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Stonewell sehr deutlich, aus welcher Ecke die Morde kommen?« erkundigte sich Leutnant Hastings.

      »In der Tat, Sir! Ich bin sicher, daß Mr. Stonewell sehr genau weiß, was die Verwendung von Spinnen bedeutet.«

      »Uns wird er das aber bestimmt nicht freiwillig sagen, Parker.« Leutnant Hasting schüttelte nachdrücklich den Kopf. »Ich habe ihn schon oft genug verhört. Er rückt einfach nicht mit der Sprache heraus. Und dafür wird er seine Gründe haben.«

      »Ist Ihnen bekannt, Sir, daß er einen Teilhaber und Kompagnon hatte?«

      »Meinen Sie Lester Nellen?«

      »Eben diesen, Sir!«

      »Vollkommen bedeutungslos für uns, Parker. Ein gebrochener Mann. Wir haben uns bereits mit ihm eingehend befaßt. Wenn einer nicht der Mörder ist, dann dieser Lester Nellen!«

      Parker hütete sich, darauf eine Antwort zu geben. Doch er dachte an diesem Augenblick sehr intensiv an das Handbuch über Spinnen, das er bei diesem Mann entdeckt hatte...

      *

      »Was versprechen Sie sich eigentlich von diesem Lester Nellen?« erkundigte sich Mike Rander mißgelaunt. »Sie haben doch von Leutnant Hastings gehört, daß er uninteressant ist.«

      Es war inzwischen dämmerig geworden. Mike Rander und Josuah Parker saßen im Leihwagen des Butlers, der vor dem dogenähnlichen Palast draußen in Venice stand. Die notwendigen Formalitäten und Zeugenaussagen wegen des Mordes an Herb Lasters hatten viel Zeit gekostet. Nun aber konnte sich das Zweigespann endlich wieder frei bewegen. Und war auf Parkers Wunsch nach Venice gefahren, um zusätzliche Informationen zu sammeln.

      »Wenn Sie erlauben, Sir, berichte ich Ihnen von einem Handbuch, das ich in der sehr kleinen Bibliothek des Mr. Nellen gefunden habe.

      »Ein Handbuch...?« Rander sah seinen Butler fragend und abwartend an. Und er war sehr nachdenklich, als Parker seine Geschichte ausführlich erzählt hatte.

      »Vielleicht hätten Sie Leutnant Hastings davon erzählen müssen«, sagte der Anwalt dann. »Oder wollen Sie etwa behaupten, Sie hätten das glatt vergessen?«

      »Ich geniere mich fast, Sir, das zuzugeben«, gab der Butler gemessen zurück. »Ich wundere mich überhaupt über so manche Ausfallerscheinungen meiner Gedanken.«

      »Ich eigentlich nie«, gab Rander spöttisch zurück. »Diese Ausfallerscheinungen haben Sie doch immer ganz nach Wunsch, wie es Ihnen gerade in den Kram paßt...! Na schön, unterhalten wir uns also mit Lester Nellen. Falls er für uns überhaupt zu sprechen ist.«

      »Es geht darum, Sir, die richtigen Worte zu finden«, erwiderte der Butler beiläufig, »womit ich keineswegs sagen möchte, daß man Mr. Nellen unter Druck setzen sollte.«

      Die beiden Männer wollten gerade den Wagen verlassen, als Josuah Parker blitzschnell seine Hand auf die Schulter seines jungen Herrn legte.

      »Dort, Sir...!« sagte er mit unwillkürlich leiser Stimme. Dann langte er blitzschnell in eine der vielen Taschen seines schwarzen Jacketts und zog eine Kleinstbildkamera hervor. Es handelte sich um ein gängiges Modell, wie es in Kreisen des Geheimdienstes liebend gern verwendet wird.

      »Das ist doch! Natürlich, das ist die Frau, die wir in Lasters Apartmenthaus gesehen haben«, stellte Rander überrascht fest. Er achtete kaum darauf, daß sein Butler eine Aufnahme nach der anderen schoß.

      »Sie ist es in der Tat«, antwortete der Butler, für den es längst keinen Irrtum mehr gab. »Und ich frage mich in aller Bescheidenheit, wen sie wohl dort im Haus besucht haben könnte.«

      »Lester Nellen«, sagte Rander. Er verfolgte die Frau mit seinen Augen. Die attraktiv aussehende Dame überquerte die Straße und ging auf einen parkenden Wagen zu, an dessen Steuer ein Mann saß, der offensichtlich sehr interessiert in einer Zeitung las.

      »Diese Möglichkeit liegt nahe, Sir, ist aber nicht bewiesen.«

      »Schön, dann fragen Sie nach, Parker. Ich werde mich an die Frau hängen und sie verfolgen.«

      »Könnte man nicht vielleicht gemeinsam...«

      »Sie gehen rauf zu Nellen«, sagte Mike Rander und schüttelte energisch den Kopf. »Ich werde mich mit der Frau befassen. Keine Widerrede!«

      »Ihr Wunsch ist mir selbstverständlich Befehl«, antwortete Parker, ohne auch nur eine Miene zu verziehen. Er lüftete höflich seine schwarze Melone und stieg aus dem Wagen. Dabei prägte er sich sehr aufmerksam das Kennzeichen des Wagens ein, in den die Frau gerade einstieg.

      Mike Rander brauchte nicht lange zu warten, bis er die Verfolgung aufnehmen konnte. Der Mann am Steuer des Wagens - es handelte sich um einen Ford - fuhr sofort los. Rander fädelte den Leihwagen in den Verkehr ein und war bald den Blicken des Butlers entschwunden.

      Parker legte sich den Bambusgriff seines Universal-Regenschirms über den linken Unterarm und betrat noch einmal den schäbigen Palast. Wieder saßen die müden, gelangweilten, alten Männer auf den zerschlissenen Rundsofas und schlugen die Zeit tot. Und noch immer sahen sie kaum hoch, als Josuah Parker durch die Halle schritt.

      Auch Lester Nellen schien sich in der Zwischenzeit wieder beruhigt zu haben. Nachdem er die Tür geöffnet hatte und den Butler vor sich sah, nickte er fast einladend.

      »Ich wußte, daß Sie zurückkommen würden«, sagte er mit seiner rauhen Stimme.

      »Aus irgendeinem bestimmten Grund, wenn man höflichst fragen darf?«

      »Sie sind hartnäckig, das habe ich gleich gemerkt. Parker war doch Ihr Name, oder?«

      »Sie erinnern sich erfreulich gut, Mr. Nellen. Vielleicht können Sie mir weiterhelfen. Doch vorher eine bescheidene Frage am Rande.«

      »Und die wäre?«

      »Kannten Sie Mr. Herb Lasters, den Sekretär Ihres früheren Partners?«

      »Persönlich habe ich ihn nicht gekannt. Warum sprechen Sie in der Vergangenheitsform von ihm?«

      »Weil er offensichtlich ermordet wurde. Und zwar mittels einer giftigen Vogelspinne!«

      »Das ist nicht wahr!« Lester Nellen sah den Butler ziemlich entgeistert an. »Sagten Sie, mit einer Vogelspinne?«

      »So war es, Mr. Nellen. Ich höre schon, daß Vogelspinnen Ihnen etwas sagen.«

      »Sie meinen, weil Sie das Buch darüber gefunden haben?«

      »Liegt diese Schlußfolgerung nicht nahe, Mr. Nellen?«

      »Warum reiten Sie eigentlich so auf diesen verdammten Spinnen herum? Rücken Sie doch endlich raus mit der Sprache!«

      »Sie wissen nicht, daß innerhalb von zwei Monaten vier junge Schauspielerinnen von Vogelspinnen ermordet wurden?«

      »Ich... ich hab’ davon in den Zeitungen gelesen.«

      »All jene unglücklichen jungen Damen waren von Ihrem früheren Partner Stonewell engagiert worden.«

      »Na und...? Das ist sein Bier, oder?« Lester Nellen zuckte die Schultern und lehnte sich mit dem Rücken gegen das Fenster. »Ist doch sein Pech, nicht wahr?«

      »Ich dachte weniger an Mr. Stonewell, als vielmehr an die unglücklichen Opfer, Mr. Nellen. In diesem Zusammenhang eine Frage!«

      »Machen Sie es kurz und fragen Sie. Aber hören Sie endlich auf, jedesmal um Erlaubnis zu bitten. Das geht mir auf die Nerven.«

      »Seit wann wissen Sie von der Spinnenphobie Ihres früheren Partners?«

      »Von was?« Lester Nellen sah den Butler erstaunt an.

      »Von Mr. Stonewells panischer Furcht vor Spinnen aller Art.«

      »Hat er die denn überhaupt?« Lester Nellen lächelte plötzlich spöttisch.

      »Sie wissen sehr gut, Mr. Nellen, daß diese Furcht besteht. Sonst hätten Sie sich nicht das bewußte Handbuch gekauft.«

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