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rechts von uns liegen.«

      Sie hörten die Musik bereits, bevor sie auf dem Platz angelangt waren – gleich darauf staunten sie über die Menschenmenge, die sich dort versammelt hatte. Nur mit Mühe konnten sie sich so weit vordrängeln, dass sie wenigstens die Band auf der Bühne gut sehen konnten.

      Und dann vergaßen sie, dass sie fremd in dieser Stadt waren. Sie fingen an zu wippen und zu tanzen wie all die anderen Zuhörer um sie herum auch, und sie vergaßen die Zeit.

      *

      »Ich bin froh, dass ich mich entschlossen habe, dich zu begleiten«, erklärte Sofia.

      Alexa warf einen amüsierten Blick auf ihre Tüten und Pakete. »Wir haben ziemlich viel eingekauft«, bemerkte sie. »Aber ich glaube, es waren gute Käufe.«

      »Das denke ich auch. Und jetzt?« Die Baronin warf einen Blick auf die Uhr. »Anna und Christian haben ja gesagt, sie finden allein zurück, also könnten wir doch in euer schönes Haus fahren, uns einen Tee servieren lassen und die Füße hochlegen, was meinst du?«

      Alexa war einverstanden. Sie steuerten also den Ort an, wo sie den Chauffeur mit dem Wagen zurückgelassen hatten, und gleich darauf befanden sie sich auf dem Rückweg zur Mörfelder Landstraße, wo die Villa der Familie Rabenfels stand.

      Sofia war nie zuvor hier gewesen und konnte über das herrschaftliche Anwesen, das am Rande des Stadtwaldes lag, nur staunen. »Seid ihr wirklich so oft hier, dass sich der Unterhalt eines solchen Hauses lohnt, Alexa?«, hatte sie ausgerufen.

      »Ach, weißt du, es ist eher Bequemlichkeit. Hier ist alles, was man braucht, um sich wohlzufühlen. Das Personal ist engagiert – wir brauchen nur anzurufen, und dann wissen wir, dass alles in Ordnung ist, wenn wir kommen. Natürlich lohnt es sich nicht, um deine Frage zu beantworten. Aber lohnt es sich, ein Schloss zu bewohnen?«

      »Nein, wahrhaftig nicht«, hatte Sofia zugeben müssen.

      Sie genoss den Aufenthalt in dieser eleganten Villa mit dem großzügigen Park. Alles war natürlich kleiner als auf Sternberg, aber man konnte die beiden Wohnsitze durchaus miteinander vergleichen. Wer hätte gedacht, überlegte sie, dass eine Stadt, die den Ruf hat, ziemlich hässlich und außerdem eine Hochburg der Kriminalität zu sein, so schöne Ecken hat?

      Schöne Ecken hatte sie bei ihrem Bummel durch die Innenstadt reichlich gesehen. Alexa kannte sich in Frankfurt erstaunlich gut aus und hatte ihr nicht nur den Dom gezeigt, sondern auch die beeindruckende Leonhardskirche, die Alte Oper, das Mainufer, den Römerberg. Sofia sah die Stadt bereits nach wenigen Stunden mit anderen Augen.

      »Herrlich!«, seufzte sie, als sie in der Villa tatsächlich die Füße hochlegten und Tee tranken. »Ich danke dir, Alexa, dass du uns diesen wundervollen Aufenthalt hier ermöglicht hast.«

      »Ich habe zu danken, denn sonst säße ich jetzt allein hier und hätte mich vermutlich gelangweilt. Weißt du, Sofia, so ein Haus ist nur schön, wenn es mit Leben erfüllt ist. Ganz allein fühlt man sich schnell einsam darin. Sag mal, wann wollen wir essen? Ich sollte in der Küche Bescheid sagen.«

      »Anna und Chris haben versprochen, um sechs wieder hier zu sein. Um sieben? Ich meine, falls sie sich ein bisschen verspäten.«

      Alexa nickte und verschwand, kehrte jedoch bald zurück und ließ sich wieder in ihren Sessel sinken. »Und gleich probieren wir unsere neuen Sachen an, ja?«

      Sofia lachte. »Mit Vergnügen!«

      *

      »Brauchen Sie Hilfe?«, fragte die Stewardess freundlich.

      Bettina von Rabenfels schüttelte lächelnd den Kopf. »Nein, alles in bester Ordnung«, sagte sie.

      »Die zwei sind ja wirklich richtige Engel«, bemerkte die Stewardess. »Normalerweise sind Babys an Bord nicht so ruhig.«

      »Ich warne Sie vor: Sie werden vermutlich nicht den ganzen Flug verschlafen«, meinte Bettina. »Wir haben ja noch etliche Stunden vor uns.«

      »Sind das Zwillinge?«

      »Ja, ein Jahr alt. Sie krabbeln noch, aber bestimmt fangen sie bald an zu laufen.«

      »Zwei Mädchen?«, fragte die Stewardess.

      »Ein Mädchen und ein Junge«, erklärte Bettina.

      »Wirklich süß«, sagte die Stewardess. »Wenn was ist, rufen Sie mich bitte gleich.«

      Bettina nickte, hatte jedoch nicht vor, die Hilfe der jungen Frau in Anspruch zu nehmen. Sie hoffte, allein zurechtzukommen.

      Miriam und Paul waren bisher tatsächlich mustergültig brav gewesen. Nicht einmal gequengelt hatten sie, auch nicht beim Start, der gewöhnlich heikel war. Nein, ganz ruhig waren sie geblieben, hatten Bettina mit ihren großen dunklen Augen angesehen und scheinbar jedes Wort verstanden, das sie zu ihnen gesagt hatte. Nun schliefen sie. Die Stewardess hatte schon Recht: wie zwei Engelchen. Sanft strich sie erst Miriam, dann Paul über die runden weichen Wangen. »Ihr Süßen«, sagte sie leise.

      Dann lehnte sie sich zurück und schloss die Augen. Es war spät, sie sollte versuchen, ein wenig zu schlafen. Morgen stand ihr ein anstrengender Tag bevor – ach was, die nächsten Wochen würden anstrengend werden, aber sie würde die Sache durchziehen, so, wie sie es sich vorgenommen hatte. Schwierigkeiten hatten sie noch nie abgeschreckt. Die Reaktion ihrer Eltern beim Anblick der Zwillinge konnte sie sich nur allzu gut vorstellen. Das würde nicht einfach werden, aber sie war schon mit ganz anderen Problemen fertig geworden in den vergangenen zwei Jahren, sie würde auch das schaffen.

      Sie schlummerte bald darauf ein, aber es war ein unruhiger Schlaf, der ihr nicht wirklich Erholung brachte, außerdem wachte sie ständig auf. Noch nie hatte sie im Flugzeug gut schlafen können, sie bedauerte das und beneidete die Leute glühend, denen es anders ging. Der dicke Mann jenseits des Ganges zum Beispiel schlief seit Stunden tief und fest.

      Sie seufzte. Es war nun einmal nicht zu ändern.

      *

      »Wir sollten schlafen gehen«, schlug die Baronin vor, wobei sie ein Gähnen unterdrückte. »Tina kommt morgen ja schon sehr früh an.«

      »Danke für alles, Alexa«, sagte der kleine Fürst. »Das war ein ganz toller Tag hier in Frankfurt – wir hätten die Stadt sonst vielleicht nie kennengelernt.«

      »Ich bin froh, dass es euch gefallen hat«, versicherte Alexa. »Und ich selbst habe es auch genossen, euch hier zu haben.«

      »Und ich bin froh, dass ihr heil zurückgekommen seid«, setzte die Baronin hinzu. »Als es halb sieben wurde, ohne dass wir etwas von euch hörten, hatte ich allmählich ein mulmiges Gefühl in der Magengrube, das muss ich schon sagen.«

      »Das lag an der Straßenbahn, Mama! Die hatte Verspätung. Außerdem haben wir dann ja angerufen.«

      »Ich weiß, ich weiß – und ich freue mich, dass ihr so ein tolles Konzert hören konntet.« Anna und Christian hatten begeistert davon berichtet und durchblicken lassen, dass sie gern auch noch länger geblieben wären.

      »Ihr seid hier jederzeit herzlich willkommen«, meinte Alexa. »Ihr seht ja selbst: Platz ist genug da.«

      Sie erhoben sich alle gleichzeitig. Das Essen war sehr gut gewesen, sie hatten sich währenddessen lebhaft über ihre Eindrücke von Frankfurt unterhalten. Das Fazit fiel einstimmig aus: Die Stadt war besser als ihr Ruf.

      »Fast ist es ein bisschen schade, dass wir morgen schon zurückfahren, oder?«, fragte Anna, als Chris­tian und sie auf ihre Gästezimmer zusteuerten.

      Er nickte, sagte aber nichts. Sein Gesicht war ernst.

      Sie wusste, dass er an seine Eltern dachte, die auf dem Familienfriedhof am Rande des Sternberger Schlossparks ihre letzte Ruhe gefunden hatten. Er stattete ihnen jeden Tag einen Besuch ab und unterhielt sich in Gedanken mit ihnen. Es gab Leute, die das sicher seltsam gefunden hätten, doch Anna fand es ganz normal. Sie glaubte ihrem Cousin auch, dass seine Eltern ihm Zeichen schickten, denen er entnehmen konnte, dass sie ihn hörten und seinen Lebensweg

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