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Die Vampirschwestern 2 - Ein bissfestes Abenteuer. Franziska Gehm
Читать онлайн.Название Die Vampirschwestern 2 - Ein bissfestes Abenteuer
Год выпуска 0
isbn 9783732003051
Автор произведения Franziska Gehm
Серия Die Vampirschwestern
Издательство Bookwire
Sie waren auf ausdrücklichen Wunsch von Helene direkt vom Dach gestartet. So hatten sie gleich eine ordentliche Höhe und mussten sich nicht mühsam Höhenmeter um Höhenmeter nach oben kämpfen. Die ersten Minuten hielt sich Helene mit beiden Händen krampfhaft an der Klobrille fest. Ihr Gesichtsausdruck sah ein wenig danach aus, als hätte sie Durchfall. Sie hatte die Augen weit aufgerissen und schrie alle paar Sekunden: „Oh nein, ich fliege! Oh nein, ich fliege wirklich!“
Daka und Silvania konzentrierten sich aufs Fliegen. Sie hatten die Klobrille mit jeweils zwei Seilen um ihre Oberkörper und um ihre Taillen festgebunden. Dabei hatten sie darauf geachtet, dass für ihre Arme genug Platz zum Steuern blieb. Am Anfang war es sehr ungewohnt, mit der zusätzlichen Last zu fliegen, denn der Transport von Menschen auf Klobrillen gehörte nicht zur gängigen Flugausbildung.
Silvania verlor das Gleichgewicht, kippte einmal kurz weg und flog ein Stück in Seitenlage. Dabei wäre Helene beinahe von der Klobrille gerutscht. Wie gut, dass sie mit einem Gürtel von Herrn Tepes angeschnallt war. Es dauerte ein paar Versuche, bis es den Schwestern gelang, geradeaus zu fliegen. Das Gewicht des Fluggastes zog sie immer wieder nach innen und führte dazu, dass sie erst mal ein paar Minuten im Kreis flogen.
Doch je länger sie in der Luft waren, desto besser flogen sie. Es war noch kein Kunstflug, aber Helene war begeistert. Das war die Hauptsache. Sie entspannte sich, baumelte mit den Beinen und wagte sogar ab und zu einen Blick auf die Erde. Nebenbei stellte sie alle möglichen Fragen.
„Konntet ihr sofort fliegen, als ihr auf die Welt gekommen seid?“
„Nein, das lernt man so mit fünf oder sechs Jahren“, antwortete Daka.
„Ist das schwierig?“
„Nein!“ (Das war Daka.)
„Ja!“ (Das war Silvania.)
„Wie gebt ihr beim Fliegen Gas?“
„Man muss den Kopf senken oder die Arme anlegen“, erklärte Silvania.
„Oder beides. Dann geht man richtig ab“, fügte Daka hinzu.
„Und wie bremst man?“
„Man richtet den Oberkörper etwas auf“, sagte Silvania.
„Und dreht die Handflächen nach vorn“, ergänzte Daka.
„Und Lenken?“
„Das macht man mit dem ganzen Körper, als ob man sich in eine Kurve legt“, sagte Daka. „So zum Beispiel.“ Daka legte sich in eine steile Linkskurve. Silvania konnte ihr gerade noch schnell genug folgen. WUSCH!, schossen die Halbvampire mit ihrem Klobrillenfluggast durch die Nacht.
„Juchuuu!“, schrie Helene. Sie hatte die Arme ausgebreitet und lehnte sich nach vorn. Man hätte meinen können, sie wäre ein echter, fliegender Vampir. Ein Vampir, der sich eine Klobrille an den Popo gebunden hatte.
„Boi, boi, boi!“, schrie Daka und setzte zu einer rasanten Rechtskurve an.
Silvania, die sich gerade von der Linkskurve erholt hatte, folgte in letzter Sekunde. Sie atmete schwer. Schweißtropfen bildeten sich unter der Fliegerhaube auf ihrer Stirn. Der nächtliche Ausflug war ihr zu anstrengend, zu rasant und zu gefährlich. Sie flogen zwar nur über das Feld hinter dem Reihenhaus und es war unwahrscheinlich, dass plötzlich aus dem Nichts ein Windrad oder ein UFO auftauchte, aber trotzdem. So, wie ihre Schwester die Kurven flog, überschlugen sie sich womöglich noch.
Silvania hatte sich den Abend mit ihrer gemeinsamen, allerbesten Freundin anders vorgestellt. Nicht so sportlich und nicht so … so vampirisch. Warum konnten sie nicht richtig spannende Sachen machen, wie zusammen in Zeitschriften blättern, Frisuren ausprobieren und über die Liebe reden?
„Schneller!“, rief Helene.
Daka senkte den Kopf und legte die Arme an. „Rrrapedadi!“
Silvania blieb nichts anderes übrig, als ebenfalls zu beschleunigen. Dabei wäre ihr eine Pause viel lieber gewesen. Die Erdanziehung schien bei ihr stärker zu sein als bei Daka. Ihre Arme fühlten sich so schwer an, als würden Kartoffelsäcke daran hängen. Sie kam sich vor wie ein fliegender Pottwal. So elegant. So leicht. So flugtauglich. „Na gut, noch eine Runde“, sagte sie. „Dann setzen wir zur Landung an, okay?“
„Schon?“ Helene stülpte die Lippen nach außen. Sie sah kurz zu Silvania, die Schweißperlen auf der Stirn hatte. „Einverstanden, aber erst eine extraschnelle Runde mit extravielen Kurven! Bitte!“
Silvania nahm ihre letzte Kraft zusammen. Nur noch eine Runde über das Feld. Das schaffte sie. Gleichzeitig mit Daka senkte sie den Kopf und die zwei Halbvampire, Helene und eine Klobrille schossen wie ein Blitz durch die Nacht. Sie flogen eine Linkskurve. WUSCH! Sie flogen eine Rechtskurve. WUSCH! Die Halbvampire, Helene und die Klobrille wurden immer schneller. Die Kurven wurden immer steiler.
Helene kreischte vor Vergnügen.
Daka schrie: „Boi, boi, boi!“
Silvania riss die Augen weit auf und sah voller Panik in die Nacht. Sie flogen nur noch knapp über dem Erdboden. Das war gut. Aber sie flogen viel zu schnell. Das war schlecht. Plötzlich, nach einer scharfen Rechtskurve, sah Silvania etwas. Es war nur wenige Meter von ihnen entfernt, stand auf dem Feld und schrie. Es war weder ein Windrad noch ein UFO. Es waren zwei dunkle Gestalten, auf die sie direkt mit Höchstgeschwindigkeit zudonnerten.
„AAAAH!“, schrie Frau Tepes.
„OOOOH!“, schrie Herr Tepes.
Für alles andere war es zu spät. Sie konnten nicht mehr zur Seite springen oder sich auf den Erdboden werfen.
WOMM!, sauste das unbekannte Flugobjekt auf sie zu. KNALL! RUMS! BUMS!, prallte es mit ihnen zusammen.
„AUUU!“, schrie Frau Tepes.
„OIOIOI!“, schrie Herr Tepes.
„Eijeijeijei, aaaaah, Fumpfs!“, schrie das unbekannte Flugobjekt.
Herr und Frau Tepes landeten mit den Hinterteilen auf dem Feld. Einen Moment blieb alles ganz still. Sie rieben sich die Köpfe. Sie wussten nicht, ob die Sterne, die sie sahen, wirklich am Himmel waren.
Dann hörten sie ein Stöhnen hinter sich. Herr und Frau Tepes drehten sich um. Sie musterten die drei Gestalten, die auf dem Feld lagen und sich Ellbogen, Kopf und Beine rieben. Zwei der Gestalten kamen ihnen sehr bekannt vor. Sie hätten fast ihre Töchter sein können. Ein drittes Mädchen lag zwischen ihnen. Es hatte ein metallenes Nudelsieb auf dem Kopf, das bis zur Nase gerutscht war. Das Mädchen war mit einem Gürtel an einer Klobrille festgeschnallt.
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