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Mami Staffel 5 – Familienroman. Eva-Marie Horn
Читать онлайн.Название Mami Staffel 5 – Familienroman
Год выпуска 0
isbn 9783740920852
Автор произведения Eva-Marie Horn
Жанр Языкознание
Серия Mami Staffel
Издательство Bookwire
An diesem Abend kam er später als sonst. Er war ziemlich ruhig, strahlte aber gleichzeitig eine gewisse unterdrückte Gereiztheit aus.
»Bernd, hast du irgendwelchen Ärger?«
»Nein, wie kommst du darauf?«
»Ich weiß nicht. Seit diese Frau hier angerufen hat, kommt es mir so vor, als ob du ständig auf dem Sprung bist. Jedesmal, wenn das Telefon klingelt, rennst du hin.«
»Darf ich jetzt nicht mehr ans Telefon gehen?«
»Sei nicht albern. Natürlich darfst du. Aber du nimmst das Telefon ja sogar mit, wenn du duschst.«
»Na und? Damit erspare ich dir doch, mich rufen zu müssen, wenn jemand anruft.«
»Du vergißt, daß ich hier zu Hause bin und auch Anrufe bekomme.«
Ihre Stimme war jetzt merklich kühler geworden. Sein Verhalten ärgerte sie. Wollte er sie für dumm verkaufen?
»Julia, entspann dich. Ich bin vielleicht etwas überarbeitet. Das hat nichts zu bedeuten. Laß uns heiraten, ja? Laß uns endlich heiraten, eine schöne Reise machen und unser Haus suchen.«
Sie war so verblüfft, daß es ihr für einen Moment die Sprache verschlug.
»Du willst jetzt plötzlich heiraten? Aber du warst doch immer derjenige, der das nicht wollte…«
»Ich will es jetzt. Und auch nicht mehr warten. Ich habe nur keine Lust auf diesen Rummel, den dein Vater ganz sicher vorhat.«
»Nun, das bestimmen ja wohl wir, wie wir die Hochzeit ausrichten wollen. Aber ein bißchen feiern möchte ich schon.«
Plötzlich zog er sie in die Arme und begann sie leidenschaftlich zu küssen. Julia war verwirrt, wehrte sich zuerst dagegen, gab dann aber nach, weil es schön und vertraut war.
Bevor er dazu kam, ihre Seidenbluse aufzuknöpfen, klingelte schrill das Telefon. Er ließ sie ruckartig los und starrte den Apparat an.
Julia hatte sich schneller gefangen. Sie erwartete einen Anruf ihrer Freundin und stand auf, um den Hörer abzunehmen.
»Laß mich!«
»Bernd, ich bitte dich.«
Sie meldete sich. Bernd stand hinter ihr und versuchte, ihr den Hörer wegzunehmen. Ärgerlich wehrte Julia ihn ab. Jetzt ging Bernd wirklich zu weit.
»Hier spricht Corinna Schmale, Frau Thomsen. Ich würde Ihnen gern etwas sagen.«
Julia war plötzlich ganz ruhig. Sie ahnte, was sie jetzt zu hören bekommen würde. Es machte Sinn.
»Einen Moment, bitte.«
Sie wandte sich zu Bernd um.
»Es ist für mich, Bernd. Laß mich bitte allein.«
»Wer ist es denn?«
Wie mißtrauisch er sie ansah…
»Eine Freundin.«
»Ach so. Ich warte… im Schlafzimmer auf dich.«
Julia nickte nur. Ihr war übel.
Bernd verließ das Zimmer. Sie meldete sich wieder, bereit sich anzuhören, was die andere ihr sagen wollte.
»Frau Schmale? Sie können jetzt sprechen.«
»Es tut mir sehr leid, aber ich muß Ihnen sagen, daß Bernd und ich uns lieben. Jedenfalls glaube ich ihm noch, daß er mich liebt und nur keinen Mut findet, mit Ihnen zu sprechen. Ich… bekomme ein Kind von Bernd.«
Julia mußte sich setzen. Sie hatte das Gefühl, als würde sie in zwei Teile gerissen. Bernd hatte sie nicht nur betrogen sondern wurde auch Vater. Ihr hatte er immer erzählt, daß er keine Kinder wolle, weil sie ihm Zeit nehmen würden, die sie sonst für ihn hätte…
»Sind Sie noch dran, Frau Thomsen?«
»Ja, ich bin noch dran. Ich hatte keine Ahnung…«
»Er hat überhaupt nichts gesagt? Wahrscheinlich, weil er noch immer Angst hat, daß Sie ihm dann den Job nehmen. Weil Ihr Vater ihn dann entlassen würde. Aber das können Sie ja gar nicht so einfach. Es gibt immerhin ein Arbeitsrecht! Ich habe mich genau erkundigt…«
Wovon sprach diese Frau? Hatte Bernd sie vor ihr wirklich so klein und rachsüchtig gemacht? Julia fand langsam wieder zu sich.
»Bitte, entschuldigen Sie, Frau Schmale, aber das ist einfach Unsinn. Wofür halten Sie mich? Bernd und ich sind nicht verheiratet, wenn er mich auch gerade vor zehn Minuten genau darum gebeten hat. Jetzt weiß ich auch warum. Er fürchtete genau das, was jetzt eingetreten ist. Und er wollte sichergehen, daß ich dann schon seine Frau bin, wenn ich es erfahre. Wollen Sie ihn wirklich haben? Dann bin ich gern bereit, auf ihn zu verzichten. So einen Mann möchte ich nicht.«
Die andere schwieg verblüfft. Julia war selbst erstaunt über sich. Konnte sie so leichten Herzens verzichten? Hatte sie nicht geglaubt, daß Bernd ihre große Liebe sei?
Oder lag es vielleicht daran, daß es Sven gab? Dieser Gedanke war immerhin nicht ganz unmöglich…
»Sie… verzichten einfach so?«
»Ja, ich verzichte. Ob einfach so, weiß ich nicht. Ich bin ja etwas überrumpelt von Ihrem Anruf.«
»Ich… schäme mich eigentlich, daß ich Sie so überfalle, aber ich wußte mir keinen Rat mehr. Bernd ruft nicht an, obwohl er es versprochen hat.«
»Ja, so ist er wohl. Überlegen Sie sich gut, ob Sie wirklich eine Hilfe an ihm haben.«
Julia fand es selbst ziemlich merkwürdig, daß sie der anderen Frau gute Ratschläge gab. Aber etwas in ihr war zerbrochen und sie wußte, daß es nie wieder zu kitten wäre.
»Ich… lege dann jetzt auf. Es wäre nett, wenn Sie Bernd sagen, daß er sich endlich melden soll.«
»Ich richte es aus.«
Wie betäubt legte Julia den Hörer auf die Gabel zurück. Dann ging sie ins Schlafzimmer. Bernd lag im Bett und sah ihr erwartungsvoll entgegen.
»Es war deine Freundin. Du möchtest sie bitte zurückrufen und dich endlich um sie und das Kind, das sie erwartet, kümmern.«
Ihre Stimme klang ganz klar und bestimmt. Innerlich fühlte sich Julia jedoch keineswegs so gut. Sie ahnte, daß der Schock ihr im Moment half, diese Situation einigermaßen zu überstehen. Aber es war damit noch nicht ausgestanden.
Bernd richtete sich auf und starrte sie fassungslos an. Er war blaß, Schweißperlen traten ihm auf die Stirn.
»Julia, es ist nicht, wie du denkst… Wir haben nur einmal… Sie hat mich reingelegt. Ich liebe doch nur dich!«
»Oh, bitte, erspare dir das. Und mir. Ich glaube nicht, daß Corinna Schmale so eine Frau ist. Sie hat einen ganz anderen Eindruck auf mich gemacht. Würdest du jetzt bitte meine Wohnung verlassen? Ich möchte allein sein.«
»Und wo soll ich hingehen? Julia, bitte, ich liebe dich! Laß uns heiraten, wie wir es vorhatten. Ich zahle für das Kind, aber ich habe mit dieser Frau nichts mehr zu tun.«
Julia wurde wieder übel. Sie ging ins Badezimmer, schloß die Tür hinter sich ab und überlegte, wie sie mit der Situation umgehen sollte.
*
Corinna wußte, daß sie Bernd verloren hatte. Sie hatte es im Grunde schon gewußt, als sie seine Verlobte anrief. Seine Stimme im Hintergrund, daß er im Schlafzimmer auf Julia warten wollte, hatte ihr fast das Herz zerrissen. Nun mußte sie sich mit den Tatsachen abfinden, denn er rief auch in den nächsten Tagen nicht an, nicht einmal um ihr zu sagen, daß sie sein angenehmes Leben zerstört habe mit ihrem Anruf. Corinna wollte für ihr Kind stark sein, es durchstehen, aber wie das gehen sollte, wußte sie nicht.
Melanie war immer zur Stelle, wenn Corinna gerade wieder einmal in