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Zweck zu erreichen, hauptsächlich auf Ciceros Betreiben, die auf Amtserschleichung gesetzte Strafe noch durch zehnjährige Verbannung zu verschärfen. 2 Diesen Beschluss glaubte jener (wie es auch war) auf sich gemünzt und wollte nun mit einer Rotte Anhänger Cicero und andere auf dem Wahlplatz selbst umbringen und sich sogleich zum Konsul wählen lassen. Es gelang ihm aber nicht. 3 Cicero erfuhr den Mordanschlag, eröffnete denselben dem Senat und hielt eine heftige Rede wider ihn. Weil er aber den Senat nicht zu den gewünschten Maßregeln bewegen konnte (denn die Sache schien unwahrscheinlich und man argwöhnte, dass er sie aus Feindschaft anschuldigte) geriet er in Furcht, weil er Catilina noch mehr erbittert hatte, 4 und wagte sich nicht, wie sonst, unbewacht in die Versammlung, sondern brachte noch Vertraute zu seiner Verteidigung mit und trug, teils der eigenen Sicherheit wegen, teils um jenen verhasst zu machen, einen Panzer unter dem Kleid und ließ denselben hin und wieder geflissentlich sehen. 5 Hierdurch, und weil auch anderwärts die Sage ging, dass man ihm nach dem Leben trachte, wurde das Volk dermaßen aufgebracht, dass sich die Mitverschwörer Catilinas fürchteten und sich ruhig verhielten.

      (30) So wurden andere zu Konsuln gewählt, und seine Pläne waren nicht mehr nur gegen Cicero und dessen Anhang, sondern gegen den ganzen Staat gerichtet. 2 Bald hatte er in Rom selbst die verworfensten Menschen, denen jeder Umsturz erwünscht kam, und bei den Bundesgenossen durch Verheißung von Schuldenerlass und Güterverteilung eine große Menge für sich gewonnen. 3 Die Ersten und Mächtigsten derselben (unter anderen selbst den Konsul Antonius) verband er durch die fürchterlichsten Eide. Er schlachtete einen Knaben, ließ sie über dessen Eingeweiden schwören und verspeiste dieselben mit den Übrigen. 4 Den hauptsächlichen Vorschub taten ihm in Rom Konsul Antonius und Publius Lentulus, der, nach dem Konsulat aus dem Senat gestoßen, jetzt, um wieder in denselben zu kommen, eine Prätur verwaltete, 5 in Faesulae aber, dem Sammelplatz seiner Anhänger, Gaius Manlius, ein im Krieg sehr erfahrener Mann (denn er hatte unter Sulla als Zenturio gedient), aber der ausschweifendste Verschwender. Nachdem er alles, was er damals zusammengerafft (und dies war nicht wenig) durchgebracht hatte, suchte er neue ähnliche Bereicherungsquellen.

      (31) Während dieser Umtriebe wurden Cicero zuerst die Vorgänge in der Stadt durch Briefe, deren Verfasser er zwar nicht nannte, die aber an Crassus und andere Große abgegeben worden waren, verraten. Auf diese hin erkannte der Senat, dass der Staat sich in Gefahr befinde und nach den Schuldigen gefahndet werden sollte. 2 Nächst dem kam Nachricht aus Etrurien, und nun wurde den Konsuln, wie es sonst üblich war, befohlen, auf die Sicherheit der Stadt und des Staates Bedacht zu nehmen. Diesem Beschluss war noch beigefügt: Die Konsuln hätten darauf zu sehen, dass der Staat nicht zu Schaden komme.101 3 Hierauf wurden an vielen Orten Wachposten ausgestellt, und die in der Stadt Befindlichen wagten nicht, sich zu rühren, sodass man sogar Cicero der Verleumdung beschuldigte. Die Nachrichten aus Etrurien aber bewirkten, dass die Sache mehr Glauben fand und Catilina des Aufruhrs angeklagt wurde.

      (32) Anfangs ließ sich dieser, als ob er das beste Gewissen hätte, bereitwillig auf die Sache ein, schickte sich zur Verteidigung an und erbot sich, um nicht entfliehen zu können, sich Cicero in Gewahrsam zu geben. 2 Da dieser aber seine Bewachung nicht annahm, wohnte er aus freien Stücken bei dem Prätor Metellus, um nicht den geringsten Verdacht zu geben, als hätte er Umsturzpläne, bis seine Mitverschworenen auf dem Platz mehr Stärke gewonnen hätten. 3 Weil sein Anschlag aber nicht voranging, Antonius aus Furcht zögerte und Lentulus gar nichts unternehmen wollte, beschied er sie nachts in ein Haus, kam unbemerkt von Metellus zu ihnen, schalt sie ob ihrer Schwäche und Unentschlossenheit, 4 stellte ihnen ihr trauriges Schicksal im Fall der Entdeckung, ihr Glück im Fall des Gelingens vor Augen und ermutigte und bestärkte sie dergestalt, dass zwei102 sich erboten, mit Anbruch des Tages zu Cicero zu gehen und ihn in seinem eigenen Haus zu ermorden.

      (33) Auch dies wurde vorher verraten, denn Cicero, der die einen vor Gericht verteidigt, andere eingeschüchtert hatte, reichte weit und hatte viele, die ihm solches zutrugen. Jetzt beschloss der Senat, Catilina aus der Stadt zu schaffen. 2 Dieser war froh, unter solchem Vorwand davonzukommen, begab sich nach Faesulae, begann offenen Krieg, trat, nachdem er den Titel und die Ehrenzeichen eines Konsuls angenommen hatte, an die Spitze der von Manlius angeworbenen Truppen und sammelte noch mehrere, erst Freigeborene, dann auch Sklaven unter seine Fahnen. 3 Jetzt erklärten ihn die Römer für einen Hochverräter, schickten Antonius, von dessen Teilnahme an der Verschwörung sie nichts wussten, gegen jenen zu Felde und legten selbst die Toga ab. Deshalb blieb auch Cicero zurück, obgleich ihm Makedonien im Los als Provinz zugefallen war; weder dorthin ging er (er hatte die Provinz, um seine Rechtsangelegenheiten abzuwarten, an seinen Amtsgenossen abgetreten) noch auch in das nahe Gallien, das er der jetzigen Umstände wegen für jenes angenommen hatte, sondern blieb zum Schutz der Stadt zurück und schickte den Metellus dahin ab, damit Catilina sich hier nicht festsetzen möchte.

      (34) Und dass er blieb, war für die Römer das größte Glück. Denn als Lentulus mit anderen Mitverschworenen und den Allobrogern, welche sich, als Gesandte in Rom weilend, von ihm hatten verleiten lassen,103 im Begriff stand, die Stadt an mehreren Orten anzuzünden und zu morden, 2 griff Cicero die so Angewiesenen auf, führte sie mit ihren Briefen in die Curie, versprach ihnen volle Straflosigkeit und legte so die Verschwörung völlig zutage. Jetzt erhielt Lentulus vom Senat den Befehl, die Prätur niederzulegen, wurde mit den anderen Verhafteten in Gewahrsam gesetzt, die anderen aber aufgesucht. 3 Dies alles hatte selbst den Beifall des Volkes, besonders da um die Zeit der Versammlung, in welcher Cicero über diese Angelegenheit eine Rede hielt, Iupiters Standbild auf den Rat der Auguren mit nach Osten und dem Forum gerichteten Gesicht auf dem Capitol aufgestellt wurde. 4 Denn da dieselben aus dem Umsturz des Götterbilds die Entdeckung einer Verschwörung geweissagt hatten und die Wiederaufrichtung gerade in die Zeit fiel, wo jene auf frischer Tat ertappt wurden, so pries das Volk die Fügung des Gottes und wurde über die Schuldigen noch mehr aufgebracht.

      (35) Es verbreitete sich das Gerücht, dass auch Crassus unter der Zahl der Verschwörer sei, und einer der Verhafteten hatte ihn wirklich genannt, aber nur wenige glaubten es. 2 Die einen gaben überhaupt keinem solchen Verdacht Raum, andere meinten, die Verschwörer hätten es erdichtet, um durch einen so mächtigen Mann mehr Vorschub für ihre Sache zu gewinnen. Wenn es einige aber auch glaubhaft fanden, so hielten sie es nicht für ratsam, einen der ersten Männer des Staates mit ins Verderben zu ziehen und die Stadt in noch größere Verwirrung zu stürzen. 3 So wurde die Sache gar nicht aufgenommen. Als aber viele, sowohl Sklaven als Freie, die einen aus Furcht, die anderen aus Bedauern mit Lentulus und seinen Mitgefangenen, sich zusammentaten, um ihn der Verhaftung und dem Tod zu entreißen, erfuhr es Cicero noch zeitig genug, um das Capitol und das Forum noch in der Nacht mit Wachen zu versehen. 4 Durch ein göttliches Vorzeichen mit Anbruch des Tages in seiner guten Hoffnung noch mehr bestärkt, weil nämlich bei einem von den Vestalinnen104 in seinem Haus vorgenommenen Opfer die Flamme ungewöhnlich hoch ausschlug, befahl er dem Volk, vor den Prätoren den Fahneneid zu schwören und sich, falls Soldaten notwendig würden, bereitzuhalten. Mittlerweile versammelte er den Senat und wusste diesen so sehr in Furcht und Schrecken zu setzen, dass er die Gefangenen zum Tod verurteilte.

      (36) Lange waren sie unentschieden und hätten beinahe den Tod nicht gegen sie verhängt. Nachdem alle vor ihm für die Todesstrafe gestimmt hatten, äußerte Caesar seine Meinung dahin gehend, man solle die Gefangenen in verschiedene Städte verteilen, ihr Vermögen einziehen 2 und gesetzlich verbieten, ihre Begnadigung jemals in Antrag zu bringen. Wenn einer fliehe, so solle man die Stadt, aus der er entronnen ist, zur Feindin des Staates erklären; dahin entschieden sich alle bis auf Cato, sodass auch einige der Vorredner ihre Meinung zurücknahmen. 3 Als aber dieser sie des Todes für schuldig erklärte und die Folgenden mit ihm stimmten, so wurden die Schuldigen durch die Mehrheit der Stimmen mit dem Tod bestraft, auch deshalb ein Opfer- und Dankfest verordnet (was bisher aus solchem Anlass nie geschehen war). Auch die anderen als Teilnehmer Genannten wurden aufgesucht und selbst solche vorgeladen,

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