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brachte den Projektor in den Wohnraum und zog den Vorhang vor der Leinwand beiseite. Einige Minuten später lief der Streifen bereits an. Parker schaltete das Licht aus, Rander baute sich hinter den beiden Halbstarken auf.

      Es war zu komisch.

      Molster, der nach außen so stark auftretende Chef der Monopol-Bande, wirkte wie ein Berufshumorist. Josuah Parker hatte wunderbare Aufnahmen geschossen.

      Man sah Molster am Boden liegend, man sah sein rußgeschwärztes Gesicht und die entsetzten Augen. Und jetzt hob er flehend die beiden Arme und bat um Gnade, kurz, er war nichts als eine Witzblattfigur.

      »Hierzu ist zu sagen, daß Molster durch einige harmlose Knallerbsen erschreckt wurde«, sagte Rander, »sieht es nicht wunderbar überzeugend aus, euer Vorbild?«

      Sie hatten darauf nichts zu sagen. Und sie fielen aus allen Wolken, als Rander sie dann sogar laufen ließ. Ihre Gesichter hatten allerdings einen sehr nachdenklichen Ausdruck angenommen, als sie gingen.

      *

      »Ich bin froh, daß Sie gekommen sind, Mister Rander«, sagte G. Walt Bellgon, der Vormund der Geschwister Canters. Er reichte dem Anwalt die Hand und bat ihn, Platz zu nehmen.

      »Hat sich in der Zwischenzeit irgend etwas ereignet?« erkundigte Rander sich, nachdem er sich gesetzt hatte.

      »Ich bin nicht sicher, aber Helen ist kaum noch zu Hause«, erwiderte Bellgon, ein seriöser Fünfziger, der sich straff und aufrecht gab. »Ich habe Helen zur Rede gestellt, aber sie hat meine Fragen überhaupt nicht beantwortet. Wie soll das weitergehen? Ich mache mir die größten Sorgen um Helen. Schließlich bin ich doch für sie verantwortlich.«

      »Verständlich«, meinte Rander sparsam.

      »Haben Sie denn inzwischen etwas herausfinden können?«

      »Ich denke, daß wir eine Spur gefunden haben«, sagte Rander, »aber zur Zeit möchte ich darüber noch nicht sprechen, Mister Bellgon. Ich denke aber, daß wir in einigen Tagen klarsehen werden.«

      »Sie ist doch nicht tatsächlich auf die schiefe Bahn geraten?«

      »Aber nein, keine Sorge. Sie wird zudem überwacht. Wie gesagt, in einigen Tagen werden wir wissen, weshalb sie nachtsüber unterwegs ist.«

      »Und was wird dann passieren?«

      »Tja, das ist natürlich Ihre Sache, Mister Bellgon«, erwiderte Rander, »haben Sie denn keinen Einfluß auf das Mädchen?«

      »Sie läßt sich von mir nichts sagen. Zudem bin ich recht oft unterwegs. Sie wissen doch, wie das bei einem Geschäftsmann eben so ist.«

      »Könnte sich Helens Bruder Art nicht etwas um sie kümmern?«

      »Art? Aber nein! Der hat ganz andere Interessen.«

      »Er macht Ihnen keine Sorgen, Mister Bellgon?«

      »Gott sei Dank nicht«, entgegnete Bellgon sehr sicher. »Art ist ein versponnener Träumer, wissen Sie. Er liest sehr viel, malt, zeichnet und ist tagelang nicht aus seinem Atelier herauszubekommen.«

      »Dennoch würde ich mich gern einmal mit ihm unterhalten. Läßt sich das einrichten?«

      »Aber selbstverständlich. Sie nehmen mir damit eine Last vom Herzen. Versuchen Sie doch auch, Helen zu beeinflussen. Deshalb habe ich Sie nämlich kommen lassen. Sie ist jetzt zu Hause. Vielleicht können Sie ihr ins Gewissen reden. Mich müssen Sie nun aber entschuldigen. Ich habe vor einigen Minuten einen wichtigen Anruf bekommen und muß sofort in die Stadt. Sie lassen mich wissen, wenn Sie Ergebnisse erzielt haben, ja?«

      »Natürlich, Mister Bellgon. Und wie erreiche ich Helen und Art?«

      »Sie wohnen dort drüben im Gartenhaus«, erklärte Bellgon.

      Rander verabschiedete sich von Bellgon, ging um das Haus herum zu dem Gartenhaus, einer umgebauten Garage.

      An der unteren Tür war der Name Art Canters angebracht worden. Helen wohnte demnach im Dachgeschoß. Wen sollte er zuerst besuchen? Mike Rander wurde einer Entscheidung enthoben, denn die Erdgeschoßtür öffnete sich, und ein junger, lang aufgeschossener Bursche erschien und sah ihn fragend an. Dieser junge Mann trug einfache Leinenhosen und einen schmuddeligen Pullover.

      »Ah, da sind Sie ja endlich!« meinte er ungnädig. »Sie haben verdammt lange auf sich warten lassen.«

      »Es klappte nicht früher«, erwiderte Rander geistesgegenwärtig, »kann ich reinkommen?«

      »Natürlich!«

      Der junge. Mann – es mußte Art Canters sein – drehte sich um und kümmerte sich nicht weiter um Rander. Der Anwalt betrat das Erdgeschoß und sah sich einer tollen Unordnung gegenüber. Der große Wohnraum, der mit kostbaren, aber ungepflegten Teppichen ausgelegt war, lag in einem Halbdunkel. Art Canters hatte sämtliche Vorhänge vor den Fenstern zugezogen. Nur eine Stehlampe mit einem bizarren Schirm beleuchtete den Raum. An den Wänden hingen supermoderne Bilder, ausgesprochener Schmierereien.

      »In Zukunft bitte ich mir etwas mehr Pünktlichkeit aus«, sagte Art Canters arrogant, »Sie sind nicht der einzige, der liefern kann!«

      »Ich glaube, ich muß einen Kleinen Irrtum aufklären«, sagte Rander, »ich bin nicht der, den Sie erwarteten. Mein Name ist Mike Rander, und ich bin Anwalt.«

      »Wie bitte?«

      »Ich heiße Mike Rander und bin Anwalt, Mister Canters.«

      »Ich brauche keinen Anwalt! Weshalb sind Sie zu mir gekommen? Was wollen Sie eigentlich?«

      »Ich habe mit Ihnen zu reden!«

      »Aber ich nicht mit Ihnen! Ich danke Ihnen für diesen Besuch aber jetzt können Sie wieder gehen.«

      »Das ist von mir noch nicht eingeplant«, sagte Rander lächelnd. »Sie gestatten doch, daß ich mich setzte, ja?«

      Ohne die Erlaubnis von Art abzuwarten, fegte er einige Bücher aus einem Sessel und setzte sich. Art Canters sah ihm verwundert zu, aber er brachte nicht die Energie auf, zu protestieren. Er zuckte nur die Schultern und wendete sich ab.

      »Wenn Sie nicht gehen wollen, werde eben ich gehen«, sagte er. Er war auf dem Weg zur Tür. Da sprang Rander aber auf, war mit wenigen, schnellen Schritten hinter ihm und faßte ihn an der Schulter.

      »Sie werden hierbleiben und mir zuhören, Lausejunge!« sagte er leise, aber mit fester Stimme.

      »Wie war das …?«

      Art Canters Stimme bebte vor Empörung, und er wollte weitergehen. Mike Rander ließ das aber nicht geschehen. Er griff noch einmal zu, diesmal sehr nachdrücklich. Art Canters stöhnte unter diesem Griff auf, ließ sich willenlos umdrehen und in einen Sessel drücken. Rander baute sich vor dem jungen Mann auf.

      »Seit wann schicken Sie Ihre Schwester Helen in billige Pensionen, damit sie dort Rauschgift für Sie kauft …?«

      »Aha, aus diesem Loch pfeift also der Wind! Hat sie sich bei Ihnen beschwert, die Gute?«

      »Die Gute hat sich nicht beschwert, aber sie steckt in Schwierigkeiten.«

      »Na wenn schon, das ist doch ihr Problem!«

      »Sie kennen einen Rauschgift-Lieferanten Mike Ledgers?«

      Bei der Nennung dieses Namens stahl sich Angst in die Augen des jungen Mannes. Er starrte Rander an.

      »Dieser Ledgers ist erschossen worden«, redete Rander weiter, »auch ein gewisser Jeffy Tornby mußte daran glauben. Er wurde von einer Bombe zerrissen, Canters.«

      »Ich glaube, ich habe davon in den Zeitungen gelesen.«

      »Woher Sie das wissen, ist mir doch gleichgültig! Ihre Schwester war kurz vor der Ermordung von Ledgers bei ihm im Pensionszimmer. Verständlicherweise interessiert sich die Polizei für die junge Dame!«

      »Was habe ich denn damit zu tun!« schrie Art Canters nun gereizt, »lassen Sie mich in Ruhe! Verschwinden

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