstag – und wir, die Großeltern, wissen von nichts. Fast zwei Jahre lang verheimlicht sie uns etwas derart Wichtiges. Du musst zugeben, dass das schon Anlass zu Kummer bietet!«

      »Ja, das gebe ich unumwunden zu«, erklärte Sofia. »Aber ich nehme an, dass Tina Gründe für ihr Verhalten hat – und dass sie euch diese Gründe irgendwann mitteilen wird.«

      »Wir werden sehen«, seufzte Alexa. »Ach, es war alles so schön hier mit euch – und dann muss das so enden!«

      »Muss es ja nicht«, fand die Baronin. »Wir können uns heute einen schönen Abend machen, bevor wir morgen zurückfahren – es hängt an dir, Alexa.«

      »Du meinst, ich soll mich zusammenreißen?« Alexa lächelte kläglich.

      »Zumindest solltest du es versuchen. Es ist das Leben deiner Tochter, nicht deins. Sie muss ihren Weg finden, und sie macht ja keinen unglücklichen Eindruck, oder?«

      »Nein. Aber sag mir eins: Wie hat sie denn die ganze Zeit arbeiten können mit den Zwillingen?«

      »Das weiß ich nicht. Vielleicht helfen sich in Afrika die Mütter untereinander – und wenn sie wissen, dass eine Mutter Ärztin ist, helfen sie sich möglicherweise erst recht.«

      »Ich habe mich nicht mal getraut, ihr diese Frage zu stellen«, murmelte Alexa. »So verkrampft bin ich, Sofia! Ich fühle mich von ihr hintergangen.«

      »Du wirst sie irgendwann fragen, aber nicht gleich jetzt. Ihr braucht beide ein bisschen Zeit.«

      »Und Henning weiß es überhaupt noch nicht«, murmelte Alexa und brach erneut in Tränen aus.

      *

      Konstantin schlief zwar keine vierundzwanzig Stunden, aber er brachte es immerhin auf dreizehn. Als er aufwachte, war es fünf Uhr nachmittags. Im ersten Moment war er verwirrt und fragte sich, was passiert war, dann fiel ihm Helens Anruf wieder ein, und er blieb lächelnd noch eine Weile liegen. Er hatte einen Aufschub bekommen, er konnte seine Arbeit also in aller Ruhe vollenden und musste nicht mehr am Computer sitzen, bis er vor Erschöpfung beinahe zusammenbrach. Ein wundervolles Gefühl!

      Das Telefon klingelte, es war Moritz. »Alles in Ordnung?«, fragte er.

      Konstantin lachte. Moritz war ein wirklich treuer Freund. Seit er sich Sorgen um Konstantin machte, weil dieser von Woche zu Woche schlechter aussah, rief er jeden Tag um diese Zeit an, um zu hören, ob alles in Ordnung war.

      »Sogar bestens«, erklärte Konstantin. »Falls du heute ins Kino willst, wäre ich bereit, dich zu begleiten. Wir können aber auch einfach nur ein Bier trinken gehen.«

      »Hä?«, fragte Moritz. »Willst du mich auf den Arm nehmen?«

      »Keineswegs. Ich habe nur beschlossen, heute überhaupt nicht zu arbeiten – erst morgen wieder.« Bevor Moritz erneut fragen konnte, erklärte Konstantin, wie er zu diesem überraschenden Entschluss gelangt war. »Das ist meine Rettung, wie du dir denken kannst. Ich habe bis eben geschlafen. Wenn du es genau wissen willst: Ich liege noch im Bett.«

      »Endlich mal eine gute Nachricht«, brummte Moritz. »Jetzt vertrödele aber bloß diese zusätzliche Zeit nicht.«

      »Keine Bange«, erklärte Konstantin. »Du solltest eigentlich wissen, dass da keine Gefahr besteht.«

      »Ich vergesse immer wieder, dass wir in der Hinsicht vollkommen unterschiedlich gestrickt sind! Kino und hinterher noch ein Bier, das fände ich am besten.«

      Sie verabredeten sich also, und danach stand Konstantin endlich auf. Er blieb lange unter der Dusche stehen, rasierte sich ordentlich und betrachtete sich anschließend aufmerksam im Spiegel. Er fand, dass er zum ersten Mal seit Wochen wieder halbwegs normal aussah.

      *

      Sofia atmete auf, als sie sich an diesem Abend in ihr Zimmer zurückgezogen hatte. Die letzten Stunden waren einigermaßen glimpflich verlaufen, obwohl Alexa ihre Kränkung und ihr Unverständnis nicht hatte verbergen können. Zwar hatte sie darauf verzichtet, ihrer Tochter weitere Vorwürfe zu machen, aber ihr Gesichtsausdruck war beredt gewesen.

      Anna und Christian hatten sich zum Glück nicht darum

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