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war wie immer so auch damals noch vor dem Schlafengehen draußen umhergewandelt, hatte mich über das Getier gefreut, das so zahm geworden, daß es kaum von mir Notiz nimmt. Im Sternenlicht buddelten Fenneks am Rande des Haines nach Mäusen, ein Dib schärfte sich die Zähne an dem Antilopenschädel und versuchte das Hirn freizulegen. Ich stand im Schatten, und Wrangel schlief im Zelt.

      So kam es. Wrangel hätte mich gewarnt.

      Sie kamen lautlos herangeschlichen, — ein riesiger Neger war es, der mir seine Pranken um den Hals legte, und Cordy schlug mit dem Pistolenkolben zu, ich verlor für kurze Zeit die Besinnung.

      Den Freunden erging es ähnlich, und Cordy hätte meinen Hund niedergeschossen, wenn Wera ihm nicht in den Arm gefallen wäre. Da haben sie denn Wrangel an die Kette gelegt. Das war aber auch der einzige Beweis für ein besseres Gefühl, den James Cordy halb gezwungen lieferte. Im übrigen war er ein von Goldgier besessener Teufel.

      Sie hatten uns in meinem Zelt auf die Bodenmatte gesetzt, uns vier, mit dem Rücken gegen zwei Kisten gelehnt und sehr zuverlässig gefesselt.

      Sie — das waren Cordys Gesellen: Drei Araber, ein Neger, zwei Mischlinge, alles Kanaillen bösester Art. Ich hatte meinen Feind Cordy so noch nie gesehen. Er saß zurückgelehnt da, die Zeltlampe schien ihm hell in das braune, verwüstete Gesicht. Sein dünnes graues Haar lag wirr um die hohe Stirn, eine Strähne beschattete das linke Auge, das rechte funkelte um so niederträchtiger.

      Er hatte seine Garde weggeschickt. Der Neger sollte Wera nebenan bewachen, die anderen sollten die Reit- und Lasttiere über den Plattensteig in die Oase bringen.

      Cordy war bartlos, seine äußere Erscheinung vernachlässigt, sein Körper irgendwie ruiniert. Seine schmutzigen Hände flatterten nervös, sein Mund zuckte, aber — noch hatte er Gewalt über sich.

      »Also das sind Sie!« sagte er mit kaltem Hohn zu mir. »Das ist der Abelsen, der Wera Zubanoff im zärtlichen Spiel das Geheimnis ablocken wollte!«

      Eine Antwort hätte sich erübrigt. Der Mensch war keine Antwort wert. Aber es ging hier nicht allein um meine Person.

      »Und das ist,« sagte ich, » … das ist Lord James Cordy, der mich mit der Kugel verschiedentlich fehlte … — ein Meuchelmörder, ein Frauenräuber, ein …«

      »Seien Sie nicht albern, Mann!! — Haben Sie das Gold gefunden? Sie müssen es gefunden haben … Sie sind lange genug hier …« Seine Worte überstürzten sich. »Lange genug, um genau suchen zu können … Sollten Sie es anderswo verborgen haben, — ich werde euch schon die Zunge lösen!! Reden Sie!!«

      »Sehr gern …« Es war die Wahrheit. Vielleicht hing hier alles davon ab, wie ich redete.

      Dieses schlotternde Bündel verbrauchter Nerven da konnte unmöglich mir geistig gewachsen sein. Nur von Cordy konnte ich die Schleier lüften lassen.

      »Ich habe das Gold leider nicht gefunden. Ich bezweifele auch daß etwas zu finden ist. Hätten wir es entdeckt, wären wir nicht mehr hier, denn die Dummheit werden Sie uns wohl kaum zutrauen, hier das Eintreffen der anderen Anwärter abzuwarten und somit zumindest blutige Kämpfe zu riskieren!«

      Er blickte mich scharf an. Dann beugte er sich vor und lachte mir schrill ins Gesicht. »Die anderen Anwärter liegen in der Totenstadt der Berge … Meine teure Gattin war nicht vorsichtig genug. Sie und ihre Bischarin teilten das Schicksal des Spions, den ich dort schon vorher mal lebend begraben ließ. Die Steinhütten eignen sich prächtig dazu. Wenn man die Löcher dort in der Außenmauer wieder verschließt, ahnt niemand, daß dort drinnen Lebende verhungern …«

      Neben mir hüstelte Sussik warnend. Er hätte es nicht zu tun brauchen, ich war schon im Bilde: Sussik war der Spion, den Cordy soeben erwähnt hatte … Also der eine Punkt war bereits geklärt, auch das Andere, die Hauptdinge, würden folgen.

      Cordy war in seiner satanischen Genugtuung über den Streich, den er seiner Frau gespielt hatte, Sussiks Warnungszeichen entgangen. Er lehnte sich wieder zurück …

      »Und Sie … Sie werden denen da Gesellschaft leisten!« fügte er mit einem schrecklichen Grinsen hinzu. »Ich kann keine Mitwisser dulden — keine!«

      Er beobachtete mich lauernd.

      »Natürlich nicht,« sagte ich gleichgültig. »Ich würde nicht anders handeln … Hätte ich Wera Zubanoff in der Gewalt, würde mir es genügen!«

      Es war eine plumpe, inhaltlose Anzapfung. Er fiel prompt darauf herein.

      »Aber das infame Weib verrät nichts, das ist es!« zischte er fast geifernd.

      Da lachte ich ihn an. Ich konnte die inneren Zusammenhänge noch immer nicht richtig zusammenfügen, ich wußte zu wenig, — nur eins konnte ich: diesen Verbrecher aushorchen.

      »Sie wäre ja eine Närrin, gäbe sie die Waffe aus der Hand, Mr. Cordy …! So lange sie schweigt, ist sie vor Ihnen sicher … Es sei denn, Sie fänden das Gold ohne Weras Angaben, was ich bezweifele. Ich habe hier alles um und um gekehrt, kein Fußbreit Boden blieb undurchsucht, — es ist nichts da!«

      Er nagte mit den gelben Oberhauern die Lippe. Er schielte mich höhnisch an … »Was können Sie groß gesucht haben!!« meinte er wegwerfend. »Sie fanden nicht einmal den alten Stollen. »Allerdings nicht. — Stollen?! Das ist mir neu …«

      »Und das Neue bricht Ihnen das Genick, —Sie fanden den Stollen nicht, ich kannte die Treppe nicht, nun bin ich jedenfalls hier, und das Frauenzimmer wird reden!! Sie weiß Bescheid, ihr Mann hat es ihr anvertraut, aber der blöde Kerl ist ja jetzt unauffindbar, soll irgendwo in einem Koptenkloster stecken und seine Sünden abbüßen, der Idiot!! Sünden — lächerlich!«

      »Die Nubische Goldminen-Aktiengesellschaft …« gab ich ihm auf gut Glück ein anderes Stichwort. Er war in dem Wahn befangen, Wera hätte mir mindestens die Hälfte des großen Geheimnisses offenbart. Und ich — wußte nichts! »Ja, Lord Fattmoore war mitbeteiligt,« nickte Cordy eifrigst. »Fattmoore war Zubanoffs Freund, — was man so Freund nennt …«

      »Dafür modern seine Gebeine am Amur, Mr. Cordy …«

      »Ist mir bekannt … Fattmoore war ein Schwätzer … Sein älterer Bruder rüstete damals 1903 die Expedition aus und nannte sich bescheiden Houston, ein Name, der zu nichts verpflichtet . .«

      »Nur zum Sterben, — Houston kehrte nie zurück …« Ich sagte das mit einem kühlen Achselzucken. Innerlich jubelte ich, denn nun lichtete sich das Dunkel, nun wurde mir auch klar, wer der Filmregisseur Howard Houston sein mußte.

      »Das Weib hat Ihnen ja recht viel erzählt! Stimmt, nur der Zettel, den Houston kurz vor der Katastrophe durch einen Araber nach Bir Schikr sandte, war das letzte Lebenszeichen von ihm.« Cordy nagte wieder die Unterlippe … »Wenn man nur wüßte, ob der Zettel noch vorhanden ist?!« Wieder traf mich der lauernde Blick. »Sprach Wera davon, Abelsen?!«

      »Andeutungen — nur in Andeutungen … Sie ist sehr vorsichtig, Cordy.« Ich schlug einen vertraulichen Ton an. »Wir sollten uns zusammentun, Cordy … Sie allein erreichen nichts … Ich verlange nur ein Viertel des Gefundenen. Das genügt uns …«

      Sein Blick flog über meine Gefährten hin … Ich las ihm die Gedanken von der Stirn ab.

      Prächtig war es, wie Freund Adolar mir da half.

      Er schrie empört: »Und wir, Abelsen?! Wollen Sie uns etwa im Stiche lassen?!«

      Gupas Baß mengte sich ein.

      »Du bist ein Schurke, Abelsen! Jetzt erst erkenne ich dich!!« — und er spie mir vor die Füße.

      Das Theater klappte …

      Ein Mensch wie Cordy konnte sich natürlich gar nicht vorstellen, daß jemand alles Gold der Welt verachtete und nicht einen Finger rühren würde, um Gold zu erbeuten.

      Er stand auf, zerschnitt rasch meine Fußfesseln, half mir auf die Beine und führte mich ins Freie.

      Hinter

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