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Er hatte sich entschlossen, Mike Randers Spuren aufzunehmen und sie zu verfolgen. Er glaubte nun sicher zu wissen, daß seinem jungen Herrn etwas passiert war. Immerhin gab es inzwischen sehr viele Menschen in der Stadt, die einiges gegen Mike Rander hatten.

      Parker verfolgte mit dieser Maßnahme eine ganz bestimmte, taktische Absicht. Falls man Mike Rander nämlich abgefangen und verschleppt hatte, würde man versuchen, Kontakt mit ihm, Parker, aufzunehmen. Entweder, um auch ihn in eine Falle zu locken, oder aber mit ihm wegen der Herausgabe der Filmstreifen zu verhandeln.

      War er, Parker, aber nicht zu erreichen, nun, dann konnten keine Bedingungen, keine Vorschläge geäußert werden. Dann blieb Mike Rander als Faustfand zwar nach wie vor in der Hand seiner Bezwinger, aber man würde ihn leben lassen. Und die Gangster strengten sich wenigstens an, Butler Parker zu erwischen. Wenn sie aber versuchten, den Butler zu stellen, darin hatte Parker eine günstige Gelegenheit, zurückzuschlagen.

      Parker holte noch eine Ledertasche aus seinem Zimmer, packte den Regenschirm und verließ die Dachgartenwohnung. Er ließ die Tür geöffnet. Mit Sicherheit würde sich nämlich Besuch einstellen. Und bevor die Eindringlinge das Schloß beschädigten, sollten sie ungehindert eintreten können.

      Der Butler fuhr mit dem Lift nach unten in den Keller des Wohnblocks. Von der Tiefgarage aus suchte er den Kellerraum auf, stieg durch den Mauerdurchbruch, brachte den zweiten Keller hinter sich und stand bald darauf in der Seitenstraße.

      Er rief vor einem Tabakgeschäft aus ein Taxi herbei, nahm in ihm Platz und sorgte erst einmal dafür, daß die Ledertasche in Sicherheit kam. Sie enthielt nämlich den bewußten Filmstreifen, für den Molster sich gewiß sehr interessierte.

      Parker ließ sich also nach bewährtem Verfahren zu einer Poststation bringen, verpackte die Ledertasche und adressierte sie an Randers Stadtbüro. Es würde anderthalb Tage dauern, bis das Päckchen dort eintraf. Innerhalb dieses Zeitraums aber hoffte er sicher, Mike Rander entdeckt zu haben.

      Von der Poststation aus dirigierte der Butler das Taxi zu einer Großgarage. Hier stieg er aus, bezahlte die Fahrt und verhandelte mit dem Manager der Garage wegen eines Mietwagens.

      Der Manager, ein noch recht junger, vitaler Mann, bemühte sich sehr um Höflichkeit. Aber insgeheim betrachtete er den Butler etwas mißtrauisch. Sollte er diesem altväterlich gekleideten Mann einen Wagen anvertrauen? Das Risiko schien ihm zu groß.

      »Ich brauche einen schnellen Wagen«, sagte Parker, der diese Blicke zwar sah, aber ignorierte, »ein Sportwagen wäre mir am liebsten.«

      Um jede zögernde Antwort im Keime zu ersticken, zog Parker seine Brieftasche hervor, zeigte Fahrerlizenz und die Banknoten, die in reicher Fülle vorhanden waren. Als Parker dann sogar noch eine saftige Kaution auf den Tisch blätterte, wurde der Manager wieder geschäftstüchtig.

      »Sie wollen also einen Sportwagen?« meinte er nachdenklich, »ich denke doch, daß ich mit solch einem Wagen aushelfen kann. Würde Ihnen ein Alfa passen?«

      »Doch, ja«, sagte Parker, »ich denke, das ist ein netter Wagen …!«

      »Netter Wagen, Sir, das ist eine Rakete an Schnelligkeit. Darf ich fragen, ob Sie solch einen schnellen Wagen schon einmal gefahren haben?«

      »Hin und wieder«, sagte Parker abweisend, »darf ich jetzt um den Wagen bitten?«

      Er wurde gebeten, mit in die Großgarage zu kommen. Der Manager hatte die Kaution eingesteckt. Ihm und dem Wagen konnte nun nichts mehr passieren. Falls etwas passierte, trat die Versicherung in Kraft. Und warum sollte man sich unter diesen erfreulichen Voraussetzungen nicht einen kleinen, harmlosen Spaß gönnen?

      Der Alfa stand in der äußersten Ecke der Garage. Viel Spielraum, um ihn herauszumanövrieren, war nicht vorhanden. Der Manager wies auf den Wagen. »Die Papiere liegen im Seitenfach«, sagte er, »ich wünsche Ihnen eine gute Fahrt!«

      Normalerweise hätte irgendein Angestellter den eingekeilten Wagen in die breite Garagengasse bugsiert. Aber wie gesagt, der Manager wollte seinen kleinen Spaß haben, er wollte den altväterlich gekleideten Mann schwitzen sehen. Es war seiner Schätzung nach ausgeschlossen, daß der Mann den Wagen in die Gasse bekam.

      Wie auf ein geheimes Kommando hin versammelten sich unauffällig einige Monteure und Mechaniker. Man war gespannt, wie lange der schwarz gekleidete Vogel brauchte, um erschöpft auszusteigen.

      Parker schien von alldem nichts zu sehen.

      Er stieg in den niedrigen, rassigen Wagen und verstaute erst einmal den Regenschirm. Er setzte sich noch einmal die Melone zurecht und ließ den starken Motor anspringen, der sofort weich kam.

      Der Manager schmunzelte. Und seine Begleiter ebenfalls. Jetzt mußte die erwartete Szene kommen. Jetzt würde sich dieser komische, schwarz gekleidete Mann nach allen Regeln der Kunst blamieren. Selbst ein routinierter Fahrer mußte sein ganzes Können einsetzen, um den Sportwagen aus der Ecke herauszubekommen..

      Butler Parker aber war mehr als nur ein Routinier.

      Blitzschnell, mit der Kupplung spielend, den jeweiligen Schwung ausnützend, mit dem Schaltknüppel im Getriebe herumrührend, bugsierte er in einer unwahrscheinlich kurzen Zeit den Wagen aus der Ecke heraus. Er hatte es bereits geschafft, bevor die erstaunt herabgesunkenen Unterkiefer der Zuschauer wieder hochgezogen werden konnten.

      Dann gab Parker Gas.

      Donnernd röhrte der starke Motor auf. Parker ließ den Alfa durch die enge, gewundene. Schneise ziehen, schaltete, hoch und war Sekunden danach. bereits auf der Straße. verschwunden.

      Der Manager glaubte seinen Augen nicht zu trauen.

      Er wischte sich den Schweiß von der Stirn und ging mit seltsam steifen Schritten zurück in seinen Glasverschlag.

      *

      Der Butler brauchte knapp zwanzig Minuten, bis er das Privathaus von C. Walt Bellgon erreicht hatte. Er ergriff seinen Regenschirm und stieg aus. Auf sein Klingeln hin erschien eine noch recht junge Hausangestellte, die den Butler erstaunt betrachtete.

      »Es wäre mir eine Freude, Mister Art Canters begrüßen zu können«, begann Parker in seiner barocken Art, »wenn ich nicht irre, ist er wohl inzwischen von seiner Ausfahrt zurückgekehrt, nicht wahr?«

      »Ja, vor einer … Wieso …? Er war doch gar nicht weg«, erwiderte die Angestellte, wurde aber gleichzeitig rot. Sie hatte sich verhaspelt und war dem Butler auf den Leim gegangen. Er hatte seine Frage nach Art Canters absichtlich so formuliert, um sie zu überrumpeln. Parker war immer für Klarheit und ließ sich nicht gern beschwindeln. Als höflicher Mensch übersah er das Rotwerden und erkundigte sich, wo er Art Canters finden konnte.

      »Ich muß Sie erst anmelden, Sir«, sagte die Angestellte, »wenn Sie einen Moment warten wollen.«

      »Aber gewiß, mein Kind«, antwortete Parker freundlich, »sehr liebenswürdig, mich in der Halle warten zu lassen.«

      Er drängte sich an der Angestellten vorbei und nahm in der Halle des Hauses in einem Sessel Platz. Wieder hatte er die Angestellte im übertragenen Sinne überfahren, sie hatte ihm nämlich die Tür vor der Nase schließen wollen.

      Er sah ihr zu, wie sie über eine Hausleitung mit Art Canters redete. Da Parker alles mit anhören konnte, war sie nicht in der Lage, etwas von ihrem Verhaspeln zu sagen.

      Josuah Parker gab sich weiterhin sehr freundlich. Er drückte dem Mädchen einen Dollar in die Hand und lächelte überzeugend.

      »Ihren kleinen Versprecher, mein Kind wollen wir unter den Tisch fallen lassen«, sagte er.

      Der Butler ließ sich das Gartenhaus zeigen und machte sich auf den Weg. Als Menschenkenner wußte er nun, daß das Mädchen Art Canter niemals anrufen würde, um Mitteilungen von dem Versprechen zu machen. Parker wußte aber auch, daß Art Canters also unterwegs gewesen war, davon aber niemand wissen sollte. Umsonst hatte er dem Mädchen gewiß nicht auf getragen, im Falle einer Befragung zu schwindeln.

      Gemessen und würdevoll, als habe er keine Eile, schritt Parker auf das Gartenhaus zu

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