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Afrikanische Mythen und Magie. Leo Frobenius
Читать онлайн.Название Afrikanische Mythen und Magie
Год выпуска 0
isbn 9783849615048
Автор произведения Leo Frobenius
Жанр Языкознание
Издательство Bookwire
Darauf wollte Bubu Ardo Gallo umkehren, Samba Ali Sëidu aber hatte noch einen goldenen Speer, den stieß er Bubu Ardo Gallo in den Rücken. Wer von einem silbernen oder goldenen Speer getroffen ist, stirbt. Bubu Ardo Gallo fiel vom Pferd und starb.
Die einen kehrten zurück und weinten. Die anderen kehrten zurück und lachten.
Duldibulukassu
Eines Tages ging eine Fulbefrau mit Namen Fatumata Hamasiri auf den Markt. Sie hatte fünfzehn Sklaven, die Milch trugen. Die wollte sie auf dem Markt von Deera den Bammana verkaufen. Fatumata Hamasiri war das schönste Mädchen in ganz Kunari. Sie kam nach Deera. Die Sklaven setzten die Schalen mit Milch vor ihr nieder. Dann nahm sie ihren Platz ein. Der Bammanakönig von Deera hatte einen Arrawandu (d. h. Hund), dem durfte niemand etwas tun. Deshalb nahm er das Gute und Wohlschmeckende, wo er es fand. Er lief auf den Markt und begann aus den Milchschalen Fatumata Hamasiris zu saufen. Das Fulbemädchen aber nahm den geflochtenen Schalendeckel und schlug damit auf den Hund. Der Hund lief kläffend und heulend von dannen und in das Haus seines Herrn, des Königs von Deera.
Der Bammanakönig fragte sogleich: "Wer hat meinen Hund geschlagen?" Die Leute sagten: "Das tat ein Fulbemädchen, die auf dem Markte Milch verkauft." Der König konnte die Fulbe sowieso nicht leiden. Als er das nun hörte, befahl er seinen Leuten: "Schlagt das Fulbemädchen, das meinen armen Hund geschlagen hat. Zerschlagt alle Milchgefäße. Jagt alle Fulbe vom Markt."
Die Leute taten es. Fatumata Hamasiri wurde geschlagen. Ihre Milchschalen wurden zerschlagen. Sie und alle ihre Leute und auch alle anderen Fulbe wurden aus Deera ausgetrieben. Sie ging nach Sendige zurück. Auf dem ganzen Weg weinte sie. In Sendige weinte sie. Die Leute fragten: "Was hat die schöne Fatumata Hamasiri?" Fatumata Hamasiri erzählte, wie es ihr gegangen sei. Die Leute sagten: "Da gibt es nur einen guten Rat. Trag deine Beschwerde Duldibulukassu vor." Fatumata Hamasiri hörte auf zu weinen. Sie sagte: "Das werde ich tun."
Fatumata Hamasiri bereitete fünfzig Boliro (Flaschenkürbisse) voller Butter vor. Sie tat dreitausend Kolanüsse in Körbe. Damit machte sie sich auf den Weg. Sie kam mit den Trägern in Boni, der Stadt Duldibulukassus, an. Sie brachte dem König die Geschenke dar. Duldibulukassu sagte: "Was wünschst du von mir?" Fatumata Hamasiri sagte: "Ich war mit meinen Sklaven auf den Bammanamarkt Deera gegangen. Ich verkaufte meine Milch. Der Hund des Königs kam und soff aus meinen Milchschalen. Ich konnte das nicht mit ansehen und schlug den Hund mit einem geflochtenen Schalendeckel. Der Hund lief heulend fort. Darauf ließ der Bammanakönig mich schlagen, meine Milchgefäße zerbrechen und alle Fulbe vom Marktplatz vertreiben. Diese Schmach kann ich nicht auf mir sitzen lassen."
Duldibulukassu sagte: "Das ist eine Sache der Fulbe. Ich werde sie zu der meinen machen. Es ist sehr einfach." Fatumata Hamasiri ging. Duldibulukassu sandte an den Bammanakönig folgende Botschaft: "Du hast ein Fulbemädchen mißhandelt, ihre Milchschalen zerschlagen lassen und die Fulbe vom Marktplatz vertrieben. Wenn die Regenzeit zu Ende ist, werde ich zu dir kommen und dir Unannehmlichkeiten bereiten." Als der Bammanakönig von Deera diese Nachricht empfing, rief er die Leute aus fünf Dörfern in seine Stadt. Dann verstärkte und verbesserte er die Mauern.
Als er mit seinen Vorbereitungen fertig war, sandte er eine Botschaft an den König Duldibulukassu, die lautete: "Willst du denn nicht bald kommen? Glaubst du, daß ich soviel Zeit übrig habe, um auf dich zu warten?" Als diese (spöttische) Nachricht kam, meinten die Freunde Duldibulukassus: "Sende doch Nachricht aus und suche nach Bundesgenossen. Denn die Stadt Deera ist jetzt fest gebaut und stark verteidigt." Duldibulukassu sagte: "Wenn ich eine solche Nachricht sende, sende ich sie nur an mein Pferd. Und mein Pferd sendet solche Nachricht an mich. Andere Bundesgenossen gibt es für uns nicht. Mir genügen meine eigenen Dimadio (Hörige)."
Nun weiß jeder, daß der Held des Baudi in der Lage ist, gegen 120 Reiter zu kämpfen. Duldibulukassu hatte außerdem 2500 Dimadio, 120 Reiter, 12 Flötenbläser, 3 Mabo (Sänger). Er versammelte sie. Er ließ die Spielleute das Dondori anstimmen. Das Dondori ist eine Melodie, die macht das Herz schlagen und entflammt den Kriegszorn der Tapferen. Es ist so wirksam, daß ein Schwächling, der es hört, daran sterben kann. Duldibulukassu setzte sich mit seinen Leuten in Bewegung und sandte an den Bammanakönig folgende Botschaft: "Bereite Essen vor, denn in drei Tagen werden wir kommen, es zu verzehren." Der Bammanakönig ließ antworten: "Nehmt nur allen Mut zusammen. Jeder Flüchtling soll ebenso erschlagen werden, und wenn ihr nicht tapfer seid, könnte es passieren, daß die ganz kleinen Fulbekinder heranwachsen müssen, ehe die Fulbe wieder dazu kommen, in den Städten Milch zu verkaufen." Duldibulukassu ließ antworten: "Wenn ihr euch nicht verteidigen könnt, laßt es sein. Denn es könnte passieren, daß die Bammanafrauen neue Kinder gebären müssen, damit die als erste wieder die Acker bestellen."
Die Truppen Duldibulukassus kamen vor Deera an. Die Reiter und das Fußvolk verteilten sich um die Festung und griffen sie von allen Seiten zugleich an. Sie griffen an und schossen. Die Bammana waren aber gut gerüstet und schlugen die Fulbe zurück, und als die nochmals angriffen, wiederum, und dies Spiel wiederholte sich mehrere Male hintereinander. Zuletzt gingen die Fulbe ziemlich weit zurück und schlachteten einige Ochsen. Sie zogen denen die Häute ab und kamen damit wieder.
Duldibulukassu hatte sich bislang um die ganze Sache nicht viel bekümmert. Als er nun seine Leute mit den Ochsenhäuten ankommen sah, fragte er: "Was soll denn das? Was wollt ihr denn damit?" Die Leute sagten: "Das soll uns dazu dienen, die Kugeln und Pfeile der Feinde abzufangen." Duldibulukassu fragte: "Ja, habt ihr denn die Festung noch nicht eingenommen!" Die Leute sagten: "Nein, die Festung ist zu stark." Duldibulukassu sagte: "Nun, dann werde ich euch einmal zeigen, wie man so etwas macht. Gebt mir erst einmal etwas zu trinken." Die Leute reichten ihm Besu. Duldibulukassu nahm drei starke Züge. Dann war er leicht angetrunken. Er machte sich auf den Weg. Unterwegs wetzte er die Spitzen zweier Speere aneinander, so wie man zwei Messer wetzt.
Er kam an das Stadttor, das durch die Festungsmauer führte. Er trat das Tor einfach ein. Er trat dagegen und es zersplitterte. Dann zog er quer durch Deera. Mit dem Speer stieß er immer nach rechts und links. Die Leute wichen so zur Seite und flohen. Drei solche Querzüge machte er durch die Stadt. Dann war der Sieg endgültig.
Die Bammana waren geschlagen. Duldibulukassu hatte zweitausendfünfhundert Bammana-Gefangene. Er band sie untereinander mit Stricken zusammen, sandte sie an Fatumata Hamasiri und ließ ihr sagen: "Nun brauchst du nicht mehr zu weinen und dich nicht mehr zu schämen."
Seitdem hatte es in Gimbala nie wieder ein Bammana gewagt, einen Fulbe zu schlagen.
Bessema spielt den Herrn
Bessema war ein Dimadio (Kaste der Hörigen) des Fulbeherrschers Galadio. Er hatte ein Dorf namens Suki im Konareland inne, und wenn er auch (als Dimadio) zum Stamm der Unterworfenen gehörte, so gab ihm doch sein gewaltiger Reichtum viel Freiheit. Er hatte nicht weniger als 5000 Pferde, von denen keines mehr als zweijährig war, und die dazugehörigen Reiter waren vom besten Alter. Keiner hatte noch geheiratet. Er selbst ritt nicht, sondern er pflegte sich auf einer Karakalawal (das ist eine Tragbahre, ein Mattenbett) auf den Köpfen der Leute tragen zu lassen. Er und sein Land gehörten Galadio. Er war aber so mächtig wie ein freier Ritter. Wenn er sich nach dem Markt Fatagoma hatte tragen lassen, wurde sogleich die Hälfte von jeder Kanne mit Besu ihm zugemessen, während die andere dem König Galadio zufiel.
Einmal waren wieder einige Freunde Galadios mit diesem auf dem Markt Fatagoma. Sie sagten zu Galadio: "Höre, dieser Bessema aus Suki, dein Dimadio, gefällt uns nicht mehr. Er wird schon zu voll. Er scheint schon wohlhabender als du und wird dir eines Tages große Schwierigkeiten machen. Er tritt hier gerade so auf, als wenn er der König wäre. Paß auf!" König Galadio sagte: "Ach, bis jetzt hat das wohl noch nicht viel zu sagen." Die Freunde sagten: "Paß auf!"
Galadio blieb noch einen Tag, dann machte er sich auf den Heimweg. Bessema war schon vor ihm in sein Dorf zurückgekehrt.
Unterwegs dachte Galadio: "Mit